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Das PortraitAktivistin in Gefahr

■ Kudret Gözütok

Daß es gefährlich ist, sich in der Türkei für Menschenrechte zu engagieren, hat die Rechtsanwältin Kudret Gözütok immer gewußt. Sie habe um sich, aber vor allem um ihre 17jährige Tochter Angst, sagte die 39jährige, als sie 1995 auf Einladung des niedersächsischen Flüchtlingsrats die Bundesrepublik besuchte. Damals warnte die Vorsitzende des Menschenrechtsvereins der türkischen Großstadt Bursa vor einer Aufhebung des Abschiebestopps für kurdische Flüchtlinge.

Daß sie selbst in der Türkei mehrfach festgenommen und mißhandelt wurde, daß sie beschattet und von anonymen Anrufern beschimpft wird, erwähnte sie nur am Rande ihrer Vortragsreise. Den Rat ihres in Hildesheim lebenden Bruders, doch in der Bundesrepublik zu bleiben und selbst Asyl zu beantragen, nahm sie nicht an. Sie wolle „sich nicht zum Schweigen bringen lassen“.

Am vergangenen Sonntag wurde Kudret Gözütok, die auch dem Vorstand des türkischen „Vereins demokratischer Rechtsanwälte“ angehört, in Ankara auf einer Veranstaltung der kurdischen Partei Hadep verhaftet. Ihre Kanzlei wurde durchsucht, Mandantenakten wurden beschlagnahmt. Im Gefängnis steht sie jetzt unter Kontaktsperre. Ihr droht ein Verfahren wegen „Separatismus“, auf den in der Türkei die Todesstrafe steht.

Als Kurdin hat sich die Menschenrechtlerin allerdings nie verstanden, auch wenn ihr Vater in Kurdistan aufwuchs. „Wir haben zu Hause türkisch gesprochen, sie ist Türkin wie ich“, sagt ihr Bruder Seyit, der nach acht Jahren Haft in der Türkei in Deutschland als politischer Flüchtling anerkannt wurde.

Wie andere türkische Menschenrechtler hat auch Kudret Gözütok bei den letzten Wahlen für die Kurden- Partei Hadep kandidiert, um ihre Solidarität mit verhafteten Hadep-Abgeordneten zu dokumentieren.

Am vergangenen Sonntag wurde sie zur Leiterin der Hadep-Versammlung gewählt, bevor die Veranstaltung von der Polizei brutal auseinandergetrieben wurde. Amnesty international, der niedersächsische Flüchtlingsrat, die Landtagsgrünen sowie die Vorsitzende der Ausländerkommission des Landtages, Hulle Hartwig (SPD), fordern von der Türkei die sofortige Freilassung von Kudret Gözütok. Jürgen Voges

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