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14 Parteigründer in Moskau in Haft

■ Rund 60 Teilnehmer des Gründungskongresses der „Demokratischen Union“ vorübergehend festgenommen

Moskau (afp) - 14 der rund 60 sowjetischen Oppositionellen, die am Wochenende in Moskau über die Gründung einer unabhängigen „Demokratischen Union“ diskutiert hatten und anschließend festgenommen worden waren, sind am Montag inhaftiert worden. Wie der Sprecher der Oppositionellen–Bewegung, Juri Mitiunow, mitteilte, wurden die restlichen Mitglieder unabhängiger Gruppen im Laufe der Nacht auf freien Fuß gesetzt. Alle Moskowiter Oppositionellen seien bereits kurz nach der Festnahme freigelassen worden, während die 14 Inhaftierten alle zu denen zählten, die aus anderen sowjetischen Städten zum „Kongreß“ der Sammlungsbewegung nach Moskau angereist waren. Die künftige „Demokratische Union“, deren Statuten auf dem „Kongreß“ in einer Privatwohnung der sowjetischen Hauptstadt ausgearbeitet worden waren, sollte die erste echte politische Oppositionsgruppierung in der UdSSR darstellen. Unabhängig von Partei– und Staatsapparat wollten die Mitglieder der Bewegung in dieser Form eine Demokratie nach westlichem Vorbild für die Sowjetunion anstreben. Nach Angaben von Teilnehmern an den Treffen tritt die „Demokratische Union“ auch für den Rückzug der Roten Armee aus Osteuropa ein. Nach zweitägigen Beratungen waren rund 60 Oppositionelle am Sonntag abend beim Verlassen des Versammlungsgebäudes von Sicherheitskräften in einen Bus gedrängt und abtransportiert worden. Die „Vollversammlung“ der Tagung sollte am gestrigen Montag in den Redaktionsräumen des Dissidenten–Organs Glasnost in Kratowo nahe Moskau stattfinden. Das Gebäude wurde am Morgen von Polizei umstellt. Wie die Frau von Glasnost–Chefredakteur Sergej Grigoriants, Tamara, afp mitteilte, drohten die Behörden mit der Festnahme ihres Mannes und eines Organisators der „Demokratischen Union“, Viktor Kusin.

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