Sept. 2021 mit taz-Redakteur Lukas Wallraff - die Reise ist abgesagt: Nürnberg

Stolze Frankenmetropole im kath. Bayern und ihr Umgang mit Geschichte: Nazis, Krieg und Nürnberger Prozesse - plus Bratwürste, Lebkuchen und Markus Söder

Nürnberger Altstadt unterhalb der Burg Bild: Archiv

Zum Programm gehören Spaziergänge in der Altstadt, über das Nazi-Reichsparteitags-Gelände, zum Gericht der Nürnberger Prozesse sowie durch das lebendige Szeneviertel Gostenhof; wir besuchen u. a. ein Mehrgenerationen-Wohn- projekt, treffen uns mit Journalisten und, beim Ausflug ins beschauliche Umland, mit echten Buchdruck Freaks - mit 4 Übernachtungen im Altstadt-Hotel am Jakobsmarkt.

Preis: 790 € (DZ/HP/ohne Anreise), Einzelzimmer-Zuschlag: 85 € Mindestteilnehmer 8 Personen

Reiseveranstalter: Ventus Reisen, Berlin office@ventus.com,  Tel.: 030-39 10 03 32, 

Die Reise kann nur beim Veranstalter gebucht werden.

- Reiseleitung durch taz-Redakteur Lukas Wallraff

- 4 Übernachtungen im Hotel am Jakobsmarkt in der Nürnberger Altstadt (plus Abendessen)

- Besuch ehem. Reichsparteitags-Gelände, inkl. Dokumentations- zentrum

- Gerichtssaal der Nürnberger Prozesse – mit Video- und Audio-Infos zu den Prozessen

- Fahrt mit der Regionalbahn ins fränk. Umland nach Hersbruck

- Treffen mit Journalisten, der lokalen Partei „Die Guten“ und dem Verein „Geschichte für alle“

HIER die weiteren Leistungen

Nürnberg schaut auf eine große, ruhmreiche Vergangenheit zurück. Die selbstbewusste Frankenmetropole war einst nicht nur Freie Reichsstadt, sie war „des Reiches Schatzkästlein“, sie war die Stadt von Albrecht Dürer und sie war stolzer Fußball-Rekordmeister. All das ist schon etwas länger her - und macht viele Nürnberger bisweilen melancholisch. War hier also früher alles besser?

Lukas Wallraff, seit 1999 in der taz, derzeit Seite 1-Redakteur, Alles begann in der Schülerzeitung 'Klecks' in Nürnberg

- Eine stolze Frankenmetropole mit bewegter Geschichte und ihr jüngster Spross: Markus Söder

- Umgang mit Nazi-Vergangenheit und Nürnberger Prozessen

- Gentrifizierung im Szeneviertel Gostenhof

- Regionaljournalismus im Wandel

- Alternatives Leben in einem konservativen Umfeld

- Spaziergang über das Reichsparteitags-Gelände, inkl. Dokumentationszentrum

- Treffen mit Alexander Schmidt, Sprecher des Vereins „Gegen Vergessen – Für Demokratie“

- Besuch im Gerichtssaal der Nürnberger Prozesse, mit Video- und Audio-Infos zu den Prozessen

- Rundgang im Szeneviertel Gostenhof mit Verein „Geschichte für alle“

- Besuch der Nürnberger Nachrichten inkl. Gespräch mit  Chefredakteur Jungkunz

- Ausflug nach Hersbruck (30 km) mit Besuch der 'Hersbrucker Bücherwerkstätte'

- Treffen mit lokaler Partei „Die Guten“, die eine Stadträtin stellt

Die Reiseleitung achtet während der Reise auf die Einhaltung der Corona- AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmasken).

Das Hotel hat seinen Service auf diese Regeln eingestellt. Die Corona-Verordnungen des Landes Bayern finden Sie HIER und eine gute Zusammenfassung auf der Website Tourismus-Wegweiser

Vor der Reise erhalten Sie vom Veranstalter eine aktuelle Übersicht der Regelungen.

Ganz im Gegenteil. Denn wirklich weltbekannt und leider auch berüchtigt wurde die Stadt vor allem durch die schrecklichste Phase ihrer Geschichte vor knapp hundert Jahren: als Stadt der Reichsparteitage der Nazis, Druckort des „Stürmer“-Hetzblatts von Julius Streicher und später als Gerichtssitz der Nürnberger Prozesse, in denen die wichtigsten Nazis nach dem Krieg verurteilt wurden.

Einige Schauplätze aus der Nazizeit sind heute noch prominent im Stadtbild zu sehen, sie werden als Mahnmale erhalten - und zwingen die heutigen Bewohner, sich immer wieder mit ihrem braunen Erbe auseinanderzusetzen. Was die Nürnberger Politik auch durchaus aktiv und engagiert getan hat.

Mittelalterlicher Glanz, faschistische Abgründe, Zerstörung der kompletten Innenstadt und Wiederaufbau mit Vergangenheitsbewältigung: Wie die Stadt mit den verschiedenen Aspekten ihrer wechselvollen Geschichte umgeht, wollen wir auf dieser taz-Reise erkunden.

Der "Weinstadel" in der Nürnberger Altstadt Bild: Archiv

Wir wollen die Entwicklung von einer Industrie- und Arbeiterstadt zu einer modernen Dienstleistungsmetropole mit hohem Einwandereranteil an beispielhaften Orten nachverfolgen und mit Nürnberg-Kennern reden. Natürlich wollen wir auch die schöne, nach dem Krieg fast komplett wieder aufgebaute Altstadt, das berühmte fränkische Essen und die ländliche Umgebung genießen. Und nicht zuletzt erkunden, was das eigentlich für eine Stadt ist, aus der vielleicht bald der nächste Bundeskanzler Markus Söder kommt.

Unsere Unterkunft ist das erste Highlight, denn das Hotel befindet sich in der Altstadt am Jakobsmarkt, gleich hinter der Stadtmauer und neben dem klassisch fränkischen Fachwerkhaus der "Historischen Bratwurstküche". Hier treffen wir uns am ersten Tag, um einen ersten Rundgang durch die Altstadt zu unternehmen und die imposante Burg zu besichtigen, in der einst die deutschen Kaiser ihre Reichstage abhielten.

Auch der Hauptmarkt ist nicht weit, auf dem immer noch BäuerInnen aus der Umgebung Obst und Gemüse verkaufen. Besser bekannt als Ort des Christkindlesmarkts im Advent, auf dem jährlich Millionen Touristen aus der ganzen Welt Glühwein schlürfen, Lebkuchen spachteln und natürlich auch die berühmten Nürnberger Bratwürste vertilgen. Sie wissen schon, die kleinen würzigen, man bekommt deshalb sogar drei in einem „Weckla“. Das sollte zur Einstimmung in die eher deftige fränkische Lebensart reichen. Weitere Besuche in ausgewählten Gasthäusern werden folgen.

Am nächsten Vormittag widmen wir uns dem Umgang mit der Nazi-Vergangenheit Nürnbergs und fahren zum Gelände rund um den Dutzendteich. Das ist ein kleiner Stadtsee, um den sich die Anlagen der einstigen Reichsparteitage aus den 30-er-Jahren erstrecken. Die Tribünen, auf denen Hunderttausende dem Führer zujubelten, und das steinerne Rednerpult, von dem aus Hitler zu den Massen sprach, sind öffentlich zugänglich und werden sogar immer wieder mit hohen Kosten saniert, um sie als historische Zeugnisse zu erhalten.

Das Nürnberger Gerichtsgebäude, in dem die ab Nov. 1945 die "Nürnberger Prozesse" gegen Verantwortliche des Nazi-Regimes stattfanden Bild: Creative-Commons Magnus Gertkemper

Direkt daneben herrscht oft ein buntes Treiben mit Wassersportlerinnen auf dem Dutzendteich und Fußballfans, die zum nahegelegenen Stadion laufen. Einmal im Jahr dienen die Nazi-Tribünen sogar als Zuschauerplätze beim Autorennen am Norisring. Eine manchmal bizarre Mischung.

Was die Stadt tut, um neue Nazis fernzuhalten und die Erinnerung an die hier einst bei den Parteitagen zelebrierten Nazi-Verbrechen wachzuhalten, erklärt uns Alexander Schmidt, leitender Ausstellungskurator des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände und Sprecher der Regionalgruppe Nordostbayern des Vereins Gegen Vergessen – Für Demokratie.

Herr Schmidt wird uns über das Gelände führen und auch die gespenstische „Ehrenhalle“ unterhalb der Tribünen zeigen. Anschließend besichtigen wir die Ausstellung über die NS-Parteitage in der nie ganz fertig gestellten, aber in ihrer Gigantonomie eindrucksvollen Kongresshalle am Ufer des Dutzendteichs.

Gerade weil Nürnberg als mittelalterliche Vorzeigestadt so wichtig für die Nazis war, fanden hier 1945/46 die Nürnberger Prozesse statt, in denen die Alliierten über einige der schlimmsten Nazi-Größen wie Hermann Göring, Rudolf Heß und Albert Speer zu Gericht saßen.

Am dritten Programm-Tag besichtigen wir den Gerichtssaal, in dem eine moderne Installation das damalige Geschehen anschaulich macht. Wie sah es damals aus bei den Prozessen, die als Wegbereiter für spätere UN-Kriegsverbrechertribunale gelten? Was können wir auf für heutige Diskussionen über Strafverfolgung von Diktatoren wie in Den Haag lernen?

Die Skulpturen-Allee "Straße der Menschenrechte" von Dani Karavan Bild: Wikimedia Commons

Anschließend fahren wir zur „Straße der Menschenrechte“ in der Innenstadt mit Skulpturen, die von dem israelischen Künstler Dani Karavan erschaffen wurden. Dort wird uns eine Vertreterin der Stadt erläutern, wie sich Nürnberg bemüht, die Vergangenheit aufzuarbeiten, weiter aufzuklären und an einer humaneren Gegenwart beizutragen, etwa mit der jährlichen Verleihung eines Menschenrechtspreises.

Am Nachmittag besteht die Wahl, entweder das Neue Museum für Kunst und Design zu besichtigen - oder ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt, das beispielhaft gemeinsames Leben mitten in der Stadt ermöglicht. Für den Abend ist ein Gespräch mit einem Vertreter der Partei „Die Guten“ geplant, die sich erstaunlich erfolgreich „für eine kreative und phantasievolle Weiterentwicklung“ Nürnbergs einsetzt und den Stadtrat mit einer originellen Mischung aus ökologischen und künstlerischen Aktivisten aufmischt.

Am vierten Tag unserer Reise durch die Stadtgeschichte besuchen wir das Kreuzberg Nürnbergs. Der Stadtteil Gostenhof steht ähnlich wie der Berliner Kiez rund um die taz für eine spannende Entwicklung von einem einstigen Arbeiterviertel, in dem die damals so genannten Gastarbeiter in den 60er- und 70er-Jahren einzogen, weil sie hier bezahlbaren Wohnraum fanden, zum beliebten Kunst- und Szeneviertel.

Inzwischen hat auch hier, ähnlich wie in Kreuzberg, die Gentrifizierung Einzug gehalten, vieles wurde saniert - und teurer. Aber Gostenhof ist immer noch das wohl bunteste und kulturell lebendigste Stadtviertel, durch das uns ein Stadtkenner des Vereins „Geschichte für alle“ führen wird.

In der Hersbrucker Bücherwerkstatt werden traditionelle Druckmethoden gepflegt Bild: Archiv

Anschließend treffen wir uns mit einem Nürnberger Journalisten. Er wird uns über die politische Entwicklung Nürnbergs informieren, das vor und nach dem Krieg immer eine „rote Hochburg“ war, eine der ersten rot-grünen Stadtregierungen in Deutschland hatte, aber seit kurzem wieder von einem CSU-Bürgermeister regiert wird. Die Erfolgswelle der aktuellen Lichtgestalt der deutschen Medien, also von Lokalmatador Söder, zeigt auch im Rathaus Wirkung.

Noch mehr über Söder und die besondere Rolle Nürnbergs als traditionell linker, evangelischer, fränkischer Stadt mitten im katholischen CSU-Land Bayern wollen wir am Nachmittag im Haus der „Nürnberger Nachrichten“ erfahren, wo wir in einem Gespräch mit Chefredakteur Alexander Jungkunz auch über den Strukturwandel im Regionaljournalismus sprechen wollen.

Die „Nürnberger Nachrichten“ mit ihren zahlreichen Ablegern in ganz Franken war und ist eine der größten Zeitungen Deutschlands. Wie macht sie in Zukunft weiter, wie funktioniert Lokaljournalismus noch auf Papier oder nur noch online? Eine wichtige Frage gerade auch für die Demokratie im ländlichen Raum, in den wir am letzten Tag der taz-Reise vordringen.

Blick vom Michelsberg auf Hersbruck Bild: Archiv

Am letzten Tag verlassen wir nach dem Frühstück das Hotel und fahren mit der Regionalbahn ins Nürnberger Land nach Hersbruck, an der alten Handelsstraße nach Prag gelegen, die früher "Goldene Straße" genannt wurde.

In der pittoresken Kleinstadt am Fuß des Michelsbergs besuchen wir die 'Hersbrucker Bücherwerkstätte', wo einige Unverdrossene mit musealen Maschinen, die sie vor der Verschrottung gerettet haben, nicht nur die gute, alte Druckkunst pflegen, sondern auch ein eher alternatives Leben in einer konservativ geprägten Gegend.

Den krönenden Abschluss unserer Reise bildet ein Mittagessen auf dem Gipfel des Michelsbergs mit einer Rundum-Aussicht über die im Sommer gülden glänzenden fränkischen Hügel mit ihren Weizenfeldern. Hoffentlich gut gesättigt und reich an Eindrücken verabschieden wir uns nachmittags am Nürnberger Hauptbahnhof, der übrigens auch architektonisch interessant ist.

Die Reiseleistungen im Einzelnen HIER

Beginn und Ende der Reise:

Wir treffen uns am Mittwoch, den 8. September, um 17 Uhr im Hotel am Jakobsmarkt in der Nürnberger Altstadt; Fußweg von U-Bahnstation Plärrer 5 Min., vom Bahnhof ca. 20 Min.

Ende der Reise: Sonntag, 12. September, gegen 15 Uhr am Nürnberger Hauptbahnhof

Gemäß den Corona-Verordnungen aller Bundesländer wird eine Reise nur durchgeführt, wenn die 7-Tages-Inzidenz in der Reiseregion unter 50 liegt. Die Corona-Verordnungen des Landes Bayern finden Sie HIER und eine gute Zusammenfassung auf der Website Tourismus-Wegweiser. Vor der Reise erhalten Sie vom Veranstalter eine aktuelle Übersicht der Regelungen.

Die Reiseleitung achtet während der Reise auf die Einhaltung der Corona-AHA-Regeln (Abstand, Hygiene, Alltagsmasken). Das Hotel hat seinen Service auf diese Regeln eingestellt.

Teilnahme an der Reise mit negativem Antigen-Schnelltest bzw. Impfnachweis

Zur Sicherheit der Reisegruppen bitten wir alle Teilnehmer*innen, die nicht geimpft oder genesen sind, bei Reisebeginn einen negativen Schnelltest vorzuweisen, der maximal 48 Stunden alt sein darf.  Ohne Test können Geimpfte und Genesene mit entsprechendem Nachweis an der Reise teilnehmen (2. Impfung muss bei Reiseantritt mindestens 14 Tage zurück liegen).

Nicht Geimpfte müssen sich zudem darauf einstellen, dass sie für bestimmte Aktivitäten (u.a. Abendessen im Restaurant) einen aktuellen Corona-Test benötigen und diesen evtl. täglich vor Ort wiederholen müssen. Um die Organisation der Test-Termine werden sich die taz-Reiseleiter*innen kümmern.