+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Iran droht Israel mit Vernichtung
Die iranische UN-Mission greift zu drastischen Worten, um Israel von einem Feldzug im Libanon abzuhalten. Das setzt seine Angriffe auf den Norden des Gazastreifens fort.
Explosionen in Vorort von Gaza-Stadt
Am dritten Tag in Folge hat das israelische Militär nach eigenen Angaben den Norden des Gazastreifens verstärkt unter Beschuss genommen. Die Armee habe ihren Einsatz in der Gegend von Schudschaija fortgesetzt, einem Vorort der Stadt Gaza, hieß es am Samstag in einer Erklärung. Bei Gefechten „über und unter der Erde“ sei eine „große Anzahl“ von islamistischen Kämpfern getötet worden.
Laut einem Journalisten der Nachrichtenagentur AFP waren in dem Gebiet anhaltende Explosionen zu hören. Israel hatte am Freitag erklärt, mit „gezielten Luftangriffen“ gegen Hamas-Kämpfer in der Gegend von Schudschaija vorzugehen. Die Hamas und der bewaffnete Flügel der militanten Palästinensergruppe Islamischer Dschihad gaben ebenfalls an, dort zu kämpfen.
Nach Angaben des UN-Hilfsorganisation Ocha wurden in der vergangenen Woche etwa 60.000 bis 80.000 Palästinenser aus dem Gebiet im Norden des Gazastreifens vertrieben. Auf AFP-Bildern vom Samstag war zu sehen, wie Männer Habseligkeiten auf einem Eselskarren transportieren. Einige Menschen werden in Rollstühlen geschoben, während Kinder mit Rucksäcken an Trümmern vorbeigehen.
Er sei „wegen der Bombardierung durch israelische Flugzeuge, Panzer und Drohnen“ mit seiner Familie aus Schudschaija geflohen, sagte der 30-jährige Mohammed Harara der AFP. „Wir konnten nichts aus dem Haus mitnehmen. Wir haben die Lebensmittel, das Mehl, die Konserven, die Matratzen und die Decken zurückgelassen.“
Auch aus anderen Gebieten im Gazastreifen wurden am Samstag Angriffe gemeldet. Die von der Hamas kontrollierte Zivilschutzbehörde gab an, dass nach einem israelischen Angriff im Zentrum des Palästinensergebiets vier Leichen aus einer Wohnung geborgen worden seien. Augenzeugen berichteten zudem von Toten und Verletzten nach einem Angriff in der Gegend der südlichen Stadt Rafah. (afp)
Iran droht Israel mit „vernichtendem Krieg“
Der Iran hat Israel vor einer massiven Gegenreaktion im Falle eines Angriffs auf den Libanon gewarnt. Israels Drohungen vor einer großangelegten Offensive im Nachbarland seien Teil einer „psychologischen Kriegsführung“, schrieb die iranische Mission bei den Vereinten Nationen in New York am Samstag in Kurzbotschaftendienst X. Sollte es eine „umfassende militärische Aggression“ von Seiten Israels auf den Libanon geben, werde es zu einem „vernichtenden Krieg“ kommen.
„Alle Optionen, einschließlich der vollständigen Einbeziehung aller Mitglieder der Achse des Widerstands, liegen auf dem Tisch“, hieß es weiter. In der sogenannten Achse des Widerstands versammelt der Iran seine regionalen Verbündeten. Dazu gehören neben der radikalislamischen Hamas auch die Hisbollah-Miliz im Libanon sowie die Huthi-Rebellen im Jemen.
Die vom Iran unterstützte und mit der Hamas verbündete Hisbollah-Miliz kontrolliert das Gebiet im Libanon gleich hinter der Nordgrenze Israels und greift den Norden Israels seit dem Beginn des Krieges im Gazastreifen am 7. Oktober verstärkt mit Raketen und Drohnen an. Israel reagiert auf den Beschuss mit Angriffen auf Hisbollah-Stellungen im Südlibanon.
In den vergangenen Monaten hatten sich sowohl die Situation in dem Grenzgebiet als auch der Ton auf beiden Seiten verschärft. Das israelische Militär erklärte, die Pläne für eine Offensive im Libanon seien „genehmigt und bestätigt“. Die Hisbollah drohte daraufhin, in einem Konflikt werde kein Teil Israels verschont bleiben. (afp)
Angreifer vor israelischer Botschaft in Serbien getötet
Ein Mann hat vor der israelischen Botschaft in Serbien einen Polizisten mit einer Armbrust verletzt. Der Beamte, der das Gebäude in Belgrad bewachte, sei am Hals getroffen worden, habe sich selbst verteidigt und den Mann erschossen, sagte Innenminister Ivica Dacic am Samstag. Der Polizist müsse operiert werden, um das Geschoss aus seinem Hals zu entfernen. Die Identität des Angreifers und sein mögliches Motiv würden noch geprüft.
Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums sprach von einem versuchten Terrorangriff. Die Botschaft sei geschlossen. Vom Personal sei niemand verletzt.
Serbien hat seine engen Beziehungen zu Israel auch während des Gazakriegs aufrechterhalten. Die Botschaft wird von Elitepolizisten bewacht. (ap)
Spanien beantragt Beitritt zur Völkermord-Klage gegen Israel
Spanien hat als erstes EU-Land den Beitritt zur Völkermord-Klage Südafrikas vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) gegen Israel beantragt. Das teilten das spanische Außenministerium auf der Plattform X und der Gerichtshof mit. Spanien, das vor kurzem bereits Palästina als souveränen Staat anerkannt hatte, wolle damit einen Beitrag zur Rückkehr des Friedens im Gazastreifen und im Nahen Osten leisten, schrieb das Ministerium am Freitag. „Ziel ist die Beendigung des Krieges und der Beginn von Fortschritten bei der Umsetzung der Zwei-Staaten-Lösung, die die einzige Garantie dafür ist, dass Palästinenser und Israelis in Frieden und Sicherheit zusammenleben können“, betonte das Ministerium in Madrid.
Spaniens Außenminister José Manuel Albares hatte den Schritt bereits Anfang Juni angekündigt. Es handele sich um einen „großangelegten Krieg, der nicht zwischen zivilen und militärischen Zielen unterscheidet“, sagte Albares damals. Das „Risiko einer Eskalation wird jedes Mal größer“, warnte er.
Vor Spanien hatten nach Angaben des Gerichtshofs schon Nicaragua, Kolumbien, Libyen, Mexiko und der „Staat Palästina“ entsprechende Anträge gestellt. Andere Staaten wie die Türkei, Ägypten und Chile hatten ebenfalls eine Unterstützung der südafrikanischen Klage verkündet. (dpa)
USA schlagen neue Formulierung für Waffenruheabkommen vor
Die USA schlagen eine neue Formulierung für Teile des vorgeschlagenen Geisel- und Waffenruheabkommens zwischen Israel und der Hamas vor. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Axios unter Berufung auf drei mit der Angelegenheit vertraute Personen mit direkter Kenntnis zum Sachverhalt. (rtr)
Israel fliegt nach Beschuss Angriffe in Südlibanon
Die israelische Luftwaffe hat in Reaktion auf erneute Angriffe auf Gebiete im Norden Israels nach eigenen Angaben Stellungen der proiranischen Schiitenmiliz Hisbollah im Süden des Libanons attackiert. Es seien in den vergangenen Stunden mehrere Ziele, darunter Militäranlagen angegriffen worden, gab die israelische Armee am späten Freitagabend bekannt.
Die proiranische Miliz hatte nach Angaben des israelischen Militärs zuvor 25 Geschosse und drei Drohnen auf Israel abgefeuert. Menschen seien dabei nicht verletzt worden. Allerdings lösten einige der Raketen Waldbrände aus. Israels Armee beschoss nach eigenen Angaben daraufhin mehrere Abschusspositionen der Hisbollah. (dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Scholz bezeichnet russischen Raketeneinsatz als „furchtbare Eskalation“
Utøya-Attentäter vor Gericht
Breivik beantragt Entlassung