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All that Jazz (I)

■ Vielseitig: Hot Jazz Meeting im CCH

Nebenstehend ist die Rede von prominenten Gastspielen und der eingespielte Dixieland-Subkultur. Dazwischen bewegen sich groß angelegte Veranstaltungen wie das „Hot Jazz Meeting“. Gerne ein wenig dem „Brezeljazz“ zugeneigt, wie böse Zungen behaupten, findet sich im mehrstündigen Programm durchaus Interessantes.

Thematisch widmet man sich im weitesten Sinne dem Swing, sei es in memoriam großer Vorbilder, sei es, dass die Originale einfach selbst auftreten: Schlagzeuglegende Pete York etwa verbeugt sich mit seiner Allstar Band vor Armstrong und Ellington und wird dabei vom Britanniens Starposaunisten Roy Williams begleitet. Die NDR-Bigband verstärkt sich um den Jazzrockgitarristen Philip Catherine zu einem Tributprojekt für Django Reinhardt, Europas wohl wichtigsten Jazzgitarristen überhaupt. In seiner Tradition bewegt sich auch der elsässische Gitarrist Bireli Lagrene mit seinem Gypsy Project.

Mit dem Coco Schuman Quartet tritt dann spezifisch deutsche Jazzgeschichte auf: Gitarrist und Schlagzeuger Schumann, der eigentlich Heinz heißt, spielte in den 30er und 40er Jahren in Berliner Clubs, wurde 1943 als „Halbjude“ ins KZ Theresienstadt und später – wie viele zunächst dort Inhaftierte – nach Auschwitz gebracht. Er überlebte, ging nach Australien und kehrte ins restaurierte Nachkriegsdeutschland zurück, wo er auch mit Roberto Blanco, auf Kreuzfahrtschiffen oder in Komödien spielte.

Dafür, dass Schumann heute wieder würdevoll sein Auskommen haben kann, sei dem kürzlichen Swingrevival Dank. Und wie blass wirken dagegen dessen Vertreter Big Bad Voodoo Daddy, eine Handvoll Mittzwanziger, denen die rechten Frisuren und Anzüge reichen, um ein geschmäcklerisches Bild der Swingära aufleben zu lassen? Geschmackssache halt. aldi

Sonnabend, 19 Uhr, CCH

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