: AIDS–Experte Gauweiler isoliert
■ In der Gesundheitsministerkonferenz stimmen alle Bundesländer gegen die von Bayern befürwortete Meldepflicht für AIDS–Kranke / Versuche mit neuentwickeltem Impfstoff verlaufen ermutigend
Düsseldorf/Bonn (ap/dpa) - Die Gesundheitsministerkonferenz hat sich in Anwesenheit von Bundesgesundheitsministerin Rita Süssmuth (CDU) am Freitag in Bonn gegen die von Bayern befürwortete Meldepflicht ausgesprochen. Eine Entschließung über die Zusammenarbeit von Bund und Ländern im Kampf gegen AIDS wurde von zehn Bundesländern angenommen. Bayern hat ihr nicht zugestimmt. Wie der bayerische Innenminister Hillermeier (CSU) bestätigte, war Bayern mit einem eigenen Entschließungsantrag unterlegen, der „weiterreichende Maßnahmen“ gegenüber mit AIDS–Infizierten vorgesehen habe. Der Vorsitzende der Konferenz, der niedersächsische Sozialminister Schnipkoweit, teilte mit, daß übereinstimmend die weitere Aufklärung über die AIDS–Gefahren als vorrangig erachtet werde. Die Erfassung von AIDS solle auf freiwilliger Basis und nicht auf gesetzlich vorgeschriebener Grundlage erfolgen. Aufgrund der ärztlichen Schweigepflicht ist eine Weitergabe von AIDS–Testergebnissen an andere Stellen wie zum Beispiel an Arbeitgeber ausgeschlossen, versicherten die Minister. Sie gehen davon aus, daß von freiwillig zu nutzenden Angeboten der Te ster, Beratung und sozialen Hilfen der verschiedensten Art eine größere Wirksamkeit bei der Eindämmung dieser Erkrankung zu erwarten ist als durch die Einführung einer „rechtlichen Meldepflicht“. Impfstoff aus Eigenblut Wissenschaftlern der Universität in Düsseldorf ist es gelungen, aus dem Blut von AIDS–Patienten einen Impfstoff zu entwickeln und damit in zweijährigen Versuchen erste ermutigende Ergebnisse zu erzielen. Bei den insgesamt 14 Patienten, die mit diesem aus ihrem eigenen Blut gewonnenen Impfstoff (“Autovakzine“) behandelt wurden, besserten sich die schweren Begleiterscheinungen wie Gürtelrose (Herpes Zoster) und Lymphadenopathie (Lymphknotenschwellungen). Sie sind inzwischen wieder arbeitsfähig. Vier dieser Patienten litten an AIDS, zehn von ihnen an sogenanntem AIDS–related Complex (ARC), einer Vorstufe der Immunschwäche. Das berichtet Prof. Herbert Brüster vom Institut für Blutgerinnungswesen und Transfusionsmedizin der Universität Düsseldorf, in der neuesten Ausgabe des „Deutschen Ärzteblatts“ (Köln). „Zweifellos kann man nach zwei Behandlungsjahren noch nicht von einer Ausheilung der Erkrankung sprechen“, betonte Prof. Brüster in dem Artikel. „Bei kritischer Interpretation der Ergebnisse dürfte aber zum jetzigen Zeitpunkt schon feststehen, daß der hier eingeschlagene Weg eine Umkehr des progredienten (fortschreitenden) Krankheitsprozesses eingeleitet hat“, schreibt Prof. Brüster.
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