AUS FRANKFURTER TRESOREN: 8,3 Milliarden für Waigel
■ 1990er Bundesbank-Gewinn leicht gesunken, aber Kursverfall des Dollar weitgehend ausgeglichen
Frankfurt (dpa/taz) — Bundesfinanzminister Waigel kann mit der Überweisung aus Frankfurt zufrieden sein: 8,265 Milliarden DM rollen aus dem Gewinn der Deutschen Bundesbank auf seine Konten. Die Höhe des Betrages ist insofern beachtlich, als die Notenbank erstmals den Kursverfall des Dollar ohne große Ertragseinbußen überstanden hat; der Reingewinn sank nur um 1,2 Milliarde auf 9,113 Milliarden DM.
Sie mußte den Wert der US- amerikanischen Währung Ende letzten Jahres von 1,5815 DM auf 1,4940 DM nach unten korrigieren und milliardenschwere Abschreibungen vornehmen. Diese wurden offenbar durch die Zinseinnahmen — vornehmlich aus dem Inland — mehr als wettgemacht. Den Ausschlag geben nicht zuletzt die hohen Zinsen, die das nötige Kapital zur Finanzierung der deutschen Einheit anlocken sollen.
Bislang war der der Gewinn der Deutschen Bundesbank stark von den Schwankungen des Dollarkurses abhängig. Als die US-Devise Währung in den 70er Jahren deutlich an Wert verlor, fraßen die Abschreibungen auf die Dollarpositionen die Zinsgewinne der Notenbank weitgehend auf. Ende 1987 zeigte sich dieser Effekt nochmals deutlich. Damals sank der Dollarkurs auf 1,5815 DM, und die Bundesbank mußte ihre Währungsreserven um 8,6 Milliarden DM niedriger bewerten. Der Gewinn schmolz daraufhin zusammen. Der Finanzminister — bereits an Überweisungen in zweistelliger Milliardenhöhe gewöhnt — mußte mit einem bescheideneren Betrag vorlieb nehmen.
Dabei konnte der Bonner Kassenwart die Staatsschatulle durch die Gewinnabführungen vom Main im Laufe der 80er Jahre stattlich auffüllen. Von 1980 bis einschließlich 1990 rechnen sich die Ausschüttungen auf insgesamt 96,5 Milliarden DM zusammen. Am üppigsten fielen die Erträge der Frankfurter Notenbank 1984 mit 13,2 Milliarden DM aus, wovon 12,9 Milliarden DM an Bonn flossen. 1988 waren es immerhin noch 11,5 und im Jahr darauf 9,9 Milliarden.
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