: Alte Reflexe
Betr.: „Kein Göring-Stück“, taz hamburg v. 16. 2.
Schade, dass alte Reflexe wohl immer so funktionieren müssen. „Witze über den Holocaust“ – das geht doch nicht ... Nein, das geht auch nicht, was aber gehen muss – und das ist es, was im Stück geschieht –, sind Berichte über und von Witzfiguren, und an denen herrschte im Nazi-Reich bekanntlich kein Mangel. Klar, dass dabei auch das Wort Auschwitz vorkommt. Klar, dass auch der Alte-Kameraden-Marsch gespielt wird (die Internationale wird Emmy Göring wohl kaum gesungen haben).
(...) Political Correctness darf sich nicht im Nichterwähnen angeblicher Tabu-Aussagen von Tabu-Personen erschöpfen. (...) Die Leitung des Politt-Büros macht hier genau das, was „der Linken“ von „der Rechten“ vorgeworfen wird, leider oft zu Recht: Sie entzieht sich der politischen und historischen Diskussion – und überlässt dadurch die Deutungshoheit den Ultrarechten.
Für mich ist der Erfolg des Stückes (...) ohnehin durch den besten Teil des Vorpremieren-Abends bewiesen: Die wunderbar kontroverse Diskussion zwischen Publikum, Regisseur und Autor. Sollte nicht genau das erreicht werden? Arne Burmeister