musikfest-notizen : Absolut Zahnpasta
Der eine Amplifier stammt von Hartke-Systems, die Box von Peavey, und Matt Herskowitz wird einen Kurzweil-Synthie bedienen: absolutely unplugged???! Kristjan Järvi – Dirigent und Bruder von, na Sie wissen schon, genau dem – gastiert mit seinem bunten New Yorker Kammerensemble in der Glocke. Das Konzert firmiert unter dem Label „Absolute unplugged“, was trefflich den alljährlichen Titelkrampf des Musikfests illustriert: Absolut? Ein leerer Begriff (seit Kant). Unplugged? Bedeutet was – nämlich: nicht elektrisch verstärkt. Vergessen wir’s. Zuhören. Bratscher Edmundo Ramirez kratzt sich noch kurz mit Rechts am linken Ohr, dann Schönberg, Kammersymphonie Nummer 1 (1906), hochdramatisch, elegant, dynamisch, treibend vorgetragen. Eigensinnig schwingt sich die elegische Geigen-Cantilene in den Himmel, jedes Instrument, jede Stimme behauptet sich friedlich gegen den Rest – das gibt zu denken. Noch heute. Eine kompositorische Pioniertat. 1992 hat John Adams versucht, daran mit grund- und anlassloser Aufgeregtheit anzuknüpfen. Seine Chamber Symphony ist letztes Stück des Abends. Jeden ihrer drei Sätze bedenkt das Publikum mit herzlichem Applaus. Rauschend ist der Beifall allerdings bei Graeme Koehnes „High Art“, ein Trompeten-Konzert, das ein Club anonymer Musikliebhaber in Auftrag gegeben hat. Brillant der Solist James Morrison, geschmeidig das Orchester, und ein Stück, das so strahlt wie das Lächeln aus der Zahnpasta-Werbung. Und ebenso substanziell ist. Gut zu hören, gut zu vergessen bes