: „Alles Geld ist wieder da“
■ Verbotene Novi-GmbH rechnet Unschuld vor
Zum Gegenangriff ist gestern die „Novi Beteiligungs GmbH“ in Bremen-Nord übergegangen, die in der vergangenen Woche von der Staatsanwaltschaft durchsucht und anschließend geschlossen worden war (vgl. taz vom 14.1.). „Alle Gelder unserer Kunden sind vorhanden“, versicherte Novi-Geschäftsführer Peter Helmer gestern vor der Presse, „ein Schneeballsystem zur Auszahlung von Kunden mit den Einlagen neuer Kunden hat es bei uns nie gegeben.“
Genau dies hatte allerdings der für Finanzbetrügereien zuständige Bremer Staatsanwalt, Christian Baumgarte, vermutet. Rund 150 Kunden seien Einlagen von rund 1,5 Millionen Mark mit dem Versprechen einer Rendite zwischen 14 und 44 Prozent abgeluchst worden, hatte der Staatsanwalt ermittelt und festgestellt: „Solche Geschäfte gibt es gar nicht.“
„Solche Geschäfte gibt es doch“, konterte jetzt Novi-Geschäftsführer Peter Helmer, und zwar in Form von „Gewinnschuldverschreibungen“ an seiner eigenen Firma. Damit seien die Kunden einerseits am Gewinn der Novi-GmbH beteiligt und würden andererseits an den Profitmargen einer geschickten Anlagepolitik partizipieren. Über die ordnungsgemäße Verwendung der 1,5 Millionen Mark legte Helmer die Bestätigungen einer Kölner Anwaltskanzlei und einer Bonner Wirtschaftsprüfungsgesellschaft vor. Daraus geht hervor, daß der gesamte Betrag inzwischen wieder auf einem Novi-Treuhandkonto liegen soll.
Die ausgesprochen hohe Rendite von 2,8 Prozent im Monat, die Novi seinen Kunden verspricht, sei möglich, weil die Einlage nicht bar wieder ausbezahlt, sondern lediglich in Form von Novi-Einkaufsgutscheinen herausgegeben werde, so Geschäftsführer Helmer. Diese Gutscheine könnten dann in den „Novi-Mulit-Shops“ in Waren und Reisen eingetauscht werden.
Der Bremer Novi-Shop war am Donnerstag auf Antrag der Staatsanwaltschaft gleich mitgeschlossen worden. Bis heute ist er nicht wieder offen. Die beiden verhafteten Geschäftsführer allerdings waren nach einer Nacht im Knast wieder freigelassen worden. „Wir haben Einspruch gegen die Beschlagnahme unserer Unterlagen erhoben und behalten uns Schadensersatzansprüche vor“, meinte Novi-Geschäftsführer Helmer gestern. Er hat in diesen Dingen durchaus Erfahrung: Bevor er im vergangenen Jahr in Bremen seine Geschäfte aufgenommen hatte, saß er fünf Monate lang in Luxemburg in Untersuchungshaft, Verdacht auch damals: Finanzbetrug. Auch in dieser Sache bereite er zur Zeit eine Schadensersatzklage vor, sagte Helmer gestern. Als Bremer Novi-Geschäftsführer will er jetzt trotzdem zurücktreten – „um erstmal aus der Schußlinie zu kommen“. Ase
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