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Alte Filme, neue Klänge

■ Mit Soundtracks zu The Mystery of Leaping Fish und Ménilmontant modernisiert das Elektronik-Trio field die „Stummfilm und Musik“-Reihe im Metropolis

„Lassen Sie die Finger vom Drehbuchschreiben, und bleiben Sie beim Schauspielern“ wird der Stummfilmstar Douglas Fairbanks kurzerhand von einem Studioboss beschieden. Dabei ist die von ihm vorgetragene – zugegebenermaßen etwas gewagte – Skrit-Idee ein Bravourstück anarchischen Klamauks: Fairbanks sieht sich selbst in der Hauptrolle eines „wissenschaftlich“ geschulten Detektivs, der seine Fachkenntnisse auf dem Gebiet der Rauschmittel nicht nur für den Eigenbedarf nutzt, sondern auch im Auftrag des Secret Service mittels gezieltem Drogeneinsatz und absurden Verkleidungen eine ganze Schmugglerbande außer Gefecht setzt.

Noch aberwitziger wird die Sache allerdings, wenn man weiß, dass die Ablehnung von Fairbanks Entwurf ebenfalls nur Fiktion ist und lediglich die Rahmenhandlung zum Detektivabenteuer The Mys-tery of the Leaping Fish abgibt. In Wirklichkeit stammt die Story samt selbstironischem Auftritt des damaligen Stars Fairbanks as himself aus der Feder von Tod Browning. Und was wie eine postmoderne Spielerei wirkt, wurde im Jahre 1916 von Regisseur John Emerson in einer 30-minütigen Stummfilmfarce realisiert.

The Mystery of the Leaping Fish, der in den frühen Siebzigern ein kurzes Kult-Revival als dreiste Drogenhommage feierte, ist der erste von zwei alles andere als verstaubt wirkenden Stummfilmen, die am Freitag im Metroplis gezeigt werden und mit denen die bewährte Reihe „Stummfilm und Musik“ eine neue Richtung nehmen könnte. Denn statt der üblichen klassichen (Klavier-)Begleitung übernimmt die Hamburger Formation field mit einer Mischung aus TripHop, Drum & Bass und Ambient die musikalische Untermalung. Den übertriebenen Slapstickelementen etwa, mit denen Fairbanks seine Akrobatickünste unter Beweis stellt, setzen die drei Musiker Uwe Haas (Trompete, Sounds und Samples), Sven Kacirek (Schagzeug) und Marcus Setzer (Bass) eine ernste Krimimusik entgegen, die die komische Wirkung verstärkt.

Der zweite Film dagegen, das Sozialmelodram Ménilmontant über das trübe Schicksal einer Pariserin aus dem Arbeitermilieu aus dem Jahr 1925, schien field besonders für den atmosphärischen Einsatz moderner Sounds geeignet. Der nach Frankreich emigrierte estländische Regisseur Dimitri Kirsanow, selbst Musiker, bricht in seinem filmgeschichtlich den Übergang vom Impressionismus zur Avantgarde markierenden Werk mit den Erzähltraditionen. Schnelle Schnitte und atemberaubende Kameraschwenks erinnern gleichermaßen an die sowjetische Montagetechnik wie an die MTV-Clip-Ästhetik. Eins haben die Filmemacher, deren unterschiedliche Ansätze field zum Nachweis der Bandbreite moderner Vertonungen aufgreifen, übrigens dennoch gemeinsam: Mit ihren schrägen Ideen wären sie heute aus den Büros der Studiobosse in hohem Bogen rausgeflogen. Marit Hofmann

Fr, 18.2., 21.15 Uhr, Metropolis

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