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Abitur erst im Mai?

■ Behörde plant Schulversuch / Lehrer und Schülerkammer fürchten Streß

Droht den SchülerInnen der 12. Klassen eine Terminverschiebung des schriftlichen Abiturs? Von einem entsprechenden Beschluß der Schulbehörde will Reinhard Behrens vom Deutschen Lehrerverband erfahren haben. In der Hamburger Straße weiß man dagegen nichts von einer Entscheidung. Es gebe lediglich die Vorlage für einen dreijährigen Schulversuch, die jetzt den Gremien zur Stellungnahme übergeben werde, sagt Behördensprecher Ulrich Vieluf.

„Die Oberstufenkoordinatoren wurden bereits mündlich informiert, daß der Versuch im Mai ,95 losgehen soll“, sagt Behrens, der im Namen seines Verbandes starke Bedenken gegen die Neuregelung anmeldet. Wenn die schriftlichen Prüfungen erst am 8. Mai stattfänden, so die Kritik, bliebe viel zu wenig Zeit für die Korrektur. In Hamburg werden aus Gründen der Objektivität Abi-Arbeiten nacheinander von zwei Lehrern korrigiert und anschließend noch einmal von einem dritten gegengelesen. Bei einer Kursgröße von 15 Schülern und einem anerkannten Zeitaufwand von 4 Stunden pro Arbeit, so Behrens, müßten zwei Lehrer in knapp drei Wochen zusätzlich zum Schulbetrieb 60 Stunden arbeiten.

Die Diskussion um Abitur-Termine läuft bereits seit zwei Jahren. Die Schulbehörde will mit der Verschiebung erreichen, daß das als „Bummelsemester“ bekannte letzte Schulhalbjahr besser genutzt wird. Doch entsprechende Pläne stießen auf Ablehnung von Schüler-, Eltern- und Lehrerkammer. Hauptkritik der Schüler: Wenn die Prüfungsergebnisse erst Ende Mai bekannt werden, würde die Vorbereitungszeit für mündliche Nachprüfungen zu knapp. Außerdem würde das letzte Halbjahr zum „Vorbereitungssemester“ degradiert und keine Zeit mehr für Projektunterricht und andere Lernformen bleiben. Kaija Kutter

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