: Abiturienten nicht zu fassen
TURBO-ABITUR Doppeljahrgang 2010 wird größer als gedacht: Behörde vergaß berufliche Gymnasien
„Hamburg freut sich doppelt“ –mit diesem Slogan wirbt die Handelskammer bei Unternehmen um Ausbildungsplätze für 2010. Wenn die Abiturjahrgänge nach 12 und 13 Jahren zugleich fertig werden, sei dies die „einmalige Chance“, sich Führungsnachwuchs zu sichern, bevor der demografische Wandel komme.
Die Freude ist nicht allgegenwärtig. Für Schulabgänger wird die Konkurrenz größer den je. Wie jetzt durch eine SPD-Anfrage heraus kam, wurden bei der behördlichen Prognose auch noch 660 Schüler der beruflichen Gymnasien vergessen.
Summa summarum rechnet die Schulbehörde jetzt mit 12.700 Abiturienten im kommenden Jahr. Zum Vergleich: in diesem Jahr waren es 7.500. Der SPD-Politiker Ties Rabe erwartet sogar 14.000 Studienberechtigte, denn er erfuhr aus der Antwort auf seine Anfrage, dass vor einem Jahr über 15.000 Schüler in eine Oberstufe eintraten. Die hohe Zahl entsteht nicht nur durch den Doppeljahrgang. Die Zahl Oberstufenschüler an sich hat sich seit 1996 stark erhöht, an Gesamtschulen gar fast verdoppelt.
Rabe und Schulbehörde haben nun einen Dissens, was die Schwundquote angeht. Laut Behördensprecherin Brigitte Köhnlein schaffen etwa 15 Prozent das Abitur nicht, Ties Rabe geht von 7,5 Prozent aus und sagt: „Im Sommer 2010 werden wir sehen, wer Recht hat.“ Während SPD-Politiker wie Dorothee Stapelfeldt dringend eine „Neubetrachtung der Lage“ und zusätzliche Studienplätze fordern, blockt der Senat ab. Motto: Muss ja nicht jeder in Hamburg studieren.
Aber keiner streitet ab, dass Real- und Hauptschülern eine noch stärkere Verdrängung vom Lehrstellenmarkt droht. Olaf Schwede, Chef der DGB-Jugend, spricht schon jetzt von 13.000 jungen Menschen in Warteschleifen: „Diese Bugwelle, die wir vor uns herschieben, wird noch größer“.
Auch im Senat macht man sich Gedanken. Beide Bürgermeister gehören dem Aktionsbündnis für Bildung und Beschäftigung an, das Ende des Monats „Maßnahmen bekannt geben wird“, wie Köhnlein sagt. „Der Doppeljahrgang wird dabei eine Rolle spielen.“ KAIJA KUTTER