16.- 20. Oktober 2023 mit taz-Redakteurin Barbara Oertel: Flensburg und Apenrade (Dänemark)

Multikulti in Schleswig-Holstein: Dänen, Friesen und Deutsche - eine Reise zu den Minderheiten links und rechts der deutsch-dänischen Grenze

Der Hafen in Flensburg Bild: www.fleno.de

Zum Programm gehören Tagesausflüge ins dänische Apenrade, dem Zentrum der deutschen Minderheit Dänemarks, sowie nach Bredstedt (friesisch: Bräist) zum Friesenrat und dem Nordfriisk Instituut; in Flensburg besuchen wir die dänische Minderheit und das Europäische Zentrum für Minderheitenfragen - mit 4 Übernachtungen in der Pension Hygge am Flensburger Hafen

Preis: 870 € (DZ/HP/ohne Anreise), Einzelzimmer-Zuschlag: 80 €

Reiseveranstalter: Ventus Reisen, Berlin office@ventus.com,  Tel.: 030-39 10 03 32, 

Die Reise kann nur beim Veranstalter gebucht werden.

* Reiseleitung durch taz-Redakteurin Barbara Oertel

* 4 Übernachtungen in der Pension Hygge am Flensburger Hafen

* 2 Tagesausflüge nach Apenrade (Dänemark) und nach Bredstedt

* Besuch von Friesenrat, Nordfriisk Instituut sowie dem Europäischen Zentrum für Minderheitenfragen

HIER die weiteren Leistungen

HIER finden Sie den Termin, bis wann für diese Reise die Mindestbuchungen vorliegen müssen, damit sie stattfinden kann. Bitte kontaktieren Sie den Reiseveranstalter vorher.

«Jetzt kommt der Norden!» Mit diesem Slogan trat der Südschleswigsche Wählerverband (SSW), der sich vor allem als Anwalt der dänischen und friesischen Minderheit im nördlichsten Bundesland Schleswig-Holstein versteht, bei der Bundestagswahl im September 2021 an.

Barbara Oertel, Ressortleiterin der taz-Auslandsredaktion, ist in Flensburg zur Schule gegangen

- Situation und Selbstverständnis von 3 Minderheiten: Dänen und Friesen in Deutschland, Deutsche in Dänemark

- Die wechselvolle Geschichte von Flensburg und dem Herzogtum Schleswig

- Kultur und Sprache der (Nord)Friesen

- SSW - die politische Vertretung der Friesen und Dänen in Deutschland

- Stadtspaziergänge in Flensburg, Bredstedt und Apenrade

- Besuch des Südschleswigschen Wählerverbands (SSW)

- Besuch der deutsch-sprachigen online-Zeitung „Nordschleswiger“ in Apenrade

- Gespräche mit Siegfried Matlok, dem „wandelnden Lexikon“ der deutschen Minderheit Dänemarks, sowie mit dem dänischen Historiker Hans Schultz Hansen.

- Besuch des Nordfriisk Instituut in Bredstedt

- Gespräch mit Ilse Johanna Christiansen, der Präsidentin des „Friesenrats“

- Besuch des Europäischen Zentrums für Minderheitenfragen

Und siehe da: Mit über 55.000 Wähler*innenstimmen schaffte Stefan Seidler den Sprung nach Berlin. Er ist damit in der Geschichte der Bundes- republik nach Hermann Clausen (1949 - 1953) der zweite Abgeordnete, der für den SSW im deutschen Parlament sitzt.

Das Miteinander von Minderheiten und der Mehrheitsgesellschaft in Schleswig-Holstein gilt als vorbildhaft. Dänen und Friesen sind zwei der vier anerkannten Minderheiten Deutschlands (neben Sorben sowie Sinti und Roma). Wobei das ehemalige Herzogtum Schleswig ja eine sehr wechselvolle Geschichte hat und erst kurz vor Gründung des deutschen Reiches von Preußen erobert wurde. Vorher war Flensburg die wichtigste Hafenstadt Dänemarks, zu Deutschland kam sie erst 1864. Und erst nach dem Ersten Weltkrieg wurden 1920 nach einer Volksabstimmung die heutigen Grenzen gezogen: der nördliche Teil Schleswigs stimmte für den Anschluss an Dänemark, der südliche Teil für Deutschland.

Der Nordermarkt in Flensburg Bild: Wikimedia Commons/Andreas Trepte

Begeben wir uns also auf eine Entdeckungsreise. Wir besuchen verschiedene Einrichtungen der Minderheiten und kommen mit ihren Vertreter*innen ins Gespräch - wer kann und mag auch auf Dänisch oder Friesisch. Dabei sollen aber auch Spaß und Gemütlichkeit nicht zu kurz kommen. Für letzteres haben die Dän*innen einen Begriff, der angeblich in andere Sprachen unübersetzbar ist: Hygge! So heißt auch unsere Pension!

Am ersten Tag erfolgt die Anreise nach Flensburg, mit über 90.000 Einwohner*innen die drittgrößte Stadt in Schleswig-Holstein. Flensburg, auf Dänisch und Niederdeutsch Flensborg, auf Nordfriesisch Flansbirj oder auch Flensborag, ist vor allem bekannt durch das Kraftfahrt-Bundesamt (im Volksmund auch "Verkehrssünderkartei" genannt), den Erotikversandhandel Beate Uhse, das Flensburger Bier («Flens» mit dem typischen Bügelverschluss) sowie den Handballverein SG Flensburg-Handewitt.

Legendäre Berühmtheit erlangte auch der Oluf-Samson-Gang. Das historische Rotlichtviertel erklärten Generationen von Eltern für ihre Kinder zu einer no-go-area. Das horizontale Gewerbe ist mittlerweile der Gentrifizierung zum Opfer gefallen. Dennoch zieht die kleine Gasse mit geduckten Fachwerkhäuschen, die von der Altstadt zum Hafen führt, immer noch viele Besucher*innen an.

Flensburg ist auch das Zentrum der dänischen Minderheit in Südschleswig mit zahlreichen Einrichtungen wie Schulen, Kindergärten, Bibliotheken, Kulturzentren sowie der Redaktion der dänischen Zeitung «Flensborg Avis». Von 2010 bis 2016 hatte Flensburg mit Simon Faber erstmals einen Oberbürgermeister des SSW.

Flensburg gehörte bis 1864 zu Dänemark; das Wappen dänischer Könige schmückt noch heute ein berühmtes Gebäude von Flensburg: das Kompanietor, erbaut 1601. Bild: VollwertBIT

Den ersten Tag beschließen wir mit einem gemeinsamen Abendessen in der Altstadt. Danach bietet sich noch ein Spaziergang am Hafen an. Oder: Ein Abstecher in die Traditionskneipe «Porticus», die in einem Fachwerkhaus aus dem Jahr 1740 untergebracht ist. Im ersten Stock befindet sich das Orpheus Theater, eine der kleinsten Bühnen Deutschlands.

Am nächsten Tag machen wir uns auf zu der Duborg-Skolen in Flensburg, eine von zwei dänischen Gemeinschaftsschulen mit gymnasialer Oberstufe in Schleswig-Holstein. Der Abschluß berechtigt zur Aufnahme eines Studiums sowohl in Deutschland als auch in Dänemark. Die Schule, die 1920 gegründet wurde, gehört heute zu den Kulturdenkmälern der Stadt. Auch Stefan Seidler legte hier seine Abiturprüfung ab. Geplant sind Gespräche mit Lehrkräften und Schüler*innen.

Am Nachmittag treffen wir uns mit einem/r Vertreter*in des SSW in Flensburg - wenn möglich mit Stefan Seidler, so er denn gerade in seinem Flensburger Wahlkreis ist. Der SSW hat rund 3.600 Mitglieder (Stand 2015). Im Landtag von Schleswig-Holstein ist er seit 1958 ununterbrochen vertreten. Von 2012 bis 2017 bildete der SSW mit SPD und Grünen eine Regierung (sogenannte Küstenkoalition) und übernahm dabei auch erstmals ein Ministeramt. Derzeit sitzen drei Abgeordneten für den SSW im schleswig-holsteinischen Landtag.

Stefan Seidler auf dem SSW-Parteitag im März 2021 Bild: dpa / Axel Heimken

Den Tag lassen wir mit einem gemeinsamen Abendessen in einem urigen Restaurant ausklingen.

Am nächsten Morgen fahren wir mit einem Linienbus von Flensburg nach Apenrade/Åbenrå (Dänemark). Die Fahrtzeit beträgt circa 90 Minuten. Die Landgrenze ist 67 Kilometer lang. 2015 wurden im Zuge der Ankunft vieler Geflüchteter, die weiter nach Skandinavien reisen wollten, erstmals wieder Kontrollen eingeführt. Das galt auch in Zeiten von Corona, was vielen Berufspendler*innen ihre Anfahrt zur Arbeit erheblich erschwert.

Vielleicht erhaschen wir auch einen Blick auf den 70 Kilometer langen Wildschweinzaun entlang der Grenze. Diesen hatte Dänemark am 2. Dezember 2019 fertig gestellt, um so seine Schweinefleisch-Industrie vor der Afrikanischen Schweinepest zu schützen. Der dänische Zaun aus Stahl ist eineinhalb Meter hoch und reicht einen halben Meter in den Boden.

Apenrade, übrigens die Geburtsstadt von Ernst Reuter, ist eine dänische Stadt in der Region Syddanmark mit 16.410 Einwohnern (Stand: 1. Januar 2021). Sie liegt an einem Meeresarm der Ostsee, der Apenrader Förde. Mit ihrem Seehafen, dem Aabenraa Havn, hat Apenrade eine lange Tradition als Seefahrerstadt und Werftstandort.

Die Wassermühle in Apenrade Bild: Wikimedia Commons/Thomas Dahlstrøm Nielsen

In Apenrade werden wir von Siegfried Matlok empfangen. Matlok, der auch als wandelndes Lexikon bezeichnet wird, ist ein intimer Kenner von Minderheitenfragen in Vergangenheit und Gegenwart. Matlok ist ehemaliger Chefredakteur des «Nordschleswigers» und früherer Leiter des Sekretariats der deutschen Volksgruppe in Kopenhagen.

Apenrade ist ein Zentrum der deutschen Minderheit in Nord- schleswig. Das Bildungsangebot spielt für sie eine große Rolle. Am Vormittag besuchen wir das Deutsche Gymnasium. Es gilt als eines der besten Gymnasien in Dänemark. Ein besonderes Projekt sind die segannten Schülerbotschafter*innen, die in anderen Schulen in ganz Dänemark über die Besonderheiten des Minderheitenlebens im schleswigschen Grenzland berichten.

Bei einem Mittagsimbiss in Apenrade begrüßen wir als Gast den dänischen Historiker und Professor Hans Schultz Hansen.

Am Nachmittag schauen wir beim «Nordschleswiger» vorbei,eine deutschsprachige Internet-Zeitung in Dänemark und Sprachrohr der deutschen Minderheit. Am 2. Februar 2021 erschien der «Nordschlewiger» zum letzten Mal auf Papier. Die Schlagzeile lautete: «Wir müssen ganz neue Wege gehen» - übrigens derselbe Titel wie in der ersten Ausgabe vom 2. Februar 1946.

Kaufmannshaus am Marktplatz von Abenrade Bild: WikimediaCommons/Arne List

Seit das Medium nur noch digital verfügbar ist, greifen auch immer mehr deutsche Leser*innen, vor allem Tourist*innen, auf die Webseite zu. Unser Gesprächspartner ist Chefredakteur Gwyn Nissen (angefragt). Danach geht es zurück nach Flensburg zum gemeinsamen Abendessen.

Am nächsten Morgen fahren wir, wieder mit einem Linienbus, nach Bredstedt. Die Fahrtzeit von Flensburg beträgt circa zwei Stunden. Bredstedt (nordfriesisch Bräist) ist eine Kleinstadt mit rund 5600 Einwohner*innen im Kreis Nordfriesland. Der Luftkurort (seit 2001) ist der Mittelpunkt des Siedlungsgebietes der Nordfries*innen.

1965 wurde hier das Nordfriisk Instituut gegründet: eine unabhängige, aber staatlich geförderte wissenschaftliche Einrichtung für die in der Region gesprochenen Sprachen (Dänisch, Friesisch, Plattdeutsch, Hochdeutsch). Es unterhält eine umfangreiche Bibliothek mit Werken zur (nord-)friesischen, aber auch schleswig-holsteinischen, dänischen und sorbischen Geschichte und Kultur. Sie wird ergänzt durch ein Archiv zur Auswanderung vieler Nordfriesen vor allem nach Nordamerika.

Außerdem ist Bredstedt Standort des Friesenrates, der Dachorganisation aller für das Friesische arbeitenden Institutionen und Einrchtungen in Nordfriesland und Helgoland. Hier empfängt uns die Vorsitzende des Friesenrates Ilse Johanna Christiansen. Natürlich darf dabei auch eine Kostprobe der friesischen Sprache nicht fehlen. Wenn noch etwas Zeit bleibt, besuchen wir einen Kindergarten, in dem friesische Traditionen und Sprache gepflegt werden.

Das Nordfriisk Instituut in Bredstedt Bild: Nordfriisk Instituut

Danach treten wir die Rückfahrt nach Flensburg an. Sollte noch Zeit für einen individuellen Spaziergang bleiben, empfihlt sich ein Besuch der liebevoll restaurierten Kaufmannshöfe in der Altstadt, von denen Flensburg eine Vielzahl zu bieten hat. Den Tag lassen wir mit einem gemeinsamen Abendessen ausklingen.

Am letzten Tag besuchen wir vormittags das Europäische Zentrum für Minderheitenfragen (ECMI). Das Zentrum, das 1996 gegründet wurde, führt praxisbezogene Forschung durch, stellt Informationen und Dokumentationen zur Verfügung und berät zum Thema Minderheitenfragen im europäischen Raum. Die Einrichtung befindet sich übrigens im Kompagnietor — ein Bauwerk aus dem 17. Jahrhundert direkt am Hafen, das zu den Sehenswürdigkeiten Flensburgs zählt.

Gegen Mittag heißt es dann Abschied nehmen vom hohen Norden und vielleicht irgendwann wieder einmal: Moin, moin Flensburg!

Die Reiseleistungen im Einzelnen HIER

Beginn und Ende der Reise:

Wir treffen uns am Montag, den 16. Oktober um 17 Uhr der Pension Hygge am Flensburger Hafen

Ende der Reise: am Freitag 20. Oktober gegen 15 Uhr in Flensburg