: 25,8 Tonnen Geschichte
Die rekonstruierte Quadriga ist auf das Portal des Braunschweiger Einkaufsschlosses gehoben worden. taz nord würdigt einen historischen Augenblick
Die Stadt Braunschweig kann es niemandem recht machen. Da war es ihr endlich gelungen, mit freundlicher Unterstützung des Einkaufsriesen ECE das Stadtschloss wieder aufzubauen, das in der Nazizeit eine SS-Junkerschule beherbergt hatte, dann lange leicht ramponiert herumgestanden war, bis es schließlich 1960 von der damals regierenden SPD abgerissen wurde. Der Wiederaufbau, tönte Oberbürgermeister Gert Hoffmann (ehemals CDU), verleihe der Braunschweiger City eine „neue städtebauliche Qualität“.
Doch in Braunschweig hatte sich längst eine Bürgerinitiative gegen das „Konsumschloss“ formiert, die zur Eröffnung ein „goldenes Kalb“ mit sich führte, und auch von außerhalb regnete es Häme. „Ein absurderes Vexierspiel hat die Republik noch nicht gesehen: Direkt hinter dem hehren Rundbogenportal drängt sich plump eine Multifunktionsdecke ins Bild. Was eben noch kühler Klassizismus war, weicht kaltem Globalisierungsschick. Gleich im Eingang stößt der Besucher auf eine Filiale der Kaffeekette Starbucks, damit es auch wirklich niemandem entgeht, dass in diesem Schloss vor allem eines regiert: das Prinzip Beliebigkeit“, das alles schrieb die Zeit.
Irgendwas musste geschehen. Ein Schloss sollte Braunschweig haben und keine schnöde Shoppingmall mit Fassade. Die Quadriga, nach dem Krieg von Buntmetalldieben zerstört und mit 25,8 Tonnen Gewicht immerhin „die größte Europas“, musste wieder her. „Quadriga Ticker: Das vierte Pferd wurde auf das Residenzschloss gehoben“, meldete am Donnerstag das Braunschweig Stadtmarketing, da war es 14.09 Uhr. Um 17.34 Uhr hieß es dann: „Braunschweigs Stadtgöttin ‚Brunonia‘ – Mittelpunkt der Quadriga – wird auf das Residenzschloss gehoben.“ Uff! WIE