■ Parkplätze für die Schmeling-Halle: Alte Lügen, neues Geld
Die Zeit entlarvt manche Lüge. In Berlin gebe es in jedem Fall nicht nur Bedarf, sondern auch ein Interesse von privaten Betreibern an modernen Sportstätten, mit oder ohne Olympia 2000, behauptete vor drei Jahren der Senat. Als Sydney aber den Zuschlag erhielt, platzten zuerst die Baupläne für die Megahalle am Stadion der Weltjugend. Über das vom Senat strapazierte Zauberwort vom „public-private partnership“ lachten mögliche Betreiber nur. Ihre Bilanz kennt nur Mark und Pfennig und nicht politisches Wortgeklingel. Da war das Stadion schon für 32 Millionen Mark abgerissen.
Ein Déjà-vu-Erlebnis gibt es nun bei der Max-Schmeling-Halle. Einziger Unterschied: Der Bau ist fertig. Ein Witz, daß selbst der Bauherr OSB die Halle nur dann betreiben möchte, wenn der Senat jährlich 5 Millionen auf den Tisch legt. Anschaulicher kann man kaum illustrieren, daß die Prognosen über Bedarf und Rentabilität auf Sand gebaut waren. Mag die Halle architektonisch gelungen sein, Berlin durchaus einen solchen modernen Großbau statt der veralteten Deutschlandhalle brauchen – unverantwortlich bleibt derlei Umgang mit dem Geld der Berliner. Ein Argument mehr, die erst im Rohbau fertige Schwimmhalle an der Landsberger Allee zu stoppen; ebenfalls eine Frucht der olympischen Bewerbung.
Die Max-Schmeling-Halle privaten Betreibern mit 2.000 Parkplätzen schmackhaft zu machen, rundet den Dilettantismus ab. Schließlich war die hervorragende Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr Teil des Konzepts. Statt weiter Geld zu verschleudern, sollte der Senat eingestehen, daß eine solche Sportstätte nicht gewinnbringend betrieben werden kann. Sinnvoller als alle Versuche, die Profite von privaten Unternehmern abzusichern, wäre deshalb, Berlin würde die Halle gleich selbst betreiben. Gerd Nowakowski
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