: Alkohol - Mitgefühl für Trainer Biskup
■ Nur stationäre Therapie kann helfen
Osnabrück Mitgefühl und Fassungslosigkeit prägten die norddeutsche Fußballszene nach dem Rückfall und der Suspendierung des alkoholkranken Trainers Werner Biskup. „Wir schicken einen herzlichen Gruß nach Osnabrück an den Menschen Werner Biskup“, sagte Dr. Helmut Riedl, Präsident von Nordmeister Kickers Emden.
Die Reaktion war typisch. Trainerkollegen, ehemalige Spieler und Fußballfreunde nehmen Anteil am Schicksal des 52 Jahre alten Fußballehrers, der beim Regionalligaklub VfL Osnabrück vorerst gescheitert ist. „Ich wünsche mir, daß er es doch noch einmal schafft“, sagte der Kieler Trainer Michael Krüger. Doch die Chance, daß sich die Hoffnungen erfüllen, ist gering.
Ohnehin ist die Rückfallquote bei der Volkskrankheit Alkoholismus hoch, 80 bis 85 Prozent der Patienten greifen nach Entzug und Therapie wieder zur Flasche. Viele Alkoholkranke nehmen immer neue Anläufe. Wissenschaftler haben dem Wechselspiel von Therapie und Rückfall den Begriff „Drehtüreffekt“ gegeben. Auch Biskup hat mehrfach versucht, seine Krankheit zu besiegen. Als er im Sommer 1993 beim VfL Osnabrück in seinen Beruf zurückehrte, hatte er schlimme Jahre hinter sich. Doch erst auf dem Tiefpunkt des sozialen Abstiegs, als er in Hannover entwurzelt wie ein Obdachloser lebte, brachte er die Kraft auf, sich zu wehren.
Die Experten sind sicher: Nur wenn Biskup aus eigenem Antrieb den Kampf erneut aufnimmt, hat er eine Chance. Nach dem ersten Rückfall im Herbst vergangenen Jahres nahm er die Krankheit zu leicht. „Es war kein echter Rückfall. Ich habe geglaubt, ich könnte kontrolliert Alkohol trinken und habe das in einem Selbstversuch getestet“, bagatellisierte der ehemalige Profispieler seine Krise.
Mit diesem Selbstbetrug leugnete Biskup auch die Notwendigkeit einer stationären Therapie. Stattdessen verließ er sich auf seine Schauspielkunst und seine starken Worte. „Ich verspreche ihnen, daß so etwas nie wieder vorkommt“, rief er Ende Januar beim Neujahrsempfang seines Vereins. Zu diesem Zeitunkt lag der erneute Rückfall bereits vier Wochen zurück.dpa, dpa
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