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restrauschenAkustische Oase

Düsterer Heavy Metal zum Einschlafen, sonniger Dub zum Frühstück und mittags dann die „FrauenLesben-Info“ zur feministischen Ökonomie-Debatte – so hört sich Radio Dreyeckland (RDL) aus Freiburg an. Das älteste freie Radio der Bundesrepublik klingt gerade in Berliner Ohren wie eine akustische Oase. Denn die sind im viel beschworenen „härtesten Radiomarkt der Republik“ daran gewöhnt, dass zahllose Formatradios „mit den besten Hits“ der entsprechenden Jahrzehnte aggressiv um Hörer buhlen, öffentlich-rechtliche Sender ihre Programme exzessiv versparten und kleine Piratensender erst dann bekannt werden, wenn sie gerade abgeschaltet wurden. Statt penetranter Radio-Anmache und einem vorhersehbaren Musikprogramm gibt es bei Radio Dreyeckland angenehm unaufgeregte Moderationen, abseitige Infos und hörenswerte Musik zu jeder Tages- und Nachtzeit. Dennoch schieben die MacherInnen eine Finanzlücke von 80.000 Mark vor sich her. Das Geld von der Landesanstalt für Kommunikation reicht nicht aus, und in den letzten Jahren sind immer mehr Mitglieder aus dem „RDL-Freundeskreis“ verschwunden. Den meisten Freiburger StudentInnen ist Radio Dreyeckland zwar ein Begriff, doch auch meine gastgebende WG schaltet es nicht von alleine ein. „Es gab eben mal politischere Zeiten“, meinen manche Radiomacher resigniert. „Wir wollen nicht jammern, sondern Profil zeigen“, gibt RDL-Sprecherin Kerstin Amthor die neue Devise aus. Wenn die tägliche hintergründige Berichterstattung nicht mehr geleistet werden kann, dann müsse man sich eben auf Schwerpunkte konzentrieren, die den Interessen der Radiomacher liegen. Ein solcher Schwerpunkt ist die Sendereihe „Dokumente zur Vergangenheitspolitik“, in der etwa Überlebende von Konzentrationslagern zu Wort kommen. Ausgewählte Highlights der Reihe werden jetzt im Sommerprogramm wiederholt (täglich 18.00 bis 19.00 Uhr). Und das Öko-Magazin „Global 3000“ wartet mit der Reihe „Die Stadt, das Leben und der Tod“ über Megacitys, private Wasserwirtschaft und Großstadtlyrik auf (Mo., 20.00 bis 21.00 Uhr). Wer also im Dreyecksländle weilt, sollte den bunten Ohrenschmaus auf 102.3 MHz mal ausprobieren. Weitere Infos: www.rdl.de

Was erzählen Moskauer Punks und Künstler einer finnischen Autorin zu Zeiten des Eisernen Vorhangs? 1988 sorgte Rosa Liksoms Buch mit Reportagen über die Moskauer Subkultur in Finnland für Furore. Die Erzählungen von einem Portier, einem Popmusiker, einer Prostituierten und einem Afghanistan-Veteranen über das Leben im Sowjetstaat kündigten den Verfall des Kommunismus schon an. Zehn Jahre später fragt man sich: Was würden diese Menschen der Autorin heute erzählen? „Go Moskau Go“ (NDR4 Info, So., 21.05 Uhr) oder live im Internet: www.ndr4.de

Ständig werden neue englische Wörter eingedeutscht. Werden auch deutsche Wörter exportiert? Was passiert mit ihnen in fremden Ländern? Die lexikalische Verfolgungsjagd führt diesmal nach Kroatien. Dort stehen deutsche Wörter für Alltagstechnik oder Negatives: Sparherd, Zwicker, Bohrer oder Streber, Strick, Schlamm und Schund. „Sentimentalno-Stimmungsbrecher“ (DLF, Di., 20.10 Uhr).

SILL

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