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Aller teuflischen Dinge bleiben drei

■ Hamburg Blue Devils verloren das Eurobowl-Finale gegen die Braunschweig Lions

Mit drei Eurobowl-Titeln in Folge hatten die Hamburg Blue Devils Football-Geschichte geschrieben, am Sonnabend wollten sie die Erfolgsserie mit einem vierten Sieg fortsetzen und sich an den Braunschweig Lions für die Niederlage im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft revanchieren. Doch das 13. Eurobowl-Finale verloren die Hamburger gegen die Lions im Volksparkstadion vor 21.000 Zuschauern mit 23:27.

Dabei gingen die Blauteufel mit besseren Voraussetzungen als die Löwen ins Spiel: Sie konnten etliche Spieler wegen Verletzung nicht einsetzen, darunter Claudius Osei und Christoph Malewski. Die Lions aber hatte es noch härter getroffen: Sie mußten nicht nur verletzungsbedingt auf wichtige Stammspieler verzichten, darunter Punktesammler Matt Riazzi, sondern auch den in wichtigen Spielen unerprobten Wulf von Borzyskowski als Spielmacher (Quarterback) einsetzen anstelle des erfahrenen Amerikaners Adrian Rainbow.

Im ersten Viertel spielte sich das Geschehen fast ausschließlich in der Hälfte der Hamburger ab. Doch die Löwen scheiterten immer an der Verteidigung der Devils, die sogar zwei Fieldgoal-Versuche von Kicker Steffen Doelger verhinderte. Erst das Laufspiel von Donte Womack und Quarterback Dino Bucciol brachte die Devils voran: Bruce Reid legte das Leder-Ei zum ersten verdienten Touchdown in die Endzone der Lions, den Timo Erbs mit einem Extrapunkt krönte: 7:0. Im Gegenzug konterten die Braunschweiger mit einem 60-Yard-Lauf von Estrus Crayton, doch Pechvogel Doelger vergeigte den Ausgleich.

In dieser Spielphase häuften sich auf beiden Seiten die Fangfehler, Bälle flogen ins Leere oder rutschten durch die Hände, so auch dem Devils-Star Max von Garnier. Doch der bügelte seinen Patzer mit einem fulminanten Lauf über 74 Yards zum zweiten Touchdown aus. Mit 14:6 gingen die Blauteufel in die Halbzeit.

Im dritten Viertel wechselten die Lions von Paß- auf Laufspiel, das Crayton mit einem Touchdown-Lauf und zwei Extrapunkten abschloß: 14:14. Ein Safety brachte die Devils wieder in Führung, die Donte Womack auf 23:14 ausbaute.

Zu diesem Zeitpunkt glich das Volksparkstadion einem Hexenkessel: Ohrenbetäubender Lärm strapazierte das Trommelfell und übertönte Stadionsprecher Heiko Ziesche. Doch die Lions gaben nicht auf: Mit einem 60-Yard-Paß auf Jon Horton schlossen sie zum 23:20 auf. Eine gelungene Kombination aus Lauf- und Paßspiel sorgte für Raumgewinn. Wenige Sekunden vor Spielende warf Quarterback Borzyskowski das Ei zu Jörg Heckenbach, der über 42 Yards lief und den Siegtreffer erzielte: 23:27.

Die Devils-Fans erstarrten vor Entsetzen, als der zum Greifen nahe Titel verloren ging. Ein sichtlich enttäuschter Max von Garnier kommentierte das Spiel treffend: „Wir hätten gewinnen müssen, weil wir das bessere Team und die Lions leicht zu schlagen waren.“ Und Devils-Coach Chris Merrit gestand ein: „Heute Abend konnten wir den Football nicht fangen.“

Braunschweigs Estrus Crayton, der zum „most valuable player“ (bester Spieler) gekürt wurde, freute sich über den Sieg: „Ich bin froh, daß wir gewonnen haben, denn jedes Spiel gegen die Devils ist ein harter Kampf.“ Lions-Trainer Kent Anderson war nicht nur über den dritten Sieg in Folge gegen den Erzrivalen aus Hamburg stolz: „Wir haben bewiesen, daß wir auch ohne unsere Amerikaner gewinnen können.“

Nach Jahren unangefochtener Vormacht müssen sich die Blue Devils nun an den Gedanken gewöhnen, daß sie einen gleichwertigen Konkurrenten haben, mit dem sie sich zur Zeit den zweiten Tabellenplatz in der Bundesliga teilen.

Edwin Feindt

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