: Ach!
■ Steven Spielbergs „Always“
Im Pressematerial wird hauptsächlich damit angegeben, daß Spielberg der erfolgreichste Filmemacher aller Zeiten ist, eine dringend gebotene Information, denn hätte man nur Always gesehen, wäre man auf diese Idee niemals verfallen. Seltsam, daß Spielbergs ausschließlich für den Markt konzipierte Gefühls- und Actionmaschinerien wie die Begegnung der dritten Art, E.T., Indiana Jones einer gewissen, wenn nicht ästhetischen, so doch kulturhistorischen Relevanz nicht entraten, während ihm die Filme, die er immer schon machen wollte und wo er ernstlich über Liebe, Tod, Krieg und Ähnliches reden möchte, wie Die Farbe Lila, Das Reich der Sonne und jetzt Always regelmäßig danebengehen. Als Autor macht ihn die Standardisierung der Bilder, Gefühle und des Rhythmus, die er für sein Effizienzkino entwickelt hat, unmöglich.
Rauhe Gesellen sind die Löschflugzeugpiloten, mit ölverschmierten Gesichtern, aber von Herzen gut. Pete rettet in einem heldenhaften Waldbrandeinsatz einen heldenhaften Kumpel und fliegt dabei selbst mitsamt seiner Maschine heldenhaft in die Luft. Im Jenseits erwartet ihn als Engel Audrey Hepburn, die inzwischen aussieht wie Nancy Reagan dieses mittels ausgeklügelter Naturkosmetik, Gesundheitsdiät und Schönheitsoperationen vor der Zeit mumifizierte Lächeln
-und schickt ihn zurück in den Dienst.
Pete ist jetzt Schutzengel, sichtbar nur für die Kinozuschauer, für seine Ex-Kumpane und seine Ex-Frau Dorinda aber unsichtbar. Er tritt speziell seinem etwas tölpel-, letztlich aber ebenfalls heldenhaften Nachfolger Ted zur Seite, der zu seinem Mißvergnügen allerdings mit Dorinda anbandelt. Zuletzt fliegt Dorinda selbst einen heldenhaften Einsatz, begleitet vom unsichtbaren Ex-Pete, den sie in einer Near-death-Erfahrung noch einmal wiedersieht, bevor sie unerwarteterweise zu den Lebenden zurückkehrt. Für Ex-Pete ist das wichtig. Im heldenhaftesten aller Opferakte hat er Dorinda nun auch innerlich für den tölpel-, aber heldenhaften Ted freigegeben und kann endgültig in Frieden ruhen. Ach! Ein Film für heldenhafte Zuschauer.
Thierry Chervel
Steven Spielberg: „Always“, frei nach dem Film „A Guy Named Joe“, mit Richard Dreyfuss, Holly Hunter, Audrey Hepburn. USA 1989, 121 Minuten.
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