Reingeschaut: 1. Hilfe – 2. Chance
■ Ist Straffälligen zu helfen? Es gibt Menschen, die tun's / Tag der offenen Tür
„Einmal Knacki, immer Knacki“, denken viele. Wie wenig das stimmen muss, machte die Bremer Straffälligenhilfe – der Verein Bremische Straffälligen-Betreuung und die Ambulante Hilfe für junge Haftentlassene der Hans-Wendt-Stiftung – deutlich. Gestern war in ihren gemeinsamen Räumen am Osterdeich Tag der offenen Tür. Das Ziel der Post-Knast-HelferInnen ist, gezielt zu helfen, ohne dass ihre rund 480 „KlientInnen“ weite Wege gehen müssen.
„Wir verfügen über eine Vielzahl von Kooperativen, die mit uns zusammenarbeiten“, sagt Elke Bahl, Koordinatorin des Vereins. Das Fachpublikum miteinander in Kontakt zu bringen, das Netz zu stärken, war der Sinn des gestrigen Tages.
Zur Arbeit der beiden Initiativen gehört die Sozialberatung in Zusammenarbeit mit dem Amt für soziale Dienste, die Unterstützung bei der Wohnungs- oder Arbeitssuche sowie die Rechts- und Schuldnerberatung. Weil alles unter einem Dach angeboten wird, erzählt eine Mitarbeiterin, sei die Schwellenangst gering.
Die SozialarbeiterInnen helfen Häftlingen auch, sich auf die Entlassung vorzubereiten. „Wir versuchen die Klienten mit einem Kulturprogramm zu konfrontieren, damit der Ausstieg aus der Subkultur Justizvoll-zugsanstallt (JVA) leichter ist“, erklärt Sozial-und Kulturpädagoge Clemens Bergmann. Dazu kann eine Reise ins Grüne zählen, bei der die Noch–Knastis mal etwas anderes als Wände, Gitter, Knast erleben – in Vorbereitung auf ein anderes Leben.
Die Arbeit der Straffälligenhilfe scheint erfolgreich: Zwar wird die Hälfte der Betreuten erneut straffällig. Doch einige von ihnen in weniger schwerer Weise. Deshalb erkennen die Helfer bei vielen Klienten Ansätze, die auf eine positive Prognose hoffen lassen.
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