Kommentar: Ärzte-Klüngel
■ Unding: Ärzte bewerten eigene Arbeit
Bonn fordert Ethikkommissionen für Medikamentenversuche auf Länderebene. Bremen hat bereits solch eine öffentliche Kommission. Klasse! Aber reicht das? Seit wann sind Bonner Gesetze das Nonplusultra? Rein gesetzlich hätte Bremen die Chance, eine Landes-Kommission auch für alle anderen Menschenversuche einzurichten. Doch was tut die Bürgerschaft? Sie schreibt den Zustand fest: Unabhängig, weil halbwegs paritätisch mit ÄrztInnen und PatientenvertreterInnen besetzt, ist die Kommission für Medikamentenversuche, allein dem Gutdünken der Ärztekammer überlassen bleibt dagegen die Ethikkommission für alle anderen Versuche.
Nun gut, in Bremen gab es kein Erlanger Baby. Doch das könnte sich schnell ändern. In Bremen ist auch noch kein Skandal bekanntgeworden wie der in Hamburg, wo KrebspatientInnen durch erhöhte Strahlendosis verbrannt wurden. Aber wer sagt denn, daß in Bremen nicht auch so einiges ausprobiert wird?
Für solche Versuche ist die Ethikkommission der Ärztekammer zuständige. Doch wie die Ärzteschaft zusammenhält, weiß man von Kunstfehlerprozessen. Und bei Menschenversuchen geht es oft um viel Geld. Wenn dann eine nur mit ÄrztInnen besetzte Kommission die Arbeit der KollegInnen ethisch beurteilen soll, bleiben die Interessen von PatientInnen fast zwangsläufig auf der Strecke. Bremen braucht eine PatientInnenschutzkommission. Christine Holch
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