der wahrheit zuliebe : Alles Lug und Trug
Ein drastischer Fall von Borderline-Journalismus in der taz-Bremen: Der am vergangenen Sonnabend auf Seite 27 erschienene Text „Hennings heiliger Hintersinn“ erwies sich bei der betriebsüblichen Nachrecherche als gröbliche Fälschung – und das auch noch im Namen des Allerhöchsten! Besonders perfide: Der Text verquickte zweifellos richtige und überprüfbare Tatsachen-Behauptungen mit frei erfundenem oder aus theologischem Basiswissen auf primitive Weise zusammengestückeltem Material. So ist es richtig, dass Bremens Bürgermeister Henning Scherf am vergangenen Freitag in Berlin die Genesis-Passage „Jakobs Kampf mit Gott“ (1. Mose 32, 23-32) ausgelegt hat. Ebenso stimmt es, dass der Schweizer Theologe Karl Barth im Jahr 1914 ausgerechnet am Tag des Sarajevo-Attentats über dieselbe Stelle gepredigt und kürzere Arme als der Senats-Präsident gehabt hat. Nicht bestätigen ließ sich jedoch die insinuierte, angebliche „atemberaubende Neudeutung“. In Wirklichkeit gibt es keine Hinweise darauf, dass Bremens Landesoberhaupt die gewohnten Pfade der Bibel-Exegese verlassen hätte. Keines der diese Behauptung stützenden vermeintlichen Zitate hält der Überprüfung stand – offenbar waren sogar die jene These stützenden ‚Zeugenaussagen‘ vermeintlicher Gewährsfrauen manipuliert. Dem verantwortlichen Redakteur wurde gekündigt.
bse