: Abschreckende Wirkung
betr.: „Mal für und mal gegen Castro“, taz vom 20. 5. 03
Den Artikel hätte ich eher im Neuen Deutschland vermutet: vor der Wende. Sich einzig und allein bei der staatstragenden Lobbyorganisation Cuba Sí zu erkundigen, widerspricht schon der einfachsten Regel eines nicht staatstragenden Journalismus. Sich bei den Informationen über die Demonstration gegen die kubanische Repression dann auch noch auf einen nicht weiter verorteten Kubaner zu verlassen, der auch bei Cuba Sí oder gleich beim kubanischen Konsulat tätig sein könnte, ist schon ein starkes Stück.
Die Vermutung liegt nahe, dass Personen, die zu der Demonstration gehen wollten, mit der Behauptung, sie sei von einem New Yorker angemeldet worden, abgeschreckt werden sollten. Das ist eine übliche Argumentation des kubanischen Regimes, dessen Legitimität sich nur noch aus der Anwesenheit eines (bedrohlichen) Nachbarn zu speisen scheint. Dass es insbesondere in Prenzlauer Berg viele Menschen gibt, die sich solidarisch fühlen mit Dissidenten, die für Demokratie und Rechtsstaat eintreten und Hinrichtungen von Staatsflüchtlingen aufs Schärfste verurteilen, hätte in dem Artikel kein Geheimnis bleiben müssen. DIRK JACOBI
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