: 5,845 Milliarden - und der Koloß wächst...
■ Schering-Konzern zog Bilanz: Gesamtumsatz um 11 Prozent auf 5,845 Milliarden gestiegen / Kooperation mit 10 DDR-Betrieben? / Versuche mit 122.000 Tieren / Zusammenarbeit mit der Sandoz-AG im Pflanzenschutzbereich
Der Chemie- und Pharmakonzern Schering erwartet „unter den heute geltenden Wechselkursrelationen ein nominales Wachstum des Konzernumsatzes von 5 Prozent“. Dies erklärte Finanzvorstand Klaus Pohle gestern auf der Bilanzpressekonferenz in Berlin. Das Konzernergebnis werde wieder das hohe Niveau des Vorjahres erreichen. Es war 1989 um 43 Prozent auf 225 Millionen DM gestiegen.
Eine Ursache für diesen im Vergleich zum Umsatzwachstum überproportionalen Anstieg ist die durch die gute Geschäftsentwicklung verbesserte Auslastung der Produktionskapazitäten.
Positiven Einfluß auf das Ergebnis hatte auch die gute Ertragsentwicklung in Großbritannien, die zusätzlich durch die kursbedingt niedrige Wertung der Pfundanleihe begünstigt wurde. Der Konzernumsatz stieg 1989 um 11 Prozent auf 5,845 Milliarden DM.
Das Ergebnis je Aktie des Schering-Konzerns verbesserte sich um 32 Prozent auf 41 DM (1988: 31 DM). Der Jahresüberschuß der Schering AG nahm trotz zusätzlicher Aufwendungen für den Umweltschutz um 18 Prozent auf 148 Millionen DM zu. Aus diesem Gewinn sollen 67 Millionen DM in die Gewinnrücklage fließen und bei einer von 12 auf 13 DM erhöhten Dividende je 50-DM-Aktie 81 Millionen DM an die Aktionäre ausgeschüttet werden.
Schering sondiert bereits Kooperationsmöglichkeiten mit zehn Staatsbetrieben der DDR. Eine erste Zusammenarbeit zeichnet sich mit VEB Fahlberg-Liste (Magdeburg) auf den Gebieten Pharma und Pflanzenschutz ab, teilte der Vorstandsvorsitzende Guiseppe Vita gestern weiter mit. Vertragsentwürfe für jeweils eine gemeinsame Beratungs-GmbH würden bereits vorbereitet.
Beide Gesellschaften sollen Ärzte, Apotheker und Agrarbetriebe beraten. Als weitere Schritte könnten sich Schering und Fahlberg, die langjährige Geschäftsbeziehungen im Pflanzenschutz unterhalten, eine Intensivierung der Zusammenarbeit in Vertrieb und Produktion vorstellen.
Die Schering-Tochter Diamalt (München) wird in Kürze mit dem größten Backmittelhersteller der DDR, dem Backwarenkombinat Potsdam, einen Vertriebs- und Produktionsvertrag unterzeichnen. Er soll die Vorstufe für ein Gemeinschaftsunternehmen zu Herstellung und Vertrieb von Backmitteln sein.
Vita betonte, Schering sehe in der DDR kurzfristig „keine umsatz- und ergebnisträchtigen Perspektiven“. Mittel- und langfristig halte man aber auch „risikobehaftete deutsch -deutsche Kooperationen für sinnvoll“. 1989 nahm die DDR mit einem Umsatz von 50 Millionen DM den ersten Platz im Schering-Geschäft mit den RGW-Ländern ein.
Generell, sagte Vita, seien die Möglichkeiten für eine deutsch-deutsche Zusammenarbeit für die chemische Industrie geringer als für den Maschinenbau, die Elektro- oder Autoindustrie. Die Chemie beruhe noch stärker als die gesamte DDR-Wirtschaft auf veralteten Strukturen. Dazu komme eine „dramatische Altlastenproblematik“, die bei einer direkten Beteiligung an einem DDR-Unternehmen unübersehbare Risiken berge.
Für dieses Jahr erwartet Schering „unter den heute geltenden Wechselkursrelationen“ ein nominales Wachstum des Konzernumsatzes von 5 Prozent. Auch das Konzernergebnis werde wieder das hohe Niveau von 1989 erreichen. Es stieg im vorigen Jahr um 43 Prozent auf 225 Millionen DM, teilte Finanzvorstand Klaus Pohle mit. Der Jahresüberschuß nahm um 18 Prozent auf 148 Millionen DM zu. Darin sind 9,7 Millionen DM Währungsgewinn enthalten.
Verstärkt will sich Schering auf den Ausbau des Pharma -Geschäfts konzentrieren. Die Sparte hatte mit 15 Prozent das höchste Umsatzwachstum aller Bereiche und trug mit zwei Dritteln zum Betriebsergebnis des Konzerns bei.
Mit der Schweizer Sandoz-AG wird eine enge Zusammenarbeit im Pflanzenschutz durch Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens geprüft. Beide Bereiche könnten gemeinsam rund 300 Millionen DM für Forschung und Entwicklung aufbringen, um den Produktnachschub zu sichern. Das Bundeskartellamt werde „mit fast hundertprozentiger Sicherheit“ keine Einwände erheben können, weil Sandoz auf dem deutschen Markt keine Rolle spiele. Die Kooperation soll Mitte des Jahres beginnen.
An 63.000 Ratten, 59.000 Mäusen und 234 Hunden nahm Schering im vergangenen Jahr Tierversuche vor.
taz/dpa
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