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Abgekartete Sache

Der Lebenskünstler Hans (24) zum Versuch von 30 Leuten, einen 1.Mai-Krawallprozeß zu beobachten  ■ I N T E R V I E W

taz: Euch wurde gestern der Zutritt zum Prozeß verwehrt, was war los?

Hans: Die Verhandlung war auf neun Uhr angesetzt. Als die ersten von uns um 8.45 Uhr kamen, wartete schon eine Schulklasse vor dem Saal. Bis neun Uhr waren von uns ungefähr 30 Leute eingetrudelt, die sich wie die anderen hinter den Schülern angestellt haben. Kaum war die Klasse im Saal, meinte der Schließer: „Jetzt kommt keiner mehr rein.“

War drinnen noch Platz?

Ich weiß nicht, wieviele Zuschauer offiziell zugelassen sind, aber man kann doch auch mal ein bißchen zusammenrücken oder sich hinstellen.

Warum bist du so empört, wo die Klasse doch zuerst da war?

Bis zur ersten Pause dachten wir ja auch noch: Pech gehabt. Dann ging aber die Tür auf, und wir hörten ganz deutlich, wie der Vorsitzende Richter (Bräutigam, d.Red.) zur Klasse sagte: „Fünf Minuten Pause, aber ihr bleibt bitte sitzen.“ Das hat er gesagt, damit wir nicht reinkommen. Wir haben dann noch darauf gelauert, wenn einer von denen pissen geht, geht einer von uns rein. Sowas ist ja ganz normal. Aber auch das ging nicht, weil die nicht durch den Zuschauereingang zum Pissen raus sind, sondern durch den Zeugenausgang. Als wir das spitz gekriegt haben, haben sich ein paar von uns vor den Zeugenausgang gestellt, aber auch da ging der Schließer dazwischen. Dabei wollten wir uns mit der Klasse nur abwechseln.

Habt ihr mit den Schülern geredet?

Die wollten ja selbst raus, weil es ein stinklangweiliger Prozeß war. Ich würde sagen, daß hat der Richter mit dem Lehrer vorher total abgekartet.

Warum?

Der hatte keinen Bock auf uns als Zuschauer, weil bei der Urteilsverkündung in erster Instanz ein paar Leute ziemlich pampig geworden sind. Das mußte sein, weil das Urteil der totale Hammer war und die Richterin (Fruschki-Hoch, d.Red.) sowas von voreingenommen. Bei der Verhandlung selbst hatten wir uns völlig Okay verhalten.

Versucht ihr es am Montag, dem zweiten Prozeßtag, wieder?

Natürlich, sonst macht das Gericht doch, wozu es Bock hat. Wir werden alle um viertel vor acht da sein, da kann uns bis neun Uhr keiner mehr zuvorkommen.

Interview: plu

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