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Aktion an der klapprigen BrückeCastor kam nicht

■ Portest gegen Atom-Transporte durch die Bahn AG in Dreye verlief friedlich

30 Demonstranten haben gestern in Dreye südlich von Bremen gegen den Transport von fünf Castor-Behältern protestiert. Eingekeilt zwischen Gewerbegebiet, Bundesstraße 6 und der Gleisanlage, die durch die niedersächsische Gemeinde führt, hatten die Atomtransport-Gegner inmitten von Plakaten, bunt bemalten Kleinbussen und einem Dutzend dampfender Teekannen eine Stunde lang in der Eiseskälte ausgeharrt. Damit wollten sie auf Bahn-Transporte von radioaktivem Material aus den Atomkraftwerken Esensham, Krümmel und Brokdorf hinweisen, die heute in Frankreich erwartet werden.

„Die Züge aus Esensham müssen in jedem Fall durch Dreye, und die anderen müssen es ebenfalls, wenn die Bahn AG sie über die Bremen-Strecke schickt“, begründete Bernd Jacobs vom Bremer Anti-Atom-Forum die Anwesenheit der Demonstranten. Allerdings war während der Demonstration weit und breit kein Atom-Zug zu sehen. Bei den Anti-Atom-Initiativen herrschte bis Redaktionsschluß Unsicherheit über den genauen Transporttermin. „Aber unsere Strategie ist es, nicht jedem Castor nachzulaufen, sondern in der Zeit, wenn Transporte laufen, an Brennpunkten präsent zu sein,“erklärte Jacobs. Und einer von denen befindet sich nach Einschätzung der Demonstranten an jenem menschenleeren Fleck in Dreye.

Nachdem hier vor drei Wochen ein mit einem Bagger beladener Sattelzug in die Dreyer Eisenbahnbrücke gedonnert war, sorgt derzeit eine Behelfsbrücke aus Stahl dafür, daß die Züge wieder rollen. Jacobs: „Wir finden es bemerkenswert, daß die Bahn AG es nicht schafft, die Strecken, auf denen der Castor rollt, in Schuß zu halten.“„An der Stabilität der Brücke gibt es nichts zu kritisieren“, hielt auf Anfrage der Sprecher der Deutsche Bahn AG, Burkhard Ahlert, dagegen. „Sie ist durch eine unabhängige Behörde, das Eisenbahnbundesamt, abgenommen. Den Rest regeln unserer Verordnungen über den Transport von Gefahrengut.“

Beruhigend fand Matthias von der SPD-Jugendorganisation Die Falken das nicht. „Auch ohne die Fahrt über die klapprige Behelfsbrücke lehnen wir den Castor ab. Aber der Unfall an der Brücke ist ein Beispiel dafür, daß immer etwas Unvorhergesehenes schief gehen kann. Wir halten die Castortranporte für unverantwortlich.“ L.R.

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