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Archiv-Artikel

AKTENZEICHEN 1 KapJs 2026/04

Von WAHN

Die Tat: Ein Rentner betritt am 14. September 2004 mit einer geladenen Pistole und einer scharfen Panzermine das Landessozialgericht in Berlin-Mitte. Er will, dass ihm Ärzte und Richter vorgeführt werden, die er für Behandlungsfehler und die Verweigerung von Sozialleistungen verantwortlich macht. Nach zehn Minuten kann er von Sicherheitskräften überwältigt werden.

Der Täter: Wolfgang F., 62 Jahre, erlitt 1972 einen Arbeitsunfall. Der Schlosser fiel eine Treppe hinunter. Während er sich als 100 Prozent berufsunfähig erachtet, erkannte ihm die Versicherung nur eine 30-prozentige Erwerbsminderung zu. Im vergangenen Jahr wurde ihm von einem Arzt eröffnet, dass ihm ein Bein amputiert werden muss. Wenige Wochen später fasste Wolfgang F. den Entschluss, Ärzte, Gutachter und Juristen öffentlich anzuprangern, die er für seine Situation verantwortlich macht.

Die Chancen: Seit dem 30. März muss sich Wolfgang F. wegen versuchter Geiselnahme und Verstoßes gegen das Sprengstoffgesetz vor dem Berliner Landgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er zumindest im Zustand der verminderten Schuldfähigkeit gehandelt hat, und erstrebt seine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus. Das Urteil soll am kommenden Dienstag fallen.  WAHN