: 1 Minute Spiel, 72 Minuten Mathe
Die Verlässliche Halbtagsgrundschule soll bis 13.30 Uhr gehen. Papier aus der Schulbehörde schlägt dafür eine eher skurrile Minutenplanung vor
Wir pfeifen auf den Biorhythmus kleiner Kinder und lassen sie bis 13.30 Uhr in der Klasse schwitzen, weil das Lehrerarbeitszeitmodell es erfordert. So liest sich ein Behördenpapier zur Verlässlichen Halbtagsgrundschule (VHGS), das der taz vorliegt.
Offenbar wurde schon am 16. April von der Deputation beschlossen, die VHGS von 13 Uhr auf 13.30 Uhr auszuweiten. Unter „Ziele“ nennt Oberschulrätin Dagmar Uentzelmann die Möglichkeit für vollbeschäftigte Lehrer, die Unterrichtsanteile ihrer Arbeit innerhalb der Schulzeiten unterzubringen. In den bisherigen VHGS-Tag passen nur 27 Stunden herein. Künftig müssen Lehrer aber mehr unterrichten.
In den Klassenstufen 3 und 4, so heißt es weiter, kann der Regelunterricht auch erst um 8.30 Uhr beginnen und um 13.30 Uhrenden. O-Ton: „Die Kinder können an diesen Tagen erst nach 13.30 Uhr in den Betreuungseinrichtungen erwartet werden.“ Rechnet man übliche Schulwegzeiten hinzu, bekommen sie erst um 14 Uhr etwas in den Magen.
Für Irritation an den Schulen sorgen die „Gestaltungsvorschläge“ für den dann 330-minütigen Schulvormittag. Am Dienstag bei Klasse 3 heißt es beispielsweise nach 30 Minuten Sport „eine Minute freie Gestaltung und dann 72 Minuten Mathematik“. Anderntags gibts 13 Minuten Deutsch und zehn Minuten Freispiel. Lehrerverbands-Chef Arno Becker nennt dies „Verdummung der Fachleute“. Wer einen Funken Ahnung von Schule habe, dürfe so ein Papier nicht herausgeben. Zudem sei 13.30 Uhr für kleine Kinder zu lang, zumal man wisse, dass viele ohne Frühstück zur Schule kommen. KAJ