: 45 Grad im Schatten
In der Bundesrepublik sind 40 der 152 Millionen Buchbände der wissenschaftlichen Bibliotheken vom Papierzerfall akut betroffen. Die Bücher müßten in einem aufwendigen Verfahren nachträglich entsäuert werden, um nicht völlig zu zerfallen, erklärten Vertreter der fünf bundesdeutschen Bibliothekarverbände auf dem 80. Deutschen Bibliothekarstag in Saarbrücken, der gestern zu Ende ging. Die Bibliothekare appellierten an Papierhersteller und Verleger, künftig alterungsbeständiges Papier herzustellen beziehungsweise zu verwenden. Nur so könne das Buch wieder zu einem dauerhaften Medium gemacht werden. Kriterien für haltbares Papier gebe es seit Februar dieses Jahres. Der rapide Zerfall des Papiers erfordere entsprechende Anlagen zur Massenentsäuerung nicht nur für die bereits vergilbten Papiere aus Archiven und Bibliotheken, sondern auch für Neuerscheinungen. Der Deutsche Bibliotheksverband (DBV) machte ferner auf die schlechte finanzielle Situation der öffentlichen Bibliotheken aufmerksam. Er verlangte ein Sofortprogramm zur Verbesserung der Bibliotheken in Höhe von 434 Millionen Mark für die nächsten fünf Jahre. DBV -Vorsitzender Jürgen Hering wies darauf hin, daß es in elf Prozent aller Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern keine öffentliche Bibliothek gebe. Die rund 1.700 Teilnehmer beschäftigten sich außerdem mit der Bibliothekarausbildung im Hinblick auf den europäischen Binnenmarkt.
Anläßlich der Verleihung der Bundesfilmpreise am Donnerstag in Berlin forderte die Alternative Liste Maßnahmen, um die Zukunft der DDR-Filmgesellschaft DEFA zu sichern. Die in unmittelbarer Nachbarschaft Berlins in Potsdam-Babelsberg gelegenen Studios müßten Gegenstand Berliner Kulturpolitik sein, auch wenn sie nicht in ihren administrativen Einzugsbereich gehören, betonte die kulturpolitische Sprecherin der AL-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Sabine Weißler am Mittwoch. Mit Berliner Unterstützung könnte sich dort ein Zentrum des europäischen Films entwickeln. Modernisierte Studios könnten den vielfach beklagten Berliner Studionotstand abschwächen. Das Land Berlin sollte nach Ansicht der AL-Politikerin konstruktiv auf den Vorschlag des DEFA-Generaldirektors Golde reagieren und die Möglichkeit prüfen, als Gesellschafter die Zukunftschancen der DEFA zu stärken.
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