+++ Nachrichten im Nahost-Konflikt +++: Tote Geiseln übergeben, Gefangene freigelassen
Nach Verzögerung findet der letzte Geisel-Gefangenen-Austausch der 1. Phase des Waffenstillstands statt. Die Hamas sei nun bereit für Phase 2.
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Kommt bald doch der Krieg zurück nach Gaza?
Nach Angaben des israelischen Onlinemediums Times of Israel will die Regierung eine Delegation zur nächsten Runde der Verhandlungen um einen Geisel-Waffenruhe-Deal nach Kario schicken. Außenminister Gideo Saar erklärte dem Medium: Die Delegation solle dort erörtern, ob es Gemeinsamkeiten, auf deren Basis man verhandeln könne, gebe. Dazu, ob eine zweite Phase des Abkommens diskutiert werden soll, antwortete das Büro von Premier Benjamin Netanjahu nach Angabe von Times of Israel nicht.
Zuvor hatte Verteidigungsminister Israel Katz erklärt: Die erste Phase des Deals sei mit der Rückkehr der vier toten Geiseln in der Nacht zu Donnerstag abgeschlossen. Das Ziel sei es, „alle zurückzubringen“, sagte er. „Der effektivste Weg, dies sicherzustellen, ist, dass die Hamas weiß, dass Israels Militär bereit ist, zum Krieg zurückzukehren. Das ist die Wahrheit.“
Was Katz betont, zeigt wohl auch eine Meldung vom Donnerstagmorgen: Nach Angaben israelischer Medien, wolle sich Israels Militär nicht aus dem Philadelphi-Korridor an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten zurückziehen. Eigentlich sollte dieser Rückzug noch in der ersten Phase des Abkommens beginnen. Israel hatte immer wieder erklärt, dass über die Grenze Waffen für die militanten Palästinensergruppen in Gaza geschmuggelt würden, die Präsenz dort deshalb strategisch wichtig sei.
Katz erklärte außerdem, Israel habe einer Waffenruhe im Gazastreifen nicht wegen Munitionsmangel oder Ermüdung der Soldaten zugestimmt. Der einzige Grund dafür sei die Rückkehr der Geiseln. (taz)
Gantz: Netanjahu zögert Verhandlungen absichtlich hinaus
Premierminister Benjamin Netanjahu wolle die erste Phase des Waffenstillstands im Gazastreifen aus „politischem Interesse“ hinauszögern, erklärte Ex-Verteidigungsminister und Ex-Kriegsbabinettsmitglied Benny Gantz am Donnerstag. Es sei in Israels nationalem Interesse, „so viele Geiseln wie möglich zu bekommen, und zwar so schnell wie möglich“, betonte er.
Einerseits, weil das Leben und die Gesundheit der im Gazastreifen verbliebenen Geiseln in Gefahr sind. Und weil „die Zeit für die Hamas arbeitet, die sich bewaffnet und sich militärisch und politisch rehabilitiert“, so Gantz: „Wenn wir alle nach Hause bringen, können wir uns mit der Hamas auseinandersetzen, ohne dass uns die Hände gebunden sind.“ (taz)
Vier tote Geiseln an Israel übergeben
Nach der Übergabe von vier Leichen im Rahmen des Waffenruhe-Abkommens zwischen Israel und der islamistischen Hamas hat der Kibbuz Nir Oz den Tod von zwei Geiseln bekanntgegeben. Es handele sich um Ohad Jahalomi und Itzik Elgarat, erklärte der Kibbuz am Donnerstag.
Die Hamas hatte dem Roten Kreuz nach Angaben aus israelischen Sicherheitskreisen zuvor vier Leichen übergeben. Laut einem ranghohen Hamas-Vertreter handelt es sich um die Leichen von vier Menschen, welche die militante Palästinenserorganisation bei ihrem Überfall auf Israel am 7. Oktober 2023 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt und seitdem dort festgehalten hatte.
Israelischen Medien zufolge handelt es sich demnach neben Jahalomi und Elgarat um Tsachi Idan und Schlomo Mansur. Die Hamas hatte die Namen der vier Männer zuvor genannt. (afp)
Palästinensische Gefangene kommen frei, manche nach Ägypten
Ein Bus mit aus israelischer Haft freigelassenen Palästinensern erreicht Ramallah im Westjordanland. Das ist in Live-Bildern des Fernsehens zu sehen. Zuvor hat die Hamas wie vereinbart die sterblichen Überreste von vier Geiseln an das Rote Kreuz übergeben. Im Gegenzug soll Israel mehr als 600 palästinensische Gefangene freilassen. Es ist die letzte Übergabe dieser Art.
Medienberichten zufolge wurden 97 freigelassene palästinensische Gefangene an Ägypten übergeben. Dort sollten sie bleiben, bis ein anderes Land sich bereiterklärt, sie aufzunehmen. Auch im Gazastreifen kommen Freigelassene an: In Chan Junis im Süden Gazas berichten Augenzeugen und Mediziner, dass einige freigelassene Palästinenser in Krankenwagen zum Europäischen Krankenhaus gebracht wurden, wo sie untersucht werden sollen.
Zu den über 600 freigelassenen palästinensischen Häftlingen gehören einem Hamas-Insider zufolge 445 Männer und 24 Frauen sowie Minderjährige, die im Gazastreifen gefangen genommen wurden. Außerdem würden 151 Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen, die wegen tödlicher Angriffe auf Israelis eine lebenslange Haftstrafe verbüßten. (rtr)
🐾 Kämpfe im Westjordanland: „Sie gehen wie in Gaza vor“
Das israelische Militär zieht nach eigenen Angaben im Westjordanland gegen „Terrorinfrastruktur“ zu Felde. 40.000 Palästinenser verlieren ihr Zuhause, berichtet taz-Korrespondent Felix Wellisch aus dem umkämpften Dschenin.
Hamas sei bereit für Gespräche über Phase zwei
Die Hamas erklärt sich bereit, Gespräche über eine zweite Phase der mit Israel vereinbarten Waffenruhe im Gazastreifen aufzunehmen. Sie selbst halte sich an das Abkommen, teilt die militante Palästinenserorganisation mit: Nur bei einer Einhaltung der Waffenruhe könnten die verbliebenen Geiseln freikommen. Die erste Phase der Waffenruhe trat am 19. Januar in Kraft und endet am Samstag. Noch immer sind rund 60 Geiseln in der Gewalt der Hamas. Wie viele von ihnen noch am Leben sind, ist nicht öffentlich bekannt. (rtr)
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