: 100 Millionen Miese
■ Mit dem STAHLRIESEN auf Du und Du
Freud und Leid im Großkonzern. Einerseits die Bochumer Krupp -Stahl-AG: Im Geschäftsjahr 1988 wird sie ein „Ergebnis aus gewöhnlicher Geschäftstätigkeit“ in Höhe von 450 Millionen Mark einfahren. Da die Aufwendungen für die Konzentration der Rohstahlproduktion in Duisburg-Huckingen von der Steuer abgesetzt werden können, meldet die AG dem Finanzamt einen „Gewinn vor Steuern“ in Höhe von 170 Millionen Mark. Die Bochumer können sich des gesamten Gewinns erfreuen, weil mit der Muttergesellschaft Friedr. Krupp GmbH kein Gewinnabführungsvertrag besteht. Andernfalls würde man logischerweise herangezogen werden, um die Verluste der anderen Konzerntochter, der Krupp-Industrietechnik GmbH in Duisburg wenigstens zum Teil auszugleichen. Die werden nun nicht mehr noch wie im September auf 270 Millionen, sondern auf 400 Millionen veranschlagt, und noch ist das Jahr nicht zu Ende.
Aufgrund dieser Verluste sollen im Industrieanlagen-Werk Rheinhausen 700 bis 800 Arbeitsplätze abgebaut werden, in der Stadt also, in der schon ein ganzer Krupp-Hüttenbetrieb mit 5.000 Beschäftigten dichtgemacht werden soll. Das Anlagenwerk Grevenbroich mit seinen 500 Arbeitern soll möglicherweise dichtgemacht werden, mindestens aber um 250 Arbeitsplätze schrumpfen. Um diese Ausdünnung des Krupp -Anlagenbaus geht es auf der heutigen Aufsichtsratssitzung des Unternehmens in Rheinhausen.
Der Außenumsatz des gesamten Konzerns (also ohne die Aufträge, die sich die einzelnen Krupp-Töchter gegenseitig zuschieben) wird für das Jahr 1988 auf 14,6 Milliarden Mark geschätzt. Alle Bereiche zusammengenommen werden 1988 nach Schätzungen von Krupp einen Verlust von 100 Millionen Mark einfahren. Das Stammkapital der gemeinsamen Muttergesellschaft aller (sechs) Unternehmensbereiche, der Friedr. Krupp GmbH (Essen), in Höhe von 700 Millionen Mark wird zu 74,99 Prozent von der Alfried-Krupp-von-Bohlen-und -Halbach-Stiftung gehalten. Eine Sperrminorität von 25,01 Prozent hält die islamische Republik Iran, weil vor Jahr und Tag der Schah von Persien diesen Anteil erworben hatte.
ulk
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen