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Allerorten Mut zur Lücke

■ In Altona bröseln historische Altbauten vor sich hin / Bezirk für Erhalt, Behörde für Neubau – Geld gibt's für beides nicht Von Heike Haarhoff

„Der Verfall hat Methode.“ Durch ihre Untätigkeit, schilt Altonas GAL-Fraktionschef Olaf Wuttke, „macht die Stadt den Spekulanten vor, wie man alten, schützenswerten Wohnraum absichtlich zerstört, um hinterher einen Neubau gegen den Willen des Bezirks durchzusetzen“. Seit Jahren gammeln an der Max-Brauer-Allee 162-166 die mittlerweile unbewohnbaren letzten Zeugen des frühen industriellen Wohnungsbaus in Altona vor sich hin.

Eine baldige Lösung ist nicht in Sicht: Die Bezirkspolitiker wehren sich aus architekturgeschichtlichen Gründen vehement gegen den von der Liegenschaft geforderten Abriß und fünfstöckigen Neubau. „Soziale Wohnungsprojekte sind zu befürworten. Sie dürfen aber nicht gegen die Altbausubstanz ausgespielt werden“, fordert Wuttke. Obdachlose Jugendliche und Erwachsene, darunter Haftentlassene, sollten in dem Neubau künftig wohnen. Doch das Nutzungskonzept des Vereins Integrationshilfen, bedauert Geschäftsführer Jürgen Trosch, „scheiterte im Dezember an der Finanzierung und dem Desinteresse der Behörden“.

Die Lawaetz-Stiftung, der die städtischen Grundstücke anhandgegeben wurden, will sich nun als alternative Baubetreuerin vermittelnd einschalten: „Neubau ist angesichts der maroden Bausubstanz die einzig realistische Möglichkeit. Wenn wir aber keinen politischen Konsens herstellen, ziehen wir uns aus dem Projekt zurück“, droht Geschäftsführerin Karin Schmalriede.

Erneut bestätigte der Sanierungs- ausschuß am Montag den einstimmigen Beschluß der Bezirksversammlung vom Februar 1994, die zweistöckigen Häuser als stadtteilprägende Bauten zu erhalten. Doch leider, bedauert Schmalriede, sei niemand gewillt, Geld für die Sanierung locker zu machen. 2,5 Millionen Mark würde diese verschlingen; mit denselben Mitteln ließe sich ein fünfgeschossiger Sozial-Neubau mit weitaus mehr Wohnfläche finanzieren. Ob die Wohnungsbaukreditanstalt diese Finanzierung übernimmt, ist jedoch bislang völlig ungewiß.

„Es ist unüblich, abzureißen, solange das Neubau-Konzept nicht steht“, schäumt Wuttke. Im übrigen verstoße ein fünfgeschossiges Haus gegen den B-Plan und die Erhaltenssatzung. Die Liegenschaft kümmert das wenig: „Die Behörde hat die Liegenschaft in Altona beauftragt, das Abbruchverfahren in die Wege zu leiten“, mahnt Finanzbehörden-Sprecherin Anette Verhein-Jarren zur Eile.

Vor vier Jahren wurden die städtischen Grundstücke der Lawaetz-Stiftung und dem Verein Integrationshilfen anhandgegeben: „Mit dem Ziel: Abriß und Neubau eines vier- bis fünfgeschossigen Wohnhauses“, erinnert sich Verhein-Jarren. Nichts geschah, inzwischen ist selbst die Frist, einen Bauantrag einzureichen, mit dem 31. März abgelaufen. Mit einer Verlängerung wird zwar gerechnet; scheitert die Lawaetz-Stiftung aber politisch, muß die Liegenschaft Verhandlungen mit einem neuen Investor aufnehmen.

Bis dahin wird die Zeit wohl längst über das Schicksal der Häuser entschieden haben.

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