: 1.800 neue Konten im Monat bei der Ökobank
■ Spezielle Projektsparbriefe eingerichtet / Banker froh über bewußte Kundschaft
Berlin (taz) - In einer ersten Zwischenbilanz zeigte sich der Sprecher der vor sechs Monaten in Frankfurt gegründeten „Ökobank“ zufrieden mit der Geschäftsentwicklung des Hauses. Im Durchschnitt 1.800 neue Konten kämen pro Monat hinzu, sagte Torsten Martin zur taz. Das werfe für die Mitarbeiterzahl schon organisatorische Probleme für die nunmehr auf elf angestiegene Mitarbeiterzahl auf. Insgesamt 18.913 Konten sind derzeit im Computer, wobei allerdings der Löwenanteil auf die 13.235 „Genossenschaftsanteile“ entfalle, mit deren Kapital die Gründung der Bank einst ermöglicht wurde und die weiterhin als Konten geführt würden. Bei den übrigen Einlagen handelt es sich um Sparbriefe in Form von Termingeldern, Spar- sowie Girokonten.
Daß lediglich 500 neue Kunden pro Monat hinzustoßen, deutet darauf hin, daß jeder Neuzugang mehrere Konten eröffnet.
Martin zeigte sich angenehm überrascht über seine bewußte Klientel: „Das Interesse der Kunden, über die Verwendung der Gelder mitzueintscheiden, ist weit größer als wir gedacht haben.“ Bislang haben die Konteninhaber die Möglichkeit, ihre Gelder alternativ in Projekte aus den fünf Bank-Fonds zu lenken: Umwelt, Selbstverwaltung, Frauen, Bildung sowie Resozialisierung psychisch Kranker. Als besondere Specials bietet die Ökobank darüberhinaus direkte „Projekt -Sparbriefe“ an, mit denen einmal der alternative „Verkehrsclub der Bundesrepublik Deutschland VCD e.V.“ oder auch das „Ökologische Null-Energiehaus“ gezielt unterstützt werden können. Die Planung dieses Gebäudes solle auf den Beweis hinauslaufen, daß „Wohnhäuser unter den durchschnittlichen klimatischen Bedingungen der BRD ohne die übliche fossile oder auf Atomenergie abgestellte Energieversorgung beheizt werden können“.
Der Ökobank-Sprecher wies darauf hin, daß bislang nur aus Gründen technischer Schwierigkeiten bei der Einrichtung dieser speziellen Sparform lediglich diese zwei Projekt -Sparbriefe gebe, nicht etwa aus dem Grunde, daß die Prüfung der Projekte durch die Bank so minutiös laufe, es werde „niemand durchröntgt“. Martin kann sich auch vorstellen, „neutrale Projekte“ zu unterstützen, die lediglich sicherstellen müßsten, daß die Bankgelder nicht in Bereiche fließen, die dem Gründungszeweck der Bank zuwiderlaufen, wie etwa Rüstung u.ä.
Gestern hatte der Ökobank-Sprecher zwar keine Turnschuhe an, wie er auf Anfrage erklärte, trotzdem bezeichnet er die Titulierung „Turnschuh-Banker“ als einen „schönen Vergleich“. Auch heute noch findet er: „Da liegt ein bestimmter Witz drin.“
ulk
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