: ... am blauäugigsten
■ betr.: „Schlimmer als Fälschen“, taz vom 17.12. 96
Michael Born ist der, der wegen gefälschter Fernsehbeiträge für fünf Jahre ins Gefängnis soll, wenn es nach Staatsanwalt Walter Schmengler geht. Walter Schmengler ist der, der in seinem Plädoyer einräumte, „daß es Born leicht gemacht wurde, gefälschte Filme zu verkaufen. Die verantwortlichen Redakteure seien ,blauäugig‘ gewesen“. Da die Steigerung von blauäugig keinen Sinn gibt, muß man darauf verzichten, den Herrn Staatsanwalt zum Beispiel noch blauäugiger oder blaueräugig zu nennen, wenn er davon ausgeht, die mit allen Wassern gewaschenen Redakteure hätten überhaupt keinen Schimmer gehabt, was ihnen der Herr Born da andrehte.
Eine weitere Steigerung von Blauäugigkeit wäre nötig, wollte man Zeitungsredakteure charakterisieren, die einem Staatsanwalt diese Blauäugigkeit zugestehen, anstatt sein Plädoyer mit einer gehörigen Portion Skepsis zu kommentieren.
Der Gipfel der Blauäugigkeit ist allerdings erreicht, wenn der Zeitungsleser glaubt, daß der Artikelschreiber der taz so blauäugig ist, daß er glaubt, daß der Staatsanwalt so blauäugig ist, daß er glaubt, die verantwortlichen Redakteure so blauäugig gewesen sind, als sie sich um die Rechte an den quotensteigernden Sensationsfilmen rissen. Ohne die Blauäugigkeit der Leser und Fernsehzuschauer jedenfalls müßte sich so manch einer einen neuen Job suchen. Manfred Stache, Pinneberg
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