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AMERICAN PIE Stetes Wachstum

FUSSBALL Vorm Finale zwischen Los Angeles und New England Revolution darf sogar Jermaine Jones ein bisschen Star sein

Ab 2017 sind weitere Franchises in Los Angeles und Atlanta geplant

Die Major League Soccer steuert auf den Saisonhöhepunkt zu. Für den kommenden Sonntag ist das Endspiel der nordamerikanischen Profifußballliga terminiert. Doch egal, ob New England Revolution oder Los Angeles Galaxy den Titel gewinnen werden, die wichtigere Entscheidung für die MLS ist wohl bereits zu Beginn dieser Woche gefallen: Thierry Henry hat verkündet, dass er nach Europa zurückkehren wird.

Nach vier Jahren bei der New Yorker Franchise der MLS, die den Namen eines österreichischen Brauseherstellers trägt, will der französische Welt- und Europameister seinen auslaufenden Vertrag nicht mehr verlängern. Damit verliert die Liga eines ihrer wichtigsten Aushängeschilder, das ihr auch im internationalen Vergleich sportliche Reputation verschafft hat, und den Glanz, den einer der elegantesten Spieler aller Zeiten immer noch gelegentlich hatte aufleuchten lassen.

Donovans Finale

Der 37-Jährige hat noch nicht enthüllt, ob er womöglich irgendwo anders weiter spielen will, eine Karriere in den Medien anstrebt oder zum FC Arsenal nach London zurückkehrt, wo er seine größte Zeit verbrachte. Arsenal-Cheftrainer Arsene Wenger ließ am Dienstag bereits durchblicken, Henry sei willkommen: „Sicherlich wird er eines Tages zurückkommen. Ich weiß nur nicht, in welcher Funktion.“

Dass solche Spekulationen auch in den USA größere Schlagzeilen verursachen als das anstehende Finale, zeigt die Probleme der MLS. Die ist zwar in den vergangenen Jahren stetig gewachsen, aber selbst im heimischen Markt ist das Interesse an den europäischen Wettbewerben, allen voran der englischen Premier League, noch immer größer. Das Endspiel wird am Sonntag vor maximal 27.000 Zuschauern stattfinden: Los Angeles, die während der Saison mehr Punkte gesammelt haben als der Gegner New England und deshalb die Gastgeberrolle zugestanden bekommen haben, bleiben lieber in ihrem gewohnten Spielort im Vorort Carson, dem einzigen reinen Fußballstadion der USA. Ein Umzug in eine größere Arena wie zum Beispiel die nur eine halbe Autostunde entfernte, traditionsreiche Rose Bowl wurde nie ernsthaft diskutiert. Die Heimstatt der WM-Endspiele der Männer 1994 und der Frauen 1999 wäre frei, erst übernächstes Wochenende findet ein Flohmarkt statt.

Dabei ist die Endspielpaarung ein Traum für die Marketingstrategen der MLS. Nicht nur stehen sich zwei der traditionsreichsten Klubs gegenüber, die seit der ersten Saison der Major League Soccer 1996 dabei und auch noch in den beiden wichtigsten Fernsehmärkten der USA beheimatet sind. Außerdem wird es der letzte Auftritt von Landon Donovan: Erst 32 Jahre alt, hat der 157-fache Nationalspieler seinen Rücktritt verkündet. Mit Los Angeles könnte Donovan seinen sechsten MLS-Titel gewinnen. Ein weiterer Rekord: Niemand sonst hat so viele Tore für das US-Team (57) oder in der MLS (136) geschossen. In den USA eine Ikone, in Leverkusen, bei Bayern München oder dem FC Everton aber konnte er sich nicht durchsetzen.

Es sind aber andere, die mehr beeindrucken als Donovan, etwa der mittlerweile 34-jährige irische Dauerbrenner Robbie Keane, Mannschaftskollege von Donovan bei der Galaxy. Oder der vierfache US-Nationalspieler Lee Nguyen, der beim Endspielteilnehmer New England an der Seite von Jermaine Jones spielt. Der ehemalige Schalker hat sich in den USA zum Star gemausert: Jones gilt nicht nur als bester Sechser der Liga, sondern ist dank Freundschaften zu zweifelhaften Berühmtheiten wie Charlie Sheen oder Paris Hilton auch gern gesehener Gast in der Klatschpresse. Mehr Glamour ist seit den glorreichen Zeiten von David Beckham für einen Fußballer in den USA wohl nicht drin.

Trotzdem stehen die Zeichen auf Expansion. Im kommenden Jahr wächst die Liga um zwei weitere Klubs auf dann 20 Teilnehmer. In Florida eröffnet der Orlando City FC den Spielbetrieb, und weiter im Norden macht künftig der New York City FC auf, der seine Spiele in der Bronx im Yankee Stadion austragen wird.

Damit nicht genug: Ab 2017 sind weitere Franchises in Los Angeles und Atlanta geplant, und in Miami steht eine Investorengruppe um David Beckham bereit. Spätestens dann sollte auch der Glamour in die MLS zurückkehren. THOMAS WINKLER