25 Jahre taz Genossenschaft: Anders bleiben

Die taz Genossenschaft hält den RedakteurInnen den Rücken frei – Macht mal, wird schon.

Bild: Esra Rothoff

von Margarete Stokowski

Ich mag den Satz „Bleib so, wie du bist“ nicht besonders. Sagen Leute ja manchmal so, und sie meinen es immer gut. Einerseits klingt es schön, andererseits: Warum? Das Beste, was einem in der Liebe und in der Freundschaft und im Leben generell passieren kann, ist dass man jemanden trifft, der einen einerseits so lässt, wie man ist, und andererseits wachsen lässt. Wenn man dabei mit der Zeit jemand anders wird und der andere immer noch da ist, ist es entweder, na ja, Gewöhnung oder Faulheit, oder: Liebe.

Klingt vielleicht ein bisschen pathetisch, aber beim Arbeiten ist es so ähnlich: Wenn man dabei Leute um sich herum hat, die einen einerseits unterstützen und andererseits einfach machen lassen, ist es perfekt. Ich wollte gerade schreiben, dass ich, seit ich angefangen habe, Texte für Zeitungen zu schreiben, viel Glück dabei gehabt habe, aber „Glück“ ist das falsche Wort. Glück war es, bei der taz zu landen, der Rest war Prinzip.

Keine Philosophie aber Prinzipien

Es gibt Firmen, auf deren Webseite steht ihre „Philosophie“, was meistens mit „Gelaber“ besser beschrieben wäre. „Unser Brot ist aus ausgewählten Zutaten“ steht dann da, und man denkt: Ja, aus was denn sonst? Die taz hat, so weit ich weiß, keine „Philosophie“. Aber sie hat ein paar Prinzipien, und eines besteht darin, dass man als Autorin hier Freiheiten haben kann, die man bei anderen Medien lange suchen muss und meistens nicht finden wird.

Mir war gar nicht klar, wie wenig selbstverständlich es ist, einer 25-Jährigen ohne journalistische Ausbildung eine Kolumne in einer Tageszeitung zu geben. Eigentlich fällt mir das jetzt erst auf, fünf Jahre später: Wie verrückt das war. Und wie mutig, also nicht unbedingt von mir, aber von der taz. Andererseits aber auch notwendig und genau richtig, denn man sieht ja, was dabei rauskommt, wenn zu viele mittelalte Männer Kolumnen schreiben.

Wir können jeden Tag verkacken

Die taz Genossenschaft ist in dem Sinne auch mutig. Der Witz an einer Tageszeitung ist ja, dass sie jeden Tag rauskommt und demnach auch jeden Tag theoretisch völlig verkacken kann. Aber genau wie die taz ihre Autor_innen machen lässt und unterstützt, braucht sie Leute, die ihr sagen: Macht mal, wird schon. Ohne Zweifel braucht man ein gewisses Grundvertrauen, um eine Zeitung zu unterstützen – mit Geld, Wohlwollen und Freiheit –, aber das ist in jeder Beziehung so: Es kommt wenig bei rum, wenn keiner sich was traut.