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Afrikas Bauern leiden

■ ... weil EU und USA Preise dumpen

Abidjan/Elfenbeinküste (AP) Afrikanische Bauern haben massive Probleme, angesichts der Lebensmittelexporte aus Europa und den Vereinigten Staaten ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Während die reichen Länder auf der einen Seite versuchen, mit Subventionsspritzen ihre Überproduktion loszuwerden, pumpen sie auf der anderen Seite Milliarden in den Ausbau der Landwirtschaft der Entwicklungsländer, von der siebzig Prozent der Bevölkerung Afrikas leben.

So finanzierten deutsche Steuerzahler 1988 ein Schlachthaus an der Elfenbeinküste, damit das im Land produzierte Fleisch verarbeitet werden kann. Jetzt steht das Unternehmen kurz vor dem Bankrott, da es nicht mit den Fleischimporten aus der EU konkurrieren kann.

Kritiker beschuldigen jedoch auch die afrikanischen Regierungen, nicht ganz unschuldig an dieser Entwicklung zu sein. Einmal ginge es ihnen darum, ihre Bevölkerung so billig wie möglich satt zu bekommen. Aber auch das Beispiel Senegal, wo der aus den USA importierte Reis gegen ein Aufgeld verkauft wird und aus diesen Einnahmen die Beamten bezahlt werden, seien keine Seltenheit. Auch gebe es keine Absprache zwischen den einzelnen Ländern, um die Landwirtschaft des Kontinents zu schützen. So deckten sich die Atlantikstaaten Afrikas weiter mit billigem Rindfleisch aus Europa ein, obwohl sie Vieh auch aus der Sahelzone beziehen könnten.

Noch 1975 kamen zwei Drittel des Rindfleischs der Elfenbeinküste aus der Sahelzone, 1990 waren es gerade noch 25 Prozent. Die Importe aus der EU schnellten dagegen auf das Siebenfache hoch. Ein Pfund europäisches Rindfleisch kostet auf dem Markt in Abidjan umgerechnet 3,40 Mark, Fleisch aus der Sahelzone ist nicht unter 8,50 Mark zu bekommen.

Um der Kritik ein wenig den Wind aus den Segeln zu nehmen, weisen EU-Kreise darauf hin, daß die Subventionen für Fleischexporte nach Westafrika bereits um 15 Prozent gesenkt wurden. Zudem habe sich noch kein afrikanisches Land über die gängige Praxis beschwert, sagte ein Sprecher von EU-Landwirtschaftskommissar Rene Streichen.

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