piwik no script img

Abrams Kits aus Riga: „Wie ich überlebt habe ...“

„Ich war das vierte Kind und der erste Junge. Für meine Eltern ein großes Glück, denn nur ein Junge hat das Recht, für Vater und Mutter Kaddisch zu sprechen, wenn sie gestorben sind. Als der Krieg anfing, waren meine Eltern krank, und von Evakuierung konnte keine Rede sein. So waren wir am 1. Juli im okkupierten Riga. ... Sie brachten uns in das 6. Polizeirevier. ... Dann führten sie uns in die Höfe, und wir räumten die Leichen erschlagener Juden fort ... Nach ein paar Tagen brachten sie uns nach Olaine. Abends mußten wir antreten und ein Schutzmann ging zu einem bärtigen Juden und riß ihm am Bart. Dieser wandte sich heftig ab, der Schutzmann erschoß ihn. Das war der erste Tod vor meinen Augen ... Später gewöhnte ich mich an die Bestialitäten der Schutzleute und sah, wie sie die Juden im Wald von Bikernieki erschossen. ... Wie ich das überlebt habe, weiß Gott allein ...“

„Buch der Rettung“ von A. Kits

Abrams Kits zeigt Massengräber im Wald von Bikernieki Foto: Peter Roggenthin

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen