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Alarmstufe drei für Horn-Lehe

■ Analyse über kontaminierten Boden wurde monatelang verschlampt

Die Bodenverseuchung zwischen Riensberger Friedhof, Kleingartengebiet und Universität (vgl. taz vom 6.9.) ist offenbar viel akuter als Behördenvertreter bisher wahrhaben wollten. Eine bislang unveröffentlichte Untersuchung des „Instituts für chemische Analyse“, die der taz vorliegt, weist bei neun Probebohrungen erhöhte Arsen-, Blei-und Zinkwerte nach. Trauriger Höhepunkt der

Kontamination: Das krebserzeugende Benzo-a-pyren taucht in gefährlicher Konzentration auf,

Die Chemische Analyse beruht auf einem Vergleichsverfahren. Die sogenannte „Holländische Liste“ bildet darin die Richtschnur der tolerierbaren Schadstoffkonzentration. Werden diese EG-weit anerkannten Werte überschritten, gilt ein dreistufiger Maßnahmenplan zum Schutz

der Bevölkerung von Alarmstufe A bis C, die die sofortige Sanierung des Bodens verlangt.

Die Bodenproben aus dem Gebiet Horn-Lehe liegen nach Analyse der Chemiker auf der holländischen Richtskala im oberen Bereich. Der Richtwert bei organischen Stoffen wird in fast allen Proben deutlich überschritten. „Die Gehalte liegen zwischen 3,3 und 42,4 Milligramm pro Kilo um

den Faktor 2 oberhalb des Prüfwertes B. Betrachtet man die krebserzeugende Einzelkomponente Benzo-a-pyren, so wird der Sanierungswert C in etwa erreicht.“ Auf normaldeutsch: Die Kontamination des Bodens verlangt die sofortige Einleitung von Sanierungsmaßnahmen.

Die Analyse vom März diesen Jahres ist erst jetzt beim Hauptgesundheitsamt eingegangen. Über sechs Monate also lag es in den Schubladen des Amtes für Abfallwirtschaft, und das trotz der Ausbaupläne für das Gewerbegebiet Horn und Weiterführung der Straßenbahnlinie 6 zur Universität, die in den letzten Wochen heftig in der Öffentlichkeit diskutiert worden sind.. Und während man zum Beispiel im Beirat Horn -Lehe verzweifelt auf die kontaminierten Altlasten aufmerksam machte, winkten die Behördenvertreter gelangweilt ab. Statt auf die vorhandenen Meßergebnisse zurückzugreifen, wollten sie lieber „zu einem späteren Zeitpunkt“ eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe mit der Bodenuntersuchung beauftragen. Erst auf Druck der Anwohner war man Anfang diesen Monats zu vagen Versprechungen bereit. „Wenn die Planungen einmal so weit fortgeschritten sind, muß man sehen, welche Maßnahmen man ergreift“, erklärte zum Beispiel Manfred Paape vom Senator für das Bauwesen.

Die Chancen für eine schnelle Reaktion stehen schlecht: „Wir haben noch keinen Auftrag für eine entsprechende Untersuchung“, erklärt Joachim Lossau vom Amt für Abfallwirtschaftauf Anfrage.

mad

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