: Abzug der Roten Armee?
■ Litauische Volksfront kündigt Überprüfung der Anwesenheit sowjetischer Truppen an
Berlin (afp/taz) - Der Generalsekretär der litauischen Volksfrontbewegung Sajudis, Virgilijus Cepaitis, hält es für möglich, daß es schon bald zu einem Vertrag mit Moskau über einen zeitlich begrenzten Verbleib der Roten Armee in Litauen kommt.
Eine der ersten Maßnahmen des neugewählten litauischen Parlaments werde es sein, die juristischen Grundlagen zu überprüfen, auf denen die Anwesenheit sowjetischer Truppen in Litauen beruhe. „Wir müssen also einen zeitlich begrenzten Vertrag mit der Sowjetunion darüber aushandeln. Dazu könnte es schon im Frühling dieses Jahres kommen.“ Ziel sei ein unabhängiges, neutrales und entmilitarisiertes Litauen.
Dem sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow, der sich derzeit auf einer dreitägigen Visite in der Baltenrepublik befindet, dürften solche Pläne nicht gefallen. Um der starken Volksfrontbewegung Litauens und auch anderen Nationalisten innerhalb der Sowjetunion einen Kompromiß anzubieten, stellte er am Donnerstag abend in einer Diskussion mit litauischen Intellektuellen ein Föderationsgesetz in Aussicht. Damit soll der mögliche Austritt einer Teilrepublik aus dem sowjetischen Staatenbund geregelt werden, allerdings nur dann, wenn die gesamte sowjetische Union zustimmt.
Die Volksfront Sajudis bewertete den Gesetzentwurf bereits als „Verzögerungstaktik“ und „Falle“. Siehe auch Tagesthema Seite 3
und Seite 2
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