ARD-Experte Bastian Schweinsteiger: Free Basti!
Wer den Weltmeister von 2014 heute als Fußball-Experten an der Seite von Esther Sedlaczek sieht, könnte sich fragen: Fühlt er sich eigentlich wohl?
Das ARD-Mikro hält er stets aufrecht und brav auf Kinnhöhe. Auf den Lippen immer ein höfliches Lächeln. Die mittlerweile ergrauten Haare sitzen, wie die Klamotten, ordentlich und die kontrollierten Antworten kommen leicht genuschelt daher, während sein Blick immer leicht an Co-Moderatorin Esther Sedlaczek vorbeischweift. Es kann schon mal passieren, dass beim EM-Schauen vor dem Späti in Berlin-Kreuzberg jemand verwirrt auf den etwas verhaltenen Fußballexperten zeigt und fragt: „Kennt man den nicht irgendwoher?“
Ja, möchte man da fast schon entsetzt antworten. Das ist Bastian Schweinsteiger! Champions-League- und Pokalsieger, deutscher Meister, Weltmeister! Sommermärchen-Schweini! Der mit Poldi (heute Check24) mal das deutsche Dream-Duo bildete. Der boarische Bua, der als Teenie beim FCB zunächst weniger als Mittelfeldspieler, sondern wegen ständiger Frisurenwechsel und zu schnellem Fahren für Aufmerksamkeit sorgte. Und wegen diesem Whirlpool-Skandal mit seiner angeblichen Cousine …
Möchte er fliehen?
Das war mal. Aus Schweini ist längst Schweinsteiger geworden, scheinbar ein reifer Familienvater, ein Experte, der weiß, wie man sich als solcher zu verhalten hat. Doch: so richtig gelassen wirkt er nicht. Direkt in die Kamera traut er sich auch nicht zu schauen. Und manch eine Zuschauerin fragt sich: Leidet er? Möchte er fliehen? Braucht er Hilfe? Und dann: Kurz schimmert es durch, sein wahres Selbst.
Nach dem portugiesischen Sieg gegen Tschechien etwa. Das Siegtor war nur gefallen, weil der Schiri ein vorausgehendes Foul nicht gepfiffen hatte. Bei der Spielbesprechung kann auch Schweinis höfliches Lächeln seinen Ärger nicht verbergen. „Das stört mich! So was muss der Schiedsrichter sehen“, bricht es aus ihm heraus. Dann bewahrt er doch Contenance.
Kurz war er da. Er selbst. Befreit. Man möchte rufen: Free Basti!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“
Hybride Kriegsführung
Angriff auf die Lebensadern