piwik no script img

ANC-Armeeführer zurück in Südafrika

Um Verhandlungen mit de Klerk vorzubereiten, fuhren leitende Mitglieder des African National Congress und seines militärischen Arms nach Johannesburg / Das Exil ist vorüber  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

Eine erste hochrangige Delegation von Exekutivmitgliedern des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) wurde gestern nachmittag in Johannesburg erwartet, darunter führende Mitglieder der ANC-Armee „Umkhonto we Sizwe“ (Speer der Nation). Eine kleinere Gruppe unter Führung des Leiters des ANC-Nachrichtendienstes und Exekutivmitglieds Jacob Zuma war schon am Mittwoch in Südafrika gelandet. Diese Vorhut des African National Congress aus dem Exil soll erste Verhandlungen mit der Regierung für den 11. April in Kapstadt vorbereiten.

Sowohl Chris Hani, einer der militantesten Militärführer der Organisation, als auch Steve Tshwete, der bekannteste Vertreter der radikaleren jungen Generation des ANC sollten gestern aus der sambischen Hauptstadt Lusaka eintreffen. Zudem wurden die Exektuivmitglieder Aziz Pahasd und Reg September und eine Reihe führender ANC-Beamter erwartet.

Die zunächst letzte Gruppe von Exekutivmitgliedern, die an den Gesprächen mit der Regierung teilnehmen werden, wird am 9. April in Südafrika unter der Leitung des Generalsekretärs Alfred Nzo eintreffen. Das Ziel dieser Vorgespräche wird die Entfernung letzter Hindernisse vor den formellen Verhandlungen sein, darunter die vom African National Congress geforderte Aufhebung des Ausnahmezustandes und Freilassung aller politischen Gefangenen.

Die gestern angekommenen ANC-Mitglieder werden nicht nur diese Gespräche vorbereiten. Es gilt auch, Verhandlungen mit internen Oppositionsorganisationen zu führen, um die künftigen Beziehungen dieser Gruppen mit dem Anfang Februar legalisierten ANC zu klären. Von besonderer Bedeutung wird der Nationalkongreß der Vereinigten Demokratischen Front (UDF) vom 6. bis 8. April sein. Interne Organisationen wie die UDF und der Gewerkschaftskongreß Cosatu wollen offenbar nicht einfach vom ANC geschluckt werden, sondern eine gewisse Eigenständigkeit wahren. Sie wollen zudem Einfluß auf den Aufbau von offenen ANC-Strukturen innerhalb des Landes ausüben. Der ANC hat in der vergangenen Woche ein erstes Büro in Johannesburg eröffnet.

Trotz eigener Kontakte mit der Regierung betont der African National Congress die Notwendigkeit, den internationalen Druck auf die Regierung fortzusetzen. Deshalb wurde US -Außenminister Baker scharf kritisiert, als er Ende der Woche zu Gesprächen mit Präsident de Klerk nach Südafrika kam.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen