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meine Kommentare
Hannibal Corpse
Der Artikel hat ja recht damit, dass Lula enttäuschend handelt. Allerdings ist Habecks Verneigung vor dem Emir von Katar so lange noch nicht her, als dass sich derartige Steine nicht auch im eigenen Glashaus werfen ließen.
zum BeitragZur Erinnerung: Katar führt mit zusammen mit den Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien seit 2015 Krieg im Jemen, aufgerüstet und unterstützt von den USA, finanziert vom westlichen Hunger nach Öl.
In ihrem instrumentellen Verhältnis zu Diktatoren und Kriegsverbrechern ähneln sich linksliberaler Pragmatismus und demokratische sozialistische Realpolitik mehr, als es das Feuilleton zuzugeben bereit ist. Darüber kann auch eine "feministische Außenpolitik" nur hinwegtäuschen.
Etwas irritierend fällt dementsprechend Pickerts Fazit aus:
"Moralisch und politisch allerdings ist Lulas Positionierung für einen Linken eine Bankrotterklärung. Antiimperialistische Solidarität mit einem überfallenen Land? Pustekuchen."
...für einen Linken?
Wenn es eine politische Moral für Linke gibt und eine andere für Liberale, dann führt dies jede Moral ad absurdum. Wenn es eine politische Moral gibt, dann muss sie für alle, die sich darauf berufen, gleich sein.
Wenn zudem antiimperialistische Solidarität zu dieser Moral (oder Ethik) gehört, dann ist es notwendig, zu wissen, was einen Imperialismus ausmacht. Nur dann lässt sich überhaupt entscheiden, ob z.B. Waffenlieferungen an die Ukraine aus antimperialistischen oder vielmehr imperialistischen Motiven heraus geschehen.
Imperialistisch werden kapitalistische Staaten, wenn im Inland die soziale und technologische Grenze der Verwertung von Arbeit erreicht ist. Wachstum und Krise machen strukturell die Verwertung noch nicht marktförmig verwerteter Arbeit notwendig, die nur im Ausland noch möglich ist. Inklusive Grenzregime, Mangelexport ("Fachkräftemangel"), Privatisierung von sozialer Sicherung und Staatseigentum, Naturzerstöung etc.
An diesem blinden Fleck liberaler Ideologieproduktion muss sich Kritik zu schaffen machen.
Hannibal Corpse
Verständliche Rechtstexte also...
zum Beitrag...wie "Die Menschenwürde ist unantastbar."
Zu 70% versteht sich.
Hannibal Corpse
"Ignoranz des Volkswillens"
zum BeitragAha, der "Volkswille" ist also ignorant.
Das mag ja sogar stimmen (wenn es so etwas wie ein Volk und seinen Willen denn überhaupt gibt), aber gemeint ist sicherlich: "Ignoranz gegenüber dem Volkswillen".
Hannibal Corpse
Dass hier Partei ergriffen wird, finde ich gut. An folgendem Satz finde ich allerdings so einiges widersprüchlich:
zum Beitrag"Parteiische RWE-Angestellte erringen somit eine Stellung im Gewaltmonopol, obwohl sie unprofessionell agieren, von Demonstrations- und Pressefreiheit keine Ahnung haben, diese massiv einschränken."
Die Behauptung, der Staat hätte ein Gewaltmonopol, dass er mit Konzernen teilt, ist widerprüchlich. Vielmehr müsste von einem Gewaltoligipol die Rede sein. Das betrifft nicht nur die Geschehnisse in Lützerath.
Der deutsche Staat, der geführt wird wie ein Unternehmen, hat Teilstrukturen der hoheitlichen Gewaltausübung ausgelagert. In Sachsen lässt sich das seit der Wende sehr gut beobachten im Abbau der Polizei und der rasanten Zunahme der privatwirtschaftlich agierenden Sicherheitsdienste.
Nicht nur innerhalb baulich geschlossener Einkaufspassagen, sondern längst auch auf öffentlichen Straßen und Plätzen gibt es in Dtl. public-private-partnerships mit Unternehmen, die von den Betreibenden von Geschäften bezahlt werden.
Hinzu kommt, dass immer mehr öffentliche Flächen privatisiert werden, wie Bahnhöfe oder die Plätze davor. Es entstehen immer mehr geschlossene oder auch offene Einkaufspassagen, wo das Hausrecht gilt und nicht das Bürgerrecht.
Wenn dieser Entwicklung analytisch Rechnung getragen werden soll, dann ist die Schlussfolgerung, dass Staaten im Neoliberalismus nur noch ein Gerichtsmonopol haben und Teilstrukturen ihres Gewaltmonopol auslagern, sodass ein Gewaltoligopol entsteht.
Eine solche Kapitalisierung der territorialen Gewaltausübung ist auch aus liberaler Sicht kritisch zu sehen, egal, ob wie "professionell" privatwirtschaftliche Sicherheitsdienste agieren (deren Profession darin besteht, das Eigentum durchzusetzen).
Hier löst sich der liberale Staat auf, wird zum neoliberalen, weil nicht nur die Interessen, die der Staat durchsetzt, strukturell von den Interessen des Kapitals abhängig sind, sondern die Durchsetzung dieser Interessen selbst.
Hannibal Corpse
"Viele westliche Politiker haben versucht, mit Putin zu reden, aber es hat nichts geändert."
Foreign Affairs und das Nachrichtenportal Ukrainska Pravda wissen da anderes zu berichten, telepolis und Jacobin, haben über Folgendes schon im September geschrieben:
"Russische und ukrainische Unterhändler schienen sich vorläufig auf die Grundzüge einer ausgehandelten Zwischenlösung geeinigt zu haben (…): Russland würde sich auf seine Position vom 23. Februar zurückziehen, als es einen Teil der Donbass-Region und die gesamte Krim kontrollierte, und im Gegenzug würde die Ukraine versprechen, keine Nato-Mitgliedschaft anzustreben und stattdessen Sicherheitsgarantien von einer Reihe von Ländern zu erhalten." Fiona Hill - Foreign Affairs
www.heise.de/tp/fe...toppt-7254763.html
"According Ukrainska Pravda sources close to Zelenskyy, the Prime Minister of the United Kingdom Boris Johnson, who appeared in the capital almost without warning, brought two simple messages.
The first is that Putin is a war criminal, he should be pressured, not negotiated with.
zum BeitragAnd the second is that even if Ukraine is ready to sign some agreements on guarantees with Putin, they are not."
www.pravda.com.ua/...2022/05/5/7344206/
Insofern drängt sich mir eine Frage auf:
Worüber wollen westliche PolitikerInnen mit Putin verhandeln, wenn - zumindest öffentlich - jedes Zugeständnis an Putin als "Diktatfrieden" bezeichnet wird und eine NATO- wie EU-Mitgliedschaft der Ukraine nicht verhandelbar ist, wenn der komplette Abzug der russischen Truppen alternativlos ist und gleichzeitig Autonomielösungen für die Oblaste und die Krim ausgeschlossen sind?
Also was für konkrete Angebote an Russland stehen bei den erwähnten diplomatischen Initiativen im Raum? Oder bedeutet "Verhandlung" im Endeffekt nicht viel mehr als eine Kapitulation Russlands nach Bedingungen des Westens und Verhandlungen über die Höhe der russischen Reparationen?
Hannibal Corpse
[Re]: Ihre Position ist einfach fatalistisch und bedeutet, dass ein Krieg nicht vermeidbar ist, so oder so. Es muss aber bis zum letzten Moment Aufgabe der Politik sein, einen Krieg zu verhindern.
zum BeitragHannibal Corpse
[Re]: Moral ist kein Ersatz für Politik.
zum BeitragHannibal Corpse
Danke für diesen Beitrag.
zum BeitragHannibal Corpse
[Re]: Die letzte Generation fordert, dass sich die demokratischen Prozesse ändern. Es sollen Bürgerräte ausgelost werden, die dann politische Instrumente erarbeiten.
zum BeitragDas ist etwas völlig anderes, als sich über demokratische Prozesse hinwegsetzen zu wollen. Angesichts dessen, dass allen demokratischen Institutionen eine totalitäre Tendenz innewohnt, ist ein Prozessfetischismus mehr als unangebracht, er ist demokratiefeindlich.
Der Bundestag würde sich schließlich kaum selbst abschaffen, selbst dann nicht, wenn eine Bevölkerungsmehrheit ihm durch Nichtbeteiligung an der Wahl die demokratische Legitimation entzöge und rätedemokratischen Institutionen das Vertrauen aussprächen.
www.youtube.com/watch?v=dxA0QiQKehM
Hannibal Corpse
[Re]: Terroristen sind "feindliche Kämpfer" und für sie gelten weder Bürgerrechte, noch das Kriegsrecht, sondern der §129b.
zum BeitragTerroristen können schon mal erschossen werden, ohne Prozess. Das ist weltweite Praxis des NATO-Krieges-gegen-den Terror.
Sind sie es also nicht selbst, der in Dellwos Satz ein bißchen zu viel hineininterpretiert?
Hannibal Corpse
[Re]: Ach so, dann soll die Letzte Generation in der Nacht von Samstag zu Sonntag an alle Autos Krallen dranmachen und diese in der Nacht von Sonntag zu Montag wieder abmachen?
zum BeitragDieser Vorschlag hilft ihr bestimmt weiter.
Hannibal Corpse
[Re]: In einer kapitalistischen Produktionsweise ist die Vernutzung und Verwertung von Mensch und Natur strukturell angelegt (als Zwang zu "Wachstum" und "Fortschritt").
zum BeitragWeder in einer zentralen, noch in einer dezentralen Planwirtschaft gibt es einen derartigen strukturellen Zwang. Er kann allerdings von außen ausgeübt werden, wie das für den sowjetischen Kriegskommunismus der Fall war.
In jedem Kapitalismus ist Umweltverschmutzung ein strukturelles Problem. Erst im Kommunismus wird es - wenn nicht Imperialisten gegen ihn Krieg führen - zum (allzu-)menschlichen Problem.
Hannibal Corpse
[Re]: "Es ist nicht "der Kapitalismus", der die Menschen knechtet und unterwirft und die Umwelt ausbeutet. Besser war " der Sozialismus " auch nicht."
zum BeitragSäure trinken ist nicht giftig, nein, denn Lauge trinken ist schließlich auch nicht ungiftig.
Hannibal Corpse
Im Jahr 2020 hat allein das National Endowment for Democracy 254 Millionen US-Dollar in über 100 Ländern investiert, um dort eine liberal-kapitalistische parlamentarische Demokratie einzuführen, "freie" Märkte, kapitalistische Interessenvereinigungen, Lobbystrukturen und Parteien. Putins globales Propagandabudget sieht andessen schon klein aus, da muss noch nicht einmal das US-Geheimdienstbudget von 60 Milliarden angesprochen werden, das mit Sicherheit auch nicht nur dazu da ist, um Informationen zu sammeln und sich ansonsten an die diplomatischen Regeln politischer Einflussnahme zu halten.
zum BeitragDie US-amerikanischen Geldeliten haben sich allein den letzten Wahlkampf in Bidens Steueroase Delaware mit seinen 10 Millionen Einwohnern über eine Milliarde US-Dollar kosten lassen. Da machen Putins Gelder auch nur den Unterschied eines rechten Großunternehmers mehr oder weniger.
Mit dem Finger nach Russland zu zeigen und "Haltet den Dieb" zu rufen, ist bequem, um davon abzulenken, dass liberal-kapitalistische Parteien selbst den Mist machen, auf denen rechte Ideologien gedeihen.
Hannibal Corpse
[Re]: "Man muss die gesellschaftlich-wirtschaftliche Verfasstheit der USA und das internationale Wirken der USA in mehreren unrühmlichen Kriegen nicht mögen, aber so ignorant das imperialistische Expanisionsstreben Russlands und Chinas gegen seine kleinen Nachbarn permanent zu verteidigen und immer nur gegen die USA zu geifern, ist einfach bizarr und erstaunlich unterkomplex."
zum BeitragErstaunlich find ich vor allem, dass die bürgerliche Mitte plötzlich Lenins Wort im Munde führt, aber natürlich aber nur, wenn es um Russland oder China geht, denn mit Imperialismus haben die Kriege der NATO-Staaten schließlich gar nichts zu tun.
Hannibal Corpse
"Absichtserklärungen, die Außenpolitik zu ändern, werden keineswegs eine neue Ära für Russland und damit für Europa einläuten. Schließlich kann das Kremlregime auch eine aggressive Außenpolitik vorübergehend aufgeben – zum Beispiel, weil die militärischen und finanziellen Ressourcen erschöpft sind."
zum BeitragDass jetzt Biden in den USA an der Macht ist, ist auch keine Garantie dafür, dass die USA in den kommenden Jahren nicht den nächsten Angriffskrieg führen. Derzeit wird u.a. der Kriegsverbrecher Mohammed Bin Salman militärisch unterstützt, dessen Militärkoalition u.a. Schiffe mit lebensnotwendigen Hilfslieferungen für die jeminitische Bevölkerung blockiert. Trotzdem haben Deutschland und die EU beste und friedliche Beziehungen sowohl zur USA, als auch zu den anderen Staaten der Jemenkrieg-Koalition - Quatar, Saudi Arabien und Ägypten, an dessen Militärdiktatur Deutschland erst vor kurzem Waffen geliefert hat.
"Dies bedeutet jedoch nicht automatisch eine Demokratisierung Russlands, die das Land langfristig zu einem guten Nachbarn und Verbündeten Europas macht."
Dass die Türkei und Marokko Diktaturen sind, hindert sie auch nicht daran, "guter Nachbar und Verbündeter Europas" zu sein.
Seit wann gehört Russland eigentlich nicht mehr zu Europa? Die EU sollte schon beim Namen genannt werden und viele Staaten der EU sind auf dem besten Weg in eine Autokratie oder Diktatur - oder sie sind schon da.
Schon bei der nächsten US-Wahl kann es sein, dass die Republikaner, eine inzwischen ausgemacht faschistische Partei, die Herrschaft übernehmen. Dass überall in der Welt Demokratien am Kollabieren sind, liegt nicht am schlechten Einfluss von Autokratien.
"Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen." Max Horckheimer
Hannibal Corpse
Müssen Linke, wenn sie die Klassenfrage stellen, alle persönlichen Lebenslagen einzeln aufzählen? Würde das nicht die Rede von der Klasse konterkarieren?
zum BeitragHannibal Corpse
Ich denke, in diesem Text setzt sich eine gewisse Unschädlichmachung von Reisers Erbe fort, die mit der Platzbenennung stattfindet. Nicht als anarchistischer und kommunistischer Sänger wird er hier bezeichnet, sondern als "Ikone der Jugendrebellion".
zum BeitragDass Menschen auch mit sechsundsechzig Jahren noch Anarchist:innen und Kommunist:innen sein können - darauf ein herzliches Prost und einen Song von Georg Kreisler:
m.youtube.com/watch?v=fkaYbUcqFU8
Hannibal Corpse
"Und es stimmt irgendwie auch, dass gerade diese Benennung eine seltsame Vereinnahmung ist – wenn die deutsche Ikone der Jugendrebellion einen offiziellen Platz im Stadtbild bekommt – und damit die Weihen des aktuellen Establishments."
zum BeitragEs wäre verwunderlich, wenn auf der Feier eine Band aus dem Hausbesetzerspektrum spielen würde, die das, worüber Rio Reiser sang, tatsächlich so ernst nimmt wie er selbst. Seltsam finde ich die Platzbenennung dagegen nicht. Der Media Markt vereinnahmte schon vor Jahren einen Song von Ton, Steine, Scherben für seine Fernsehwerbung. Ganz normale Betriebsgeräusche des Kapitalismus eben.
Hannibal Corpse
[Re]: Selensky ist da ja nicht allein, auch in Deutschland sind Gleichsetzungen (nicht Vergleiche) von NS-Staat und Russland scheinbar legitim geworden.
zum BeitragEin Vokabular ist an der Tagesordnung, das vorher für das Naziregime und den Holocaust reserviert war. "Zivilisationsbruch" und "Vernichtungskrieg" stehen für den Holocaust, "Überfall" war für den Angriff Deutschlands auf Polen 1939 reserviert. Von "Völkermord" ist die Rede, obwohl etwa zwei Millionen Ukrainer:innen nach Russland geflohen sind (fliehen mussten) und dort die übliche Einmalzahlung für Migrant:innen bekommen haben - während der deutsche Völkermord an den Herero und Nama immer noch nicht offiziell anerkannt ist und man in Bezug auf die Türkei und die Kurden aus strategischem.Kalkül noch nicht einmal von ethnischer Säuberung sprechen will.
Hannibal Corpse
Habt ihr vor dem Schreiben mal nachgeforscht, was ein Tabu überhaupt ist. Wenn öffentlich über die Legitimität oder Illegitimität eines Verhaltens diskutiert wird, ist das schon längst kein Tabu mehr.
zum BeitragGrüße an Tabubrecher von der taz.
Hannibal Corpse
Gibt es auch Lieder über die Machnowtschina?
zum Beitraganarchismus.at/ges...die-machnowtschina
Hannibal Corpse
Wann lernt man in Deutschland den Unterschied zwischen Vergleichen und Gleichsetzen?
zum BeitragWas Abbas sagte, war kein Vergleich, sondern eine Gleichsetzung.
Zu einem Vergleich gehören Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Wenn man Israel und Nazideutschland wirklich vergleichen würde, müsste man weit mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten feststellen. Den propagandistischen Zweck würde das ad absurdum führen.
Hannibal Corpse
Ein bißchen mehr Genauigkeit bitte:
zum Beitrag"Die Menschen, die sich bereits jetzt über illegale Arbeit zusätzlich finanzieren, würden das auch weiterhin tun."
Es ist doch nicht die Arbeit illegal, sondern den Lohn nicht dem Jobcenter zu melden.
Wenn man als Hartz-IV- Empfängerin allerdings arbeitet, ohne Geld zu bekommen, dann ist diese Arbeit tatsächlich illegal. Das Jobcenterregime ist schließlich nicht dazu da, Menschen zum Arbeiten zu bewegen, sondern dazu, sie zum Verkauf ihrer Arbeitskraft zu bringen.
Hannibal Corpse
"Ideologie statt Pragmatismus"
zum BeitragPragmatismus ist auch Ideologie. Mit mitunter tödlichen Folgen. Anhand rein formaler Gesichtspunkte zu bestimmen, was Ideologie sei und was nicht, macht alle Inhalte und alle politischen Kämpfe gleich.
Ein ergebnisoffener Diskurs darüber, ob in einer Sache Beharren oder Kompromiss besser ist, wird so verneint. Die Bedingungslosigkeit des Kompromisses weist den Pragmatismus als Ideologie aus.
Hannibal Corpse
[Re]: Mannomann, sie essen wohl antikommunistische Feindbilder zum Frühstück. Wenn etwas für eine Stärkung des Aggressionspotentials verantwortlich ist, dann die Tatsache, dass in einer angeblich so offenen Gesellschaft mit angeblich so offenen Diskursen etwas anderes als Kapitalismus offenbar nicht ergebnisoffen diskutiert werden kann.
zum BeitragHannibal Corpse
"Die Klimabewegung entfremdet sich zusehends von den Parteien im Bundestag, die sie eigentlich vertreten sollten."
zum BeitragErstens entfremdete sich nicht die Klimabewegung von den Parteien, sondern die Parteien von der Klimabewegung.
Zweitens: Was heißt denn "eigentlich"? Wozu Parteien tatsächlich da sind, hängt doch von den Strukturen ab, in die sie eingebettet sind. Die Lobbystrukturen, das Streikrecht, die Expertokratie - insbesondere die von demokratischer Kontrolle abgekoppelte EU-Zentralbank - und die Struktur der EU lassen kaum den Schluss zu, hiesige Parteien seien dazu da, eine ökosoziale Bewegung zu vertreten. Viel eher lässt sich aus diesen Strukturen schließen, dass Parteien innerhalb dieser Strukturen dazu da sind, die kapitalistische Akkumulation zu verwalten.
Den Jargon der Eigentlichkeit lehne ich ab. Dennoch ist festzustellen, dass eine ökosoziale Partei innerhalb oben genannter Strukturen nicht effektiv handeln kann. Sie kann entweder Oppositionspolitik machen und im politischen Off landen ("nicht ernstzunehmen", wozu die taz nach der Unfriedisierung viel beigetragen hat) oder sich im Streben nach der Herrschaft den Strukturen anpassen und damit aufhören, ökosoziale Positionen zu vertreten ("Realpolitik", wozu die taz nach der Unfriedisierung viel beigetragen hat) .
Dass angesichts solcher politischer (und medialer) Strukturen Basisbewegungen die regierenden Parteien mit direkten Aktionen zum Handeln bewegen müssen, halte ich für unausweichlich.
Hannibal Corpse
Fortsetzung:
zum BeitragKurdischen Frauen, die sich hier in Deutschland gegen den hiesigen Imperialismus, also gegen Kapitalismus wenden, widmet die ARD keine einstündige Doku. Die werden eher vor Gericht gezerrt und in den Knast gesteckt.
Frauenrechte sind für den IS nicht universell (auch nicht für die Frauen im IS), für die Revolutionsgarden nicht und leider - wie in Teil 1 gezeigt - auch nicht für westliche Regime.
Das zu bemerken bedeutet nicht, das universalistische Denken abzustellen, sondern lediglich, universale Werte - also solche mit universellem Gültigkeitsanspruch - von tatsächlich universell gültigen zu unterscheiden.
Hannibal Corpse
Zugegeben, Julia Neumanns Text ist schlecht geschrieben, ungenau und tendenziell kulturrelativistisch. Einen wunden Punkt trifft sie trotzdem.
zum BeitragMasih Alinejad ist nicht im Iran aktiv, sondern in den USA. Unter jenem Regime (dieses Wort ist wertfrei im Sinne der Regimetheorie gemeint), dass im Iran 1978 eine von vorn herein erfolglose kommunistische Revolution anzettelte, islamistische Gruppen unterstützte und den Schah dazu brachte, den gewählten Premierminister Mossadegh abzusetzen, was in jener Konterrevolution mündete, die Chomeini und die Revolutionsgarden an die Macht brachte.
Das alles, weil Mossadegh die Ölfelder verstaatlichen wollte.
In Afghanistan hat der CIA die Mudjaheddin bewaffnet, weil Sozialisten gewählt wurden und um der UdSSR ihr Vietnam zu bereiten. Mit dem bekannten Ausgang.
Die Patriarchen der Arabischen Emirate und Quatar wurden vom Westen unsagbar reich und mächtig gemacht, weil es ums Öl ging. Sie wurden hochgerüstet (u.a. von Trump mit "Milliardendeals"), obwohl völlig klar ist, dass sie salafistische Gruppen in aller Welt finanzieren und ideologisieren.
Der IS wäre durch den Irakkrieg und den eiligen Truppenrückzug nicht entstanden. Um Assad in Syrien zu bekämpfen, bewaffnete die westliche Koalition "moderate" Takfiristen.
Erdoĝans Türkei wurden selbst dann noch Waffen geliefert, als man nur noch leugnen konnte, dass er dem IS Unterschlupf gewährt und islamistische Milizen für sich kämpfen lässt.
Um Russland zu schwächen, kaufte Habeck Gas beim Sklavenhalterstaat Quatar, für 20 Jahre.
Was bei all dem am allerwenigsten gezählt hat, waren die Frauen unter den islamistischen Regimen.
Wenn Frauen im Iran die Videos auf YouTube ansehen können, dann können sie auch selbst welche hochladen. Was sie aber nicht können, ist, die westlichen Imperialismen zu kritisieren, ohne dem Regime im Iran in die Hände zu spielen. Bekämpfen können sie diese schon gar nicht. Das - und nicht, sich in bloßer Symbolpolitik zu erschöpfen - obliegt Frauen im Westen.
Hannibal Corpse
"Klassenbewusstsein" bei John Lydon heißt übrigens heutzutage, dass sich der Millionär für Arbeiterklasse hält und Trump unterstützt. Die Hakenkreuzbinde, die er bei den Sex Pistols gern trug, war wohl so unschuldig provozierend nicht.
zum BeitragDie taz FuturZwei hatte ja auch unlängst so ein Cover. Bin gespannt, wo die Reise hingeht, jetzt, da laut Unfried "bösere Zukunften" gedacht werden sollen.
Hannibal Corpse
Ich denke, dieser Artikel kratzt nur an der Oberfläche. Mit dem Poststrukturalismus und noch mehr seit dem Mauerfall reiht sich im Westen eine apokalyptische kulturelle Strömung an die andere.
zum BeitragFrancis Fukuyama rief mit seinem gleichnamigen Buch 1992 in das "Ende der Geschichte" aus, das z.B. bei der Love Parade ausgiebig gefeiert wurde. In Artikel hatte er das seit 1989 getan und seitdem wurde diese apokalyptische These eifrig in den Feuilletons diskutiert. Der Siegeszug des liberalen Kapitalismus in der ganzen Welt stehe bevor. Im "Kampf der Kulturen" werde der "Rest" ausgelöscht, der dem Liberalismus noch entgegenstehe, um es mit Jacques Derrida zu formulieren.
In seinem Buch "Apokalypsen" von 1983 fasst er Apokalypse als Auslöschung des Restes, der dem (jeweiligen) Logos entgeht. Im Poststrukturalismus vollzieht sich eine Apokalypse im "Ende des Subjektes", im "Ende der großen Erzählungen", dem Ende des Klassenkampfes, dem Ende der Philosophie. Bei Nietzsche im Ende der Moral und dem Tod Gottes.
Spengler und seine Wiedergänger kämpfen den apokalyptischen Endkampf gegen das vermeinte Ende des Abendlandes. Apokalyptische Sekten verübten in den 90ern vielfach Massensuizid. Etc.
Auch Marxismen haben eine Apokalyptik in der finalen Authentizität des kommunistischen Menschen. Ernst Bloch schrieb deswegen, das Ende der Geschichte sei der Anfang der Tragödie des Menschen.
Derrida fragt, ob der apokalyptische Ton nicht Bedingungung eines jedes Diskurses über die Wahrheit sei. Er ist sich der Aporie sehr bewusst, wenn er fordert: Keine Apokalypse, nicht jetzt!
Er diskutiert auch mit Habermas, der fordert, wir müssten, um am demokratischen Diskurs teilzunehmen, einem "schwachen metaphysischen Zwang" folgen und annehmen, es gäbe ein Ende des demokratischen Diskurses, das gerechte Gesetz, also die Wahrheit.
Das "Ende der Wahrheit" ist aber auch apokalyptisch. Der apokalyptische Tonfall ist nur dekonstruierbar. Die "offenbarten" Aporien des Denkens müssen ausgehalten werden.
Hannibal Corpse
Waigels Kollegin hat ihre Kolumne aufgegeben, weil ihr der Mindfuck mit der Aufmerksamkeitsökonomie ("Putzen ist das neue Kiffen") zu blöd geworden ist.
zum BeitragAber er funktioniert. Waigels Kolumne trendet bei "Meistgelesen".
Ich persönlich kiffe ich dann doch lieber als sie zu lesen.
Hannibal Corpse
Ich hätte mir diesen Artikel weit kritischer gewünscht.
zum BeitragDie Idee, Ehrenamt - und dazu noch kritische Infrastruktur - über die Rente querzufinanzieren, hat mehrere "Haken".
Zum Einen auf der Einzahlungsseite:
Da zahlen in die umlagefinanzierte gesetzliche Rente nur Lohnabhänge mit rentenversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnissen und die sie beschäftigenden Unternehmen und Ämter ein.
Dass heißt, dass weder pensionsberechtigte Verbeamtete noch Soloselbstständige oder Unternehmer:innen für die die Finanzierung des Ehrenamtes zahlen müssen. Menschen mit Löhnen oberhalb der Beitragsbemessungsgrenze tragen außerdem einen geringeren Teil ihres Lohnes bei. Unternehmen müssen für Geringbeschäftigte und pseudoselbständige "Subunternehmer" auch keine Rentenbeiträge zahlen.
Zum Anderen gibt es auch auf der Auszahlungsseite Probleme mit dem Vorschlag, ein Jahr eher in Rente gehen zu können. Bei einer solchen Pauschallösung werden Besserverdienende klar bevorteilt.
Aber auch die Einzahlung von Festbeträgen auf die Rentenkonten schafft zusätzliche soziale Ungleichheit. Wer ohnehin im Alter auf Grundsicherung angewiesen ist, dem bringt eine solche Zahlung tendenziell (fast) gar nichts.
Last but not least gibt es auch noch eine (ohnehin existente) Umverteilung dadurch, dass Menschen mit höheren Einkommen tendenziell länger leben und damit auch länger Renten beziehen als Menschen mit geringen Einkommen.
Eher in Rente gehen zu können, wird mehr von Menschen mit höheren Einkommen genutzt werden. Menschen mit geringeren Einkommen werden tendenziell länger arbeiten (müssen), für eine höhere Rente.
Bei einem mittleren Rentenbezug würden sich beide Effekte ausgleichen. Ein Jahr länger die gleiche Rente zu beziehen, wäre äquivalent dazu, über die gesamte Bezugszeit eine höhere Rente zu bekommen.
Wegen der tendenziell geringeren Lebenserwartung wiegt aber eine höhere Rente bei Geringverdiener:innen weniger stark als ein zusätzliches Bezugsjahr bei mittleren Einkommen.
Hannibal Corpse
[Re]: Ok, zwei Achswellen und fertig ist der Bus.
zum BeitragAber mal im Ernst: Es kann auch nicht darum gehen, die Arbeitsplätze in der Auzoindustrie alle zu erhalten. Konversion kann ja auch zu anderen Produkten stattfinden, z.B. Roboter. In den nächsten Jahren werden etwa in vielen Bereichen der Logistik Maschinen die Arbeit übernehmen, die jetzt noch von Menschen gemacht wird. Das dort freiwerdende Potential kann dann woanders genutzt werden. In der Pflege, im Nah- und Fernverkehr, der Gastronomie etc.
Hannibal Corpse
Herzlichen Glückwunsch zu ihrer Entscheidung.
zum BeitragIch muss @Ruediger zustimmen. Ich lese die taz trotz ihrer Kolumnen, nicht deswegen.
Wie wäre folgendes:
Die taz hat doch jede Menge Leser:innen, die im Kommentarbereich beweisen, dass sie wohlgeformte deutsche Sätze formulieren können und und das, ohne ausfallend oder allzu verallgemeinernd zu werden.
Warum also nicht eine Leser:innenkolumne, die ihnen die Möglichkeit gibt, einmal selbst ein Thema ihrer Wahl an exponierter Stelle zu verhandeln? Wenn dies manchmal etwas polemischer geschieht, dann ist zumindest die Distanz zur Redaktion glaubwürdiger. Denn es ist dann zumindest nicht immer wieder ein und dieselbe Polemik, die immer wieder neu formuliert veröffentlicht wird (taz-Leser:innen kennen das).
Für Journalist:innen, deren Stärke doch nicht die Polemik, sondern Recherche, Analyse und das Denken in Zusammenhängen sein sollte, von denen erwartet, dass sie in Interviews die wichtigen Fragen stellen und die Themen sinnvoll zu gewichten, ist eine Kolumne doch verschenkte Zeit, die für eine dubiose Aufmerksamkeitsökonomie aufgewendet wird.
Dann lieber das Essay, da ist wenigstens der Platz für gründliches Denken gegeben.
Hannibal Corpse
[Re]: Gratismentalität: "Das Geld" für sich arbeiten lassen.
zum BeitragDas haben die, die der FDP zustimmen, nicht verstanden.
Hannibal Corpse
Für neun Euro in ganz Deutschland Bahn, Straßenbahn und Bus fahren zu können, ist gut. Allerdings wurde in den vergangenen Jahrzehnten so viel bei der Bahn an Personal und Infrastruktur gespart, dass ich befürchte, dass ohne viel grundlegendere langfristige Investitionen in ein paar Jahren ein Kollaps bevorsteht.
zum BeitragDie Massen an Reisenden haben das Zugpersonal an oder über die Belastungsgrenze gebracht. Vielleicht sollte auf die neun Euro pro Monatsticket auch noch verzichtet werden, dann müssten die Zugbegleiter:innen im Regionalverkehr (und die Kontrolleur:innen im ÖPNV) keine Tickets mehr kontrollieren und könnten sich der Betreuung der Reisenden widmen. Oder es müssen mehr Menschen für die Zugbegleitung eingestellt werden, was als Anreiz wohl auch Lohnerhöhungen über das ohnehin Notwendige hinaus nötig macht.
Gravierender ist aber wohl die Lage bei der Infrastruktur. Das Personal in diesem Bereich ist überaltert und in ein paar Jahren wird ein beträchtlicher Teil in Rente gegangen sein. Dann heißt es Streckensperrung und nicht "Deutschlandtakt".
Gleisarbeiten sind unangenehme und schwere Arbeit zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter. Dort gibt es keinen Acht-Stunden-Tag, sondern Zwölfstundenschichten. Die Privatisierung im Infrastrukturbereich hat außerdem dazu geführt, dass es keine feste Personalplanung und Zuständigkeit mehr gibt, wodurch Gleisarbeitern, Arbejtszugführern, Lokführern etc eine zusätzliche "Flexibilität" abverlangt wird, was Montageeinsätze fernab von zuhause betrifft. Tarifrecht wird systematisch unterlaufen, weil Anreisezeiten unbezahlt bleiben.
Angesichts solcher Bedingungen ist es kein Wunder, dass so gut wie niemand im Gleisbau arbeiten will. Wenn es so weitergeht, hat die Verkehrswende keine Chance.
Hannibal Corpse
Ich bin ja noch dabei, wenn gesagt wird, dass Parolen individuellen Verzichts keine Klimapolitik ersetzen, ja mitunter sogar schädlich für einen politischen Wandel sein können.
zum BeitragDass deswegen aber alles legitim sein soll, was legal ist, ist ein Fehlschluss. Dann wäre es bis 1997 auch legitim gewesen, die Partner:in in der Ehe zu vergewaltigen.
Hannibal Corpse
"Die Inflation kommt durch die gestörten Lieferketten und den Ukrainekrieg zustande. Also macht sie alle ärmer, die nicht zufällig eine Ölquelle besitzen"
zum BeitragOder eine Bank, einen Mineralöl- oder Energiekonzern, einen Kupfer- oder Stahlerzeuger, einen Düngemittelproduzenten, einen Logistikriesen oder ein Rüstungsunternehmen etc pp
www.fr.de/wirtscha...eure-91553302.html
Hannibal Corpse
[Re]: "Kleine Unternehmen zahlen ihren Angestellen eher bescheiden, Konzerne sehr fürstlich."
zum BeitragDeswegen verdient die Uber-Fahrer:in auch viel besser als bei einem kleinen Taxiunternehmen. Die Verkäuferin bei Schlecker hat viel besser verdient als in einer kleinen Drogerie und die Schlachter bei Tönnies bekommen auch viel mehr als die Softwareentwickler in einer kleinen Informatikklitsche.
*irony off*
Ihre Vergleiche hinken.
Beim Vergleich zwischen Schlecker / Tönnies und Siemens / BMW wird klar, dass die Löhne nicht von der Betriebsgröße abhängen, sondern von dem, was produziert bzw verkauft wird.
Hannibal Corpse
[Re]: Marx hat schon geschrieben, dass Kommunismus entwickelte Produktionsverhältnisse braucht. Insofern bringt eine vorzeitige Revolution den Widerspruch hervor, dass die KP China den Kapitalisnus einführt - und in dessen Verwaltung sogar erfolgreicher zu sein scheint als liberale Demokratien.
zum BeitragArmut ist aber eine relationales Konzept und setzt unabdingbar Reichtum voraus. Die Schaffung von Reichtum ist die Voraussetzung für Armut.
Wenn alle in etwa gleich viel haben sind alle gleich reich und gleich arm. Sie mögen dann im Elend leben, aber wenn niemand reich ist, ist auch niemand arm. Marx schrieb dem Kapitalismus eine progressive Rolle zu, weil durch ihn die Produktion so entwickelt wird, dass es möglich ist, nicht nur die Armut, sondern das Elend abzuschaffen, wenn nach der Entwicklung der Produktion das Eigentum an den Produktionsmitteln vergesellschaftet wird.
Wenn ich mich an die DDR-Zeit erinnere, die Menschen waren vieles, aber arm waren sie - mit wenigen Ausnahmen - im globalen Maßstab nicht. Reich allerdings auch nicht. Aber sie mussten nicht hungern, wurden nicht obdachlos wegen einer Mieterhöhung, konnten sich Kleidung kaufen, wenn die alte kaputt war, konnten einen Kleingarten haben und sogar in den Urlaub zu fahren konnten sie sich leisten (wenngleich sie in etwa soviel Reisefreiheit hatten, wie viele Geflüchtete heutzutage). Sie lebten ökonomisch gesehen in besseren Verhältnissen als Hartz-IV-Empfänger und Obdachlose heute.
Arm wurden viele Menschen nach der Einführung des Kapitalismus. Manche sind in den 32 Jahren seit der Wende nie wieder aus der Armut herausgekommen.
Ich bin auch kein Anhänger einer zentralen Planwirtschaft. Starke genossenschaftliche Selbstorganisation und starke dezentrale Planungsstrukturen halte ich für ausreichend, um die verbleibenden Konkurrenzstrukturen in ihrer Macht zu begrenzen.
Allerdings ist auch der zentralen Planwirtschaft unrecht getan, wenn man Wirtschaftskriege und -sanktionen nicht für verheerender hält.
Hannibal Corpse
[Re]: Nach ihrer Logik ist ein Sklave, der gar nichts besitzt, nicht arm, wenn nur sein Besitzer ihn so ernährt und unterbringt, dass dadurch genügend Ressourcen verbraucht werden.
zum BeitragSo eine Logik muss man sich leisten können.
Hannibal Corpse
Gewinne werden privatisiert, Kosten dagegen sozialisiert.
zum BeitragDas dem Neoliberalismus anzukreiden ist so richtig, wie es falsch ist. Auch eine ideale sozialliberale "Marktwirtschaft" ist ein Kapitalismus und wenn ein Unternehmen in die Krise kommt, kann es Menschen entlassen. Dann müssen Staat und Gesellschaft die Kosten von fehlenden Löhnen, "Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt" und gesundheitlichen Folgen tragen.
Die Renditen, die jahrelang akkumuliert wurden, werden dazu, wenn überhaupt, nur zu einem sehr kleinen Teil herangezogen. Den Lohnabhängigen wird Verantwortung für sich selbst, für einander, für "ihr" Unternehmen und für den Staat gepredigt, während diejenigen, die die Produktionsmittel ihr Eigentum nennen, im Wesentlichen nur die Verantwortung haben, dieses ihr Eigentum zu mehren.
Zur sozialliberalen oder sozialdemokratischen Empörung über den Neoliberalismus habe ich insofern nur zu sagen: Wer eine Klassengesellschaft bestellt, bekommt eben auch den Klassenkampf von oben geliefert.
Das einzige, was dagegen hilft, ist Klassenkampf von unten.
Hannibal Corpse
Wenn "wir" nicht mehr wirtschaftlich von autoritären Regimen abhängig sein wollten, wären "wir" am Ende vielleicht noch gezwungen, die jetzt in autoritären Regimen zu Billigstpreisen gemachte Arbeit ähnlich hoch zu bezahlen wie vergleichbare Arbeit in Deutschland.
zum BeitragDann könnten sich die Armen in Deutschland kaum mehr die Butter auf's Brot leisten.
Hannibal Corpse
[Re]: China, ein "nur vorgebliches Land"? Seit 221 v. Chr. nehme ich an.
zum BeitragSie sind sich schon bewusst, dass Xi über Taiwan dasselbe behauptet? Putin behauptet das auch von der Ukraine.
Auf deren Niveau sollte die Kritik nicht herabsinken.
Hannibal Corpse
[Re]: Die DDR war ein von der UN anerkannter Staat mit einem Sitz in der Vollversammlung.
zum BeitragSie trat am selben Tag der UN bei wie die BRD, am 18. September 1973.
Dem Völkerrecht nach war die DDR spätestens ab diesem Tag eindeutig ein souveräner Staat. Das abzustreiten kannte ich bisher nur von Reichsbürgern.
Naja sei's drum. Nachdem wir jetzt nicht mehr alle Nationaltrainer sind und Epidemiologe sein auch nicht mehr so viel Spaß macht, seit nicht mehr so viele Menschen an Covid sterben, ist wohl jetzt als nächstes Völkerrechtsexperte sein dran, wenn ich mir das Forum so ansehe.
Hannibal Corpse
[Re]: Sollte mich wundern, wenn Putin und seine Getreuen die Produktionsmittel verstaatlichen. Nee, dann wohl doch einfach nur Imperialismus wie zu Kaisers Zeiten.
zum Beitragde.m.wikipedia.org...isches_Kaiserreich
Hannibal Corpse
"Die Gewaltoption ist Voraussetzung einer freien und emanzipatorischen Zukunft."
zum BeitragOder wie Lenin sagte:
„Pazifismus und abstrakte Friedenspredigt sind eine Form der Irreführung der Arbeiterklasse.“
Hannibal Corpse
"Wir leben nicht mehr in der Welt, in der wir glauben zu leben."
zum BeitragWenn Peter Unfried glaubt, bisher in der Welt gelebt zu haben, in der er glaubt zu leben, dann muss alles was er glaubt, die Wahrheit sein und nichts als die Wahrheit.
Was sich schon dadurch widerlegt, dass Kriege auch schon vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine Normalität für den Westen waren. Im Irak, in Afghanistan, Libyen und Syrien, im Jemen - und in der Ukraine.
Hannibal Corpse
[Re]: So was trauen sich noch nicht mal linksradikale Publikationen zu schreiben.
zum BeitragAber wenn das jetzt zum Zeitgeist gehört...
Hannibal Corpse
"Ein UN-Team im besetzten Donbass wäre auf die Zustimmung der dortigen Behörden angewiesen, was auf die UN-Anerkennung der „Volksrepublik Donezk“ hinauslaufen würde."
zum BeitragWenn also irgendwo, wie z.B. in Rojava, Katalonien oder Südtirol ein Gebiet aus was für Motiven auch immer für unabhängig erklärt wird, kann dort jeder Staat oder Kanton machen, was er will und die UN kann keine Kriegsverbrechen untersuchen, weil das auf Anerkennung der Unabhängigkeit hinausliefe.
Das ist ein Problem der UN, das muss ganz klar so gesagt werden. Das Territorialrecht hat damit einen rechtsfreien Raum geschaffen. Was Putin selbstverständlich gewusst hat, als er sein "großzügiges" Angebot unterbreitete.
Daran sollten sich aber auch alle erinnern, die seit kurzem erst besonders viel von "staatlicher Souveränität" und "territorialer Integrität" halten.
Der UN-Sicherheitsrat ist auch problematisch als Machtinstrument der großen Imperialmächte. Aber würden die USA, Frankreich oder Großbritannien ihren ständigen Sitz aufgeben?
Hannibal Corpse
Anhand dieser Zusammenfassung habe ich den starken Eindruck, auch diese Sammlung von Analysen, habe einen blinden Fleck.
zum Beitrag"Der Theaterdramaturg Bernd Stegemann variiert seine schwer zu entkräftende These, linke Identitätspolitik trage mit den Paradoxien eines „strategischen Essentialismus“ und ihren Distinktionsmechanismen, dem Bewirtschaften des Ressentiments und der Blindheit für die ökonomischen Bedingungen gesellschaftlicher Teilhabe selbst zu autoritären Entwicklungen bei."
Wenn von linksliberaler Identitätspolitik die Rede sein würde, könnte ich (mit Einschränkungen) zustimmen. Linke Theorien wie die des warenproduzierenden Patriarchats sind jedoch wahrlich alles andere als blind gegenüber ökonomischen Bedingungen. Das Wort "identity politics" selbst stammt von Schwarzen Marxist:innen, die gegenüber dem Kapitalismus alles andere als blind waren und sind.
Die linksliberale Theorie der Critical Whiteness hat diese linke Kritik abgeschwächt. Es seien Kulturen, die einander ausbeuten, heißt es da. Derweil müssen sich in einer linken Kulturkritik feministische, antirassistische und klassenkämpferische Motive zu einer Kritik der Arbeiteraristokratie verbinden.
"Weil diese [die rechtsautoritäre] Sicht mit Dichotomien arbeitet, in denen sich das „wahre“ Volk gegen die liberalen Eliten wehren muss, lässt sie keinen Raum für Kompromisse."
Weil allerdings Liberale die liberale Demokratie dichotomisch mit dem Autoritarismus entgegensetzen, lassen sie keinen Raum für Kritik (nicht in ihren Zeitungen und auch nicht in ihren Fernsehsendern).
Die Mehrzahl der Erwerbstätigen hält sich den größten Teil ihres Lebens in einer Art liberaler Privatdiktatur auf, in der sie tun, was ihnen gesagt wird - und sie tun dies, weil sie durch das Privateigentum an den Produktionsmitteln zum Verkauf ihrer Arbeitskraft, d.h. ihrer Zeit, und zur Aufgabe ihrer freien Entscheidung ihre Arbeit betreffend gezwungen sind.
Es ist an der Zeit, die Klassiker der Kritischen Theorie mal (wieder) zu lesen.
Hannibal Corpse
[Re]: Der Westen - oder genauer gesagt die US und so einige EU-Staaten - war die letzten drei Jahrzehnte selbst mit der Anhäufung von Leichenbergen in Angriffskriegen mit dem Ziel des Regime Change beschäftigt (wie im Irak, Afghanistan, Libyen, Syrien oder Jemen).
zum BeitragDa nebenbei Monarchien und Militärdiktaturen und proto-faschistische Regime (wie die in Saudi-Arabien, Quatar, Ägypten oder der Türkei) hochgerüstet wurden, und in Syrien "moderate" Takfiristen bewaffnet worden, (Takfir bedeutet die Tötung von Ungläubigen) lässt sich unterstellen, dass diese Kriege des Westens auch nicht wie behauptet dem Export von Demokratie und Freiheit dienten, sondern vielmehr der gewaltförmigen Durchsetzung globaler Machtinteressen.
Da hätte der Westen am Besten zuerst mal Sanktionen gegen sich selbst erheben sollen.
Jelzin wurde übrigens mit Hilfe von Clintons Wahlkampfteam ins Amt befördert. Diese Hilfe für ihn gab es, damit die russische Bevölkerung, nachdem sie die verheerenden Effekte des Einzugs des Kapitalismus mit aller Härte zu spüren bekommen hatte, nicht etwa kommunistisch wählte.
Hannibal Corpse
Sehenden Auges wird auf eine Situation hingesteuert, bei der im Herbst schon die Krankenhäuser überfüllt sein werden und lebenswichtige Behandlungen ausgesetzt werden müssen. In dieser Situation fehlen dann auf allen politischen und gesellschaftlichen Ebenen zudem die Disposita (die Konzepte und Instrumente), um der Lage angemessen zu begegnen.
zum BeitragFür den Wohlstand "der Nation" werden ohne Skrupel die Gesundheit und im Fall des Falles auch das Leben vieler Menschen geopfert. Das Recht auf Teilhabe können insbesondere Angehörige von Risikogruppen nur noch unter Gefährdung ihrer eigenen Gesundheit und ihres Lebens wahrnehmen.
Hannibal Corpse
Die deutsche Rüstungsindustrie soll nicht leistungsfähig sein?
zum BeitragIm letzten Jahr haben die Bundesrepublik und ihre Rüstungsindustrie 5,5% der weltweiten Rüstungsexporte getätigt (im Wert von 9,35 Mrd Euro. Damit nimmt Deutschland hinter den USA, Russland und Frankreich Rang vier in der Liste der größten Rüstungsexporteure ein.
Soviel nur dazu.
Hannibal Corpse
[Re]: "SPD und Gruene ist aus meiner Sicht zur Zeit das beste was Deutschland zu bieten hat. Das ist nicht perfekt aber es ist zumindest eine Dämpfung der Dominanz neoliberaler Eliten."
zum BeitragVerstehe ich nicht, SPD und Grüne waren doch jahrzehntelang neoliberal und machen gerade eine Transformation zum Neomerkantilismus. Mit einer postproprietären Ökonomie, wie sie Piketty fordert, hat das nichts zu tun. Vielmehr lebt im Neomerkantilismus lediglich der ideologische Gesamtkapitalist wieder auf und der Klassenkampf von oben wird weiter geführt, die Ausbeutung von Arbeitskraft weiter intensiviert und maximiert.
Hannibal Corpse
[Re]: Das Graffito ist aus Nürnberg. Hab ich was verpasst? Hat der Kretschmer das Frankenland annektiert?
zum BeitragHannibal Corpse
Ein Angriffskrieg wird nicht legitimer und der Widerstand dagegen nicht weniger legitim, wenn dieser Krieg nicht von einem Faschisten, sondern "nur" von einem ordinären Autokraten oder gewählten Rechtsneoliberalen befohlen wird.
zum BeitragInsofern ist es für eine sachliche Diskussion über Waffenlieferungen nahezu unerheblich, ob Putin nun Faschist ist oder nicht. Es ist zudem sehr zweifelhaft, ob "Faschismus" hier die richtige politische Kategorie ist. Die Partei "Einiges Russland" jedenfalls ist eine nationalkonservative Partei, aber keine faschistische. Dazu fehlt u.a. der explizite Rassismus und die Ideologie zur totalen Umgestaltung der Gesellschaft in allen Bereichen.
Auch das Wort "Vernichtungskrieg" stellt eine Parallele zwischen Putin und dem NS-Rassekrieg her. Allerdings wurden die um die zwei Millionen Ukrainer:innen, die nach Russland geflüchtet sind, nicht in Vernichtungslager wie Auschwitz oder Treblinka gesteckt.
Das Schicksal der Ukrainer:innen - so traurig es ist - mit dem von Jüd:innen, Sinti und Roma während der Shoah gleichzusetzen, verharmlost den totalen Vernichtungswillen der Nazis, als wäre der zweite Weltkrieg nur ein ordinärer Kolonialkrieg gewesen, wie ihn jede Imperialmacht irgendwann mal führt.
Gleichzeitig heben diese Gleichsetzungen Putin in den Rang des absolut Bösen. Diese Rhetorik, bei der der Zweck die Mittel heiligt, ist Kriegspropaganda - eine ziemlich einfach durchschaubare noch dazu.
Das macht Panzer für die Ukraine nicht falsch, aber gute Argumente sehen anders aus.
Immerhin liefert der Westen seine Waffen zur Abwechslung mal nicht an Klerikalfaschisten, fundamentalistische Monarchen, Militärdiktatoren oder "moderate" Takfiristen - da wäre die Ausnahme von der Regel zumindest der Diskussion wert.
Anstatt die Diskussion aber als eine solche - über die Ausnahme von der Regel - zu führen, werfen viele deutsche Intellektuelle mit Propagandafloskeln vom "freien Westen" und Hitler um sich und wundern sich, dass sie Bellizisten genannt werden.
Hannibal Corpse
Ich glaube nicht, dass Moralisieren an dieser Stelle weiterhilft. Am Anfang einer Lösung kann nur stehen, die Strukturen zu analysieren, die einerseits China wirtschaftlich so stark gemacht haben, dass es die Kosten für eine Annektion Taiwans ohne bedeutende innenpolitische Verwerfungen stemmen kann und die andererseits die kapitalistischen Staaten des Westens (das beinhaltet auch Südkorea und Japan, sowie Taiwan, das auch eine relativ starke pro-chinesische Partei hat) so stark abhängig von China gemacht hat, dass diese es sich wirtschaftlich kaum leisten können, es sich mit China zu verscherzen.
zum BeitragKapitalistische Unternehmen stehen strukturell (d.h. bei Drohung ihrer Vernichtung) unter dem Zwang zur Profitmaximierung. Der einzelnen Kapitalist:in ist es somit moralisch kaum vorwerfbar, die Produktion nach China zu verlagern und billige chinesische Waren zu importieren. Was ihr vorgeworfen werden kann, ist, Kapitalist:in geworden zu sein.
Genausowenig ist es China im Rahmen der bürgerlichen Ideologie vorzuwerfen, dass dieses sich den Zugang zum eigenen Markt und den eigenen Arbeitskräften mit technischem Knowhow vergolden ließ. China war an dieser Stelle einfach nur ein guter ideologischer Gesamtkapitalist und die Unternehmen des Westens waren bereit diesen Preis zu zahlen.
Die Staaten des Westens - die ihrerseits strukturell im kapitalistischen Wettbewerb stehen - bzw ihre Regierungen, haben sich wie ideologische Gesamtkapitalisten verhalten und versucht, eine möglichst gute Position im kapitalistischen Wettbewerb einzunehmen, also haben sie den Kapitaltransfer nach China nicht verhindert. Sie hätten sich nicht so verhalten müssen, aber das ist ihre politisch-ökonomische Ideologie.
Nicht zuletzt wurden ihre Regierung auch genau dafür gewählt, wie die Grünen für ihr "grünes Wachstum".
Damit sind bürgerliche Politiker:innen nicht von Schuld freigesprochen. Es muss niemand in eine kapitalistische Partei eintreten - aber es muss auch niemand eine solche Partei wählen.
Hannibal Corpse
"Gas zur Lieferung im vierten Quartal riss am Dienstagmittag erstmals die Marke von 200 Euro je Megawattstunde"
zum Beitrag"Die Kilowattstunde Strom zur Lieferung im kommenden Quartal wurde am Dienstagmittag für 47 Cent gehandelt."
Man macht es sich sehr einfach, wenn man die Schuld für die Krise allein in Rußland verortet.
Putin ist nicht dafür verantwortlich, dass in der EU auf Strom und Gas spekuliert wird. Dass also politisch darauf gesetzt wird, dass der Markt die Nachfrage reguliert. Was im Klartext bedeutet, dass der Preis auf den höchstmöglichen Wert steigt, bei dem die Spekulanten sich versprechen, ihr Gas und ihren Strom noch verkaufen zu können.
Es ist ganz klar schon zuviel verlangt von dieser neoliberalen Regierungskoalition, wenigstens einen Teil des Gases und des Stroms der marktförmigen Verwertung zu entziehen und jeder Person und jedem Betrieb je nach Angestelltenzahl eine Mindestmenge an Energie zum Selbstkostenpreis zur Verfügung zu stellen.
Hannibal Corpse
Ist mir fraglich, inwiefern Panzer die politischen Fehler und Versäumnisse der letzten vierzig Jahre korrigieren sollen.
zum BeitragWeder beenden sie die Spekulation oder die Inflation. Noch bringen die EZB nicht unter demokratische Kontrolle oder entziehen den Kapitalmärkten das Überschusskapital, dass in die Märkte für Energieträger, Immobilien und Verbrauchsgüter drängt. Die Energiewende beschleunigen sie auch nicht.
Panzer führen auch nicht automatisch dazu, dass das Gas aus Russland wieder fließt, es sei denn, man steht geistig schon vor den Toren Moskaus. Mitunter wird Nordstream 1 auch noch abgestellt.
Hannibal Corpse
[Re]: Das sagt die extreme Rechte auch.
zum BeitragWas noch nicht heißt, dass es nicht wahr ist. Ein bißchen Wahrheit macht schließlich jede Lüge glaubwürdiger.
Was jedoch definitiv nicht wahr ist, ist, dass Rechte proeuropäische Regierungen fordern (und nicht "nationale Souveränität").
Ihre "feste Überzeugung" ist im Übrigen für mich auch nur ein Argument dafür, radikal links zu sein und um Populismus einen weiten Bogen zu machen.
Hannibal Corpse
Eine Anmerkung:
zum BeitragDer Faschismus ist nicht in Spanien, sondern in Frankreich entstanden, als sich die Nationalsyndikalisten vom "Cercle Proudhon" sich mit den Monarchisten der "Action Française" verbanden. Die vormaligen Anarchisten entdeckten den Staat für sich und die Monarchisten den dritten Stand und dessen konterrevolutionäres Potential. Deswegen schreibt Zeev Sternhell auch, der Faschismus sei weder rechts noch links.
Zeev Sternhell, der in Deutschland bisher kaum rezipiert wurde, hat dazu viel geforscht und publiziert. U.a. "Ni droite, ni gauche. L'idéologie fasciste en France" und "Die Entstehung der faschistischen Ideologie. Von Sorel zu Mussolini."
Der Cercle Proudhon, gegründet von Schülern von Georges Sorel, las Proudhon sehr selektiv. Mussolini hat Georges Sorel als Hauptinspirationsquelle genannt.
In gewissem Sinne ist unsere politische Landkarte also falsch. Auch die AfD wurde anfangs als "weder rechts noch links" wahrgenommen und aus genau diesem Narrativ speist sich auch die Anziehungskraft der "Querfront".
Rechts ist in diesem Sinne der Neoliberalismus, der als Ideologie der herrschenden Klasse den Monarchismus im Westen vollstàndig abgelöst hat.
Hannibal Corpse
Werden jetzt geopolitische Fragen durch das Erzählen rühriger Familiengeschichten entschieden?
zum BeitragWas der Verfasser nun genau will, bleibt fraglich. Eine Verteidigungsarmee, ein bezahltes (d.h. besseres) THW aka Bundeswehr, ein für Krisen gerüstetes Gesundheitssystem aka Bundeswehr oder doch lieber Interventionen rund um den Globus, die wir wir alle wissen, die Welt in den letzten Jahrzehnten nur sicherer gemacht haben?
Mal Hand aufs Herz, wäre die Bundeswehr eine Verteidigungsarmee, hätten die meisten Aktivistis wohl Besseres zu tun als ihre Zeit vor Militärstützpunkten totzuschlagen.
Immerhin können sie sich gewiss sein, dass sie sich dieses Engagement auch weiterhin leisten werden können. Es wird auf absehbare Zeit politische Entscheidungsträger:innen noch weniger interessieren als bisher. Die Gefahr, bei Begegnungen mit staatlichen Sicherheitskräften zuschaden zu kommen, dürfte damit erheblich geringer sein als zu Hochzeiten der Friedensbewegung.
Hannibal Corpse
[Re]: Eine Million von vierzig, das sind 2,5%.
zum BeitragSorry für die Klugscheißerei.
Hannibal Corpse
Zur Bildunterschrift:
zum BeitragNehmen wirklich "eine Million Männer täglich sexuelle Dienstleistungen in Anspruch" oder sind es eine Million Männer am Tag?
Hannibal Corpse
An Christian Ströbele kann sich nicht nur die Grüne, sondern auch die Linke Partei ein Vorbild nehmen. Für mich eine der integersten Politiker:innen in der Geschichte der bundesdeutschen Demokratie.
zum BeitragDanke für dieses Interview.
Hannibal Corpse
[Re]: Das wäre die Seite der Gewinner?
zum BeitragHannibal Corpse
[Re]: Sie wissen schon, dass sie den Parteivorsitz von ihrem Vater geerbt hat, oder?
zum BeitragHannibal Corpse
Ich find's gut, auch wenn in den Läden, die ich frequentiere, Frauen einfach auf's Männerklo gehen, wenn vor dem Frauenklo eine Schlange ist. Beim Waldspaziergang hocken sich auch Frauen einfach hinter einen Busch.
zum BeitragIn Leipzig stehen auch keine öffentlichen Urinale für Männer in der Gegend rum und ich kenne jede Menge Männer, die nicht in Gesellschaft pinkeln können und jede Menge Frauen, die gern zu zweit auf's Klo gehen.
In den Kneipen in Connewitz, die ich frequentiere wird auch nicht nach Geld gefragt, wenn jemand nur mal auf's Klo muss. Und nicht zuletzt halte ich die Behauptung, dass Lena Olvedi das Loch im Boden erfunden hätte, für vollkommen größenwahnsinnig.
www.faz.net/aktuel...chklo-1196074.html
Aber was soll's. Öffentliche Klos sollten in ausreichender Anzahl für alle kostenlos sein und Schlangen vor Frauenklos braucht auch niemand. Leider wird sich baulich in vielen Lokalitäten relativ wenig machen lassen, wenn nicht Sitzklos abgebaut werden und statt dessen Löcher im Boden umgesetzt werden. Ob da nun die meisten Frauen dafür sind, weiss ich nicht.
Hannibal Corpse
"Wenn diese Linken sich dann doch auf die Realität einlassen, verlieren sie ihre linkspopulistisch konditionierten Wähler an Rechtspopulisten, wie man im deutschen Osten sehen kann"
zum BeitragSPD, Grüne und Liberale nehmen für die Herrschaft die ethnische "Säuberung" in Nordsyrien in Kauf. Wenn sie im Wahlkampf die Kündigung des Flüchtlingsdeals und den Ausschluß der Türkei aus der NATO gefordert hätten, würden sie heute nicht regieren.
Der liberale Ideologe nennt diesen Populismus "Pragmatismus".
Nun hat er erkannt, dass linken Parteien ihre Wähler weglaufen, wenn sie nicht ganz pragmatisch die Prinzipien von Freiheit, Gleichheit und Solidarität über den Haufen werfen wollen.
Trotzdem fordert er bei jeder Gelegenheit den Willen zur Herrschaft bei der Linken ein.
Sprich: Die Linke hat eh keine Existenzberechtigung, nicht an der Herrschaft, weil sie dafür aufhören müsste, links zu sein, und auch nicht in der Opposition, weil es ihr dort schließlich an Herrschaftsoptionen fehle.
Dabei wird Macht mit Herrschaft gleichgesetzt. Was jedoch Macht ist - im Unterschied zu Herrschaft - haben wir alle 2014 erleben "dürfen", als die AfD de facto die Programme von FDP, CDU, CSU, SPD und Grünen beeinflusst hat und selbst Die Linke noch in eine innerparteiliche Krise stürzen konnte, weil sich dort, im Gegensatz zu allen anderen Parteien, tatsächlich eine öffentlich wahrnehmbare Front gegen den Rechtsruck entwickelt hat, deren Protagonist:innen willens waren, um den Preis der Macht die Prinzipien von Freiheit, Gleichheit und Solidarität einzufordern.
Diese gesamtgesellschaftliche Macht, die die AfD schon hatte, bevor sie im parlamentarischen Betrieb irgendeine Rolle gespielt hat, wurde von der liberalen Presse vermittelt.
Niemals hat die liberale Presse der Linken eine derartige Gratisdienstleistung geliefert.
@NANSEN fragt völlig zurecht: "Wie viele der liberalen Macron Wähler würden eigentlich für Le Pen stimmen statt für Melechon, wenn diese beiden in der Stichwahl stünden?"
Hannibal Corpse
Also wenn ich zwischen Pest und Colera wählen müsste, würde ich die Colera wählen. Die ist weit weniger schlimm.
zum BeitragHannibal Corpse
[Re]: Der Vorsitzende der Linksjugend Leipzig ist derweil mit einem rassistischen Kommentar der anderen Sorte aufgefallen, als er einen Tweet mit einer Palästinafahne mit den Worten "»Hä? Seit wann produziert das Phantasialand eigene Fahnen?" kommentierte.
zum BeitragDass es zu einer Lösung des Nahostkonfliktes nur kommen kann, wenn beide Seiten die Identität und die Geschichte der jeweils anderen Seite akzeptieren lernen, dass einseitig dieser Konflikt nicht gelöst werden kann, ist weder auf der AntiImp-, noch auf der "Antideutschen"-Seite angekommen. Er lässt sich weder einfach auf Kolonialismus, noch auf Antisemitismus reduzieren. Es ist ein Trauerspiel.
Hannibal Corpse
Ich empfinde diesen Artikel ehrlich gesagt als schlechten Witz.
zum BeitragMit wem sollte Die Linke denn auf Bundesebene regieren, selbst wenn sie es schafft, die Autoritären in der Partei politisch weitgehend zu neutralisieren? SPD und Grüne sind derzeit nahezu völlig in ihrer Kriegspropaganda absorbiert.
Der NATO-Staat Türkei führt seit Jahren und jetzt gerade wieder besonders intensiv Krieg in Nordsyrien und im Irak. Einen Krieg, den Heiko Maas (SPD, Ex-Außenminister) als "legitimes Sicherheitsinteresse" bezeichnete. Einen Krieg, der unmissverständlich der Vernichtung der kurdischen Kultur und Bevölkerung dient.
Die große Geschichtserzählung, die NATO würde die Freiheit gegen die Diktatur verteidigen, wird davon völlig konterkariert. Für den Flüchtlingsdeal und geostrategische militärische Interessen nehmen NATO und EU, für das Regieren nehmen SPD und Grüne auch die ein oder andere ethnische Säuberung in Kauf.
Würden SPD und Grüne heute regieren, wenn sie sich im Wahlkampf für die Kündigung des Flüchtlingsdeals und den Ausschluss der Türkei aus der NATO stark gemacht hätten? Mit Sicherheit nicht. Das wussten die Parteistrateg:innen auch.
Dieser Populismus wird von SPD und Grünen "Pragmatismus" genannt und ganz pragmatisch wird das Erdgas dann halt nicht aus Russland, sondern aus Qatar bezogen, wo Sklaverei legal ist, Homosexuellen die Todesstrafe droht, wo - wie in der Türkei - islamistische Terroristen Unterschlupf finden und das am Krieg in Jemen beteiligt ist.
Im Jahr 2020 hat die NATO ungefähr 1100 Milliarden Dollar (Spiegel) für Rüstung ausgegeben und Russland 61 Milliarden (ZDF). Allein Deutschland, Frankreich und Großbritannien haben zusammen fast dreimal so hohe Militärbudgets wie Russland. Da soll eine weitere Aufrüstung alternativlos sein?
Um mit dieser SPD und diesen Grünen zu regieren, um diese Deutschen zu regieren, müsste Die Linke aufhören, links zu sein. Wo sonst kann Die Linke links sein als in der Oppostion?
Hannibal Corpse
[Re]: Ja, ich finde den Artikel auch etwas kurz. Ein paar konstruktive Gedanken wären nicht zuviel verlangt gewesen.
zum BeitragHannibal Corpse
[Re]: Die von Ihnen genannten Themen werden auch jetzt schon bearbeitet. Nur ist nicht klar, wie eine demokratisch-sozialistische Gerechtigkeit jenseits des sozialdemokratischen Horizonts konkret aussehen soll. Die Wagenknecht-Fraktion will das auch gar nicht.
zum BeitragFür mich liegen die (innenpolitischen) Themen deswegen eher quer zu den Problemen:
- Bedingungsloses Grundeinkommen, finanziert durch progressive Steuern (weitestgehend bedingungslose Solidarität und hürdenfreier Zugang zu Sozialleistungen, Stärkung der indivuellen Option zum Streik, Steuergerechtigkeit)
- Strukturelle Bevorteilung von Genossenschaften (momentan sind Aktiengesellschaften bevorteilt, es können z.B. keine Genossenschaftsanteile von der Riester-Rente gekauft werden), auch und besonders bei der Neugründung (im Gegensatz zu Ich-AG und Start-Up)
- Betriebliche Mitbestimmung für alle (Mitbestimmung ungeachtet der Betriebsgröße, Abschaffung des Rechtes der Mehrheit der "Arbeitnehmer", der Minderheit in einem Betrieb die Mitbestimmung zu verweigern - wer nicht mitbestimmen will, muss das schließlich nicht tun)
- Legale Wege zur Vergenossenschaftlichung von Betrieben / Konzernen durch die Belegschaft, von Mietshäusern durch die Bewohner:innen
Insofern ist es falsch, zu sagen, man reibe "sich gegenseitig auf". Ein emanzipatorisches Projekt geht nicht ohne eine Politik gegen Sexismus und Antirassismus, auch wenn mir die derzeitige Fixierung auf Identität auch nicht passt und mir ein Diskurs über die Unverfügbarkeit des eigenen Genders ,der eigenen Race vs die Verfügbarkeit über die eigene diskriminierende Sprache lieber wäre.
Wie sollen denn basisdemokratische Betriebe und Wohngenossenschaften mit breiter gesellschaftlicher Basis funktionieren, wenn man es nicht einmal schafft, sich respektvoll zu behandeln? Genau dazu bracht eine gesellschaftliche Linke notwendig antisexistische und antirassistische Politik. Die Wagenknecht-Fraktion ist da im Unrecht bzw will sie einfach kein emanzipatorisches Projekt.
Hannibal Corpse
Als studierter Philosoph muss ich immer lachen, wenn von so etwas wie "Vereinsphilosophie" oder - noch besser - "Firmenphilosophie" die Rede ist oder wenn jemand von "seiner Philosophie" schafelt.
zum BeitragPhilosophie ist eine diskursive Praxis mit Rede- und Gegenrede (Schrift- und Gegenschrift), die auf der Reflexion über die Bedingungen der Erkenntnis beruht.
Hannibal Corpse
Was heißt "nicht wettbewerbsfähig"?
zum BeitragDer FC Bayern gehört mit seinem Viertelfinalseinzug bereits zu den acht besten Mannschaften Europas.
Zum Wettbewerb gehört eben auch Verlieren - das wird von Liberalen allzugern unterschlagen - und wer das Verlieren nicht kann, ist - zumindest was den Sport angeht - nun wirklich nicht wettbewerbsfähig.,
Hannibal Corpse
Welche Parteien haben nochmal den Flüchtlingsdeal mit dem Faschisten vom Bosporus abgeschlossen?
zum BeitragDie NATO als Friedensmacht? Wohl eher als Garant des Krieges.
Hannibal Corpse
"Mit „berechtigten Sicherheitsinteressen Russlands“, wie manche behaupten, hat das nichts zu tun. Eher mit „großrussischem Chauvinismus“ wie Lenin sagen würde – den Putin zum historischen Hauptfeind erklärt hat, weil dieser für die Rechte der vom Zarenreich unterdrückten Völker eintrat und die erste staatliche Eigenständigkeit der Ukraine ermöglichte."
zum BeitragLenin und Trotzki haben wie Putin einen Krieg in der (Ost-)Ukraine geführt, gegen die Anarchosyndikalisten, die die Feudalherrschaft abgeschafft und die Produktionsmittel sozialisiert hatten. Nachdem die Rote gegen die Schwarze Armee gewonnen hatte, wurde in der Ostukraine eine russische Bevölkerungsmehrheit angesiedelt.
Damals wie heute ist das geostrategische Interesse das Gleiche: Ausbau des Asowschen Meeres zum Stützpunkt der Schwarzmeerflotte und strategische Vorherrschaft in der Region um eine einfache Neutralisierung dieser Streitmacht zu verhindern. Insofern bewegt sich Putin in historischer Tradition, die Selbstbestimmung von Menschen in der Ukraine zu verhindern. Sowohl der Erschaffung des ukrainischen Nationalstaates durch Lenin und Trotzki, als auch dessen Zerstörung durch Putin liegt dieses Interesse zugrunde / wird dieses Interesse zugrundegelegt.
Auch die NATO hat den Zugang zum Asowschen Meer als geostrategisches Interesse und die NATO-Strateg:innen waren 2008 bereit, Kriege zu riskieren, als sie Georgien und der Ukraine einen NATO-Beitritt anboten.
Inwieweit das im Interesse der USA und der westeuropäischen Staaten war und inwieweit im Interesse der ukrainischen und georgischen Bevölkerung, ist eine Frage, die gestellt werden muss, auch wenn eine abschließende objektive Beantwortung wohl unmöglich ist.
Hannibal Corpse
"Damals war die Begeisterung über den demokratischen Aufbruch auf dem Maidan groß. Aber die Europäer haben nicht realisiert, dass er in einen massiven Konflikt mit dem Kreml führen wird."
zum BeitragWer sie wahrnehmen wollte, konnte sehrwohl die Stimmen hören, die vor einer Eskalation warnten, ohne den Autoritarismus in Russland zu verharmlosen. Es war nicht im Interesse der herrschenden Meinung, diesen Stimmen eine breitere Öffentlichkeit zu geben.
"Wenn man vor einem Nato-Beitritt der Ukraine zurückschreckt, dann blieb ein Beitritt zur EU, und zwar Fast-Track. Dazu hätte gehört, die Ukraine militärisch so zu stärken, dass sie in der Lage ist, Putin ernsthaft vor einem Angriff abzuschrecken."
Da macht Ralf Fücks die Rechnung ohne den Wirt. Teile der ukrainischen Bevölkerung wollten partout nicht in die EU, deswegen gab es die separatistischen Aufstände. Die Ukraine mit Waffen auszurüsten, hätte geheißen, in den Bürgerkrieg einzugreifen und mit Russland einen Stellvertreterkrieg zu führen, der schon viel eher hätte eskalieren können.
Die EU schafft es nicht, ihr Modell der liberalen Demokratie den Menschen in ihrer Peripherie wirklich schmackhaft zu machen, das sieht man von Polen bis zur Türkei. EU, das heißt eben auch eine von jeglicher politischen Kontrolle entkoppelte Zentralbank, das heißt deutsche Hegemonie und erzwungene Privatisierung der Staatsvermögen, Abbau der Sozialsysteme und Massenverarmung wie in Griechenland.
Beim kapitalistischen Wettbewerb sind die Verlierer schon mitgedacht. Das macht es leicht für autoritäre Demagogen, den "starken Mann" gegen den Liberalismus aufzubauen, denn wer will schon zu den Verlierern gehören - verlieren sollen wenn dann schon die "Anderen".
"Der Maidan war ja eine proeuropäische und antiautoritäre Revolte."
Eine europäische und antiautoritäre Revolte gegen den Liberalismus steht leider aus, was nicht besonders viel Hoffnung darauf macht, dass dieser Putin der Letzte seiner Art sein möge.
Hannibal Corpse
Vielen Dank für diesen sehr gut formulierten Text.
zum BeitragNur wenn wir - wie Michel Foucault mit der archäölogischen Methode - die Frage stellen
"Warum ist es so - und nicht anders?"
können wir uns mögliche Handlungsalternativen vor Augen führen und unsere Selbstverständlichkeiten hinterfragen.
Nur wenn wir Macht Macht und Herrschaft Herrschaft nennen (ein methodischer Anarchismus) und auf ein solidarisches Positionbeziehen zunächst verzichten, können wir historische Fakten benennen - was dann eine Solidarisierung mit verschiedenen Anliegen ermöglicht, ohne dass diese historischen Fakten den von Solidarität geprägten Erzählungen unterworfen werden.
Hannibal Corpse
Mich würde ein Vergleich interessieren:
zum BeitragBeim Homeoffice wird Benzin/Diesel für die Autofahrt eingespart - wenn nicht der Arbeitsweg zu Fuß, mit dem Rad oder den Öffis zurückgelegt wird - aber es muss das Homeoffice auch geheizt werden. Wer beim Umzug das Homeoffice mit plant, zieht außerdem womöglich in eine größere Wohnung, was zusätzliche Energie und Ressourcen benötigt.
Zudem bedeutet es auch nicht automatisch, dass etwa ein Großraumbüro deswegen weniger geheizt werden würde - wenn etwa durchschnittlich jeden Tag 40% der Angestellten im Homeoffice sind. Das Büro fällt ja nicht weg und es braucht auch Platz und Ressourcen, um es zu bauen und zu erhalten.
Hannibal Corpse
Also ich finde den Artikel seltsam (weil mir jetzt kein besseres Wort einfällt). Als hätten die Geschehnisse der letzten 30 Jahre nichts mit der heutigen Situation zu tun.
zum Beitrag"Von einer solidarisch-gemeinschaftsorientierten Demokratie nichts begriffen" hatten auch SPD und Grüne, als sie die Agenda 2010 einführten. Sollen da "die Ossis" dran schuld sein?
"Der koloniale Status" wurde nach der Wende schließlich nicht abgeschafft. Ob in der Politik, der Wissenschaft oder der Wirtschaft - überall hatten (und größtenteils haben) vorrangig Westdeutsche das Sagen. Ost- und Südeuropa sind durch die Agenda 2010 und durch die von Schäuble und Merkel forcierte EU-Politik zur verlängerten Werkbank der deutschen Industrie degradiert geworden, Russland zum Rohstofflieferanten.
Dass das autoritäre nationalistische Reaktionen hervorruft, nicht nur in Ostdeutschland oder Russland, sondern auch in Polen, Ungarn, Griechenland etc., ist einfach zu verstehen. Diese Verstehen muss aber nicht heißen, dass man Verständnis für Diktatoren hat. Die Frage ist hier nicht nur, was dieses Verständnis mit der DDR zu tun hat, sondern auch, was dieses Verständnis mit den letzten 30 Jahren Neoliberalismus zu tun hat, der in der BRD bereits 1982 von SPD und FDP mit dem "Lambsdorff-Papier" eingeleitet wurde de.wikipedia.org/w...r_Arbeitslosigkeit .
"Zuerst kommt mir eine Variante des Stockholm-Syndroms in den Sinn. Also paradoxe Sympathie gegenüber denen, die einem Gewalt antun." - Herr Bartsch gibt die Antwort irgendwie schon selbst, aber seine Erkenntnis auf den Kapitalismus, namentlich die "soziale Marktwirtschaft" anzuwenden, kommt wohl nicht infrage.
Um es mit Georg Kreisler zu sagen: "... und bei der nächsten freien Wahl wählen wir die Gleichen,
die dafür Sorge tragen, daß wir uns nicht befreien."
Wenn's nicht wahr ist: www.youtube.com/watch?v=dxA0QiQKehM
Hannibal Corpse
[Re]: Etwas zu verstehen, heißt nicht, Verständnis zu haben. Das ist nicht dasselbe.
zum BeitragEs lassen sich z.B. auch die geostrategischen und persönlichen Interessen verstehen, wegen denen Bush Jr. den Irak hat überfallen lassen.
Hannibal Corpse
"Wir wurden politisiert in den neunziger Jahren, in denen im Westen der optimistische Glaube vorherrschte, Demokratie, Wohlstand und Frieden würden nun immer weiter wachsen."
zum BeitragDas "Ende der Geschichte", wie Francis Fukuyama titelte, "der vermeintlich ultimative Siegeszug der liberalen Demokratie nach dem Ende des Ostblocks und dem Zerfall der Sowjetunion" (Wikipedia). Eine Geschichtsphilosophie so apokalyptisch wie die Love Parade.
Erstaunlich analytisch war damals der Spiegel:
www.youtube.com/watch?v=geqBzvwD2Wc
www.youtube.com/watch?v=dpyr5QRH3Nk
Ich selbst, geboren '81
- nebenbei gesagt auf 90er-Jahre-Grindcore hängengeblieben www.youtube.com/watch?v=VBgV3VKH-0Q -
konnte und kann mich nicht recht mit dieser meiner Generation identifizieren. Im Westen wurde das kulturelle und intellektuelle Erbe allzu bereitwillig angenommen, im Osten warf mein Umfeld dieses Erbe allzu bereitwillig weg.
Leider macht sich dies gerade da, wo es um eine "scharfe Analyse" der weltpolitischen Lage geht, um eine Analyse von historischen und sozialen Machtprozessen, um ein Verständnis der Rolle des eigenen Staates und seiner Verbündeten geht, bemerkbar.
Mich verwundert die Verwunderung, die diese meine Generation gerade erfasst hat, nicht, jetzt da die Eskalation stattfindet, vor der "Putin-Versteher" schon jahrelang warnen.
Staaten - auch westliche Demokratien - haben Interessen und Einflussphären. Der Paraphrase wegen: Man kann mit einem Bären nicht um sein Fell verhandeln.
Einen NATO-Beitritt der Ukraine zu diskutieren, bedeutet immer schon, die Möglichkeit zu diskutieren, NATO-Truppen in Sichtweite der russischen Schwarzmeerflotte aufzustellen. Dass dieser Zynismus mit ebender nationalen Souveränität gerechtfertigt wird, die nun futsch ist, ist bezeichnend für die intellektuelle Ohnmacht.
Wer da sagte "Rückt dem Bären nicht auf den Pelz, ihr spielt mit dem Feuer", wurde von der Mehrheit bestenfalls ignoriert, wenn nicht verspottet oder gar denunziert.
Hannibal Corpse
Was hatte der Polizist denn vor, als er an Ella und ihrer Sicherung zog, mit der sie in 15m Höhe an einem weiteren Seil gesichert war? Mit was für einer Intention wurde dies gemacht? Diese Frage wäre für ein gewissenhaft arbeitendes Gericht vor allen anderen zu beantworten.
zum BeitragUm Ella ohne ihr Leben zu gefährden von dem Seil zu holen, auf dem sie stand, hätte sie doch zuerst woanders gesichert werden müssen, anstatt ihre vorhandene Sicherung zu gefährden.
Notwehr ist auch gegenüber der Polizei erlaubt. Dabei ist nur entscheidend, ob Ella genügend Anlass geboten wurde, um das Handeln des Polizisten als potentiel lebensgefährdend wahrzunehmen.
Also, wenn ich etwa im Felsen klettern wäre und jemand zerrte an meiner Sicherung herum - ich könnte mich des Eindrucks nicht erwehren, dieser jemand wolle mir ans Leben.
Hannibal Corpse
[Re]: Ihr Plädoyer für Windkraftgegner in allen Ehren, aber warum sollten Aktivistis "mit Menschen umgehen, die Infrastrukturmaßnahmen in ihrem direkten Lebensumfeld verhindern wollen". Das macht in dem Fall doch die Polizei, oder?
zum BeitragHier eine Verantwortung der Aktivistis zu suggerieren, konterkariert ihr eigenes Plädoyer für den Staat komplett.
Warum sagen Sie in diesem Fall nicht: "Man muss auch aufgeben können, nachdem man alle rechtlichen Mittel und den Weg des zivilen Ungehorsams beschritten hat."?
Hannibal Corpse
Eine Frage zur Berichterstattung und ein Kommentar:
zum BeitragDie Frage:
"Später, damit ist das Ende des langen Tages gemeint, als die Geiseln frei und unverletzt waren und ein Polizeikommando den Attentäter erschossen hatte."
Ist ein Geiselnehmer, der niemanden körperlich verletzt, ein Attentäter? Das halte ich für weit hergeholt.
Der Kommentar:
"Aber es ist ihnen wichtig zu sagen: „Es ist absolut unentschuldbar für einen Muslim, einen Juden anzugreifen, oder für einen Juden, einen Muslim, Christen oder Hindu anzugreifen oder umgekehrt.“
Da fühle ich mich als Atheist gleich viel sicherer.
Hannibal Corpse
Wer nun kritikresistenter und wer beleidigter ist, lässt sich wohl kaum mit einer Ferndiagnose entscheiden, ohne Gefahr zu laufen, Herrschaftskritik als Beleidigtsein abzutun oder Beharrlichkeit als Kritikresistenz zu denunzieren.
zum BeitragEine philosophische Kritik muss sich der Sprache widmen, in deren Logik dieser Diskurs verläuft, deren Ökonomie ihm stattgibt und die ihn unterhält. Wenn etwa Nietzsche und Foucault in ihrer Sprache zum Vergleich herangezogen werden, fällt eines ins Auge:
In dem heutigen Streit ist der Leib verschwunden. Auf beiden Seiten.
Meine These ist, dass eine instrumentelle Vernunft hier wie da einen Erkenntnisfortschritt verhindert.
Bei Kathleen Stock:
"Diese These besagt: Der biologische Körper ist in höchstem Maße von kulturellen Parametern und sozialen Herrschaftsverhältnissen überformt, und dem liegt ein biologischer Geschlechtsunterschied zugrunde."
EIN biologischer Geschlechtsunterschied? Welcher denn bei all der Vielfalt? Gebärmutter, primäre äußere Organe oder sekundere Geschlechtsmerkmale? Gene? Allele?
Je nachdem, welche Merkmale zum Kriterium ernannt werden, fallen manche Menschen mal in die eine, mal in die andere Kategorie, mal in keine der beiden.
Ein binäre biologische Geschlechtsdifferenz zu postulieren und diesen dann nicht klar und eineindeutig definieren zu können, halte ich zumindest für analytisch mangelhaft, wenn nicht gar für unwissenschaftlich.
Deswegen ist die Kritik richtig, dass der Körper diskursiv verfasst ist. Was aber nicht zu dem Schluss berechtigt, es gäbe nichts anderes als Körper und Diskurs. Genauso instrumentell wie die kritisierte Position, ist es, den Körper dem Ego auszuliefern und damit den Leib zu übergehen.
Der Leib ist das, was sich irgendwie anfühlt, der Körper das, was sich vermessen lässt. Foucault spricht nicht zufällig von der "leiblichen Einschreibung" von Diskursen. Das bedeutet, dass, wie sich ein Leib anfühlt, Effekt sein kann von Diskursen und sich als nicht "gottgegeben" herausstellen mag.
Hannibal Corpse
Solange es bei SPD und Grünen wichtiger ist, Kriege ohne UNO-Mandat zu führen, als ohne die CDU zu regieren, wird letzteres eine Wahlkampfvolte bleiben.
zum BeitragHannibal Corpse
[Re]: Das generische Maskulinum soll geschlechtsneutral sein? Ist Ihnen entgangen, dass es ein Maskulinum ist?
zum BeitragHannibal Corpse
Wenn es mehr solch differenziertere Texte zum Thema geben würde, wären wir tatsächlich weiter.
Obwohl ich mich bei der Rede von "der" Identitätspolitik immer wieder frage, warum etwa Nationalismus oder Individualismus oder die Forderung nach Klassenbewusstsein keine Identitätspolitiken sein sollen - der Essay ist hier sprachlich nicht genau.
Meist wird bei Kritiken "der" Identitätspolitik diese als links attributiert, aber das mangelnde Verständnis von Klasse weist die kritisierten Politiken eindeutig als liberal aus.
Liberaler Intersektionalismus behandelt Klasse - da wo sie behandelt wird - grundlegend anders als Race und Gender. Wenn Liberale von "Übersexismus" oder "Überrassismus" schreiben würden, um wie bei der "Überausbeutung" eine akzeptable Menge Sexismus oder Rassismus zu definieren, würden sie unter liberalen Feminist*innen und Antirassist*innen schlicht als rassistisch oder sexistisch gelten.
Bevormundung anhand von Race oder Gender gilt unter Liberalen als grundsätzlich nicht akzeptabel, während im Gegensatz dazu Bevormundung anhand des Eigentumsstatus als grundlegend für Zivilisation schlechthin gilt. An dieser Stelle muss ein linker Intersektionalismus ansetzen und klar herausarbeiten, dass ein liberales Eigentumskonzept und marktförmige kapitalistische Aneignungsverhältnisse strukturelle Ursachen für Rassismus und Sexismus sind, dass aber auch andersherum Antifeminismus und Rassismus kapitalistische Verhältnisse naturalisieren oder zumindest normalisieren.
(...)
Die liberale Wunschvorstellung eines Kapitalismus ohne Sexismus, Rassismus und faschistische Tendenzen ist nicht zuletzt irrational, denn wenn Bevormundung und Diskriminierung alltäglich als Grundlage von (bürgerlicher) Zivilisation eingeübt werden, werden sich diese nicht nachträglich auf Kapitalverhältnisse einhegen lassen.
Der Kommentar wurde bearbeitet, unsere Netiquette können Sie hier nachlesen: taz.de/netiquette
zum BeitragHannibal Corpse
"natürlich gewachsene Sprache"
zum BeitragSchon in der Einleitung wird der Mythos an die Stelle des Logos gesetzt. Was an so gut wie jeder Stelle dieses Diskurses zu merken ist, ist dass wir in einer phonozentrischen Gesellschaft leben, d.h. dass die Schrift lediglich als Abbildung der Sprache begriffen wird und die Gewalt und die Macht, die insbesondere die phonetische Schrift über die Sprache hat, ignoriert wird.
Wenn wir schreiben lernen, lernen wir, die entsprechenden Laute zu den Buchstaben zu machen, nicht andersherum. Die phonetische Schrift hat so einen vereinheitlichenden Effekt auf die Sprache, der "unter dem Radar" jener mythischen Sprachauffassung verläuft, die im Hochdeutschen eine "natürlich gewachsene Sprache" sieht.
Während meiner Schuld- und Studienzeit hat die Gesellschaft für Deutsche Sprache eine Rechtsschreibreform nach der anderen veranlasst, mit dem Ziel, sie einfacher zu machen und leichter zu erlernen. Was soll daran natürlich sein?
Was ist an Schulpflicht, Rechtschreibungs- und Grammatikregeln, Zensuren und Prüfungen natürlich?
Die falsche Prämisse, eine "natürlich gewachsene", also als unpolitisch gedachte Sprache stünde einer "unnatürlichen" politischen "Gendersprache" gegenüber, führt vor allem dazu, dass aneinander vorbeigeredet wird.
Anstelle Geldmittel für die Aktualisierung von Vorlesesoftware einzufordern, wird dieser Mangel gegen das Gendern instrumentalisiert.
Zahlreiche Autor*innen bringen eine enorme Zeit auf, um gegen das Gendern zu agitieren - und werfen genau diesen Zeitaufwand denjenigen vor, die gendern. Derweil kostet es de facto sogar weniger Zeit, ein "*innen" anstatt "und Autorinnen" zu schreiben.
Ich könnte die Zeit, die ich hier zur Argumentation gegen falsche linguistische Prämissen verwende, zielführender verbringen, wenn diese Autor*innen ihre Zeit mit der Erörterung von Klassenfragen verbringen würden. Statt dessen werden klassistische Ressentiments bemüht - die dummen Arbeiter könnten ein Gendersternchen nicht verstehen.
Hannibal Corpse
Dass Eltern gleich einen höheren Lohn bekommen, wird u.a. beim Premium-Cola-Kollektiv umgesetzt. Leider ist das in einem Kapitalismus nicht verallgemeinerbar, da sonst Anreize gesetzt werden, möglichst Kinderlose einzustellen.
In Kapitalismen ist die Existenz von Verlierer:innen immer schon gesetzt.
Was die fehlende Tarifbindung in der Pflegebranche angeht, scheitert das an u.a. der Caritas. Wenn der Staat auf die Löhne in den privatwirtschaftlichen Pflegeeinrichtungen irgendeinen Zugriff bekommen will, muss dass Verhältnis von Staat und Religion neu geregelt werden. Schwer zu machen, wenn Kirchen und Staat eng verknüpft sind.
Dass auch die CDU kaum etwas tun wird, um das Verhältnis von Staat und Kirche neu zu definieren, liegt auf der Hand. Dabei müssten nach all den Kindesmissbrauchsskandalen, bei denen die Exekutive schlicht gar nichts getan hat, sowohl das verstaatlichte Kirchenrecht als auch die Regierungsfähigkeit der CDU infrage stehen. Wie sieht es denn aus mit der "Strafvereitelung im Amt"?
Auch bei den Grünen habe ich da wenig Hoffnung. Katrin Göring-Eckardt hat in den letzten Jahren zwischen dem Vorsitz der Grünen-Fraktion im Bundestag und dem Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland hin- und hergewechselt. Eine Partei, die schon bei der Frage nach Globuli eine Krise erfährt, wird kaum das Verhältnis von Staat und Kirche neu ordnen (oder gar die Pflegeeinrichtungen vergesellschaften). Schon gar nicht in einer Grün-Schwarzen oder Schwarz-Grünen Neuauflage der GroKo.
Wenn also die Caritas nicht ein Einsehen hat und aufhört, ihre katholische Betriebsgemeinschaft über das Wohl der Klasse zu stellen, werden wir vor der nächsten Wahl immer noch dieselbe Diskussion über zu niedrige Löhne in der Pflege führen. Und dabei mit unserem rassistischen Blick tendenziell vergessen, dass der Grundstock der Pflege in Deutschland von meist osteuropäischen Pflegerinnen im informellen Sektor geleistet wird - mit Löhnen um die 2,50 Euro pro Stunde.
zum BeitragHannibal Corpse
Solange er nicht zur Affirmation de Falschen führt, ist der Satz, es gäbe kein richtiges Leben im Falschen, durchaus gültig. Man muss zu dem Mittel nicht zustimmen, um sich zu solidarisieren.
zum BeitragDas Bundesamt für Migration und Flächtlinge verbreitet Terror - Angst und Schrecken und Leid und Tod. Wer klagt den Staat wegen Bildung einer terroristischen Vereingung an?
Hannibal Corpse
Steinmeier hat sich nach der letzten Wahl in den demokratischen Prozess eingemischt und offensiv eine GroKo forciert. Präsidial und demokratieförderlich wäre es gewesen, wenn er all die Optionen benannt hätte, die damals bestanden haben. Neben der GroKo wären das Minderheitenregierungen verschiedenster Art gewesen oder Neuwahlen.
zum BeitragStatt dessen hat er sich als der SPD-Machtpolitiker verhalten, der er ist.
Hannibal Corpse
"Auch in der Presse wurde Lina E. in den vergangenen Monaten immer wieder pauschal als „Linksterroristin“ bezeichnet, obwohl es noch keine Verurteilung gibt."
zum BeitragEs gibt noch nicht einmal eine Anklage wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung. Wie soll es da zu einer Verurteilung kommen?
Hannibal Corpse
[Re]: Sich gegen Antisemitismus und Terror auszusprechen, ist noch lange keine Stellungnahme zum Nahostkonflikt, also dazu, welches Verhalten für die Akteure in dem asymmetrischen Konflikt nun legitim oder angebracht wäre oder wie der deutsche Staat in dieser Hinsicht sich verhalten sollte.
zum Beitrag"Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht." Auf ihr Widerstandsrecht berufen sich auch Palästinenser. Was ist da legitim (Raketen sind es nicht.)? Welche Aktionen des israelischen Staates sind Selbstverteidigung, welche Aggression? Für so eine Einschätzung sollte man schon einiges an Wissen mitbringen, sonst produziert man sich einfach nur selbst in seinem Halbwissen und das ist gefährlich.
Hannibal Corpse
[Re]: Wenn er ihn nur öfter mal selbst zu Herzen nehmen würde.
zum BeitragHannibal Corpse
Also an einigen Stellen wirkt der Text dann doch arg konstruiert.
zum Beitrag"Doch dieses Programm wirkt in seinen konkreten Passagen, als könnte es auch von den Grünen stammen. Einige Beispiele: Die SPD will ein Tempolimit von 130 Stundenkilometern – die Grünen auch. Die SPD will einen Mindestlohn von 12 Euro – die Grünen auch. Die SPD strebt eine Bürgerversicherung an – die Grünen auch."
In manchen Passagen wirken beide Programme, als seien es von Der Linken geschrieben worden. 12 Euro Mindestlohn, 1% Vermögenssteuer für Reiche, Forderung der Abschaffung von Hartz IV.
Das alles fordert Die Linke seit Jahren. Dass die Grünen damit die Wählerstimmen holen, ist das eine. Die liberale Presse, die strukturell von der werbenden Wirtschaft und damit von der imperialistischen NATO-Politik abhängig ist, liebt sie einfach. Die Grünen aber dann auch noch als Urheber dieser Forderungen hinzustellen, ist dann allerdings noch etwas anderes.
"Wie man es richtig macht, zeigen erneut die Grünen: Sie wollen die Schuldenbremse behalten, aber reformieren. Kredite sollen möglich sein, wenn sie Investitionen finanzieren. Denn das Vermögen des Staates steigt ja, wenn er etwa die Energiewende vorantreibt. Schulden machen also reich, nicht arm."
Das kommt darauf an, ob man einen Baukonzern besitzt oder auf der Baustelle arbeitet. Wenn der Staat einen Bau in Auftrag gibt, werden die einen reich und die anderen verarmen relativ gesehen. Erst, wenn die Unternehmensgewinne der Unternehmer:innen im Durchschnitt vollständig mit Unternehmensteuern ausgeglichen werden, die an die Arbeiter:innen ausgezahlt werden, hört diese relative Verarmung, die schon direkt an der Quelle auftritt, auf. Das ist eine buchhalterische Trivialität.
Noch etwas ist buchhalterisch trivial: Wenn es nur begrenzte Ressourcen gibt, bedeutet relative Verarmung, dass mann oder frau früher oder später so gut wie gar nichts mehr hat.
Hannibal Corpse
Danke.
zum BeitragKant läuft bei mir ja eher unter "Dialektik der Aufklärung". "Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!" Da wird der Verstand als ein für das Subjekt
Verfügbares beschrieben und steht im Dienste der Zwecke des Subjektes.
Hermeneutische Kant-Interpretationen verkürzen auch den kategorischen Imperativ. Der gilt nämlich bei Kant ausdrücklich nicht für den Staat im Umgang mit den ihm Unterworfenen. Die Todesstrafe sei legitim, wenn dies der Erhaltung der Ordnung dient. Da ist Kant ganz und gar Lutheraner.
Warum sollten außerdem alle Bürgis in allen Belangen einem moralischen Gesetz gehorchen? Sollte es nicht eine existentielle Entscheidung sein, religiös zu sein oder nicht; Veganerich, Vegetarierin oder Aasfresser zu sein?
Wenn nach der Devise "Wenn alle das täten..." gehandelt wird, dann wäre es auch illegitim, auf den Mt.Everest zu steigen und niemand würde mal blau machen.
Georg Kreisler dazu: www.youtube.com/watch?v=AhtFr6P1LGs
Kant will eine Pflichtethik der Vernunft, aber wenn ich etwas tue, weil es vernünftig ist, dann tue ich das gerade nicht, weil es meine Pflicht wäre. Im Zweifel tun an einer Vernunftethik Orientierte/Sich-Orientierende das Vernünftige sogar gegen die Pflicht.
Doch zurück zum Anfang, den die Moderne setzt: dem Subjekt als Ursprung der Handlungen. Schreiben Subjekte Geschichte oder schreibt Geschichte die Subjekte, schreibt Geschichte sich in die Leiber ein und in die Rationalität? Die Autorenschaft ist mit einem Fragezeichen versehen. Schreiben-Wollen - wenn es nicht nur die Befriedigung eines Bedürfnisses ist - heißt doch, sich dem Schreiben überlassen zu wollen und zu verstehen, dass Schreiben nicht notwendig willentlich ist.
Hannibal Corpse
Das heißt dann wohl, dass sich für viele Mieter:innen die Kaltmiete erhöhen wird, wenn sie umziehen. Neue Anreize zum Kampf gegen Mieter:innen.
zum BeitragWenn im Mietvertrag schon eine Staffelmiete mit 2% Mietsteigerung pro Jahr festgelegt ist, dann haben die Vermietenden die CO2-Abgabe schon im nächsten Jahr wieder drin.
Eine Beispielrechnung: 10 Euro Kaltmiete und 1 Euro Heizkosten pro qm. Wenn sich der Gaspreis nun um 10% erhöht (von 6,1 auf 6,7 Cent je kWh), dann macht das eine Abgabe von 1% der Miete. Davon trägen die Vermietenden die Hälfte.
Hannibal Corpse
Ich schaue so durch die Kommentare und neben den erwartbaren ignoranten Totalverleugnungen wird das Problem einerseits auf einen Widerspruch zwischen Eltern und Solidargemeinschaft reduziert und andererseits auf die Verfügbarkeit von Kindergärtenplätzen.
zum BeitragBeides ist allerdings aus einer kritischen Perspektive unhaltbar.
Zur Solidargemeinschaft: Wer erarbeitet denn im Umlagesystem die Rente, unabhängig davon, ob die private Altersvorsorge in einer Inflation wertlos geworden ist? Wer wischt denn alten Menschen den Arsch ab, wenn sie es nicht mehr können? Die Kinder von Kinderlosen bestimmt nicht. Warum sollen Eltern für die Reproduktion der Arbeitskraft eine unbezahlte Mehrarbeit leisten, wenn doch diese Reproduktion eine gesellschaftliche Notwendigkeit ist?
Kindergärten sind auch nur dazu da, dass die Eltern auf Arbeit gehen können. Insgesamt haben sie dadurch nicht weniger Arbeit, sondern je nach Situation sogar mehr Arbeit und weniger Geld.
Wenn es kein Geld gäbe und die Produkte der gesellschaftlichen Arbeit (nach bestimmten Regeln) allgemein verfügbar wären, könnten Eltern einfach weniger in produktiven Bereichen arbeiten und hätten davon keine Nachteile. Die Ungleichverteilung von unbezahlter Reproduktionsarbeit ist ein strukturelles gesellschaftliches Problem und kein individuelles.
Um nicht bis zur Abschaffung des Geldes zu warten, ist es möglich - und wahrscheinlich grundlegend der bessere Weg - die unbezahlte Reproduktionsarbeit maßgeblich gleicher zwischen Eltern und Kinderlosen aufzuteilen, wie es in gemeinschaftlichen Wohnprojekten oft der Fall ist. Dann übernimmt eine Gruppe Verantwortung für die Kinder und die Eltern haben auch mal frei - ohne dafür wiederum bezahlen zu müssen - und können sich politisch und gesellschaftlich einmischen und kulturelle Veranstaltungen genießen.
Für die Kinderlosen ist es auch nicht schlecht, Verantwortung für Kinder zu übernehmen und die Kinder selbst haben viel mehr Bezugspersonen, mit denen sie über Probleme reden können
Hannibal Corpse
Das "Europäische Rentenprodukt" soll ja demnächst auch kommen.
zum BeitragNaja.
Ich bin jetzt 40 und mehr als Armutsrente wird wohl nicht drin. Ich habe jetzt für 5 Jahre einen Job, der vom Jobcenter bezahlt wird und Sozialversicherungsbeiträge werden erst gar nicht abgeführt.
Auf eine gewisse Weise kann ich vielleicht sogar froh sein, keine Rentenbeiträge zu zahlen, denn das Umlagesystem ist zwar besser als private Vorsorge, aber leistet auch einen riesigen Kapitaltransfer von Arm nach Reich.
Da arme Männer statistisch gesehen 10 Jahre eher sterben als reiche Männer und arme Frauen 5 Jahre eher als reiche Frauen, bekommen sie auch dementsprechend weniger Rente ausgezahlt und das kommt denen zugute, die dann noch leben, wenn viele Arme schon tot sind.
Für Rentengerichtigkeit muss es also auch eine Gesundheitsgerechtigkeit geben. Wer z.B. chronisch krank ist und weniger arbeiten kann, bekommt für seine Einzahlungen in die Rentenkasse dann auch noch weniger ausgezahlt, wenn er/sie/x früher stirbt als Gesunde.
Hannibal Corpse
Wenn schon Bacon and Eggs, dann bitte mit extra viel Spam.
zum BeitragAber jetzt mal ernsthaft:
Ich freunde mich immer mehr damit an, künftig parallel zur "Arbeiterin" einen "Arbeiterich" in meinen Sprachgebrauch einzuführen. Dann lässt sich "Arbeiter" in einer Weise verwenden, die Geschlecht nicht repräsentiert. Für den Fall, dass explizit eine Pluralität von Geschlechtern repräsentiert werden soll, bleibt dann immer noch "Arbeiter:in" oder ähnliches.
Es sollte doch sprachlich die Möglichkeiten geben, Geschlecht zu repräsentieren oder auch nicht. Die Alternativlosigkeit der Repräsentation schränkt das Sagbare ein, aber anders, als das Befürworter (bei diesem Wort sei Geschlecht nicht repräsentiert) des generischen Maskulinums meinen. Denn schließlich repräsentiert das generische Maskulinum Männer und gleichzeitig soll es Geschlecht nicht repräsentieren. Das macht auch so einiges unsagbar, wie z.B.:
Wer einen Wüter notgedrungen für einen Wüterich hält, kennt wohl keine Wüterin.
Hannibal Corpse
[Re]: "Eine Frau mit Kopftuch signalisiert, dass sie sexuell nicht verfügbar ist."
zum BeitragVielleicht ist das einfach nur unglücklich ausgedrückt. Frauen sind schließlich keine Objekte, über die Männer einfach verfügbar dürften.
Was Deniz Baspinar implizit sagt, ist, dass ein Kopftuch signalisiere, alle Frauen ohne Kopftuch seien für Männer einfach sexuell verfügbar. Das würden aber sicher viele Kopftuchträgerinnen abstreiten, für die das Kopftuch ein Zeichen ihrer Religion ist und kein Zeichen der sexuellen Verfügbarkeit aller der Frauen, die kein Kopftuch tragen.
Warum ist es nicht der Kontext, der die Bedeutung macht? Da könnte auch gegen Kreuze mobilgemacht werden, weil die für Kreuzzüge stünden und bedeuteten, dass man selber erwartet in den Himmel zu kommen, während Nicht-Christen in die Hölle kommen.
Die Diskussion ließe sich deutlich entspannter und undogmatisch führen, wenn Symbole als etwas behandelt werden würden, das je nach Kontext unterschiedliche beabsichtigte Bedeutungen haben kann.
Hannibal Corpse
[Re]: Privatdiktator im Firmenstaat.
zum BeitragHannibal Corpse
Gehört das jetzt in die neue Verfassungsschutzkategorie "Verfassungsschutzrelevante Delegitimierung des Staates"?
zum BeitragHannibal Corpse
Ich versteh nicht, was Deutsche an Spargel so toll finden. Und dann auch noch Buttersauce.
zum BeitragNaja, wer's mag soll zumindest so viel bezahlen, dass die Spargelstecher:innen eine ordentliche Bezahlung und Unterbringung bekommen.
Hannibal Corpse
[Re]: Danke. Was eine Richterin als "wahres Christentum" anerkennt oder nicht, sollte keinerlei Relevanz für ein Gerichtsurteil haben.
zum BeitragHannibal Corpse
[Re]: Also mit der Frankfurter Schule habe ich so meine Schwierigkeiten. Habermas mit seinem "schwachen metaphysischen Zwang", der uns zum Glauben an das "gerechte Gesetz" bringen soll, den wir notwendig haben müssten, um an der Demokratie teilzunehmen. Mit Ja müssten wir auch immer Ja meinen.
zum BeitragWie sagte Werner so schön: "Ja ja Meister"
Und der Meister: "Was heißt hier ja ja? Ja ja heißt Leck mich am Arsch."
Den Übergang von der Kritischen Theorie zur Frankfurter Schule markiert wohl der Satz "Es gibt kein richtiges Leben im Falschen". Das lädt zur Affirmation des Falschen ein.
Hannibal Corpse
Lange herrschte unter Religiösen der Irrglaube, der Sozialismus werde bald überholt sein. Tatsächlich gewinnt er an gesellschaftlicher Bedeutung.
zum BeitragMit religiösen Sozialist:innen - wie z.B. Peter Bürger, einem Katholiken, dessen Texte auf telepolis ich sehr schätze, oder linken kurdischen Muslim:innen in Rojava - sollten atheistische Linke schon gut können.
Trotzdem sollte es m.E. nicht der Anspruch einer herrschaftskritischen Linken sein, religiöse Erfahrungen im Kontext von Traditionen zu formulieren und den Mythos zur Begründung des Logos zurate zu ziehen.
Methodisch hat es Jacques Derrida in "Über das Wort" formuliert: Er schlägt vor, im interreligiösen Diskurs die in verschiedenen religiösen Praxen auftretenden religiösen Erfahrungen als Erfahrungen des Substrates der Wahrnehmung auszulegen. Als religiöser Atheist kann ich mich da anschließen.
Selbsttranszendierung gibt es demnach nicht primär in diesen Erfahrungen (der "Umkehr", des "heiligen Geistes", der "Erleuchtung"; des "Kensho", der "Anwesenheit aller Götter", des "Satori" ...), weil darin nur das Substrat der eigenen Wahrnehmung auf verschiedene Weise erfahren wird, sondern in der Erfahrung/Erkenntnis, dass andere Menschen in anderen Kulturen gleiche Erfahrungen machen, obgleich sie anders darüber reden.
Als ich das erste Mal die "Zehn Ochsenbilder" aus dem Zen sah und mich verstanden fühlte, machte ich das erste Mal eine Erfahrung, die nach meiner eigenen Einschätzung als Erfahrung der Selbsttranszendierung durchgehen lasse.
Religion kann, davon bin überzeugt, erst dann emanzipatorische Tendenzen entfalten, wenn sie sich in den interreligiösen Diskurs (auch mit religiösen Atheist:innen) begibt und Dogmas Dogmas sein lässt.
Hannibal Corpse
[Re]: Ihr Geschrei reproduziert auch nur die Empörung und wenn sie behaupten, dass in der Öffentlichkeit nicht "eine einzige Stimme durchdringt, die so klingt, als spräche ein reifer Mensch", dann beweisen Sie, dass Verschweigen noch viel mächtiger ist, als alle Versuche zum Schweigen-Machen.
zum BeitragHannibal Corpse
[Re]: Setzen Sie sich mal in eine Nazikneipe, dann merken Sie es schnell, wenn Sie Person of Color sind.
zum BeitragHannibal Corpse
[Re]: * Die Störenfriedas schreiben
Das war ein Fehler in der ersten Zeile.
zum BeitragHannibal Corpse
"Meine Damen und Herren, ich bin ein Narr. Ich war schon immer ein Narr, ich habe es nur nicht immer gewusst."
zum BeitragGeorg Kreisler: Ein Narr gibt Antwort (1980)
Eine Perle, die bei YouTube wieder aufgetaucht ist.
www.youtube.com/watch?v=hdHNfAPRZBI
Hannibal Corpse
Ich denke, dass diese Fixierung auf das was gesagt wird, Teil des Problems ist. Denn wann immer etwas lauthals öffentlich "gecancelt" wird - früher hieß es noch "abgekanzelt" - wird das "Unsagbare" in aller Öffentlichkeit reproduziert.
zum BeitragBeim Abkanzeln von "Diskurswächtern" gibt es eine ähnliche Reproduktion der Diskurswacht: "Das darf man nicht sagen" dürfe man nicht sagen.
Ich hoffe derweil inständig, dass es auch in Zukunft dabei bleibt, dass die taz keine Artikel veröffentlicht, in denen ergebnisoffen darüber diskutiert wird, ob man Menschen in Seenot besser ertrinken lässt oder unter welchen Umständen Vergewaltigung als Notwehr doch statthaft sei.
Journalist:innen sind nicht einfach "umzingelt von Diskurswächtern", sie selbst haben das wirksamste Instrument von Gatekeepern in der Hand: Das Verschweigen.
Wer verschwiegen wird, muss gar nicht erst zum Schweigen gebracht werden. Oder haben Sie schon mal einen Shitstorm über anarchistische Thesen bei Spiegel-Online gelesen? Muss irgend jemand in den Leitmedien der Bundesrepublik Anarchist:innen zum Schweigen bringen?
Derweil: Über alles können Journalist:innen sowieso nicht schreiben. Sie alle müssen sich entscheiden, worüber sie schreiben wollen - und worüber nicht. Sie können diese Entscheidung zwar ein wenig aufschieben, indem sie Abgabefristen nicht genau einhalten, aber wenn sie Journalist:innen bleiben wollen, müssen sie "liefern" und können die Entscheidung nicht bis zu ihrem Tod aufschieben. Das heißt Schreiben-Wollen nun einmal, weil es nicht einfach nur ein Bedürfnis ist, das befriedigt sein will, irgendwie.
Sie sind gewissermaßen zum Gatekeeper-Sein verdammt. Das war auch in der "glorreichen Zeit" nicht anders.
Und mit meiner Kritik an der Ignoranz dem Verschweigen gegenüber würde das Verschweigen auch nur reproduziert, würde ich jetzt nicht zumindest die "Kooperative Landwirtschaft" aus Leipzig anbringen oder "Premium Cola" aus Hamburg anbringen, als Beispiele, worüber geredet werden könnte und sollte.
Hannibal Corpse
[Re]: Die Stören
zum Beitrag"FrauenLesbenFeministinnen werden widerständig, weil sie sich verraten fühlen von einem Feminismus, der von ihnen erwartet, sich von ihrem Körper zu entfremden. Sie fühlen sich verraten von einem Feminismus, der es zulässt oder es ohne mit der Wimper zu zucken zulassen würde, dass Lesben (das sind übrigens Frauen mit einem biologisch weiblichen oder intersexuellen Körper, die Frauen lieben), sang- und klanglos verschwinden."
Transphobe Cis-Frauen, die sich in ihrer homosexuellen Weiblichkeit angegriffen fühlen, weil andere biologische Weibchen sich nicht als Frauen identifizieren und Sex mit Frauen haben.
Das erinnert mich an homophobe Cis-Männer, die sich in ihrer heterosexuellen Männlichkeit angegriffen fühlen, weil andere biologische Männchen sich nicht als heterosexuell identifizieren und Sex miteinander haben.
Die Versuche Homosexualität zu heilen und Transsexualität zu heilen sind auch so unterschiedlich nicht.
Wer Transmännern eine Therapie vorschlägt, sollte vielleicht mal überlegen, ob es nicht eher therapiebedürftig ist, wenn manche Menschen sich körperlich angegriffen fühlen, nur weil andere Menschen selbstbestimmt mit ihren Körpern umgehen.
Hannibal Corpse
[Re]: * Die Störenfriedas schreiben
Das war ein Fehler in der ersten Zeile.
zum BeitragHannibal Corpse
[Re]: Fassen Sie sich mal an die eigene Nase.
zum BeitragHaben Sie denn schon einmal hier eine Kritik an der US-Politik verlauten lassen? Oder an der NATO? Nein. Im Gegenteil. Sie diskreditieren permanent jede Kritik an diesen Mächten als rechts.
Das ist bei Linken und Russland anders. Linke, die fordern, dass Deutsche die russische Geschichte und die russischen Sichtweisen zu verstehen versuchen sollten, sagen offen, dass Putin ein rechter Autokrat ist, der Oppositionelle unterdrückt und Bomben schmeissen lässt.
Wann hört man denn Liberale mal sagen, dass USA und NATO-Staaten seit dem Ende des zweiten Weltkriegs einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg nach dem anderen führen und in unzähligen Staaten der Welt faschistische Regime an die Macht gebracht haben?
Zur Erinnerung:
- Der völkerrechtswidrige Angriffskrieg gegen Lybien hat die Flüchtlingskatastrophe dort erst ausgelöst, während das Land unter Gadaffi immerhin noch ein Ort war, in dem Migranten aus fast allen afrikanischen Ländern leben und (im informellen Sektor) arbeiten konnten.
- Die EU hat daraufhin lybische Milizen dafür bezahlt, ihr die Flüchtenden vom Territorium zu halten, was bedeutete, dass diese in Konzentrationslagern eingesperrt wurden.
- Der IS ist durch das Machtvakuum nach dem Abzug der US-Truppen aus dem Irak an die Macht gekommen, nachdem Obama im Wahlkampf versprochen hatte, dass im Irak nach Angriffskrieg und Besatzung keine US-Soldaten mehr sterben sollten.
- NATO-Staaten haben in Syrien "moderate" Islamisten mit hochmodernen Waffen ausgerüstet, die nach Auflösung der FSA teils zum IS, teils zu islamofaschistischen Milizen gegangen sind, die für den NATO-Staat Türkei unter Erdogan in Nordsyrien ethnische "Säuberung" betreiben. Der SPD-Außenminister hat die völkerrechtswidrige Okkupation ein "legitimes Sicherheitsinteresse" genannt.
- Derselbe Erdogan hat den IS unterstützt, führt seine Kriege mit deutschen Waffen und hat einen Flüchtlingsdeal mit der EU.
Wer ist denn hier der Tyrannenfreund?
Hannibal Corpse
[Re]: "Farbenblindheit" lebt von der gesellschaftlichen Ignoranz den Unterschieden gegenüber, die sie überwunden zu haben vorgibt.
zum BeitragHannibal Corpse
[Re]: Es gibt doch auch rechte Identitätspolitiken. Bei denen geht es um Nationalismus, Heimatliebe, Normalität, Leitkultur, Männlichkeit bis hin zu expliziter Weißheit oder Ariertum.
zum BeitragHannibal Corpse
[Re]: Wir sollten aber auch nicht so tun, als gäbe es keine (mechanischen) Alternativen zu Pille und Kondom. Eine Kombination aus Temperaturtagebuch der Frau und Kondom ist z.B. möglich. Außerdem gibt es das Frauenkondom Femidom, das Diaphragma und das FemCap. Warum wird darüber so wenig diskutiert?
zum BeitragEs ist auch durchaus möglich, die Verantwortung zu teilen, anstatt sie zwischen den Geschlechtern hin- und herzuschieben.
Hannibal Corpse
[Re]: Liberale und Rechte teilen auch viele Ansichten: nahezu vollständige Unantastbarkeit des Privateigentums, Antikommunismus, Steuersenkungen, Individualisierung von Verantwortung, Privatisierung von Gewinnen und Sozialisierung von Verlusten, Krieg als Instrument zur Durchsetzung ökonomischer Interessen, Feindlichkeit gegenüber Gewerkschaften, die gegen die "Sozialpakt" sind und Beschwörung der "Unternehmensfamilie" (liberal für "Betriebsgemeinschaft"), Verherrlichung des Unternehmers.
zum BeitragHannibal Corpse
[Re]: "Vor dem Hintergrund in Europa erstarkenden Antisemitismus halte ich es für keine so gute Idee, den jüdischen Staat Israel in Frage zu stellen."
zum BeitragIsrael war 70 Jahre lang der "Staat der Juden" und wurde erst im August 2018 durch Netanjahus "Nationalitätsgesetz" als "jüdischer Nationalstaat" definiert. Unter Protest von israelischen Drusen und arabisch-muslimischen Israelis (die zusammen 20% der Israelis stellen), sowie linken jüdischen Israelis.
So genau sollte man schon sein, sonst deligitimiert man schnell die jüdische-israelische Linke. Diese Bevormundungspolitik ist philosemitisch, also "positiv" antisemitisch.
Israelische Juden haben genauso das Recht, gegen den völkischen Nationalismus des "jüdischen Staates" einzutreten, wie es das Recht aller Menschen ist, gegen völkischen Nationalismus einzutreten, egal wo er gerade unter dem Mantel der Zivilisation hervorkraucht, ob nun in Spanien, Frankreich, Polen, Ungarn, der Türkei, Israel oder Palestina.
Schlimm ist es, wenn sich Linke durch eine Schwarz-Weiß-Sicht damit gleichmachen.
Hannibal Corpse
[Re]: Der "Marktplatz der Ideen" ist Ideologie pur und d i e Identitätspolitik gibt es nicht. Ein identitäres Um-Sich-Selbst-Drehen ist falsch, aber nicht jede Identitätspolitik ist identitär.
zum BeitragAls Alternativen für "die" Identitätspolitik werden ständig nur andere Identitätspolitiken angeboten: nationale Identität, Klassenidentität, liberalistische Identität.
Hannibal Corpse
Das Theater wird von beiden Seiten übertrieben.
zum BeitragAuf der einen Seite ist ein Essentialismus in der Identitätspolitik zu kritisieren. Ihre Kultur lässt sich Menschen nicht an der Hautfarbe ablesen. Die critical-whiteness-Theorie kritisiert eine Kultur der "Weißheit", als könnten sich nicht auch Menschen mit dunkel- oder hellbrauner Hautfarbe einen beträchtlichen Teil dieser Kultur zulegen und als könnten Menschen mit rosa Hautfarbe nicht auch weitgehend eine andere Kultur haben als eine "weiße". In Deutschland geht es außerdem schon immer mehr um die "Deutsche Rasse", als um die "Weiße Rasse".
Die Fixierung auf ein einziges Merkmal ist realitätsfern und ob "weiß" als Code für die Unterdrücker schlechthin angebracht ist, lässt sich mit Blick auf die Geschichte auch infragestellen.
Allerdings lässt sich die Hautfarbe nicht einfach ablegen wie ein Blaumann oder ein Anzug oder ein Name. Sie lässt sich auch nicht einfach wegdiskutieren. Die Deutschen wählten - so wird von den Neuen Rassisten behauptet - schließlich nicht aus Rassismus seit der Wende mehrheitlich Parteien, die ihre Verantwortung für das planvolle Ersaufen Zehntausender am "antimigrantischen Schutzwall" hinter von ihnen selbst entworfenen EU-Verträgen verstecken und die die Menschenrechte an rechtsradikale (formal-demokratische oder autokratische) Regime in und an der EU-Peripherie aussourcen. Es gehe einfach nur im Staatsbürgerschaft.
Wenn jedes Jahr mit Reden vom "Unrechtsstaat" die deutschen Mauertoten geehrt werden und jedes Jahr mit Reden vom Rechtsstaat abertausende Nicht-Weiße dem Tod im Mittelmeer überlassen werden, habe das mit Rassismus gar nichts zu tun. Wenn jedoch die Ertrinkenden weiße Deutsche wären, würden die "Schlepper" als "Fluchthelfer" für ihren Verdienst an der Freiheit mit Bundesverdienstkreuzen geehrt.
Rassistische Normalität, völkische Renaissance, neokoloniale Kontinuität. Raider heißt jetzt Twix, sonst ändert sich fast nix.
Derweil wird hierzulande übers Beleidigtsein diskutiert.
Hannibal Corpse
Zu dem was hier nicht gesagt wird, gehört, dass gewisse Ausübungen der Pressefreiheit dazu betragen können, dass sie selbst eingeschränkt wird.
zum BeitragLetzte Woche hat der Verfasser über guten Journalismus ein Interview geführt:
taz.de/Forscher-ue...nalismus/!5763404/
Wenn ein großer Teil der bürgerlichen Presse mehr Überwachungsbefugnisse für die Polizei fordert, darf es sie nicht wundern, wenn dann eben auch vermehrt Journalist:innen abgehört werden und es Hausdurchsuchungen zur Beschlagnahmung von Beweismaterialien gibt.
Wenn der AfD als Quelle permanenter Schlagzeilen und als Aufmerksamkeitsgarantin in der Konkurrenz ums Publikum bei jeder Provokation werbewirksam eine Plattform geboten wird, dann darf sich auch niemand darüber wundern, dass Rechte Oberwasser bekommen.
Ob der Geist wieder in die Flasche zu bekommen ist, hängt auch damit zusammen, inwieweit Journalist:innen die Rede von der "vierten Gewalt" allzu wörtlich nehmen und durch das, was sie schreiben, Gewalt fördern und fordern.
Hannibal Corpse
[Re]: Der Staat müsste überhaupt keine Schulden machen, schließlich ist er monopolistischer Währungsproduzent und kann einfach zusätzliches Geld herstellen. Die Banken, von denen der Staat die Kredite aufnimmt, haben das Geld für die Anleihen auch nicht einfach rumliegen, sondern lassen es per "Keystroke", also Entertastendruck, von der Zentralbank herstellen, in praktisch nahezu unbegrenzter Höhe.
zum BeitragSolange das zusätzliche Geld wieder dem Geldkreislauf entzogen wird, wird Geld auch nicht entwertet. Das macht der Staat am besten durch Steuern an den Stellen, wo sich Geld akkumuliert, also bei den Einkommen und Kapitaleinkünften von Reichen.
Hannibal Corpse
[Re]: "Warum verklagen Jugendliche aus Nepal und Bangladesh unseren Staat?"
zum BeitragWeil Bangladesh untergeht und Nepal austrocknet.
Hannibal Corpse
[Re]: S.W. verspricht alles: Aufstiegschancen, steigenden Lebensstandard, Heimat, Nation, Klasse, Leistungsethos.
zum BeitragSie will die Produktion zurück nach Deutschland holen. Klimapolitisch ist das gut, aber selbst mit einer gehörigen Ausweitung des Mindestlohnsektors würden Kleidung, Technik und andere Konsumprodukte sich um einiges verteuern.
Wer will, dass Kleidung wieder in Deutschland genäht wird, kann nicht berufliche Aufstiegschancen versprechen, sondern muss über die Abkoppelung des Lohnes von Näher:innen vom Mindestlohn reden.
Dann wird die Kleidung aber noch teurer. und das widerspricht Wagenknechts Versprechen nach materiellen Verbesserungen für "normale Leute" (Zitat Wagenknecht).
Sie will mehr nationale Souveränität. Nun bedeutet Souveränität aber sowohl, sich mittels Verträgen an Vereinbarungen binden zu können, als auch, Verträge brechen oder aufkündigen zu können. Ein Zauberwort, mit dem sich fast immer das Derzeitige rechtfertigen und dessen Gegenteil fordern lässt. Eine Anbetung der Macht also.
Der deutsche Staat hat das Pariser Abkommen als souveräner Staat unterzeichnet und es widerspricht nicht dem Grundgesetz. Solange er es also nicht kündigt, muss er als Rechtsstaat sich daran halten.
Im Grundgesetz ist unter "sozial" nichts definiert wie "1,5° Celsius". Wenn es nur um Planungssicherheit geht, dann ist diese auch gegeben, wenn Menschen mit Grundsicherung, Mindestlohn und Mindestrente rechnen können.
Warum hat wohl die SPD ihre Patriotismusdebatte genau zu dem Zeitpunkt angefangen, als es darum ging, die Agenda 2010 zu rechtfertigen? Weil die nationale Frage die Klassenfrage überdeckt.
Ebenso bei Wagenknecht, wenn auch anders: Der Plan, die Deutschen holen sie Produktion zurück nach Deutschland und eignen sich einen Teil der Profite der (Groß-)Unternehmen an, macht unzählige Näherinnen in Bangladesh arbeitslos. Als souveräner Staat soll sich Bangladesh selbst darum kümmern. Wenn jeder Staat an sich denkt, ist allen Staaten geholfen? Wie links ist das noch?
Hannibal Corpse
[Re]: Je länger der Klimaschutz aufgeschoben wird, umso teurer wird er, denn die negativen Effekte werden immer mehr. Deswegen ist es auch im Interesse von ökonomisch Schwächeren, wenn nicht zu viel davon in die Zukunft verschoben wird.
zum BeitragWer die Kosten dafür trägt, steht auf einem anderen Blatt. Was die Union gering Verdienenden sagt, ist doch: Ihr müsst jetzt nur geringe Kosten tragen, doch dafür ab 2030 umso mehr.
Hannibal Corpse
[Re]: Ich habe mal gelernt, dass der Imperativ mit der 2. Person Singular gebildet wird:
zum Beitragdu liest ==> Lies!
Sorry, aber das musste unter diesem Artikel einfach sein.
Hannibal Corpse
[Re]: Sobald es eingedeutscht ist, gibt es auch Influenzerinnen, Managerinnen und Followerinnen.
zum BeitragAußerdem ist es kein Gendering, wenn es in der Sprache nur eine einzige Form gibt, denn diesen Kontext zieht ein Satz wie "Sie ist a journalist" mit sich. Gendering heißt, zu wissen, wann Geschlecht repräsentiert werden soll und wann nicht. Wer sagt Ihnen denn, dass diese Frau nicht Journalistin sein will?
Hannibal Corpse
[Re]: Diese Freiheit ist aber dialektisch zu lesen.
zum BeitragIm Englischen kann eine Dichterin schreiben "He was shot" und eine Frage im Raum stehen lassen.
Im Deutschen muss sich ein Dichter entscheiden, ob er "Auf ihn wurde geschossen" oder "Er wurde angeschossen" oder "Er wurde erschossen" schreibt.
Die Ambivalenz von Ausdrücken kann einen Vorteil haben, wenn etwas Ambivalentes ausgedrückt werden soll und einen Nachteil, wenn es um das Zursprachekommen von Differenzen geht.
Hannibal Corpse
" Außer der richtige Kasus kann Werner alles.
zum BeitragOder außer den richtigen Kasus?"
Oder "außer dem richtigen Kasus"?
Es heißt doch auch: "Ich habe keinen Freund außer dir."
Wie hat meine Oma noch gesagt:
"Mir und mich verwechl'ich nich, dass kommt bei mich nich vor, haste nich'n Strick bei dich, der Hund der will nich mit mit mich."
Hannibal Corpse
"Wären die Frauen von Natur den Männern gleichwertig (...), so müsste es doch unter so vielen und so verschiedenen Völkern einige geben, wo beide Geschlechter nebeneinander, und andere wo Frauen Männer regierten. Da dies aber nirgends der Fall, so darf man entschieden behaupten, dass Frauen nicht das gleiche Recht haben wie Männer."
zum BeitragBaruch de Spinoza
Was muss der Mann für eine Furcht vor Frauen gehabt haben, um so abergläubisch zu sein.
Hannibal Corpse
[Re]: Wie sinnvoll der Vokalabsetzlaut für eine gendergerechtere Grammatik ist, mag bezweifelt werden. Was aber wissenschaftlich haltbar ist, ist, dass die Grammatik als eine Struktur der Sprache die Kultur beeinflusst. Der Vokalabsetzlaut durchbricht zwar das Repräsentationsschema der Schrift (weil er nicht repräsentiert ist, wie bei "beachten"), damit wird aber kein drittes "geschlechtsneutrales Geschlecht" in die Grammatik eingeführt.
zum BeitragMan könnte z.B. durchaus auch "Arbeiterich" oder "Autorich" sagen und schreiben, wenn Männer gemeint sind. Die Mehrzahl wäre dann "Arbeiteriche". Das wäre auch viel enger an bestehende Worte wie "Wüterich" oder "Enterich" und "Gänserich" oder "Knöterich" und "Wegerich" angelehnt.
Dann würde "Arbeiter" als geschlechtsneutrale Bezeichnung stehenbleiben und Männer würden explizit als geschlechtliche Wesen ausgewiesen. Ob dann noch geschlechtsneutrale Pronomen und Artikel gebraucht werden, wie sie in Schweden eingeführt wurden, und ob es für so genannte Nichtbinäre etwa "Arbeiterix" oder "Arbeiterex" heißen sollte, will ich hier mal offenlassen.
Mein Punkt an dieser Stelle ist, dass der Diskurs darüber, dass Gendern auf verschiedene Weisen geht, zu kurz kommt und dass sich dadurch das Denken über diese Praxis wieder auf einen Repräsentationskontext verkürzt, obwohl das Recht, nicht repräsentiert zu werden (im Sinne einer geschlechtsneutralen grammatischen Struktur), gleichursprünglich mit dem Recht ist, repräsentiert zu werden.
Außerdem ist die Lyrik-Tauglichkeit von Gender-Doppelpunkt oder -Sternchen oder Binnen-I anzuzweifeln. Dieser schon sehr technische Ansatz ist zu formalistisch, um damit gute Lyrik zu schreiben.
Hannibal Corpse
Ein interessantes Buch. Die Assoziation des Rezensenten finde ich allerdings etwas seltsam.
"Nein, als ich dieses Buch in die Hand bekam, fiel mir der verträumte Grundschüler ein, der mit Turnbeutel in der einen und der von der Mutter zur Entsorgung übergebenen Mülltüte in der anderen Hand frühmorgens die Wohnung verlässt und dann beim Turnunterricht aus der Mülltüte seine Turnschuhe ziehen will – und beschämt ist. Wie tröstend ist es da, dass Breuer Adalbert Stifters Schilderung der Ungeschicklichkeiten eines kleinen Theodors anführt, der „sich zum Spazierengehen seine Kappe ausbürstete, und dann die Kappe niederlegte und mit der Bürste fort ging“."
Ungeschicktheit ist doch keine Tagträumerei.
zum BeitragBeides kenne ich gut, als Kleinkind hatte ich einen Kleinhirnschaden und ich kann noch dazu nicht räumlich sehen. "Ungeschickt" war schon fast untertrieben. Dazu kam noch, dass das Wort "Turnbeutelvergesser" für mich wirklich passend war und immer noch ist.
Ich frage mich aber, wie man darauf stolz sein kann, wenn man ungeschickt ist? Dafür hat man doch schließlich nichts getan - es sei denn, man stellt sich absichtlich ungeschickt an.
"Einmal dumm gestellt, hält fürs ganze Leben."
So richtig ungeschickt ist man doch eigentlich erst, wenn man zu ungeschickt dazu ist, sich da ungeschickt anzustellen, wo man es besser machen könnte.
Hannibal Corpse
[Re]: "Klassenfahrten nach Buchenwald, aber auch ins deutsch-deutsche Museum, „um über die Auswirkungen der beiden Diktaturen zu lernen“, sagt Schmidt."
zum BeitragWas war denn bitte das Kaiserreich?
Hannibal Corpse
"Er weiß nicht, dass für über 10.000 Menschen in Deutschland dieser Tag der sogenannte „D-Day 2.0“ ist: ein Aktionstag, dessen Name auf die Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944 anspielt, den Tag also, an dem aus militärischer Sicht der Anfang vom Ende des Zweiten Weltkriegs begann."
zum BeitragNur mal am Rande: 80% des Aufmarschgeschehens der Wehrmacht waren im Osten. Die Schlacht vom Kursker Bogen war die größte Landschlacht der Geschichte und im Gegensatz zum D-Day ist darüber in Deutschland fast gar nichts bekannt und Hollywood hat auch keine Filme darüber gemacht. In den drei großen Schlachten um Kursk, Stalingrad und Moskau wurde die Wehrmacht im Osten besiegt. Dort begann militärisch das Ende des Zweiten Weltkriegs. Erst danach haben die USA und die Briten Soldaten auf den europäischen Kontinent geschickt.
Hannibal Corpse
"Der Prozess wirft ein Schlaglicht auf eine gewaltbereite Linke und ihre Auseinandersetzung mit der vom früheren Neonazi Oliver Hilburger gegründeten Gewerkschaft. Hilburger hatte nach dem Angriff offenbar aus Polizeikreisen Ermittlungsakten zugespielt bekommen und in sozialen Medien eine Belohnung für Hinweise ausgesetzt."
zum BeitragWenn "ehrbare Demokraten" gewaltbereit sind, rufen sie die Polizei, damit diese stellvertretend für sie die Gewalt ausübt oder sie rufen die Politik herbei, damit sie der Polizei oder der Armee die Befugnis zur Gewaltanwendung gibt. Die Befriedigung, die Bürger und Bürgerinnen verspüren, wenn stellvertretend für sie Gewalt angewendet wird, ist in die Steuern schon eingepreist.
Vorher demokratisch über die Gewaltanwendung zu beraten, ist der zivilisiertere Weg, keine Frage, aber das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass strukturelle Gewalt auch Gewalt ist und dass liberale Demokrat:innen oftmals weitaus gewaltbereiter sind als linke Antifaschist:innen.
Hannibal Corpse
Sarah Wagenknecht schüttet mal wieder das Kind mit dem Bade aus.
zum BeitragHannibal Corpse
Google-Wissenschaftler haben letztens eine Studie veröffentlicht, dass die Hälfte der USA mit Solar- und Windanlagen bebaut sein müsste, um deren Energieverbrauch zu decken.
zum BeitragDa sich diese beiden Einschätzungen deutlich widersprechen, würde ich mich über Reflektionen über deren Methoden freuen.
Hannibal Corpse
Der Sieg der Taktik über die Strategie.
zum BeitragMan musste schon unverbesserliche Optimist:in sein, um während des vergangenen Jahres zu erwarten, dass die Bundesregierung eine Strategie zur Pandemiebekämpfung entwickelt.
Dabei ist die "Hammer-and-the-Dance"-Strategie seit Anfang an bekannt und wird erfolgreich u.a. in Australien praktiziert.
Das Ziel der Bundesregierung war jedoch zu keinem Zeitpunkt die wirksame Bekämpfung der Pandemie, sondern, dass die deutsche Volkswirtschaft nach der Krise mit einem Vorteil gegenüber anderen Volkswirtschaften dasteht. Dadurch wurde jede strategische Überlegung von vorn herein blockiert und durch ein Taktieren "auf Sicht" ersetzt.
Die Ignoranz der weißen deutschen Oberschicht - zu der die SchauspielerInnen auch gehören - wird offen zur Schau gestellt, wenn wiedermal jemand beklagt, dass man doch das nicht sagen dürfe, was bei jeder sich bietenden Gelegenheit quer durch die bundesdeutsche Medienlandschaft posaunt wird.
Damit wird sich bestimmt etwas wesentliches ändern, oder? Wenn man das gleiche macht wie immer und erwartet, dass da auf einmal etwas völlig anderes bei rauskommt - ist das nicht die Definition von Irrsinn?
Deswegen: Betriebe schließen statt Ausgangssperren! Porsche-Geländewagen, Pestizide und Folterfleisch sind schon außerhalb der Corona-Pandemie gefährlich genug.
Hannibal Corpse
" Unter der Hand ist eine neue Westborniertheit entstanden, dessen sich die Beteiligten selbst kaum bewusst sind: etwa wenn ein Buch mit dem Titel „Schwarzer Feminismus“ nur afroamerikanische Stimmen enthält und keine einzige aus dem Globalen Süden."
Im Superheldenfilm Black Panther ist ein Afrika-Klischee ans andere geschnitten und trotzdem wurde er abgefeiert. Die SchauspielerInnen war alle (oder fast alle) Schwarze US-AmerikanerInnen und dass sie die rassistischen Afrika-Klischees, die sie da reproduziert haben, gar nicht wahrgenommen haben, ist die einzige Erklärung, die mir einfällt.
zum BeitragZurück zu China:
"Schließlich war China Europa zu Beginn des 15. Jahrhunderts in vieler Hinsicht überlegen, auch in der Hochsee-Schifffahrt, und unternahm spektakuläre Expeditionen. Der Verzicht auf überseeische Eroberungen überließ den europäischen Mächten dann den Raum für Expansion, Unterwerfung, Missionierung."
Die chinesische Oberschicht konnte gar nicht genug Silber für aufwendigen Schmuck bekommen. Dass sie ihren Untertanen erfolgreich enorme Reichtümer abpressen konnen, bildete die Voraussetzung für den Silberhandel und waren lange Zeit das Rückgrat des Kolonialismus. Das südamerikanische Silber wurde in China von den europäischen Eroberern verkauft und dafür Waren gekauft, die sich dann weiter verkaufen ließen, u.a. gegen Sklaven. Wenn es keinen außereuropäischen Absatzmarkt für das Silber gegeben hätte, wäre der Silberpreis in Europa einfach nur rapide gefallen und zahlreiche Bergarbeiter und ihre Familien wären verarmt.
"Nachdem die hochfahrende Annahme, was bei uns geschehe, sei von universeller Bedeutung, eben erst des Saales verwiesen wurde, tritt sie mit einem antirassistischen Hütchen durch die Hintertür wieder herein."
Wenn der Westen die Werte, die er sich ins liberalistische Hausaufgabenheft geschrieben hat, auch leben würde, dann wäre universalistische Anspruch nicht das Problem. Die Dekonstruktion zB ist univerales Denken für jede Kultur mit Wahrheitskonzept.
Hannibal Corpse
Geht der Artikel nicht an der Realität vorbei?
zum BeitragIch arbeite 30 Stunden für den Mindestlohn. Die Hälfte des Lohnes geht für die Miete drauf und da kann ich schon froh sein, dass ich die Wohnung überhaupt habe. Übrig bleibt nicht mehr als vorher bei Hartz IV.
"Die Aufgabe der Regelbedarfsermittlung sei auch im Bereich Ernährung, „dass existenzsichernde Leistungen beziehende Menschen so gestellt werden wie alle einkommensschwachen Haushalte“."
Wäre es da nicht richtiger, dass der Mindestlohn angehoben wird, sodass sich einkommensschwache Menschen eine gesunde Ernährung leisten können (von ökologischer Verträglichkeit ganz zu schweigen) und den Hartz-IV-Satz gleich mit anzuheben?
Mit solch kleinen Brötchen sollten wir uns aber nicht zufriedengeben. Wir sollten die Bäckerei wollen. Und wenn wir die nicht haben können, dann ein bedingungsloses Grundeinkommen, dass eine gesunde und ökologische Ernährung genauso sichert wie das Wohnen und die grundlegenden sozialen Teilhabe.
Hannibal Corpse
Erbschaft für alle!
zum BeitragSolange nicht außerhalb des sozialliberalen Systemdenkens gedacht wird, wird sich der Abstand zwischen Arm und Reich unweigerlich erhöhen. Daran wird auch eine einprozentige Vermögenssteuer nichts ändern.
Thomas Piketty, der aus der neoliberalen Wirtschaftschule kommt, ist in "Kapital und Ideologie" für seine Verhältnisse wirklich radikal geworden, tritt für einen "partizipativen Sozialismus" ein, er will Eigentumsrechte temporär gestalten und eine Erbschaft für alle von 120.000 Euro pro Kopf im transnationalen Rahmen. Viel bleibt vom Sozialliberalismus nicht übrig.
Er ist wirklich auf die linke Kritik an "Kapital im 21. Jahrhundert" eingegangen, sodass sogar in der konkret 6/2020 Felix Klopotek schreibt:
"Man schmunzle nicht, vielmehr ist es hochinteressant, wie unbefangen jemand, der in seiner Begrifflichkeit und Methodik noch der Neoklassik und dem Sozialliberalismus verpflichtet ist, sich der harten Wirklichkeit stellt und die Fakten stets transparent diskutiert."
Hannibal Corpse
[Re]: Es ist ja auch zuviel verlangt von einer Kellnerin, dass sie unfreundlichen Gästen vor dem Servieren nicht ins Essen spuckt oder von einem Lehrer, dass er nicht ab und zu mal ein paar Watschen verteilen, wenn Schüler zu frech werden.
zum BeitragIch habe auch vollstes Verständnis dafür, wenn Vermittler des Jobcenters ab und zu einer renitenten Langzeitarbeitslosen das Knie in den Rücken rammen oder wenn die Geschäftsführung einigen Arbeitern ein paar mal mit dem Knüppel eins überbrät, wenn die mal wieder quatschen, anstatt zu malochen.
"Hier gibt es nichts zu lachen und jetzt zurück an die Arbeit."
Hannibal Corpse
[Re]: "All Connewitzer Are Beautiful" steht an der einen oder anderen Wand in meinem Viertel. :-)
zum BeitragDas folgende Lied gefällt Ihnen bestimmt, ist nämlich alles von der Kunstfreiheit gedeckt:
www.youtube.com/watch?v=Y-B0lXnierw
Hannibal Corpse
[Re]: Oooooooh, da hab ich doch plötzlich ganz viel Mitgefühl mit den Jungs.
zum Beitrag" sie haben etwas "entwickelt" so und nun lasst doch mal den markt entscheiden, ob er sowas braucht"
Mal ehrlich: Was der Markt braucht, sind willige Konsumentinnen, die sich noch den letzten Schund andrehen lassen, wenn er nur rosa gefärbt ist.
Ist es nicht viel wichtiger, was F r a u e n wirklich brauchen und was nicht?
"da denkt meine generation(ü50) die gesellschaft sollte freier werden"
Viele Frauen wollen mittlerweile vor allem frei von Männern sein, die ihnen erst Scham einreden und dann das passende Sakrament dafür andrehen wollen.
Hannibal Corpse
[Re]: Ich werde es jetzt nicht näher ausführen, aber ich habe schon oft nach Konzerten die Klos in autonomen Läden geputzt und für die Frauenklos habe ich oft erheblich länger gebraucht. Eine Erfahrung, die viele aus der Konzertgruppe bestätigt haben. Warum sollen sich auch Frauen nicht auch mal besoffen gehen lassen? Solange es nicht übergriffig wird, ist es alles Punk.
zum BeitragIch gebe Ihnen allerdings recht, dass das Off-Topic ist:
"Die Debatte geht ja nicht darum, dass man seine Ausscheidungen hygienisch entfernt, sondern dass man von Frauen verlangt, es so zu tun, als gäbe es sie gar nicht. Unsichtbar."
Ich kann das persönlich nicht verstehen. Als dritte Generation Ost bin ich da anders aufgewachsen. Dass es keinen Sex wegen der Periode gibt, kenne ich nicht (eher andersherum) und unter meinem linksradikalen Freundinnen macht sich auch keine einen Kopf, sich hinter irgendeinen Busch zu hocken. Da bin ich froh, in einer Parallelgesellschaft zu leben.
Hannibal Corpse
- Teil 2 -
zum BeitragFür gut bis sehr gut verdienende Festangestellte gibt es den Ausdruck "Arbeiteraristokratie". Das Lohngefälle ist insbesondere zur globalen Billiglohnindustrie erheblich und deswegen ist es auch unwahrscheinlich, dass sehr gut bezahlte Angestellte der deutschen Kulturindustrie ein ausgeprägtes Klassenbewusstsein entwickeln. Weder identifizieren sie sich mit den Verlierer:innen des Kapitalismus, noch wollen sie sich eingestehen, dass sie selbst zu dessen Profiteuren gehören, die ihre hohen Gehälter beziehen, weil es Armut gibt. Alle Menschen, die kein Kapital haben und auf den Verkauf von Arbeitskraft angewiesen sind, sind auf gewisse Weise im Kapitalismus arm. So ist die Arbeiteraristokratie gleichzeitig reich und doch arm.
Im Gegensatz dazu können Autor:innen, die klassenkämpferisch schreiben, von dieser Arbeit zwar nicht leben, dafür können sie es sich leisten, ohne Rücksicht auf Profitinteressen zu schreiben. Das macht sie arm und doch reich.
Last but not Least: Was wäre die Klasse ohne den Klassenverrat. Schließlich hat Engels mit seinen Aktiengewinnen Marx' Forschungen finanziert. Für Lohnabhängige ist es im Neoliberalismus psychologisch viel einfacher, ihre Klasse zu verraten, als das für Solo-Unternehmer:innen in der Kulturindustrie ist. Die Ersteren müssen dafür nichts tun, als zu gehorchen, während die Letzteren einen mühsamen Prozess der Selbstaufklärung oder besser Selbst-Dekonstruktion ingang setzen müssen. Umgekehrt ist es für Lohnabhängige schwerer, Klassenbewusstsein zu entwickeln, weil das einen Ausbruch aus der Passivität von Gehorchen und Konsum erfordert. Unternehmer:innen ihrer selbst dagegen entwickeln in der neoliberalen Kulturindustrie "wie von selbst" ein Klassenbewusstsein. Schon 16-Jährige Möchtegern-Influenzer:innen können unzählige Tipps zur Selbstoptimierung und Selbstvermarktung geben. Zum Kapitalismus gehört selbstverständlich dazu, dass die meisten von ihnen bei der Verwirklichung dieses Traums scheitern werden.
Hannibal Corpse
Unternehmer:innen sind in einem ein Vorbild: Sie haben Klassenbewusstsein!
zum BeitragDanke für das Fazit. Wenn sich der Kampf im Bezug auf die Klasse auf den täglichen individuellen Überlebenskampf reduziert, müssen sich die Protagonist:innen erst aus ihrer neoliberalen Vereinzelung befreien, um die Verhältnisse umgestalten zu können.
Am Anfang dieses Textes habe ich mich allerdings auch gefragt, was hier unter Klasse und Klassenbewusstsein verstanden wird. Am Anfang dieses Beusstseins steht, dass Menschen sich bewusst machen, warum von "Klasse" die Rede ist und nicht von "Schicht" oder "Milieu".
An dieser Stelle kommen wir um den Klassenwiderspruch nicht herum, der ein strukturell ökonomisch bedingter Interessenwiderspruch ist. Deswegen habe ich mich gewundert, dass von einer "schreibenden Klasse" geschrieben wurde, denn die strukturelle ökonomische Stellung zum Kapital ist bei einer festangestellten taz-Autor:in eine andere als bei Angestellten eines profitorientierten Medienkonzerns und wieder eine andere als bei freischaffenden Autor:innen.
Da es bei der taz keinen strukturellen ökonomischen Interessenwiderspruch zwischen den Genossenschaftler:innen und den Journalist:innen gibt, sind die Letzteren in gewissem Sinne klassenlos. Hier wächst etwas Neues im Alten. Allerdings produziert die taz Produkte, die als Waren verkauft werden und dieses Prinzip impliziert auch ein journalistisches Subproletariat, das, wenn es Klassenbewusstsein hat, etwa für die ak schreibt.
Bei den festangestellten Journalist:innen eines profitorientierten Verlages gibt es dagegen einen strukturellen ökonomischen Interessengegensatz zu den Anleger:innen. Obwohl den Journalist:innen meist das Klassenbewusstsein fehlt, gehören sie nominell zur Klasse der Lohnabhängigen.
Wenn Autor:innen dagegen gegen Gewinnbeteiligung beim Ullstein-Verlag (der Bonnier-Gruppe) veröffentlichen, sind sie Unternehmer:innen ihrer selbst. Nur, wenn sie dabei kaum über die Runden kommen, gehören sie zum Subproletariat.
Hannibal Corpse
[Re]: Ich zitiere mal das Video von Prof. Klement.
zum Beitrag"Wir verlieren die Würde nicht, wenn wir arm und perspektivlos sind."
Auch dann nicht, wenn "wir" bei minus zwanzig Grad auf Hamburger Straßen erfrieren (13 Kältetote gab es dieses Jahr in Hamburg)? Krepieren in Würde nach der "verfassungsrechtlichen Fiktion" (Zitat: Klement).
Im GG-Vorwort geht es aber nicht um den Verlust, sondern um die "Antastung" der Menschenwürde. Dass der Staat diese antasten kann, obwohl sie im GG-Vorwort als unantastbar benannt wird, ist ein notwendiger Widerspruch zwischen Fiktion und Realität. "Die Würde des Menschen sei unantastbar!" wäre die bessere Formulierung.
Was bedeutet es konkret, die unangetastete Würde des Menschen in der Verfolgung eines Entwurfs des Selbstes gewahrt zu sehen, wie es die Heidegger und Kant vermischende wirtschaftsrechtliche Lesart der "Würde", die Klement vertritt, macht, in der der freie Entwurf, sich an der Arbeit anderer zu bereichern völlig gleichwertig dem unfreien Entwurf, mit seiner/ihrer Arbeit zur Bereicherung anderer beizutragen (weil die sozioökonomische Stellung eine:n dazu zwingt) gegenübersteht.
Das Recht, sich eine abhängige Arbeit zu suchen, ist de facto eine Pflicht, das hat auch das BVerfG mit seiner Rechtsprechung zu den Hartz-IV-Sanktionen ausgesprochen. Anders ist dass mit dem Recht, eine Bank zu gründen, zu investieren, eine Firma zu besitzen. Das sind keine Pflichten, sondern strukturell bedingt ausgesprochene Privilegien.
Im liberalistischen Menschenbild wird die Gleichheit auf die Gleichheit vor dem Gesetz reduziert und die Freiheit wird von der Solidarität abgetrennt. Leider ist die friedliche Revolution 1989 gescheitert und so konnte sozialistische Verfassung mit Rechtsstaatsgebot, Gewaltentrennung und Verhältnismäßigkeitsgebot entstehen.
Kaum jemand hat die Widersprüche im liberalistischen Freiheitsbegriff so gut ausgedrückt wie Georg Kreisler:
Meine Freiheit, Deine Freiheit: www.youtube.com/watch?v=Nm90tBdEqac
Hannibal Corpse
[Re]: Das lässt sich nicht statistisch schönreden. Sie machen einen logischen Fehlschluss:
zum BeitragWenn 200 Infizierte 100 weitere Menschen anstecken, hat jede:r Infizierte im Schnitt 0,5 Menschen angesteckt.
Wenn 1000 Infizierte 100 weitere Menschen anstecken, hat jede:r Infizierte im Schnitt nur 0,1 Menschen angesteckt.
Um diesen Ansteckungsfaktor (den R-Wert) geht es und das ist kein statistischer Effekt, sondern ein infektiologischer.
Hannibal Corpse
[Re]: 29% der Frauen nennen Sie einen "Winzzirkel". Vielleicht ist das aber auch einfach der überwiegende Teil der politisch interessierteren Frauen.
zum BeitragHannibal Corpse
[Re]: "Es gibt übrigens weder zwischen allen "FLINTA*" noch zwischen allen "LGBTQIA+" Gemeinsamkeiten, die sie grundsätzlich von anderen Menschen unterscheiden."
zum BeitragFLINTA* werden nicht als Männer gelesen. Das unterscheidet sie von anderen Menschen, also Männern.
LGBTQIA+ fallen aus dem Schema der Heteronormativität heraus. Das unterscheidet sie von heterosexuellen cis-Personen.
Hannibal Corpse
[Re]: Meine Güte jetzt wird's aber dubios. Inhalt ohne Form, Denken ohne Sprache. Diese Forderungen sind auch die Forderungen nach Form ohne Inhalt, Sprache ohne Denken.
zum BeitragWie kann in einer "lebendigen Demokratie" etwas gegen prekäre Beschäftigung geschehen, wenn Prekäre ihre Interessen als Prekäre nicht wahrnehmen, wenn der Bezug auf sie als Prekäre sogar untersagt ist, denn das wäre schließlich Identitätspolitik?
Wie soll die junge Generation Perspektiven bekommen, wenn sie nicht sagen darf, dass ihr als junge Generation die Perspektiven fehlen und älteren Generationen dafür das Verständnis fehlt, weil sie unter anderen Bedingungen aufgewachsen sind?
Wer soll in einer solidarischen kapitalistischen Gesellschaft mit wem solidarisch sein? Die Lohnabhängigen mit den Unternehmer:innen? Die Schwachen mit den Starken? Die Minderheiten mit der Mehrheit? Die Ausgegrenzten mit den "Normalen"?
Wie soll eine Debattenkultur aussehen, wenn man die Debattenbeiträge des Gegenübers pauschal nach formalen Gesichtspunkten aus dem Diskurs verbannt und ihm den Inhalt abspricht, wie Sie es tun?
Wie soll ein Leben in Würde wirklich für alle Menschen denn konkret aussehen? Das setzte voraus, dass alle Menschen unter Würde dasselbe verstünden, dass also alle dieselbe Sprache sprechen, in der das Wort "Würde" eine unveränderliche Bedeutung hat.
Eine Demokratie ist aber keine Sprachgemeinschaft. Das ist ein identitäres Konzept.
Viele links-(neo-)liberale Auswüchse der Identitätspolitik gleiten ins Identitäre ab, weil sie für den Klassenwiderspruch blind sind, aber das mit selbst auch identitären Forderungen und Konzepten zu konterkarieren, ist nicht weniger als Realsatire und das ist schon höflich ausgedrückt.
Hannibal Corpse
"Und wer von Identität und Normalos redet, hat den Klassenkampf längst vergessen" @JOSEF KEUNER
zum BeitragDer "Normalo" will von Klassenkampf genauso wenig wissen, wie von diversen race- oder gender-Identitäten. Nicht die Linke hat sich der Arbeiterklasse entfernt, sondern die Arbeiterklasse von der Linken.
MLPD-mäßig ostentativ den deutschen Spießbürger zu geben und gleichzeitig Klassenbewusstsein, den Klassenstandpunkt zu fordern, das beisst sich. Das heißt nämlich, gleichzeitig eine zutiefst bürgerliche Identitätspolitik einzufordern und deren Gegenteil zu erwarten, dass nämlich ein Klassenbewusstsein entwickelt wird.
An der Stelle sollte mal auf das Argument, das schon unzählige Male gebracht wurde und das auch der Text bringt, eingegangen werden. Dass nämlich Nationalismus, Klassenbewusstsein und die Verortung als "normal" alles auch identitätspolitische Strategeme sind.
Warum war die Arbeiterbewegung, die SPD so erfolgreich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts? Weil es eine breit angelegte Arbeiterkultur gab, mit Arbeiterkneipen, Arbeitersportvereinen, Arbeitersamariterbund, Volkssolidarität usw. Diese Kultur war identitätspolitisch prägend.
Offensichtlich ist es so, dass in der liberal-konservativen Kultur der Weißheit eine Identitätspolitik betreibt, die Identitätspolitik nur bei anderen verortet. Weiß-Sein sei die Abwesenheit von race, Mann-Sein die Abwesenheit von gender, Stolz-darauf-Deutsch-zu-Sein die Abwesenheit von Nationalismus, Liberal-Sein die Abwesenheit von Klasse, Normal-Sein die Abwesenheit von Identitätspolitik schlechthin.
"Alle betreiben Identitätspolitik, nur ich als normaler liberaler weißer deutscher Mann nicht."
Das ist doch keine Art- und Weise zu diskutieren. Wenn ich lese, wie hier die Kommentare am Text vorbeischreiben und immer wieder "d i e Identitätspolitik" schreiben, dann ist das, wie wenn sich ein Kind die Ohren zuhält und immer wieder sagt:
"Mimimimimimi".
Wann wird Identitätspolitik identitär, diese Frage wäre z.B. sinnvoll.
Hannibal Corpse
[Re]: Sowas gab es in meiner DDR-Kindheit nicht, hat es auch in meiner Familie danach nicht gegeben. Cowboy und dann am besten noch mit Spielzeugpistole? Krieg spielt man nicht, hieß es da. Pfeil und Bogen - das war was anderes.
zum BeitragHannibal Corpse
"Die Verbrechen, die die Siegerarmee in der sowjetischen Besatzungszone beging, darunter die systematische Vergewaltigung von Frauen, dürften es jedoch erschwert haben, die auf die Kapitulation folgende Okkupation als Befreiung wahrzunehmen."
zum BeitragIch will an dieser Stelle nochmal nachhaken: geschahen diese Vergewaltigungen systematisch, d.h. auf Befehl, oder waren sie strukturell bedingt? Das wird oft nicht genau auseinandergehalten, ist jedoch für eine Analyse wichtig.
Die Armeeführung hatte Vergewaltigungen streng verboten und ein Teil der Kommandanten bestrafte sie mit dem Tod oder mit Auspeitschung. Ein anderer Teil tat nichts. Das spricht für die Strukturthese und gegen die Systemthese.
Dazu kommt aus struktureller Sicht die patriarchale Struktur der Armee und des Stalinismus, sowie, wie bei jedem Krieg, die der Beute (denn Vergewaltigung kann mann schlecht "Reparation" nennen).
Hannibal Corpse
[Re]: Ich denke, man muss das mit dem nächsten Absatz zusammen lesen:
zum Beitrag"Statt sich immer wieder neu an einzelnen Autor:innen abzuarbeiten, egal welcher Hautfarbe oder Herkunft, muss sich also Kritik immer auch gegen die Struktur der spätkapitalistischen Kulturindustrie richten."
Wenn wir nicht im Kapitalismus leben würden und die Kunst nicht für einen Markt produziert werden würde, dann wäre eine derartige Kontrolle über das Werk nicht nötig (nur für ein bestimmtes, durch kollektive Identität abgegrenztes oder in bestimmter Weise darauf bezogenes Publikum zu schreiben und ein Urheberrecht zu haben und zu entscheiden, wer es veröffentlicht und übersetzt.
Das Urheberrecht steht auch im Gegensatz zum Tod des Autors, denn da, wo es keine Autor:Innen gibt, ist die Kultur Urheber der Kulturgegenstände.
Wenn man aber sieht, was es alles so für Bibelübersetzungen gibt, ich glaube, da hätte Gott auch gern Urheberrechte, um die eine oder andere Stelle zu korrigieren. ;-)
Hannibal Corpse
Endlich mal ein Debattenbeitrag, dem ich so richtig viel abgewinnen kann. Danke, Frau Cheema.
zum BeitragIch bin dennoch an einer Stelle gestolpert:
"Es ist gerade die Errungenschaft postkolonialer Theoretiker:innen wie Homi K. Bhabha und Stuart Hall, Identität nicht als Essenz, sondern als hybride und dynamische Konstruktion zu begreifen. Bhabha setzte der Vorstellung von statischen Kulturen das Konzept der Hybridität entgegen."
Ich bin geneigt, im Konzept von Identität als Konstruktion einen Essentialismus zu sehen, denn eine Konstruktion hat - die Metapher kommt aus der Architektur - eine Basis (Fundament, Grundlage/Grundlegung) einen Überbau und einen Abschluss (Schlussstein). Konstruktionen werden absichtlich gebaut und sie haben einen Zweck.
Was ist aber Identität ohne Verdrängung, als reine Absicht? Die Utopie schlechthin, die notwendig keinen Ort hat.
Bei fließenden oder hybriden Identitäten - als Konstruktion angeschaut - kann immer wieder etwas anderes zur Basis werden, je nach Situation und Stimmung. Das widerspricht der Annahme, dass es sich um eine Konstruktion handelte.
Das Wort "Konstruktion" setzt eine Einheit voraus und der "Tod des Autors" bedeutet theoretisch auch den Tod des Subjekts bzw seiner Einheit. Was ist ein postmodernes Subjekt, das die Vorstellung von der eigenen Einheit, von der Selbstidentität aufgegeben hat, ohne schizophren - also nicht-identisch - zu sein und dass nach dem Anderen und nach dem Substrat seiner selbst fragt? Es ist weder Identität noch Nicht-Identität und bewegt sich in einem Zwischen, das - methodisch gesehen und nicht historisch - vor den Kulturen ist und nicht zwischen ihnen.
Insofern begreife ich Identität(en) als Konzept(e), die nur in dem Maße Konstruktionen sind, in dem die Subjekte ihre eigenen Biografien willentlich schreiben, damit diese einen zuvor feststehenden Zweck erfüllen.
Damit wird nicht zuletzt der Ort eröffnet, um die Ökonomie der Verortung zu analysieren, der dieser Diskurs unterliegt.
Hannibal Corpse
[Re]: Unterstützt? Nein, duldet.
zum BeitragHannibal Corpse
[Re]: Geld ist auch Schrift. Das wurde beim Poststrukturalismus wissenschaftsgeschichtlich gesehen vergessen und bleibt im (systemtheoretischen oder struktural-teleologischen) Marxismus unreflektiert.
zum BeitragDie Dekonstruktion ist als "negativer Strukturalismus" im Übergang zwischen Strukturalismus und Poststrukturalismus angesiedelt, wird aber leider kaum praktiziert. Nicht umsonst schreiben auch Sie vom Sprechen und der Poststrukturalismus beruht auf einer Sprechakttheorie - obwohl Sie doch schreiben und fast der gesamte Metadiskurs schriftlich verfasst ist.
Jacques Derrida hat m.E. eine methodische Grundlegung geleistet, um diese Ignoranz der Schrift und ihrer Ökonomie gegenüber zu überwinden. "Marx' Gespenster" und die darauf folgende Auseinandersetzung mit Marxisten dürfte für Linke mit theoretischer Vorkenntnis sehr interessant sein (auch wenn ich auch erst dabei bin in dem Diskurs halbwegs durchzublicken, weil ich doch zuviel Zeit für Tagespolitik ver(sch)wende).
Also mache ich jetzt auch mal Schluss.
Hannibal Corpse
[Re]: Also ich versteh's, das macht's aber nicht viel besser. Es ist richtig, dass ein Seminar zum Schutzraum werden soll. Nur wofür?
zum BeitragFür den freien Diskurs, auch für in den Augen des/der Dozierenden dumme Fragen! Wer darauf nicht richtig zu antworten weiß, hat selbst nicht richtig verstanden, wovon er/sie/x redet.
Identitätspolitik kann aber noch viel schlimmeres. Genozid, Femizid etc.
Sei's drum.
Wer wie Lann Hornscheidt einen Ultrainterventionismus und gleichzeitig einen Schutzraum für Träger:innen gewisser ererbter Merkmale fordert, muss sich im Klarem sein, dass Ultrainterventionismus kaum irgendeinen Schutzraum kennen kann, außer denen für akut traumatisierte Menschen (wie Frauenhäuser).
Ich finde Ultrainterventionalismus von der Idee her richtig, aber die Ökonomie des Zeichens muss dann auch strikt beachtet werden. Ultrainterventionalismus interveniert gegen jedes "Normale" und darf deswegen selbst nicht normal werden. Ultrainterventionalismus ist Kunst und darf auch als solche nicht "normal" sein.
Aufgrund der Ignoranz dieser Ökonomie des Zeichens gegenüber würde ich Lann Hornscheidts Forderung nach der Normalisierung der Ultraintervention als links-neoliberale Identitätspolitik einordnen, aber nicht als linke Kritik. Lann Hornscheidt hat es nicht so mit der Ökonomie, alles was zählt, ist die Position der Sprecher*innen, aber woher die Kraft, die Gewalt kommt, die sie dort verortet / durch die sie sich selbst dort verorten, dass wird kaum erörtert. Als hätte die Grammatik keine Ökonomie oder als sei deren Ökonomie von der der "Volkswirtschaft" abgetrennt.
Eine ähnliche methodische Kritik wurde von Jacques Derrida schon lange vor Hornscheidt in vielen Kontexten geübt und an dieser Stelle sollten mal wieder die methodischen Grundlagen/Grundlegungen der eigenen Praxis - der Theoriebildung - zum Thema werden. Denn es wird schließlich in der Judith-Butler-Schule behauptet, es würde Dekonstruktion betrieben und dann kommt nur ein identitärer Konstruktivismus heraus.
Hannibal Corpse
[Re]: Deswegen gibt es auch die Abkürzung FLINT*. Weil Schwule unter den LGBTQIA+ privilegiert sind.
zum BeitragWenn die deutsche Arbeiteraristokratie nicht so privilegiert wäre, würde es vielleicht auch mehr Klassenbewusstsein bei "Normalos" geben.
Hannibal Corpse
Der passt auf's Auge!
zum BeitragHab vor drei Wochen erst die Diskussion mit meinem Vater geführt, ich meinte, vor der nächsten Tour nach Tschechien sollte ich etwas tschechisch lernen, er meinte, dass die Tschechen doch deutsch lernen sollten.
Speak German or Die!
www.youtube.com/watch?v=c_q9HV9otUM
Hannibal Corpse
Wenn ein Mann innerhalb Grünen ein Pamphlet verfassen würde mit den Worten: "Ich bin immer gegen Frauenmorde eingetreten, aber meine Frau übertreibt auch manchmal, wenn sie sagt, ich könne etwas nicht verstehen." - was wäre dann wohl bei den Grünen los?
zum BeitragIch persönlich finde die Diskussion bei "Indianer" auch etwas übertrieben, kann die Argumente dafür, das nicht zu sagen, allerdings gut verstehen. In der DDR wurde nicht "Cowboy und Indianer" gespielt, es wurde "Indianer" gespielt. "Cowboy und Indianer" hat es dann erst nach der Wende gegeben. Somit bedeutet "Indianer" in der Bundesrepublik, wo sich jedes Kind aussuchen kann, ob es gern Opfer oder Täter spielen will, etwas anderes als in der DDR, wo das nicht drin war. Meine ersten Bücher waren "Blauvogel" und "Die Söhne der großen Bärin" - ganz anders als der amerikanische Western.
Als "Cowboy" zum Fasching zu gehen, das gab es in der DDR auch nicht. Man spielt schließlich auch nicht "Nazi und Jude". Anstatt Kindern das Chirokee-Spielen (oder wie man es auch nennen will) zu verbieten, sollte man lieber einmal fragen, ob man eine Tradition verherrlichen kann, deren existentielle Grundlage durch den Genozid an den indigenen nordamerikanischen Steppenbewohnern geschaffen wurde. Genausowenig kann man Porsche oder BMW davon freisprechen, mit dem Kapital aufgebaut worden zu sein, dass die Familie Quandt mit ihrem Firmenvernichtungslager in der Batterieproduktion verdient hat, als Teil der "Vernichtung durch Arbeit".
Eines sollte man beachten: Weiße haben zwar keine Erfahrung, wie es ist, wegen der Hautfarbe diskriminiert zu werden, können aber durchaus anders rassistisch diskriminiert werden, wie mein Kumpel, der als Halbslowake im Nachwendedessau tagtäglich von Nazis gejagt und verdroschen wurde. Hier ist für Nazis jeder "Kanake", der nicht "rein deutsch" ist, auch Punks. Wir wurden schon als "Jude", "Zigeuner" und "Zecke" beschimpft, letztens an der Tanke waren wir sogar "Ni**er".
Nur "Indianer" werden wir wohl nie .
Hannibal Corpse
[Re]: Solidarität schließt Zwang nicht aus. Es ist ein Fehler, zu denken, Solidarität müsse freiwillig sein. Sich der Moral gemäß zu verhalten, setzt keine moralischen Beweggründe voraus.
zum BeitragUnternehmen zahlen Sozialabgaben, weil sie sonst Klagen riskieren und die Idee einer "Bürgerversicherung", also einer Krankenversicherung, in die alle einzahlen, ob abhängig angestellt oder selbstständig, beinhaltet auch Zwang, genauso wie dass umlagefinanzierte Rentensystem.
Hannibal Corpse
[Re]: Die MLPD. In der Linkspartei gibt es Marx21 und noch eine weitere winzige Splittergruppe, die mir jetzt nicht namentlich einfällt.
zum BeitragUnd dann der BDS, der allzu oft nicht ausgeschlossen wird von Demos, wie bei vielen #unantastbar-Demos. Dass da zusammen mit Hamas-Sympathisanten demonstriert wird, sehe ich auch als inakzeptabel an.
Ich sehe es allerdings auch als kritisch an, wenn BDS-Unterzeichern in Frankfurt quasi Redeverbot erteilt wird, denn darunter fallen international viele Kulturrelativist:innen, die linke und rechte Konzepte vermischen. Giorgio Agamben, der eine bedenkliche Nähe zu Carl Schmitt und Martin Heidegger aufweist oder Judith Butler, die von der queer-feministischen Vorkämpferin zur Kulturrelativististin geworden ist, die Kulturalismus mit Kulturalismus entschuldigt/bekämpft. Das sind die Niederungen des Konstruktivismus, wo er die Wahrheit abschafft und durch Kultur ersetzt. Mit diesen Auswüchsen der Kompostmoderne muss man sich allerdings universitär auseinandersetzen und das wird auch durch den Beschluss der Hochschulrektorenkonferenz verhindert, die den BDS von den Universitäten ausschliesst, während extrem rechte Burschenschaften auf jedem Campusfest einen Stand aufbauen können.
Hannibal Corpse
@BALMER @HESSEBUB
zum BeitragDie Rechts-Links-Schwäche hat die bürgerliche Mitte mit den hier beschriebenen Hufeisenfrontlern gemeinsam.
Die Hufeisenmetapher ist im Spracharsenal der völkischen Nationalisten in der Weimarer Republik entstanden, im Zusammenhang mit der "Schwarzen Front" der "Nationalbolschewisten", die höchstens Juden noch mehr hassten als den Bolschewismus.
Zur Ideologie geschmiedet, wurde das Hufeisen von Zentristen in der Bundesrepublik gehegt und gepflegt und ist zum Exportschlager für die ganze Welt geworden.
In Frankreich wurde das Hufeisendenken zusammen mit den Schriften Heideggers und Carl Schmitts dankend als Instrument gegen aufgenommen, das sowohl gegen die internationalistische oder antinationale Linke, als auch gegen den zentristischen Liberalismus (mal eher links, mal eher rechts) einsetzbar ist.
Die Kategorie "Querfront" wird historisch falsch für den im Text beschriebenen Souveränismus verwendet. Als Querfront wurde in der Weimarer Republik die in erster Linie antikommunistische Zusammenarbeit von Nationalliberalen, Konservativen und der NSDAP bezeichnet.
Madrid hat eine Querfrontregierung und der taz-Korrespondent hat in bester Hufeisenmanier wieder Linke als Schuldige für die Rechtsoffenheit der bürgerlichen Mitte ausgemacht. Wäre Die Linke auch dran schuld, wenn in Thüringen eine Querfrontregierung aus CDU, FDP und AfD regieren würde?
Ist das noch links, was populistische Nationalisten in Frankreich in bester MLPD-Manier treiben? Wurde nicht längst der Mythos gegen den Logos eingetauscht, das "Volk" gegen die Klasse? Ein solches Denken steht einem George Sorel näher als einem Marx oder einem Engels.
Geschichte wiederholt sich, auch wenn keine Wiederholung der vorherigen gleicht. Es ist an der Zeit, die Werte der französischen Revolution wieder hervor zu holen, Freiheit, Gleichheit und Solidarität gegen ein Denken ins Feld zu führen, für das Faschismus erst dann ein Verbrechen ist, wenn er die Judenvernichtung im Programm hat.
Hannibal Corpse
[Re]: Sie schreiben auch von der "liberalen" parlamentarischen Demokratie.
zum BeitragGenau dieser "diskursive Coup d'Etat" des Liberalismus ist doch das Problem. Im Grundgesetz ist im Artikel 20 festgelegt:
"(1) Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat."
und im Artikel 15 ist zu lesen:
"(1) Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaftung durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt, in Gemeineigentum oder in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden."
Der Liberalismus ist im GG genausowenig als Wirtschaftsweise festgelegt wie der Sozialismus. Festgeschreiben sind im GG die Werte der Freiheit (Art. 2), der Gleichheit (Art. 3) und der Solidarität (Art. 20), das sind die Werte der französischen Revolution, die nicht von Liberalen, sondern von Sozialist:innen und Kommunist:innen verkündet wurden.
Diese Werte als "liberale Werte" in Beschlag zu nehmen, ist eine kulturelle Inbesitznahme der parlamentarischen Demokratie im Namen einer bestimmten Auslegung und Gewichtung dieser Werte.
Hannibal Corpse
"Klar ist das Abonnement ein Eingeständnis, dass mir trotz der ganzen offenen Kochblogtabs nichts mehr einfällt. Doch das ist in Ordnung. Vor allem in Pandemiezeiten, in denen alles schon zehrend genug ist.
zum BeitragWer noch nie „Was koche ich heute?“ gegoogelt hat, werfe die erste Karotte!"
Ok, ich werfe die erste Karotte (polemisch muss es dann aber schon sein):
Herrschaft wird im Kapitalismus unter anderem dadurch gefestigt, dass Menschen dazu verführt werden, sich gegen das Entscheiden-Müssen zu entscheiden. Um der Übersättigung durch das Überangebot zu entfliehen, wird Hilfe bei der Struktur gesucht, die das Problem hervorgebracht hat. Was gegessen wird, entscheidet dann nicht mehr der Appetit (und die Ethik), sondern der Markt.
Wie in einer auf Missbrauch beruhenden Beziehung oder einer (Polit-)Sekte folgt auf ein anfängliches Angebot der Geborgenheit (das Warenangebot auf dem Markt und die Vielzahl an Intenetangeboten zur Distinktion durch das Essen) ein negativer Stress (die Überforderung durch das Überangebot).
In diesem Moment bietet sich die Struktur des Marktes als Lösung an: Die Stunde der Verführung zum Nicht-Entscheiden-Müssen hat geschlagen. Lassen wir doch Alexa, Amazon, Google, Facebook oder HelloFresh entscheiden, was wir an geistiger und leiblicher Kost zu uns nehmen. Lassen wir den Kühlschrank entscheiden, was für Lebensmittel eingekauft werden (was mich an ein Abenteuer von Ijon Tichy erinnert).
Allerdings verschärft sich das Problem dadurch noch. Denn wenn wir das essen, was uns nach den Regeln des Marktes ins Haus geliefert wird, befriedigen wir wieder nicht unseren Appetit. Wir entfernen uns weiter von ihm.
Egal, Essen muss schließlich hauptsächlich gesund sein, sagen die Ernährungscoaches im Internet. So nimmt die Entfremdung von den eigenen Bedürfnissen ihren Lauf.
Aus diesem Kreislauf von Verführung, Stress und Entsagung auszubrechen, braucht radikale Maßnahmen. Nach drei Tagen Fasten sollte sich der Appetit jedoch schon wieder einstellen.
Hannibal Corpse
[Re]: "Für jeden! staatliche Akt kann die gerichtliche Überprüfung beantragt werden! Art 19 Abs 4 GG! "
zum BeitragAuch wenn die Akten nicht geschreddert, gelöscht und entsorgt sind, ist eine Revision vor dem BVerfG in ein und derselben Angelegenheit nur drei mal möglich.
Die der Vernunft spottende Entscheidung, dass das Verbot von Marijuana (bei gleichzeitiger Legalisierung von Alkohol) nicht dem Gleichheitsgrundsatz widersprechen würde, gilt somit solange als letztgültig, bis die Gesetzgeber beschließen, das Revisionsrecht zu ändern, das keinen Verfassungsrang hat.
Diesen Sachverhalt - dass die Verfassung allein Rechtsstaatlichkeit noch nicht garantiert - hat der ehemalige Bundesrichter Fischer - man muss ihn nicht mögen - in der "Zeit" auch ausführlich dargelegt.
www.zeit.de/gesell...haengigkeit-verbot
Wie es mit dem Gleichheitsgrundsatz im bundesdeutschen Rechtsprozess bestellt ist, lässt sich auch daran sehen, dass eine Beschwerde im Rahmen der Nationalökonomie noch vor der Ratifizierung eines Gesetzes vorangig stattgegeben wird, während es zehn Jahre gedauert hat, bis sich das BVerfG mit dem Sanktionsregime der Agenda 2010 befasst hat - und zu dem Urteil gekommen ist, dass die Menschenwürde doch zumindest zu 70% für staatliches Handeln zu gelten habe.
Hannibal Corpse
"Und da sind auch diejenigen, die links sind, dem rationalen Diskurs aber stark schaden, so sie das konservative Lager dämonisieren oder Präsident Emmanuel Macron mit einem Diktator gleichstellen."
zum BeitragRobert Habeck war wenigstens ehrlich, als er im Zusammenhang mit seinem Theaterstück über Gustav Noske sagte, Politik sei immer ein Spiel mit dem Dämonischen. Wie soll man es auch nennen, wenn eine (neo-)liberal-konservative Bundesregierung über Jahrzehnte hinweg ein europäisches Grenzregime aufbaut, dass irreduzibel mit dem Ansinnen verknüpft ist, das Verhältnis von hochqualifizierten und geringqualifizierten Arbeitskräften für die europäischen Staaten vorteilhaft zu gestalten.
Der "Unrechtsstaat" DDR hat das durch die Einsperrung von Qualifizierten erreicht, während im Reich von "Freiheit und Toleranz" die Ausperrung von Unqualifizierten Programm ist.
Am "antifaschistischen Schutzwall" der DDR wurden in 30 Jahren etwa 287 Menschen erschossen und eine mir nicht genau bekannte Zahl an Menschen ist in Flüssen und in der Ostsee ertrunken. Das sind etwa 0,6 Tote pro Jahr und pro Million Einwohner.
Der "antimigrantische Schutzwall" der EU hat dazu geführt, dass in den letzten 20 Jahren schätzungsweise zwischen 50.000 und mehr als 100.000 Menschen im Mittelmeer und im Atlantik ertrunken oder in der Sahara verdurstet sind. Unzählige weitere wurden in die Sklaverei verschleppt. Deren ungeachtet hat das EU-Grenzregime also zwischen 5,6 und mehr als 11 Todesopfer pro Jahr und pro Million Einwohner gekostet.
Diese Zahlen kann jede/r selbst interpretieren.
Wenn dieser Text dazu aufruft, eine solche Politik als moralisch legitim anzuerkennen, weil sie den "Spielregeln" (taz.de/Europa-Popu...andemie/!5729585/) gemäß ist, dann verkennt die Verfasserin (und Habeck auch), dass Menschen opfern kein Spiel ist. Das wussten Adorno und Horckheimer, auf die sie sich a.a.O. bezieht, genau.
"Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen."
Hannibal Corpse
[Re]: Quatsch. Die "Mehrheitsgesellschaft" hat sich gefälligst so zu verhalten, dass sie Minderheiten nicht diskriminiert. Es ist egal, wer diese Forderung stellt.
zum BeitragHannibal Corpse
[Re]: "Diese haben darüber hinaus erkannt, daß die Grundlagen der sog. ‘westlichen Zivilisation’ : Universalismus, Aufklärung, Rationalität und Wissenschaft, Liberalismus und Demokratie grundlegend zu problematisieren und zu dekonstruieren sind, da sie nur der patriarchalen ‘White Supremacy’ dienen."
zum BeitragGanz schön harter Tobak. Die Dekonstruktion ist ein Strukturalismus und mit ihr lässt sich eine derartige Aussage über ein derartiges Dienstverhältnis nicht treffen. Sie ist selbst ein Konzept der Aufklärung und des universalen Denkens und lehnt es ab, in Systemen zu denken. Die Rede davon, dass die Aufklärung der "White Supremacy" dienen würde, schreibt sie in ein System ein, obwohl die Aufklärung (als Strukturalismus / Dekonstruktion) die Überschreitung aller systemischen Grenzen und Einschreibungen voraussetzt.
Der konstruktivistische (nicht-dekonstruktive) Kulturrelativismus, den Sie hier skizzieren, ist ein anti-aufklärerischer Regress der (neo-)liberalen Moderne. Das "Konstrukt" lässt sich dekonstruieren, es hat eine Fundament (eine Basis) und einen Überbau und ist in eine Funktionalität, ein System, ein Dienstverhältnis eingeschrieben.
In der Dekonstruktion ist von Konzepten und Strukturen die Rede und wie diese unter verschiedenen Gesichtpunkten strategisieren/ strategisiert werden, d.h. es gibt keine Basis, keinen Überbau, keine Funktionen und keine Deduktion, sondern nur Strategien / Strategisierungen.
"Klarheit darüber besitzen, warum man "Struktur" sagt, heißt wissen, warum man aufhören will, eidos, "Wesen", "Form", "Gestalt", "Ganzes", "Zusammensetzung", "Komplex", "Konstruktion", "Korrelation", "Totalität", "Idee", "Organismus", "Zustand", "System" usw zu sagen. Man muss verstehen, warum ein jedes dieser Worte sich als unzureichend erwiesen hat, aber auch, warum der Begriff der Struktur ihnen weiterhin gewisse implizite Bedeutungen entlehnt und sich von ihnen bewohnen lässt."
Jacques Derrida, "Kraft und Bedeutung" in "Die Schrift und die Differenz", S. 10
Hannibal Corpse
[Re]: Wer an den Kreationismus glaubt, muss ja auch die Institute für Evolutionsbiologie mitfinanzieren.
zum BeitragHannibal Corpse
Ich finde den Anspruch etwas überzogen, dass die Polizei verhindern soll, dass 20.000 Menschen sich versammeln. Wieviele Beamte und Beamtinnen sollen denn das durchsetzen? Sollen zehntausende Polizist:innen ganz Kassel abriegeln oder wie stellt sich die Verfasserin das vor?
zum BeitragWenn eine linke Demo aufgelöst wird, dann gibt es auch gleich danach ein paar Spontandemonstrationen und ohne extreme Polizeistaatsmaßnahmen lassen sich 20.000 entschlossene Menschen nicht daran hindern, sich zu versammeln.
Wenn das eine linke Demo gewesen wäre, dann wäre wohl das halbe Stadtgebiet mit Tränengas vernebelt gewesen und Bilder wie bei G20 würden jetzt durch die Presse geistern. Aber wäre das besser?
Und wenn mensch wirklich Gewalt will - ist es dann nicht widersinnig, den Bock zum Gärtner zu machen und zu erwarten, dass die eine Krähe der anderen ein Auge aushackt?
Hannibal Corpse
[Re]: Wer auch bis zum zweiten Absatz gelesen hat, wird verstanden haben, dass es bei dem Rekurs auf den Nazi-Opa nicht um dessen Tun im Faschismus ging, sondern um die Nachkriegszeit.
zum Beitrag"Wir hatten doch nichts."
eu-browse.startpag...134099a465810b8436
Hannibal Corpse
"Iiiih, Zunge!"
zum Beitrag"Warum?"
"Na ich esse doch nicht, was andere schon im Mund hatten!"
"Und warum ist du dann Eier?"
Hannibal Corpse
"Auch ich werde den nächsten Urlaub nur dort buchen, wo mir schnelles WLAN garantiert wird."
zum BeitragBesser ist's, sonst droht die Freude am Urlaub gering zu sein. ;-)
Danke für den Vergleich mit der Pille, das hab ich gesucht, für diejenigen, die jetzt schreiben, sie hätten es doch gesagt, es würde jetzt an uns experimentiert werden.
Hannibal Corpse
[Re]: Kennen Sie einen mit bloßem Auge sichtbaren Virus oder was wollen Sie damit ausdrücken?
zum BeitragUnter dem Mikroskop lassen sich Viren allerdings durchaus sehen.
Hannibal Corpse
[Re]: Ohnmacht aber auch.
zum BeitragDa ich Kreisler sehr mag, ein Vorschlag zur Güte: Michel Foucault hat zwischen Fremd- und Selbstmacht unterschieden, auch wenn das eine in das andere übergeht.
Zähneputzen wurde uns per Fremdmacht beigebracht, aber es ist auch ein Teil der Selbstmacht der meisten Menschen. Zähneputzen ist nichts schlechtes, auch wenn die meisten Kinder das anfangs nicht so toll finden.
"Aufgeklärte Verbraucher" zu sein, ist zwar auch nominell Teil der Selbstmacht, aber dies wird uns vom Kapitalismus aufgezwungen und ist eine lediglich eine schlechte Kompensation für die strukturell bedingten qualitativen, ökologischen und sozialen Mängel der kapitalistisch produzierten Waren. Hier wird gesellschaftliche Verantwortung privatisiert, mitsamt der Kosten für den Mangel an gesellschaftlicher Kooperation. Wirkliche Selbstmacht sieht anders aus. Der "aufgeklärte Verbraucher" ist ein Effekt der strukturellen Ohnmacht von Menschen in der Rolle der Verbraucher.
Hannibal Corpse
[Re]: "In diesem Abschiedsbeitrag allerdings warnt sie die Taz völlig zu recht vor den Sümpfen der Idententitätspolitik."
zum BeitragWas Sie vermutlich sagen wollen: Politik und das Schreiben über Politik soll sich mehr auf die sozio-ökonomischen Aspekte von Identitäten beziehen. Klasse / Prekariat / Niedriglohnempfänger / Arbeitslose...
Wer sich davon nicht angesprochen fühlt oder darauf solidarisch reagiert, dem ist allerdings eh nicht an ökonomischen Veränderungen gelegen. Es gibt schließlich auch Arbeitslose, die den (Neo-)Liberalismus so verinnerlicht haben, dass sie ihre Ohnmacht als "normal" empfinden und auf Versuche, sie zu befreien, aggressiv reagieren.
Diese dazu zu bringen, sich mit ihrer sozio-ökonomischen Lage zu identifizieren und für ihre Interessen einzutreten, ist was? Identitätspolitik. Deswegen gibt es im Marxismus die Rede vom "Klassenbewusstsein".
Andererseits ist auch der Nationalismus (mag man ihn auch "Patriotismus" nennen) ein Appell an die - diesmal nationale - Identität und eine damit verbundene Pflicht, Opfer zu bringen.
Jede Politik und jedes Schreiben über Politik unterliegt bzw fusst auf grundlegenden / zugrundeliegenden Identitäten und Solidaritäten. Darauf weist Bettina Gaus auch hin, wenn sie analysiert, dass de-facto Freiheiten mit Privilegien verknüpft sind.
Das Ressentiment gegen die "Identitätspolitik" genannte feministische und antirassistische Politik ist in erster Linie ein Groll dagegen, dass auf diese Privilegien hingewiesen wurde, die geballt und in vollem Maße nur von weißen, reichen und relativ alten Männern in Anspruch genommen werden können.
Ich wünsche mir, dass in der taz die weitgehende Beschränkung auf die liberale (Identitäts-)Politik wegfällt und intersektionalistische oder materialistische Formen der (Identäts)Politik zur Sprache kommen können, in der Gender- und Race-Fragen mit der Klasse verknüpft werden und Kapitalismen als Formen des warenproduzierenden Patriarchats analysiert werden.
Mensch darf schließlich noch träumen.
Hannibal Corpse
[Re]: Naja, wenn die Vorwürfe komplett aus der Luft gegriffen sind, dann hat es doch für andere Männer gar keinen Anlass gegeben, zu dem sie hätten schweigen können oder etwas sagen.
zum BeitragEs geht hier eben nicht um eine Situation vor Gericht (die meisten dieser Situationen landen ja auch nicht vor Gericht, sonst würde die Rechtsanwältin auch andere Erfahrungen mit den vergetäuschten Straftaten im Jugendstrafrecht machen), sondern um zwischenmenschliche Situationen, die sich oft entschärfen lassen, wenn respektvoll miteinander geredt wird.
Eine Diskrepanz zwischen Selbst- und Außenwahrnehmung kann oftmals auch einfach durch einen freundlichen Hinweis korrigiert werden. Wenn jemand ein sexistisches Verhalten trotz Hinweisen nicht aufgibt, ist es sowieso schwierig, damit umzugehen, dann sind Beschwerde-oder Gerichtsverfahren gefragt, die an sich schon Fehleranfälligkeit und Definitionsunschärfe mit sich bringen und deswegen notwendig auch für Ungerechtigkeit sorgen. Durch die Umsetzung von Recht und von Verträgen lassen sich bestenfalls die größten Ungerechtigkeiten bestrafen. Gerechtigkeit entsteht aber erst dadurch, dass Menschen sich respektvoll und auf Augenhöhe zueinander verhalten und deswegen keine Gesetze vollzogen werden müssen.
Hannibal Corpse
"Dass es den so fleißig Geld sammelnden Corona-Aktivist:innen vor allem ums Finanzielle geht, glaubt Jun gleichwohl nicht. Manche der Querdenker:innen hätten „durchaus mit ideellen Motiven angefangen und eine nichtmaterielle Agenda“, sagt er. „Aber es schafft kein Mensch, sich auf die Dauer unabhängig zu machen, wenn die Unterstützung sich auf dem Bankkonto bemerkbar macht.“"
zum BeitragDas ohne ironischen Bruch in einer Zeitung zu lesen, die sich "unabhängigen" Journalismus auf die Fahnen geschrieben hat und die unter jedem Artikel im Internet für die freiwillige finanzielle Unterstützung wirbt, ist schon Realsatire.
"Dass der taz-Journalismus im Netz Geld kostet und finanziert werden muss, gerade wenn er unabhängig und frei bleiben will, mutet immer weniger als mahnende Beschwörungsformel an. "
taz.de/Unabhaengig...illigkeit/!161777/
Mal abgesehen also von der äußerst fragwürdigen politischen Position von aktivistischen Querdenker* und Esoteriker*innen, machen sie soviel nun auch nicht anders als andere Blogger*, Influenzer* und auch Journalist*innen.
Oder glauben Sie, dass der Chefredakteur des Spiegel seine halbe Million Jahresgehalt ganz ohne finanzielles Interesse bezieht oder dass die BILD-Redaktion aus Interesse an der Aufklärung ihres Publikums schreibt? Oder dass die halbe Milliarde Euro Werbeeinnahmen des Spiegel ihn unabhängig machen?
Dieser Artikel liest sich für mich so: Wenn jemand ganz transparent jeden Monat mehr als 40.000 Euro aus mehrheitlich Werbegeldern bekommt, bleibt er "unabhängig" (und "sagt, was ist"). Wenn jemand im Monat zweitausend Euro an intransparenten Schenkungen bekommt, dann korrumpiert Geld auf jeden Fall.
So einfach ist es dann doch nicht. Wenn Querdenker*innen als transparenter Verein agierten, machte das ihre Sache auch nicht besser.
Die Frage nach der Unabhängigkeit ist so falsch nicht, aber die vorgängige Frage ist doch: Unabhängig wovon? und diese Frage führt zur Ideologiekritik.
Hannibal Corpse
Was würden Sozialdemokraten und -demokratinnen in Europa heute wohl diskutieren, wenn es eine relativ starke radikale Linke gäbe wie in der Weimarer Republik?
zum BeitragKoalitionen mit ihr einzugehen wie damals Erich Zeigner in Sachsen vor der Reichsexekution und der Absetzung seiner Landesregierung?
Oder Kommunist*innen ermorden wie Gustav Noske und innerparteiliche Linksabweichler mit einer Reichsexekution absetzen wie Friedrich Ebert?
Zwischen ihrem sozialistischen Ursprung und dem Pragmatismus der Macht war die Sozialdemokratie seit jeher zerrissen. Am stärksten war sie an Orten und zu Zeiten, wo es eine ausgeprägte Arbeiterkultur gab, in expliziter Abgrenzung zur bürgerlichen Kultur der herrschenden Klasse.
Ein Äquivalent zu einer solchen Kultur müsste es auch jetzt geben, auch wenn die einfache Gleichsetzung von sozioökonomischer Lage und emanzipatorischem Potential anhand der Klassengegensätze naiv erscheint. Aber Race und Gender dürfen nicht nur als Frage von strukturellen Kompensationen struktureller Diskriminierungen erörtert werden, sondern Race, Gender und Klasse müssen in einer Kritik des warenproduzierenden Patriarchat grundlegend aufeinander bezogen werden und das fehlt der um eine dieser drei (identitätspolitischen) Kategorien beraubten Diskussion, die in der SPD geführt wird.
Das ist nicht allein Schuld der SPD, sondern ist auch und vor allem die des Gestus des Antikommunismus, den die "liberale Mitte der Gesellschaft" (Peter Unfried) als Eintrittkarte in den politischen Diskurs verlangt und damit ihr behauptetes Eintreten für einen freien Diskurs, für Wissenschaftlichkeit und gegen ideologische Scheuklappen Lügen straft. Während sie wohlgemerkt Flüchtlinge in Kriegsgebiete abschiebt, Deals mit Diktatoren macht und Seenotrettung kriminalisiert, was zu fünfzig bis mehr als hunderttausend Toten im Mittelmeer, dem Atlantik und der Sahara seit dem Jahr 2000 geführt hat. An der Mauer sind in 40 Jahren offiziell 327 Menschen gestorben, das nur zum Vergleich.
Hannibal Corpse
[Re]: Also wo ist denn der Unterschied zwischen "schuldig sprechen" und gerichtlich "die Schuld zuweisen"? Erklären Sie doch mal.
zum BeitragHannibal Corpse
[Re]: Das so genannte Gamergate haben Sie wohl nicht mitbekommen. Sonst wüssten Sie, wie schwer es Frauen besonders in der Computerspielebranche haben.
zum BeitragHannibal Corpse
So ein Gespräch unter Männern zu führen kann nur zielführend sein, wenn es nicht als "Gespräch unter Männern" geführt wird. Denn die Solidaritäten, unter denen ein solches Gespräch geführt wird, sind das Problem und nicht Teil der Lösung.
zum BeitragMann kennt es aus dem Freundeskreis oder vom Arbeitsplatz, dass abwertende Bemerkungen "unter Männern" gemacht werden und das sind notwendigerweise Bemerkungen über Frauen - denn was ein M a n n ist wird über die Abwesenheit des Weiblichen definiert. An dieser Stelle ist es wichtig und richtig, klare Solidarität mit Frauen auszudrücken, nicht als Mann, sondern als Mensch. Denn sexistisches Verhalten ist falsch, egal, ob wer es wem gegenüber ausübt (dass sich auch Frauen sexistisch verhalten können, sehe ich als selbstverständlich an).
Wenn es aber um übergriffiges Verhalten mit explizitem gesellschaftlichen Machtkontext geht, dann ist es wohl besser, wenn in dem Gespräch, das im Artikel beschrieben wurde, ein Mann und eine Frau auf den Kollegen oder Chef zugehen, denn dann fällt der Bezug auf implizite Männersolidarität weg und das ist auch zur Transparenz besser.
Wenn aber erwartet wird, dass die BILD-Redaktion, die berufsmäßig von Mobbing und Diskriminierung lebt, sich intern wesentlich besser und mit wesentlich weniger Verachtung behandeln würde als sie ihre Leser und Leserinnen sowie die Menschen behandelt, über die sie schreibt, dann ist das auch ein Stück Irrealismus.
Dass Sexismus ein strukturelles Problem ist, wurde schon richtig erkannt, bloße strukturelle Kompensationen aber schaffen die strukturellen Ursachen nicht ab. Schließlich werden im warenproduzierenden Patriarchat, welches den Namen Kapitalismus trägt, die Erwartungen an Gehorsam und Gefügigkeit und die Bereitschaft zur Gewaltausübung zur Sicherung des privaten Vorteils (stellvertretend durch Polizei und Armee) tagtäglich eingeübt. Es besteht ja auch die Erwartung, dass es genügend Billigfleisch gibt, genügend Sexarbeiterinnen und genügend Neokolonialwaren.
Hannibal Corpse
"Vergessen sind die Zeiten, als er Kategorien wie links und rechts ablehnte und für eine „transversale Politik“ des „gesunden Menschenverstands“ warb. Er richtet sich längst nicht mehr an ein modernes, linksalternatives, feministisches, grünes Spektrum."
zum BeitragAlso ob nun "linksalternativ" oder doch "rechtsalternativ" ist ja nicht so wichtig, oder? Willkommen im Gruselkabinett der Ideologie des Pragmatismus. Von der sich Iglesias abgewendet zu haben scheint.
In Madrid haben PP, Ciudadanos und Vox mehr als 50% der Stimmen erreicht und die Schuld daran wird der Linken in die Schuhe geschoben - als wäre die dran schuld, wenn Liberale und Konservative mit Faschisten koalieren.
Da zeigen sich deutliche historische Parallelen in Hinblick auf die vorfaschistische Weimarer Republik. Den Kommunisten die Schuld an der Machtergreifung der Nazis zuzuschreiben, ist bürgerliche Schuldabwehr. Würde Wandler das auch schreiben, wenn in Thüringen die CDU und die FDP mit der AfD koalieren würde? Wäre dann auch die Linke dran schuld weil sie keine bessere CDU in grün ist?
Man muss schon ganz schön feste das rechte Auge zukneifen, wenn man die Faschisierung Spaniens nicht sehen will. Spanische Generäle sagen, sie würden gern ein Drittel der Bevölkerung umbringen und die Justiz sperrt Künstler ein. Acht an der Zahl sind es mittlerweile und damit liegt Spanien weltweit an der Spitze. Die Zahl der Femizide nimmt von Jahr zu Jahr deutlich zu und die Eskalationspolitik mit der katalonischen Autonomiebewegung wird auf die Spitze getrieben. Die PSOE, die Faschisten aktiv vor Strafverfolgung schützt, will keine Linken in der Regierung, aber mit deren Stimmen regieren und daran ist dann die Linke schuld? So einfach kann die Welt sein wenn man aufgehört hat, in politischen Kategorien zu denken, sondern nur noch politische Formeln beschwört.
Hannibal Corpse
[Re]: Am Thema vorbei.
zum BeitragWenn es Usus ist, dass die Schule die Polizei ruft, ist das auch nicht verwunderlich. Außerdem ist die Schule nicht für die außerschulischen Aktivitäten von Kindern zuständig.
All das rechtfertigt außerdem nicht, dass Anklage gegen strafunmündige Minderjährige erhoben wird. Die Polizei kann die Eltern und das Jugendamt informieren und dann ist dieses zuständig.
Hannibal Corpse
[Re]: Na, sie scheinen die Familie ja gut zu kennen.
zum BeitragHannibal Corpse
[Re]: Die CDU und die SPD haben ihre Wahlen nicht auf dem Land gewonnen und trotzdem haben sie ein EU-Grenzregime mit aufgebaut, das in den letzten 20 Jahren zwischen fünfzig- und mehr als hunderttausend Menschen das Leben gekostet hat. Rassismus hat immer dann eine Chance, wenn jemand meint, so etwas würde es "bei uns" nicht geben.
zum BeitragHannibal Corpse
"Winfried Kretschmann hat die Nichtinszenierung von Politik perfektioniert."
zum BeitragWohl eher die Inszenierung der Nichtinszenierung. Keine Partei kontrolliert das eigene Bild in den Medien und die offensive Zurschaustellung des Legeren so intensiv wie die Grünen. Das sollte bei der taz zur Genüge bekannt sein und ich unterstelle, es wird hier wider besseren Wissens geschrieben.
Der für die taz arbeitende Fotograf und Journalist Ulrich Schulte hat auf telepolis erst vor einer reichlichen Woche genau erklärt, wie die Grünen ihre Politik inszenieren:
"Kontrolle - Umgeschriebene Interviews, ängstliche Abgeordnete und gespielte Lässigkeit"
www.heise.de/tp/fe...gkeit-5072995.html
Hannibal Corpse
[Re]: Unter Incels werden ja nicht, wie von der Interviewführenden behauptet, einfach Männer verstanden, die unfreiwillig über längere Zeit keinen Sex haben, sondern das sind Gruppierungen, die sich nicht nur in ihrem Antifeminismus von anderen Männern ohne Erfolg bei Frauen unterscheiden, sondern die vor allem auch im Rekrutierungsprozess vermitteln, als weißer Mann würde man sowieso keine Frau finden, man hätte schon verloren, weil es den Feminismus gibt, blabla.
zum BeitragWer solche Freunde hat, braucht keine Feinde. Dass Einsamkeit krank machen kann, ist kein Grund dafür, Einsamkeit zu pathologisieren, sondern die sozialen Bedingungen, die dafür sorgen, dass Menschen mit der Einsamkeit nicht klarkommen bzw keine Schritte unternehmen um ihr Abhilfe zu verschaffen. Also man unter die Leute gehen, Spaß haben, Freunde umarmen und solche Sachen halt.
Da ist es kein Widerspruch zu sagen, jemand sei krank und ihm trotzdem nicht die Schuldfähigkeit abzusprechen. Warum sollte man das tun? Nur weil ein Mensch depressiv ist, heißt das doch nicht, dass er oder sie nicht beurteilen kann, was eine Straftat oder einen Übergriff darstellt. Im Gegenteil, wissen Incels ziemlich genau, dass sie Sex gegen den Willen von Frauen fordern, sie wollen das nur durch ihre vor allem selbst herbeigeredete Opferrolle legitimieren.
Hannibal Corpse
"Wissing versucht, die FDP als ausgleichenden Pol zwischen Union und Rot-Grün zu positionieren: „Es gibt in der Wählerschaft eine Skepsis gegenüber linken Parteien, weil sie zu Kollektivierung neigen, aber der Konservatismus der CDU ist unsere Sache auch nicht“, erklärt er."
zum BeitragNeoliberale wollen nur die Kosten und Risiken der kapitalistischen Produktionsweise kollektivieren und die Gewinne privatisieren. Wie bei der Agenda 2010, der privaten Krankenversicherung, dem Zugrunderichten der Rente, den "Rettungsschirmen" für Banken und Unternehmen. Wer bezahlt denn für die coronabedingten Unternehmenshilfen, die der Bund und die Länder gezahlt haben, auch für marode und ökologisch äußerst fragwürdige Unternehmen wie die Lufthansa? Die Unternehmer:innen und Kapitaleigner:innen werden es wohl eher nicht sein. Jedenfalls nicht mit der FDP.
Der "Arbeitgeber"-Verband hat jedenfalls schon verlauten lassen, die entgangenen Profite müssten von den Arbeiter:innen wieder hereingearbeitet werden.
Hannibal Corpse
[Re]: Bei einer Trans-Frau, die Östrogene einnimmt, würde sich das Problem jedenfalls nicht in diesem Maße stellen. Für eine Öffnung bin ich schon, ganz ohne Biologie geht es dann aber wohl doch nicht. Die Idee, dass eine Trans-Frau, die keine Hormone nimmt, bei den Frauen antreten muss und nicht bei den Männern, ist doch auch nicht weniger Heteronormativ, nur wird da das soziale Geschlecht als Bezugspunkt genommen.
zum BeitragWenn man Leistungsklassen nach anderen Kriterien aufstellen kann, dann wäre das besser. Warum nicht einen Boxer im Weltergewicht gegen eine Boxerin im Halbschwergewicht antreten lassen, dann kann sie 6kg mehr Muskelmasse auf die Waage bringen?
Hannibal Corpse
Danke für den Artikel. Die Darstellung ist differenzierend und hat die Probleme einer ersatzlosen Abschaffung dieses Paragraphen gut erläutert und aufgeteilt.
zum BeitragHannibal Corpse
[Re]: Mit der Sesshaftwerdung hat nachweislich die Menge an Fleisch abgenommen, die Frauen gegessen haben und die Menge hat zugenommen, die Männer gegessen haben. Das hat sich weltweit in fast allen Kulturen so vollzogen und Ausnahmen bestätigen die Regel.
zum BeitragBei nomadischen Kulturen heute muss der Kontext berücksichtigt werden: wie entwickelte sich ihre Kultur, woher kommt sie? Die Reiterkulturen betrieben z.B. Viehzucht, obwohl sie nicht sesshaft sind. Aber die Viehzucht ist eine Form der "ursprünglichen Akkumulation", wie Marx es nennt und wenn es etwas gibt, was sich zu verteidigen lohnt, dann lohnt es sich auch, sich das mit Gewalt zu nehmen.
"In der wirklichen Geschichte spielen bekanntlich Eroberung, Unterjochung, Raubmord, kurz Gewalt die große Rolle. In der sanften politischen Ökonomie herrschte von jeher die Idylle. Recht und "Arbeit" waren von jeher die einzigen Bereicherungsmittel, natürlich mit jedesmaliger Ausnahme von "diesem Jahr". In der Tat sind die Methoden der ursprünglichen Akkumulation alles andre, nur nicht idyllisch." Karl Marx, Das Kapital, MEW 23: 742
Hannibal Corpse
"Ja, wir leben in einer androzentrischen Zivilisation. Das bedeutet, dass die Welt auf den Mann, seinen Körper, seine Eigenschaften und Prioritäten zugeschnitten ist."
zum BeitragNaja, ich würde androzentrisch eher so definieren, dass die Welt um bestimmtes Männerbild herum gedacht wird. Ich jedenfalls hatte keinesfalls das Bedürfnis, zur Musterung zu gehen und viele junge Männer hauen aus Staaten ab, in denen es noch eine Wehrpflicht gibt. Ich habe auch kein Bedürfnis nach Karriere oder Macht über andere. Und Sex ist einfach nicht dasselbe ohne Gefühle im Spiel. Wenn es nur um den Testosteronspiegel geht, reicht auch die rechte Hand. Wenn es um Aggression geht - auch außerhab des Sexuellen - dafür gibt es die Kunst.
Warum habe ich dass Gefühl, dass emotionale Zuwendung und Zärtlichkeit hier völlig unterbewertet werden und Sex überbewertet wird, wenn sich die Biologin für Sex auf Krankenschein für Männer ausspricht, die keine Behinderung haben? Sind da nicht eher die kulturell vermittelten Schönheitsideale das Problem?
Außerdem müsste es dann auch Sex auf Krankenschein für Frauen geben, die lange keinen hatten. Mich haben jedenfalls auch schon Frauen in autonomen Läden angegrabscht und ich kann da Frauen gut verstehen, warum sie das gar nicht gut finden und warum es Hausverbot gibt, wenn jemand so etwas macht.
Wenn female choice wirklich bedeutet, dass Männer "kämpfen, Geschenke machen, hübsch aussehen" müssen, dann wird sich auch politisch nicht viel ändern, wenn Frauen sich die Männer aussuchen und die Erwählten dann brav hinterherhecheln, weil ihnen beigebracht wird, dass sie doch froh sein können, überhaupt Sex zu haben. Dann werden sie außerdem weiter ihren Hauptzweck in der Konkurrenz mit anderen Männern suchen und wie das zu irgendeiner größeren politischen Veränderung führen soll, ist fraglich.
Dabei wäre doch zu fragen, was sowohl das Patriarchat als auch der Biologismus mit den Produktionsverhältnissen seit der Sesshaftwerdung zu tun haben.
Hannibal Corpse
[Re]: Ihr Argument gilt nur dann, wenn unterstellt wird, die Menschen, die AfD wählen, seien selbst schuld an ihrer politischen Einstellung. Nun ist es aber weder so, dass ein großer Teil meiner Mitsachsen und -sächsinnen einfach nur einen Charakterfehler hätte, noch haben sie sich ihre Entaufklärung ausgesucht.
zum BeitragSelbstverständlich kann man sagen, jemand sei schuld am Tode eines anderen Menschen, wenn der- oder diejenige ihn durch fahrlässiges Verhalten angesteckt hat. Das heißt aber nicht, dass er oder sie schuld sei, wenn er/sie selbst durch eigenes fahrlässiges Verhalten stirbt. Schließlich wird ein derartiger kurzsichtiger Egoismus im liberalen Kapitalismus systemisch durch Belohnungen permanent bestätigt und das führt dazu, dass sich Subjekte dahingegehend konstituieren, genau solches rücksichtsloses Verhalten gegenüber anderen sich selbst zu zeigen.
Dass es gesellschaftliche Ursachen für diese Dialektik der Aufklärung gibt, heißt nicht, dass die Subjekte, die diesem Machtprozess unterworfen sind, schuldunfähig seien, allerdings ist niemand am eigenen Tod schuld. Sich zu verschulden, weil das eigene Handeln den eigenen Tod mitversursacht hat, ist absurd.
Hannibal Corpse
[Re]: Der Vergleich haut so nicht hin. Denn auch wirksame Medikamente haben immer einen zusätzlichen Placeboeffekt.
zum BeitragAußerdem soll eine Maske nicht gegen die Krankheit helfen, sondern vor einer Infektion schützen. Kondome schützen ja auch nicht deswegen vor ungewollter Schwangerschaft, weil mann oder frau dran glaubt. Dann würde es ja ausreichen, daran zu glauben, dass frau nicht schwanger wird, wenn mann mit ihr schläft.
"Es wird schon nichts passieren." - und dann ist man Vater. Kenne ich aus dem Freundeskreis.
Hannibal Corpse
Das ist schon eine sympatische Glaubensgemeinschaft.
zum BeitragAber sie hängt dem Aberglauben an, Gott hätte seinen eigenen Sohn kreuzigen lassen. Aber das war nur irgendeine armer Tropf, der da für Jesus ausgegeben wurde. Einem Armen, der Jesus ähnlich sah, wurde ein Abendmahl in Gesellschaft versprochen. Wer sagt da schon nein, wenn er Hunger hat? Als die römischen Häscher kamen, hieß es dann, das sei Jesus und so wurde der arme Tropf ans Kreuz geschlagen. Jesus hatte sich derweil versteckt und nach ein paar Tagen seine Wiederauferstehung inszeniert.
Das alles habe ich mir nicht ausgedacht, sondern Antonin Artaud hat das aus erster Hand überliefert. Denn er war schließlich selbst jener arme Tropf gewesen und als Artaud war er wiedergeboren, um Gott den Kampf anzusagen.
Hannibal Corpse
[Re]: "Ja, wo kommen wir denn hin, wenn diejenigen deren Menschenwürde verletzt wird, einfach Kritik üben würden? Wenn die einfach so sagen würden, dass ihre Menschenwürde verletzt wird - und dann wird das auch noch abgedruckt?! Dann müssten wir die am Ende noch menschenwürdig behandeln."
zum BeitragSo in etwa.
Hannibal Corpse
[Re]: "Seenotrettung: Oder soll man es sein lassen?"
zum Beitragwww.zeit.de/2018/2...w.startpage.com%2F
Hannibal Corpse
[Re]: Der Terminus "Identitätspolitik" wurde von Schwarzen Marxist:innen geprägt und das Video geht über liberale und neoliberale Identitätspolitik.
zum BeitragWenn jemand Klassenbewusstsein einfordert, wie Reed es in dem Video macht, ist das auch Identitätspolitik. Patriotismus / Nationalismus sind andere Formen der Identitätspolitik.
Sie wollen also der Indentitätspolitik eine Absage erteilen, indem sie ein Video eines Marxisten posten, er Klassen-Identitätspolitik fordert. Das ist widersprüchlich.
Hannibal Corpse
[Re]: Wenn ich so sehe, was der große Teil derer, die sich hier so aufregen, sonst so in den Kommentaren bei der taz schreibt, bezweifle ich, dass es sich um Linke handelt. Denn Linke würden nicht immer dann antiemanzipatorischen Quark von sich geben, wenn es um Männerpriviligien und Abstammungsprivilegien geht und sonst gar nichts kommentieren.
zum BeitragHannibal Corpse
[Re]: Die Kritik nicht verstanden. Alte weiße Männer mit geringer Rente wurden ihr Leben lang nicht auf dem Arbeitsmarkt anhand ihres Geschlechtes benachteiligt und auch nicht anhand ihrer Hautfarbe, sondern nur durch ihre Klasse. Alte Männer haben im Schnitt höhere Renten als alte Frauen und alte Weiße haben im Schnitt höhere Renten als alte PoC. Deswegen wird es alten weißen Männern auch im Altersheim noch im Schnitt besser gehen als alten weißen Frauen und alten PoC. Sie gehen vom Gegenteil aus und das ist falsch.
zum BeitragHannibal Corpse
[Re]: "Ich bekenne mich ausdrücklich dazu, europäisch ( also weiß ) [...] zu sein"
zum BeitragDerweil gab es schon im alten Rom Schwarze und auf der iberischen Halbinsel haben Schwarze sogar einen Staat geführt. Wie lange sollen denn Schwarze in Europa leben, um als Europäer:innen anerkannt zu werden? Bis sie weiß sind?!
Sinti und Roma sind aus Indien eingewandert. Sie sind nicht weiß und trotzdem sind sie Europäer:innen.
Aber wenn ich jetzt schreibe, dass diese Gleichsetzung (europäisch = weiß) rassistisch ist, sind Sie bestimmt beleidigt und das ist das Problem.
Hannibal Corpse
[Re]: Sagt der "Hessebub".
zum BeitragHannibal Corpse
Warum ist es "liberal", Sex vor der Ehe zu haben?
zum BeitragHatten Anarchist:innen, Kommunist:innen und Sozialist:innen - das libertäre Spektrum - die Ehe nicht schon als Zwang erkannt und zur Befreiung der Sexualität aufgerufen, als Liberale noch genauso heimlich ihre Ehefrauen "betrogen" haben, wie die meisten von ihnen es jetzt noch tun?
Die politische und soziale Gleichheit der Frau, der Antirassismus und (in einer noch deutlicheren liberalen Zurichtung) der Antiklassismus, all das was sich Linksliberale heute auf die Fahnen schreiben und was sie als "liberale Werte" ausgeben, haben sie von Libertären übernommen und geben es als das ihrige aus. Dies ist auch eine Form der kulturellen Appropriation (Aneignung).
Warum fragt der Text nicht, wie emanzipert die Gesellschaft im Iran war und warum erwartet die Verfasserin von Linken, dass sie Liberale sein müssten? Ein falsches Maß wird an die Marxisten im Iran angesetzt. Diese müssen sich nicht daran messen lassen, wie liberal sie sind, sondern daran, wie emanzipatorisch sie sind.
Hannibal Corpse
[Re]: "Eigentlich fordert die AFD heute genau das was Merkel am Anfang Ihrer Regierungszeit ebenfalls im Programm hatte."
zum BeitragWo hat denn die CDU vor 20 Jahren das Ersaufenlassen von Zehntausenden gefordert, wie sie es jetzt tut?
Vielleicht ist es ja auch so, dass Konservative selbst ihren Konservativismus mehr und mehr in Richtung Faschismus geführt haben. Wie Werner Patzelt, der in PEGIDA ("Absaufen! Absaufen!") nur ganz normale Konservative sieht oder die Werte-Union, die ganz offen für eine Zusammenarbeit mit der AfD eintritt.
Was ist mit der Schleifung des Asylrechts seit der Wende?
Der einzige Punkt, in dem die CDU in begrenztem Rahmen nach links gerückt ist, ist die Geschlechterpolitik. In irgendetwas muss sie sich ja von rechts absetzen, sonst würden die Kontraste fehlen.
Und nein: Die CDU hatte am Anfang von Merkels Amtszeit weder im Programm, dass Alkohol- und Drogenabhängige eingesperrt werden sollen, noch, dass in Sachsen nur Elterngeld beziehen soll, wer deutsch ist und in Sachsen schon mindestens zehn Jahre lebt. Da ließen sich noch zig andere Punkte nennen, bei denen die AfD deutlich der Verfassung widerspricht. So unverschämt war die CDU auch vor 15 Jahren nicht.
Hannibal Corpse
[Re]: Ja, die Jule ist schon sehr sympathisch. Sie ist nicht bereit, Gewalt, die als Gegengewalt gegenüber der strukturellen Gewalt des Staates entsteht, zu moralisieren.
zum BeitragSie will über die Ursachen der Gewalt reden, die von Autonomen ausgeübt wird - über Verdrängung durch steigende Mieten; fallende Lohnquoten und steigende Lebenshaltungskosten; Abschiebungen in Krieg, Mittellosigkeit und Verfolgung; Ersaufenlassen im Mittelmeer; Kriegseinsätze, die als "Friedensmission" propagandistisch verklärt werden; Geheimdienste und Polizei, die Faschisten vor Strafverfolgung schützen und teilweise sogar unterstützen - und dass sie eine Welt anstrebt, in der Gewalt grundsätzlich problematisch ist, wird ihr als "extremistische" Unterstützungshandlung ausgelegt. Das zeigt sehr gut die totalitäre Mentalität bei der Springer-Presse, die ein vorauseilendes Gehorsam gegenüber der kapitalistischen Herrschaft bei allen Parlamentarier:innen und Journalist:innen erzwingen will.
Hannibal Corpse
[Re]: Aussagen, die ich in den Baseballschlägerjahren im Osten nur von Neonazis gehört habe, werden jetzt als "konservativ" gelabelt und sind in der bürgerlichen Presse zu lesen:
zum Beitrag- Man solle Menschen ertrinken lassen.
- Die Migration sei die "Mutter aller Probleme" (Seehofer).
- Schwangerschaftsabbrüche seien Unrecht (taz.de/Nathanael-L...-in-NRW/!5752330/)
- Die BRD sei ein "Unrechtsstaat". (Seehofer)
- Die Antifa sei faschistisch.
- Antirassismus sei deutschenfeindlich.
- Kritik sei Totalitarismus.
- Wissenschaftlichkeit sei Totalitarismus.
- Es gäbe eine linke Deutungshegemonie in den Medien. Das ist die neuste Sau, die durch's digitale Dorf getrieben wird. Ohne jeden Beweis. 71% der Volontär:innen bei DDR wählten RRG, wird in einer "Studie" behauptet, derweil haben nur 51% der ARD-Volontär:innen teilgenommen. Und weil alle Medien die ARD seien und weil alle Redaktionen aus Volontär:innen bestünden, verbreiten jetzt allerhand Schlaumeier die rechte Meinung, dass "die Medien" linkslastig seien.
Derweil gibt es dafür keinerlei Hinweise. Das Gespenst des Kommunismus wird wie eh und je in sämtlichen bürgerlichen Medien beschworen, wenn irgend jemand es einmal schaffen sollte, in einer breiteren Öffentlichkeit die Vergesellschaftung von Produktionsmitteln ins Gespräch zu bringen. Selbst in der taz noch werden Texte veröffentlicht, in denen höchst eloquent "begründet" wird, warum "Radikale" (Lukas Wallraff), d.h. Menschen, die nicht der "liberalen Mitte der Gesellschaft" (Peter Unfried) angehören, aus dem politischen Diskurs ausgeschlossen werden müssten. Während in dieser "liberalen Mitte" gleichzeitig erwartet wird, dass man mit Rechten doch reden müsste.
Hannibal Corpse
[Re]: @MARKUS79, @WOLPERTINGER, @SARRU-KINU, @RINGO
zum BeitragDeutlicher kann mann seine Ignoranz nicht zur Schau stellen.
Wenn eine Frau alleinerziehend ist, ist selbstverständlich immer sie selbst dran schuld. Wenn sie in der Pandemie arbeiten gehen muss und es keine Kinderbetreuung gibt, ist sie selbst dran schuld. Wenn sie nicht weiß, wie sie die Miete bezahlen soll, ist sie selbst dran schuld. Wenn sie keine Karriere gemacht hat, ist das ihre Schuld. Wenn der Partner sie verlässt, ist das ihre Schuld.
Solche wie euch möchte ich nicht zum Vater haben.
Hannibal Corpse
"In der Wissenschaft selbst besteht diese Kontrolle darin, dass Schwachsinn bei der Begutachtung durch Fachleute, also dem peer review, durchfällt. [...] Das funktioniert [...]"
zum BeitragUlrike Herrmann hat da in der taz schon etwas ganz anderes geschrieben:
"Selbst berühmte Volkswirte sind überzeugt, dass ihr Fach mit einer rationalen Wissenschaft nichts mehr zu tun hat, sondern sich in quasireligiöse Sekten zerlegt, die doktrinäre Glaubenssätze verbreiten. So stellte der Chefökonom der Weltbank, Paul Romer, kürzlich fest: „Die Ökonomie funktioniert nicht mehr, wie es bei einer wissenschaftlichen Disziplin üblich sein sollte.“ Er warf seinen Kollegen vor, „wie auf einem interreligiösen Treffen“ nur noch „Dogmen zu rezitieren“ und dafür „andächtige Stille“ zu erwarten."
taz.de/Treffen-der...straeger/!5435218/
Die Wertkritik hat herausgearbeitet, dass die Ökonomie keine empirische Wissenschaft ist. Denn die Ökonomie ist die Wissenschaft von der Maximierung von Werten, von der politischen Haushaltsführung. Geld ist dabei nicht, wie bei Aristoteles, omnikommensurabel, d.h. es lassen sich nicht alle Werte in Geld umrechnen.
Immer wieder sind wir bei der Haushaltsführung vor Entscheidungen gestellt: Mehr Freizeit oder mehr Arbeit? Mehr Konsum oder mehr Fortschritt? Mehr soziale Gleichheit oder mehr Leistungsanreize? Mehr selbst machen oder machen lassen?
Jede ökonomische Entscheidung ist irreduzibel politisch, d.h. eine Entscheidung zwischen inkommensurablen, nicht mit ein und demselben Maß messbaren Werten.
In der kapitalistischen Ökonomie kommt der Wert dagegen nur in der ständigen Verwandlung von Geld in Ware und Ware in Geld vor. Bei Marx wird diese politisch eindimensionale Metamorphose als "automatisches Subjekt" bezeichnet.
Die Flucht in die vermeintliche Empirie des Wertes und die Furcht vor politischer Einmischung in deren vermeinte Reinheit bringt "eindimensionale Menschen" hervor, wie Herbert Marcuse im gleichnamigen Buch beschrieben hat.
Hannibal Corpse
[Re]: Das ist nicht nur gefährlich, weil damit radikale Kritik delegitimiert wird, sondern auch, weil ein Teil der Linke das wirklich glaubt und sich deswegen gar nicht erst in den demokratischen Prozess einbringt. Dann wird das Gleichnis "Demokratie = Verfassung = Staat = Kapitalismus" zur selbsterfüllenden Prophezeiung.
zum BeitragHannibal Corpse
Ich lese sehr gern, was Georg Seesslens schreibt, allerdings bin ich der Konzertmensch.
zum BeitragIch würde gern mit Begeisterung ins Kino gehen, aber ich kann nicht räumlich sehen und sehe vor allem mit dem linken Auge. Wenn die Leinwand zu groß ist, habe ich am Ende des Films Kopfschmerzen.
Allenfalls gehe ich also in sehr kleine Kinos und davon gibt es immer weniger. Dafür freue ich mich umso mehr, wenn der Konzertbetrieb wieder anfängt. Normalerweise gehe ich ungefähr einmal die Woche ins Konzert oder kümmere mich um die Tontechnik.
Vielen Konzertstätten wird es nicht viel besser gehen als den Kinos. Zum Glück gibt es in Leipzig genügend autonome Kulturstätten, die nicht gleich in Existenzgefahr sind, wenn mal eine Weile kein Geld reinkommt. Es gibt schließlich viel weniger finanzielle Verpflichtungen und für schlechte Zeiten wurde sowieso was zurückgelegt.
Vereine, die ein Haus gekauft haben oder es in Erbpacht betreiben und wo die Kulturveranstaltungen (hauptsächlich) von Freiwilligen betreut werden, sind da klar im Vorteil gegenüber privatwirtschaftlichen Kultureinrichtungen.
Keine der Konzertstätten, in denen ich aktiv bin, musste bisher Spendenaufrufe starten oder Eintrittskarten für Konzerte verkaufen, die erst stattfinden, wenn die Corona-Situation es wieder zulässt. Wir müssen uns in der Programmauswahl auch nicht den Zwängen beugen, die die Kulturindustrie erst erzeugt hat (wie bei den ewig sich wiederholenden Bond-, Fast & Furious- oder Superheldenfilmen) und haben keine Schulden angehäuft.
"Da war der Kanzler so gerührt
Er hat dem Manne gratuliert
Und's Parlament ging ohne Widerspruch nach Haus'!
Und nun war'n alle Menschen gleich
Weil alle arm war'n, war'n sie reich
Und mit der Zeit hat sich gezeigt
Das zahlt sich aus.!"
Georg Kreisler - Wenn's nicht wahr ist
www.youtube.com/watch?v=dxA0QiQKehM
Hannibal Corpse
Der Vergleich zwischen Netzökonomie und Klimaschutz ist wacklig, denn IT-Produkte sind skalierbar, es werden einfach mehr Server dazugeschaltet. Außerdem sind die genannten Dienste kostenlos.
zum BeitragDas lässt sich nicht einfach auf den Klima- und Artenschutz übertragen. Der Umstieg auf nachhaltige Produkte bedürfen einer längeren Umstellungszeit und viel mehr zusätzliches Kapital als das bei Software der Fall ist, die, einmal geschrieben, auf prinzipiell beliebig vielen Endgeräten laufen kann. Die Server stehen zur Verfügung, denn jeder Cloudserver, den Whatsapp nicht mehr nutzt, kann an andere Anbieter vermietet werden.
Der Umstieg auf eine neue Technologie braucht auch infrastrukturelle Investitionen, wie bei den E-Autos, wo es nicht genügend Ladeinfrastruktur gibt oder bei der Wasserstofftechnologie, wo es kaum Zapfsäulen gibt. Ferner brauchen Menschen auch das nötige Geld, um sich klima- und umweltgerechte Produkte zu kaufen. Also muss auch über die sozialen Bedingungen gesprochen werden, unter denen diese Produkte hergestellt werden.
Ohne den individuellen Ansatz geht es selbstverständlich auch nicht. Denn ökologisch und sozial nachhaltige Produkte kosten mehr und können nicht so gedankenlos konsumiert werden wie Produkte, die auf der (Über-)Ausbeutung von Mensch und Natur beruhen. Das Leben muss also anders gestaltet werden, zum Beispiel müssen Kleidung und technische Geräte repariert werden, anstatt dass einfach immer neue Dinge gekauft werden. Die Fähigkeit, auch mit weniger Konsum ein erfülltes Leben zu führen, muss erlernt werden und diese Fähigkeit muss auch an die nächsten Generationen weitergegeben werden. Das darf selbstverständlich nicht zulasten von Frauen gehen. Auf individueller Seite gibt es also bei Männern mehr zu tun als bei Frauen.
Hannibal Corpse
[Re]: Ich verwende das Wort "libertär" absichtlich.
zum BeitragErstens aus strategischen Überlegungen, um zu zeigen, dass der Liberalismus nicht die Freiheit und die Toleranz gepachtet hat.
Zweitens aus historischen Gründen, denn der Begriff "libertär" wurde Mitte des 19. Jahrhunderts zuerst von amerikanischen Syndikalisten/Kommunisten gebraucht und dann von Marktradikalen angeignet. Heute nennt sich zum Beispiel der französische Teil der anarchistischen "Plattform" "Union communiste libertaire".
Ich denke zwar nicht, dass es ganz ohne Staat geht - der sollte z.B. die Gesundheitsversorgung organisieren und ein bedingungsloses Grundeinkommen garantieren - aber die Idee einer dezentral organisierten Planwirtschaft im Gegensatz zum Staatssozialismus vertrete ich auch.
Ich komme aus Sachsen und mit diesen Sächsinnen und Sachsen kann man nur Staat machen.
en.wikipedia.org/w...muniste_libertaire
en.wikipedia.org/w...ertarian_socialism
en.wikipedia.org/w...ibertarian_Marxism
Hannibal Corpse
Wenn sich irgendwann dank Impfungen die Corona-Situation entspannt hat, werde ich mich einer (pro-)feministischen Initiative anschließen, um insbesondere Alleinerziehende bei der Kinderbetreuung zu unterstützen.
zum BeitragWie @TOMBOMBADIL schreibt, fehlt besonders Alleinerziehenden auch die Zeit, sich politisch zu organisieren, deswegen habe ich einen Anfang gemacht, indem ich meinen Kolleginnen angeboten habe, am Frauenkampftag die Kinder für ein paar Stunden in unserem Laden zu bespaßen. Das finden meine Kolleginnen gut.
Hannibal Corpse
"Überraschend haben sich am Montagabend erstmals seit Dezember wieder Afghanistans Kriegsparteien zu Gesprächen getroffen, die den seit 41 Jahren andauernden Krieg am Hindukusch beenden sollen."
zum BeitragDas ist irgendwie unglücklich ausgedrückt. Es gibt in Afghanistan seit mindestens 1978 Krieg, aber ist es ein und derselbe Krieg? Das denke ich nicht.
Der derzeitige Krieg in Afghanistan dauert "erst" 20 Jahre.
Davor gab es 12 Jahre Bürgerkrieg und noch davor 10 Jahre Krieg zwischen der Roten Armee (die von der afghanischen Regierung zuhilfe gerufen wurde) und den von den USA, Saudi Arabien und Pakistan unterstützten Mudschaheddin. Davor gab es schon ein Jahr lang Krieg zwischen der afghanischen Regierung und radikal-islamischen Milizen.
Die USA sind 2001 nicht einfach nur in einen bestehenden Krieg eingetreten. Durch ihre Anwesenheit wurde für viele Afghanen aus dem Bürgerkrieg ein heiliger Befreiungskrieg.
Mit der Invasion der US-Truppen änderten sich die Frontstellungen erneut.
So am Beispiel Gulbuddin Hekmatyār zu sehen, der ab 1978 gegen die sozialistische Regierung kämpfte und mit seiner Mudschaheddingruppe Hizb-i Islāmī allein im Jahr 1987 660 Millionen Dollar von den USA für den Kampf gegen die Rote Armee bekam. 1993 wurde er für kurze Zeit Premier und kämpfte gegen die Taliban. 2001 stellte er sich auf die Seite der Taliban und 2002 rief er dann zum heiligen Krieg gegen die USA auf.
Nach meiner Zählung sind das drei ineinander übergehende Kriege, bei denen sich jedesmal die Frontstellungen ändern, ehemalige Verbündete sich als Feinde gegenüberstehen und ehemalige Feinde als Verbündete agieren.
Hannibal Corpse
"Kaum jemand versteht, warum in Großbritannien, den USA oder der Türkei schneller geimpft wird als hier. Und während Schulkinder in Österreich längst flächendeckend schnellgetestet werden, ist Gesundheitsminister Jens Spahn mit seinem Plan, ab 1. März Schnelltests für alle anzubieten, krachend gescheitert. Auch deshalb fehlen weiter Perspektiven, um Bildung und ein halbwegs normales Leben zu ermöglichen. [...]
zum BeitragDann wird „das System“ verantwortlich gemacht – und Radikale haben bessere Chancen. Die Demokratie wird nicht durch Aussitzen vor Schaden bewahrt."
Es können auch viele Menschen nicht gutheißen, wenn es heißt: "Bleiben Sie zuhause! Der Weg zu Arbeit ist gestattet!". 100.000 Menschen haben den #ZeroCoVid-Aufruf unterschrieben, mit der Kernforderung, dass sich ein Lockdown nicht nur auf das Private, die Gastronomie und den Einzelhandel beschränken soll, sondern die Industrie geschlossen werden soll, soweit es möglich ist.
Wenn nicht Profite vor Menschenleben gehen würden, wenn es nicht wichtiger wäre, Autos, Waffen und Pestizide zu produzieren, als Menschenleben zu retten, dann würden wir jetzt wohl nicht in den vierten Lockdownmonat gehen. Illusionär ist es allenfalls, den #ZeroCoVid-Aufruf an die Regierenden zu richten.
Ursache dafür, dass eine solche Strategie nicht umsetzbar ist, ist nicht "das System" (welches eigentlich genau?) sondern eine Struktur, die als Kapitalismus bekannt ist. Das Grundgesetz sieht die Möglichkeit der Vergesellschaftung der Produktionsmittel ausdrücklich vor. Es ist im Rahmen des demokratischen Systems also möglich, eine andere Wirtschaftsweise wie einen libertären Sozialismus auf dezentralisierter Genossenschaftsbasis einzuführen.
Das ist radikal. Na und? Die Welt geht davon bestimmt nicht unter. Eher noch, wenn so weitergemacht wird, wenn versucht wird, die Situation auszusitzen.
Demokratie braucht einen ergebnisoffenen Diskurs und keine diskursiven Radikalenerlässe. Alternativlosigkeit ist das Gegenteil von Fehlerkorrektur.
Hannibal Corpse
Mein Opa war Direktor bei der DhfK. Meine Oma hält ihn auch immer so in Ehren, dass sie nichts von Staatsdoping in der DDR wissen will.
zum BeitragHeldenverklärung hat allerdings nicht nur in der DDR ihren festen Platz.
Wer sich in der Bundesrepublik nicht auf ideologische Prämissen einlässt und eine Anstellung bei der Bundespolizei oder der Bundeswehr ablehnt, hat in vielen Bereichen, besonders im Wintersport, kaum eine Chance auf eine ausreichende Sportförderung.
Profisprtler:innen sehen aus wie laufende Werbetafeln und es gehört zu ihrem Job, dass sie als Aushängeschilder für den Kapitalismus dienen. Wer sich da verweigert, hat von vorn herein keine Chance auf Karriere.
Nicht zuletzt winken nach der sportlichen Karriere Führungsposten und Coaching-Auftritte für kapitalistisches Führungspersonal.
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Hannibal Corpse
[Re]: An welcher Stelle wäre das denn "absolut notwendig" gewesen?
zum BeitragWo setzt sich denn die taz mit diesen Begrifflichkeiten öffentlich auseinander?
Ja, ich hätte das auch unter irgend einen anderen Artikel schreiben können, in dem von "ArbeitgeberInnen" und "ArbeitnehmerInnen" die Rede ist. Da hätte das dann genauso gut und genauso schlecht gepasst wie unter diesen Artikel.
Hannibal Corpse
[Re]: Antifemismus bedeutet, die strukturelle Diskriminierung von Frauen zu leugnen und zu behaupten, Männer wären strukturell gegenüber Frauen diskriminiert.
zum BeitragAntifeminismus ist keine Feminismuskritik, die auf Gleichstellung abziehlt. Das Bundesforum Männer ist nicht antifeministisch, sondern setzt sich da für Gleichstellung ein, wo es der feministische Verbände i.d.R. nicht machen. Er spricht diesen Verbänden aber nicht ihre Berechtigung ab oder verumglimpft sie als Unterdrücker von Männern.
Frauenverbände haben nun mal die Aufgabe, für Interessen von Frauen einzutreten und nicht, für Interessen von Männern einzutreten. Behindertenverbände treten ja auch nicht für die Interessen von Nicht-Behinderten ein, Migrantenverbände nicht für die Interessen von Menschen ohne Migrationshintergrund und der Zentralrat der Juden setzt sich nicht für die Interessen von Christ:innen, Muslim:innen oder Atheist:innen ein.
Im Scheidungsrecht kochen die Emotionen hoch, das ist nachvollziehbar. Bei Männern, denen aus ihrer Sicht unberechtigt der Kontakt mit den Kindern eingeschränkt wird und auch bei Frauen, die von Männern bedroht werden oder physische Gewalt erfahren haben. Wenn allerdings Männer sich in einer Beziehung nichts zuschulden kommen lassen haben, aber vor Gericht oder im Internet eine geradezu toxische Männlichkeit zur Schau stellen, trägt das nicht gerade dazu bei, ihrem Anliegen zu Erfolg zu verhelfen.
Es ist nicht die Schuld von Frauenverbänden, dass so viele Männer sich bei antifeministischen rechtsoffenen oder rechten Vereinen betätigen. Wenn diese Männer ihre Interessen mit Respekt gegenüber Frauen und auf Augenhöhe vertreten würden, wären wir auch bei da weiter, wo Männer gesellschaftlich das Nachsehen haben.
Dass Männer im Schnitt so viel eher sterben als Frauen, bei ihnen weniger oft Depressionen erkannt werden und dass sie bei Sorgerechtsstreitigkeiten vielleicht öfter ungerecht behandelt werden, ist Folge des Patriarchats, nicht die eines imaginierten Matriarchats.
Hannibal Corpse
[Re]: GG Artikel 3:
zum Beitrag"(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin."
Das heißt Gleichstellung.
Die EU-Verträge haben auch Verfassungsrang.
Richtlinie 2000/78/EG des Rates vom 27. November 2000 zur Festlegung eines allgemeinen Rahmens für die Verwirklichung der Gleichbehandlung in Beschäftigung und Beruf:
"(3) Bei der Anwendung des Grundsatzes der Gleichbehandlung ist die Gemeinschaft gemäß Artikel 3 Absatz 2 des EG-Vertrags bemüht, Ungleichheiten zu beseitigen und die Gleichstellung von Männern und Frauen zu fördern, zumal Frauen häufig Opfer mehrfacher Diskriminierung sind."
"(1) Der Gleichbehandlungsgrundsatz hindert die Mitgliedstaaten nicht daran, zur Gewährleistung der völligen Gleichstellung im Berufsleben spezifische Maßnahmen beizubehalten oder einzuführen, mit denen Benachteiligungen wegen eines in Artikel 1 genannten Diskriminierungsgrunds verhindert oder ausgeglichen werden."
In Bezug auf Menschen mit Behinderung gibt es auch das Behindertengleichstellungsgesetz.
Hannibal Corpse
Allein in diesem Winter sind 13 Obdachlose auf Hamburgs Straßen gestorben. Es sind auch Menschen verhungert, weil sie im Hartz-IV-Regime unter die Räder gekommen sind. Aber das sind ja "Peanuts" im Kapitalismus. Seit dem Bau der Festung Europa, dem "antimigrantischen Schutzwall", sind eine hohe fünfstellige oder gar sechsstellige Zahl an Menschen im Mittelmeer und im Atlantik ertrunken oder in der Sahara verdurstet - oder haben sich nach der Abschiebung nach Afghanistan das Leben genommen.
zum BeitragAber die RAF, aber die RAF.
Wenn es nur so einfach wäre. Einfach ein paar Köpfe kürzen und dann ist Zivilisation. Genau das wird schließlich die ganze Zeit von der BILD bis zur taz von Linken verlangt? "Sei doch mal nicht so moralisch."
Wenn eine Partei die Bereitschaft zum Kriegführen nicht zeigt, wie sie von der "liberalen Mitte der Gesellschaft", von SPD, CDU, CSU, FDP und den Grünen eingefordert wird, wird sie öffentlich niedergemacht und von Koalitionsverhandlungen ausgeschlossen.
Allerdings sollten Linke sich diese gesellschaftliche Forderung nach Gewaltbereitschaft doch nicht allzu sehr zu Herzen nehmen. Dann ist schließlich das Geschrei groß.
Hannibal Corpse
[Re]: "welcher sachliche Grund spräche, auch medizingeschichtlich betrachtet, [für die Normativität von Männlichkeit]?"
zum BeitragAls ob "sachliche Gründe" in der Medizingeschichte notwendig gewesen wären, um "Männlichkeit" (worunter sich historisch Verschiedenes vorgestellt wurde) zur Norm zu erheben.
Medizinhistorisch wurde am Anfang der Sexualforschung - noch bevor der Begriff "Sexualität" entstand - die Vagina als ein nach innen gedrehter Penis gedeutet. Mit "sachlichen Gründen" hatte das nichts zu tun, sondern mit dem Christentum.
Der weibliche Orgasmus und die weibliche Lust wurde noch im 20. Jahrhundert als "Hysterie" in zahlreichen Kliniken "behandelt", unter anderem durch Entnahme der Gebärmutter. Auf die Idee, Männern die Hoden zu entfernen, weil sie einen Orgasmus haben können, ist dagegen in der Geschichte nie jemand ernsthaft verfallen.
Ich setze "sachliche Gründe" in Anführungsstrichen, weil die Mediziner, die Frauen wegen "sexueller Hysterie" "behandelt" haben, auch der Vorstellung gefolgt sind, es gäbe eine sachliche Notwendigkeit für ihr Handeln. Dabei lässt sich aus einem Sein kein Sollen ableiten.
Dass Medikamentenstudien für Schwangere bzw Embryonen übermäßig gefährlich sein können, ist kein Argument dafür, Studien vorrangig an Männern durchzuführen.
Alternativ dazu könnten auch eine Aufklärung der Frauen und regelmäßige Schwangerschaftstests stattfinden und der Test eines neuen Medikaments müsste gegebenenfalls abgebrochen werden. Das macht eine Medikamentenstudie aber teurer.
Ein Migränemedikament an genausovielen Männern wie Frauen zu testen ist nicht medizinisch unsinnig, wie im Interview dargestellt, sondern macht die Sache ebenfalls einfach nur teurer.
Es sind also ökonomische Gründe, die dabei eine diskriminierende Rolle spielen und keine "sachlichen".
Hannibal Corpse
Wenn Begriffe gegendert werden, sollte das nicht aus einem Automatismus geschehen. Diskriminierende Begrifflichkeiten werden dadurch im Zweifel noch aufgewertet und ihr Macht- und Herrschaftsgehalt wird verschleiert.
zum BeitragWenn ein Karnevalsverein sich "ZigeunerInnen" nennt statt "Zigeuner", macht das die Sache nicht besser, sondern eher noch schlimmer.
Ähnlich verhält es sich mit den Begriffen "Arbeitgeber" und "Arbeitnehmer". Diese suggerieren, das die Arbeiter:innen den Unternehmer:innen etwas wegnehmen und dass andererseits die Unternehmer:innen den Arbeiter:innen etwas Gutes tun, wenn sie sie zu unbezahlter Mehrarbeit zwingen.
Das kehrt die realen Verhältnisse um. Denn Unternehmer:innen sind für ihre Profite auf ausbeutbare Arbeitskraft angewiesen und stellen Arbeiter:innen nicht aus Güte ein, sondern aus Eigennutz. Dafür müssen ihnen die Arbeiter:innen nicht auch noch dankbar sein.
Die Idee, dass Unternehmer:innen den Arbeiter:innen etwas geben, indem sie sie zur unbezahlten Mehrarbeit zwingen, ist bevormundend (patronistisch oder patriarchal). Es wird dabei unterstellt, dass es den Arbeiter:innen schlechter ginge, wenn man sie auf Augenhöhe behandeln würde und sie selbst bestimmen könnten, wieviel unbezahlte Arbeit sie leisten, d.h. wieviel Arbeit sie in den Fortschritt investieren wollen. Man müsse sie daher zu ihrem Glück zwingen.
In jedem Arbeitsvertrag wird die Klassendifferenz festgeschrieben und reproduziert, dass nämlich die Unternehmer:innen das Kapital zur Verfügung stellen und die Arbeiter:innen die Arbeit, von deren Wert sich die Unternehmer:innen einen Teil aneignen. Deswegen kehrt der Begriff "Arbeitnehmer" die Verhältnisse um. Denn die vermeintlichen "Arbeitnehmer" sind in Wirklichkeit diejenigen, die die Arbeit geben und die vermeintlichen "Arbeitgeber" sind diejenigen, sie sich einen Teil des Wertes der Arbeit aneignen.
Daran ändert auch Gendern nichts. Dadurch wird nur suggeriert, die Begriffe seien nun unproblematisch.
Hannibal Corpse
[Re]: Bei Marx steht auch nichts von "Klassismus". Da ist von Klassen die Rede. Menschen werden durch die Existenz von Klassen bereits diskriminiert und nicht erst anhand ihrer Klasse diskriminiert, so wie Menschen anhand ihrer Hautfarbe oder ihres Geschlechts diskriminiert werden. Durch die bloße Existenz verschiedener Hautfarben und Geschlechter werden Menschen nicht diskriminiert, wohl aber durch die Existenz von Klassen.
zum BeitragInsofern ist die Existenz von Klassen methodisch gesehen basaler als die Diskriminierung anhand des Klassenstatus, der Hautfarbe und des Geschlechtes, zumindest insoweit sich die letzteren in der kapitalistischen Produktionsweise verorten lassen.
Deswegen lässt sich auch keine Unterteilung von Klassismus, Rassismus und Sexismus in Haupt- und Nebenwidersprüche machen, wie @AJUGA das behauptet hat.
Hannibal Corpse
[Re]: Im 19. Jahrhundert wäre das vielleicht noch keine antifeministische Position gewesen. Mittlerweile ist es wissenschaftlicher Konsens, dass es Intersexualität gibt und die Trans-, Inter- und Nichtbinärenfeindlichkeit hat ihren festen Platz im Antifeminismus bekommen.
zum BeitragDarin, dass es Inter- Trans- und Homosexualität gibt, sehen VerfechterInnen des klassischen Ehe- und Familienmodells eine Bedrohung für die scheinbare Selbstverständlichkeit ihres Konzeptes.
Hannibal Corpse
" Inwieweit begünstigen Krisen den Antifeminismus?
In Krisen wächst der Wunsch nach einfachen Erklärungen und Sicherheit. Die Coronakrise ist eine komplexe Situation, in der Verschwörungstheorien Entlastung bieten können. Wir sind zudem weniger offen für die Infragestellung von bestehenden Denkweisen. Wie der, dass unsere Gesellschaft auf einer zweigeschlechtlichen Denkweise aufbaut."
zum BeitragSpätestens an dieser Stelle hätte ich mir dann doch einen materialistischen Bezug gewünscht.
Kapitalistische Krisen entstehen strukturbedingt immer von Neuem, da die Mittel zur Überwindung der Krise die nächste Krise hervorbringen.
Weil die kapitalistische Produktionsweise auf Konkurrenz um die erfolgreichste Ausbeutung von Arbeitskraft angelegt ist und ein Mangel an Kooperation besteht, entsteht ein systemischer Mangel an ausbeutbarer Arbeitskraft.
In jedem kapitalistischen Krisenzyklus wird in der Mangelgesellschaft erneut die systemische Notwendigkeit deutlich gemacht, diesem Mangel an ausbeutbarer Arbeitskraft Abhilfe zu verschaffen.
Die Unterwerfung von Frauenkörpern zur vermehrten Reproduktion der ausbeutbaren Arbeitskraft ist schon immer eine Konsequenz dieses kapitalismusbedingten Mangels gewesen, denn die damit verbundene Reproduktionsarbeit wird im Gegensatz zur Produktionsarbeit nicht bezahlt.
Frauen zu unterdrücken ist billiger als Krieg, um zusätzliche Arbeitskraft unter die nationalökonomische kapitalistische Herrschaft zu bringen. Deswegen ist Antifeminismus eine der ersten spürbaren Krisenfolgen. Gerade für die konservative, esoterische und religiöse Rechte steht Antifeminismus methodische wohl noch vor dem Rassismus. Das kann man bei der konservativen Gesellschaft für Deutsche Sprache und bei Männerrechtsorganisationen sehen.
Die "Türöffnerfunktion" des Antifeminismus für die extreme Rechte beruht nicht nur auf strukturellen Ähnlichkeiten, sondern ist in erster Linie ökonomisch bedingt.
Ein Abtreibungsverbot ist billiger als Krieg und drückt nicht das Lohnniveau.
Hannibal Corpse
[Re]: Die Interviewführung hat einfach nur kritische Fragen gestellt. Aus feministischer Perspektive, was auch verständlich ist.
zum BeitragKritsche Fragen zu stellen, ist die Aufgabe von Journalist:innen. Wenn diese das immer so machen würden, wären wir schon ein ganzes Stück weiter.
Hannibal Corpse
[Re]: "Frauenvereine" wie das Bundesforum Männer.
zum Beitragtaz.de/Maennerforu...errollen/!5724974/
Hannibal Corpse
[Re]: Im GG steht "Gleichstellung der Geschlechter", was nicht dasselbe ist wie "Gleichberechtigung".
zum BeitragDie von ihnen so genannten Frauenvereine beziehen Gelder für Projekte, die gegen die Benachteiligung von Frauen gerichtet sind.
Es werden aber auch Projekte der Bildungsarbeit gefördert, in denen beim Thema geschlechtsspezifische Medizin auch die Tatsache angesprochen wird, dass Depressionen bei Männern weniger oft erkannt werden, dass Männer öfter von Obdachlosigkeit betroffen sind und eine geringere Lebenserwartung haben, die nur zu geringem Teil auf biologische Faktoren zurückzuführen ist. All das wird auch regelmäßig in der taz berichtet.
Was nicht gefördert wird, sind antifeministische Initiativen, da diese gegen die Gleichstellung der Geschlechter gerichtet sind, weil sie die tatsächlich vorhandenen Diskriminierungen von Frauen nicht anerkennen und behaupten, Männer würden strukturell gegenüber von Frauen diskriminiert. Wenn man sich die Geschlechtervertilung in deutschen Aufsichtsräten und die Einkommensverteilung zwischen den Geschlechtern anschaut, wird sofort offensichtlich, dass das nicht wahr ist.
So einfach ist das.
Hannibal Corpse
[Re]: Franziska Giffey ist in genau demselben Sinne Frauenministerin, wie Andreas Scheuer Verkehrminister ist und Horst Seehofer Innenminister.
zum BeitragKommentieren sie diese beiden Bezeichnungen auch so übergenau, wenn sie eine davon in einem Artikel lesen?
Hannibal Corpse
Tipp an Einbrecher:
zum BeitragDamit beim nächsten Bruch alles reibungslos klappt, einfach eine Strumpfmaske mit heller Farbe tragen. ;-)
Hannibal Corpse
[Re]: "Nein, das ist kein "Problem.""
zum BeitragWas die Forderung betrifft, Männer zuerst zu impfen, ist es schon ein Problem. Weil eben das biologische Geschlecht nicht der einzige Faktor ist.
Hannibal Corpse
[Re]: Die Frage ist doch, was als wie wahrscheinlich angesehen wird.
zum BeitragHannibal Corpse
[Re]: Welches "Argument"?
zum BeitragEssen Sie Fleisch? Es gibt auch Faschisten, die essen Fleisch!
Sind Sie Vegetarier? Es gibt auch Faschisten, die sind Vegetarier!
Ernähren Sie sich vegan? Es gibt auch Faschisten, die sich vegan ernähren!
Hannibal Corpse
[Re]: Ich denke mal, ein Jakobiner hätte schon die Geheimpolizei geschickt.
zum BeitragHannibal Corpse
Allein mit Solar- und Windkraft wird es nicht gehen.
zum BeitragEs muss, wenn nicht über Atomkraft, dann zumindest über Wasserkraft, Pumpspeicherkraftwerke und Gezeitenkraftwerke gesprochen werden und über Reserven an Wasserstoff bzw. synthetischen Kraftstoffen, mit denen sich die Zeiten überbrücken lassen, in denen Solar- und Windkraftwerke keine Energie liefern. Das macht Solar- und Windkraft weniger effektiv und die dabei entstehenden finanziellen und ökologischen Kosten sollten ehrlicherweise auch bei den Kosten der erneuerbaren Energien berücksichtigt werden.
Hannibal Corpse
Habe gerade versucht, Inhalte des Instagram-Kanals abzurufen. Ging nicht. Brauche einen Account.
zum BeitragWenn die Zwangsgebühren dazu verwendet werden, privatwirtschaftliche Netzwerke mit zusätzlichen Inhalten zu bereichern, sollten diese Inhalte auch außerhalb dieser Netzwerke zur Verfügung stehen.
Öffentlich-Rechtliche sind dazu da, der Fragmentierung der Öffentlichkeit eine Plattform gegenüberzustellen, in der diese Teilöffentlichkeiten zusammenkommen. Für die Instagram-Teilöffentlichkeit und die YouTube-Teilöffentlichkeit ein anderes Programm zur gestalten als für die Fernseh-Teilöffentlichkeit und die Mediathek-Teilöffentlichkeit, ist ein Schritt in die falsche Richtung.
Außerdem sollte eine kritische Berichterstattung auch fragen, wieviel Instagram und Youtube an die Öffentlich-Rechtlichen für die Formate zahlen, die von Zwangsgebüren finanziert, dort veröffentlicht werden - ob sie überhaupt etwas dafür zahlen.
Und inwieweit es eine Marktverzerrung ist, wenn die Inhalte, die auf Youtube, Facebook oder Instagram reingestellt werden, nicht auch auf anderen Plattformen verfügbar macht. Mein Diaspora-Account nützt mir ziemlich wenig. Darüber sollte sich die FDP mal Gedanken machen, wenn sie zu was nütze sein will.
Hannibal Corpse
[Re]: Aussagekräftig ist das nur, wenn das ins Verhältnis zu den Bewerbungen gesetzt wird uns ins Verhältnis zu der Zustimmung zu RRG bei der entsprechenden Altergruppe insgesamt. Junge Menschen, die links von der Mitte stehen, werden sich kaum bei der "FAZ", der "Welt", dem "Focus", der "Bild", der "Leipziger Volkszeitung" oder anderen liberal-konservativen bis rechtspopulistischen Milliardärsblättern um ein Volontariat bewerben.
zum BeitragWenn man sich das Programm und die Berichterstattung beim ZDF, MDR oder BR anschaut, sind das auch keine Orte, die einladend sind für junge Menschen, die links von der Mitte stehen.
Und auch bei der ARD sind die Kommentare bei den Tagesthemen nahezu durchweg liberal-konservativ.
Volontäre gehen nach dem Ende ihres Volontariats wieder. Die Frage ist doch eher, wer die Programmgestaltung verantwortet.
Hannibal Corpse
[Re]: Für einen Text, der damit anfängt, dass Gndersternchen und Binnen-I "sprachnormwidrig" sind, ist es schon ein starkes Stück, anders Denkende und Schreibende unter Totalitarismusverdacht zu stellen.
zum BeitragDer Text ist voll von Pseudoargumenten, wie dass es Kommunisten gibt, aber auch dass es Faschisten und Nationalsozialisten gäbe, die das Gendern praktizieren. Nun halten sich Faschisten und Nationalsozialisten immer und Kommunisten zumeist an die von Stöber so sehr geschätzte deutsche Sprachnorm. Das sollte ihm und den Herausgeber:innen der kommunikationswissenschaftlichen Zeitschrift eigentlich zu denken geben, ob das, was er schreibt, wissenschaftliches Niveau hat oder ob er es besser in einem Blog veröffentlichen sollte. Da kann er schließlich jeden Stuss schreiben, solange es nicht volksverhetzend ist.
Hannibal Corpse
Der Beitrag unterschlägt etwas, das die taz an anderer Stelle berichtet:
"Ben Smith, der Medienkolumnist der Times, zitiert ihn aus der Erinnerung einer Teilnehmerin der Reise. McNeil soll gesagt haben: „Es ist frustrierend, dass Schwarze Amerikaner weiter das System beschuldigen. Aber Rassismus ist vorbei. Niemand hält Schwarze mehr zurück, sie können aus ihren Ghettos herauskommen, wenn sie es nur wollen.“ McNeil selbst hat sich zu diesen Aussagen bisher nicht öffentlich geäußert."
taz.de/Sprachpolit...rk-Times/!5750135/
Ich empfinde es im Übrigen als illibertär, wenn ich in sozialen Medien beschimpft werde, weil ich gendere. Ich zwinge schließlich niemanden, das auch zu tun. Ich schreibe dann mitunter, die Urheber dieser Beleidigungen sollten mich doch mit ihrer sprachpolitischen Korrektheit in Ruhe lassen und aufhören, Sprachpolizei zu spielen.
Was der Kommentar übersieht, ist, dass "political correctness" ein dogmatischer Kampfbegriff ist, der vor allem in eine Richtung verwendet wird. Als wäre es nicht auch eine Form der "politischen Korrektheit", wenn man anderen die Kritik an der eigenen Ausdrucksweise verbietet.
zum BeitragEtwas differenzierter könnte die Analyse dann doch ausfallen.
Hannibal Corpse
Wenn das N-Wort nur als Zitat verwendet wurde, ist es tatsächlich sehr fragwürdig, warum sich die Diskussion so sehr darauf fixiert.
zum BeitragIn folgendem Artikel der taz, der letzte Woche erschienen ist, steht das Z-Wort geschlagene 40 mal, alles im Zitat, und ich hoffe einmal, dass die Verfasserin deswegen nicht geschasst wird. Es ist mir in dieser Anhäufung zwar sehr unangenehm aufgefallen und es wäre besser gewesen, es in der größen Mehrzahl der Fälle abzukürzen, aber der Text geht schließlich darum, dass es unangemessen ist, es zu benutzen.
taz.de/Rassistisch...Karneval/!5751856/
Hannibal Corpse
[Re]: Zum ersten Teil: Queere Menschen werden in Russland stark diskriminiert und dürfen öffentlich nicht für ihre Belange demonstrieren. Auf YouTube kursieren Videos, wie Faschogruppen Schwule zuhause terrorisieren und der Staat unternimmt nichts.
zum BeitragWenn Sie das nicht mitbekommen haben, dann frag ich mich, woher Sie ihre Informationen über Russland beziehen oder ob Sie überhaupt welche haben.
Der stetige Stimmenrückgang bei der Linken liegt wohl eher nicht daran, dass die Linke zu nah an neoliberale grüne Positionen rückt, sondern daran, dass sie es nicht schafft, eine Sprache zu sprechen, die 30 Jahre nach dem Fall der Mauer von links orientierten jungen Menschen verstanden wird und sich in vielen Punkten pauschalisierend und undifferenziert verhält und sich um klare Stellungnahmen vor allem in Bezug auf Russland herumdrückt, um bloß nicht diejenigen zu verärgern, die in jeder Kritik an russischen Verhältnissen eine NATO-Unterwanderung der Partei sehen. Das ist für die meisten Menschen unter 40 einfach nicht nachvollziehbar.
Derweil sollte es ohne große Probleme möglich sein, da klare Worte zu finden, ohne eine so genannte Politik der Äquidistanz zu vertreten. Ich persönlich finde [solid], die Linksjugend, schon seit langem glaubwürdiger als die Parteiführung, bei der es zu vielen Menschen um Profilierung geht un nicht darum, dass man einander zuhört und aufeinander eingeht. Statt dessen redet man aneinander vorbei oder führt verbale Schlammschlachten der untersten Schublade, wie es in der NRW-Linken gerade passiert.
Da sagt jemand, man solle Blauhelmeinsätze ohne Kampfauftrag nicht kategorisch ausschließen, schon wird er als NATO-Kriegstreiber beschimpft. Da sagen Leute, man solle gegenüber Putin nicht so unterwürfig sein und schon heißt es, man habe die US-Politik verharmlost.
Das ist unsachlich und bringt gar nichts außer dem öffentlichen Bild, dass mit dieser Partei nicht viel anzufangen ist.
Hannibal Corpse
[Re]: "Da könnte man genausogut auch argumentieren, die Grünen wollen Nord Stream II wegen der Inhaftierung Nawalnys beenden, haben aber weiterhin kein Problem mit Energieimporten aus Saudi Arabien und diversen anderen despotischen Emiraten, in denen jegliche Opposition seit Jahrzehnten geköpft wird."
zum BeitragWas ist an dem Argument denn falsch? Wir wissen doch alle, dass der IS eine wahabitische shiitische Islamauslegung vertritt und dass nicht der Iran, sondern die ach so geschätzten Geschäftspartner des Westen in den diversen Emiraten solche Gruppen finanzieren und dass viele islamofaschistische Milizen, u.a. der IS, ihr Rückzugsgebiet in der Türkei haben/hatten.
Was ist so falsch an der Forderung, nicht mit zweierlei Maß zu messen?
Hannibal Corpse
[Re]: Das ist so nun auch nicht wahr. Die Linke hat nirgends im Programm die Abschaffung des Grundgesetzes stehen und auch in Sevim Dagdelens Artikel in der Jungen Welt wird nicht moniert, dass Russland und China als Diktaturen bezeichnet werden, sondern, dass eine Politik der Äquidistanz die Regime-Change-Politik der NATO und die weltweite Präsenz des US-Militärs - also das Verharren der NATO im Kalten Krieg - nicht ausreichend berücksichtigt.
zum BeitragEs ist nicht die Frage, ob Russland kritisiert werden darf oder nicht, sondern darum, dass diese Kritik so geübt wird, dass es aussieht, als würden sich da mit den USA auf der einen und Russland und China auf der anderen Seite zwei Fraktionen gegenüberstehen, die in ähnlichem Maße an der Aufrüstung und an weltweiten Konflikten beteiligt wären.
Seit dem Ende des Kalten Krieges hat die USA massiv aufgerüstet, überall auf der Welt neue Militärbasen eröffnet und weltweit völkerrechtswidrige Kriege geführt. Russland und China wurden in der Fortführung der Politik des Kalten Krieges militärisch eingekreist und damit wurde eine Aufrüstungspirale in Gang gesetzt. Als Russland und China der NATO vorschlugen, über einen Vertrag gegen die Stationierung von Waffen im Weltraum zu verhandeln, wollten das die NATO-Staaten nicht und da wundere sich mal jemand, warum Putin die atomare Abrüstung auf Eis gestellt hat.
Das ist keine Schulhofschlägerei zwischen zwei Raufbolden, die beide jemanden zum Verdreschen gesucht haben.
Hannibal Corpse
Ich hoffe, dass sich da was in die Richtung tut, die Matthias Höhn vorgeschlagen hat. Selten habe ich jemanden von der Linken so eindeutig sagen hören, was Sache ist.
zum BeitragDie Strategie der Linkspartei auf Bundesebene ist es momentan ja eher, auf den Sankt-Nimmerleinstag zu warten, an dem sich die Massen auf die wahre Lehre besinnen.
Wie kann man aber Menschen von einer linken Politik überzeugen , wenn man nicht beweist (und nicht beweisen will), dass man es besser hinbekommt als eine schwarz-rote oder schwarz-grüne GroKo? Das stärkt am Ende nur die politische Rechte.
Dabei geht es nicht um die Aufgabe linker Inhalte und nicht darum, sich den Grünen anzugleichen, sondern um die Aufgabe der Idee, man könne in einer Demokratie Politik machen, ohne immer wieder Kompromisse eingehen zu müssen. Statt auf Positionen zu beharren, die pauschalisierend sind und Kompromisse verhindern, sollte doch eher die Diskussion darüber geführt werden, welche Kompromisse im Rahmen des parlamentarisch-demokratischen Prozesses vertretbar sind, weil sie einen Schritt in die richtige Richtung bedeuten - und welche Kompromisse nicht vertretbar sind, weil die Linkspartei und die gesellschaftliche Linke dadurch strategisch in ihrer Programmatik geschwächt werden.
Ich sehe nicht, dass die Bereitschaft zu friedenserhaltenden Blauhelmmissionen ohne Kampfauftrag, wie Matthias Höhn sie definiert hat, den friedenspolitischen Kurs der Linken schwächt.
Im Untertitel der taz wurde allerdings auch wieder ungenau polarisiert:
Eine "generelle Bereitschaft zu Blauhelmeinsätzen" hat Matthias Höhn nicht gefordert, sondern:
"Ich denke, wir sollten das generelle Nein zu Peacekeeping-Missionen überwinden und auf die Einzelfälle schauen, die die Vereinten Nationen nach Kapitel 6 ihrer Charta beschlossen haben."
Das generelle Nein zu überwinden, bedeutet kein generelles Ja, sondern, dass man sich jeden Fall genau anschaut und beurteilt, ob eine Beteiligung Sinn macht oder nicht.
Hannibal Corpse
[Re]: Ich habe das nicht bewertet, sondern nur darauf hingewiesen, dass es nicht nur um Eitelkeiten geht.
zum BeitragWenn das technisch möglich ist und wenn es zum Nutzen der ganzen Erdbevölkerung geschieht, habe ich da nichts dagegen.
Wenn das aber von einzelnen Nationen oder Konzernen gemacht wird, ist das etwas anderes. Da es ein äußerst schwieriges Unterfangen ist, große Mengen Rohstoffe vom Weltall auf die Erde zu bringen, wird es wohl vorerst darum gehen, die Rohstoffe gleich im Weltraum zu verarbeiten.
Wozu?
Dazu, wozu jede technische Neuerung im Kapitalismus zuerst verwendet wird - um Waffen zu bauen.
Hannibal Corpse
Was ist denn von profitorientierten Unternehmen zu erwarten, die ihr sich ewig wiederholendes Merchandise immer wieder von Neuem möglichst gewinnbringend aufstellen (müssen)?
zum BeitragDass bei Wonder Woman plötzlich die Zusammenhänge zwischen Kapitalismus und Sexismus zum Vorschein kommen? Dass bei Black Panther die gesellschaftliche Produktionsweise als treibende Kraft des strukturellen Rassimus zur Sprache kommt? Dass irgendeine dieser zur ewigen Wiederholung des Gleichen verdonnerten Superheld:innen endlich mal stirbt und wirklich tot bleibt?
Hannibal Corpse
[Re]: Also als Adjektive werden weder cis noch trans gebraucht. Ich habe noch nirgends eine Steigerung gelesen: cis, cisser, am cissesten, trans, transer, am transesten.
Das halte ich für eine Schwäche in der Theorie: Entweder ein Mensch identifiziert sich mit dem ihm gesellschaftlich zugewiesenen Geschlecht oder nicht. Einen Spielraum für ein Mehr oder ein Weniger sieht die Theorie nicht vor und das steht im Widerspruch zu allerlei Geschlechtsempfinden.
Auch, wenn Kindern nicht mehr das Junge- oder Mädchen-Sein reflexartig zugeschrieben wird - was vielfach schon so praktiziert wird - stößt die Theorie an ihre Grenzen.
Frauen wird die Reproduktionsarbeit schließlich nicht einfach aus Zufall zugewiesen. Sonst hätten sich nicht mit der Sesshaftwerdung fast zeitgleich überall auf der Welt vorwiegend patriarchale Verhältnisse entwickelt. Frauen bekommen diese Rolle zugewiesen, weil damit das Kindergebären verbunden wird und weil diejenigen, denen diese Fähigkeit nicht zugesprochen wird, statistisch gesehen ein paar Prozent stärker und schneller sind. Der zweite Punkt hat wohl mit dem Einsetzen der "primitiven Akkumulation" (Marx) dazu geführt, dass dieser statistische Unterschied auf einmal als so wichtig erachtet wurde, dass Archäolog:innen heute noch nachweisen könne, dass ab diesem Moment in den meisten Kulturen Frauen weniger Fleisch zu essen bekommen haben als Männer. Es gab etwas, das wertvoll genug war, es zu verteidigen und damit war es auch wertvoll genug, es sich mit Gewalt zu nehmen.
Dieser Zusammenhang zwischen der Wertkritik und der Kritik der Geschlechterverhältnisse wird leider weitgehend ignoriert. Ich wünsche mir daher, dass sich Queer-Feminist:innen (dazu zähle ich mich auch) mehr auf die methodischen Grundlagen ihrer Theorien besinnen, insbesondere auf die archäologische Methode, die Michel Foucault u.a. in der Buchreihe "Sexualität und Wahrheit" entwickelt hat. Sonst droht die queerfeministische Kritik ins Beliebige abzudriften.
zum BeitragHannibal Corpse
Ich denke, es wird sicherlich vereinzelte Männer geben, die mal für ein Jahr den Personenstand ändern und dann frauenbezogene Förderung beantragen oder versuchen, über die Frauenquote in bestimmte Positionen zu kommen.
Nicht aus Jux, wie @NEVER AGAIN untern schreibt, sondern aus Ressentiment.
Das Cis-Frauen strukturell diskriminiert werden und es deswegen gesellschaftliche Kompensationsversuche gibt, ist aber kein Argument dafür, Trans-Personen noch stärker zu zu diskriminieren.
Wenn also ein Cis-Mann sich als Frau ausgibt, um etwas zu beweisen, was er selbst nicht versteht, dann sollte mensch ihm vielleicht sagen, dass er gut aussieht, wenn er zu einem Thema was beitragen will. Oder ihn fragen, wie er Beruf und Familie vereinbart, wenn er meint, etwas besonders Kluges zu sagen. Wenn er sich auf einen Job bewirbt, fragen, ob er Kinder hat oder bekommen will oder, dass man Zweifel, ob eine Frau wie er den Anforderungen wirklich gewachsen ist.
Was erwarten wird denn von Gesetzen? Das sind allgemeine Regeln, die auf konkrete Situationen angewendet werden müssen. Dabei wird notwendig Ungerechtigkeit erzeugt, denn erstens müssen diese Gesetze ausgelegt werden und dabei gibt es eine Unschärfe und zweitens machen Gerichte auch notwendig immer wieder ganz klare Fehler und es kommt dazu, dass Unschuldige verurteilt werden. Deswegen darf es auch keine Todesstrafe geben, weil sich das nicht mehr durch eine Neuaufnahme des Verfahrens korrigieren lässt.
Gerechtigkeit wird nicht durch Gesetze geschaffen, sondern dadurch, dass sich Menschen respektvoll und auf Augenhöhe gegenübertreten. Gesetze können höchstens verhindern, dass es allzu ungerecht wird, aber wenn sie vollzogen werden, wird auch immer Ungerechtigkeit erzeugt.
Mehr macht auch die vorliegende Gesetzesvorlage nicht.
zum BeitragHannibal Corpse
Ich arbeite in einer Materialsammlung / Upcyclingladen. In unserem Laden kann jede:r so viel für die gespendeten Materialien geben, wie er:sie es für richtig hält.
zum BeitragIm letzten Jahr haben wir vier Wochen lang Aktionen zum Plastikfasten gemacht und diese hatten alle Bezug zum Selbermachen, der Verwertungslogik und der Wertkritik. Unser Verein hat auch eine Broschure herausgebracht, in der viele Wege beschrieben stehen, sich auf demokratischen Wege einzumischen und gesellschaftliche Veränderungen auf den Weg zu bringen.
Insofern war unser Engagement nicht in der kapitalistischen Marktlogik verortet. Da wird der vorliegende Kommentar also polemisch.
Eine vertane Chance. Leider. Denn dass wir alle auch lernen müssen, ein nachhaltiges Leben zu führen, liegt auf der Hand. Im Text wird das verkürzt auf die Konsumseite:
"Ja, jede:r Einzelne hat eine Verantwortung: nämlich sich zusammenzuschließen, um für Regeln zu kämpfen, die einen ethischen und umweltfreundlichen Konsum für alle garantieren."
Die Seite der Care-Arbeit wird dabei ausgeblendet. Der Kapitalismus ist ein warenproduzierendes Patriarchat. Zum Antikapitalismus gehört also notwendig auch die Frage, wer traditionell weiblich konnotierte Tätigkeiten wie das Waschen und Reparieren der Kleidung, das Wiederverwenden von gebrauchten Stoffen beim Nähen etc macht. Auch die emotionale Arbeit, die nötig ist, um Kindern eine nachhaltiges Lebensweise beizubringen, muss geschlechtergerecht verteilt werden.
Ein Antikapitalismus, der zulasten von Frauen geht, kann nicht funktionieren. Da hat der Kommentar seine methodische Schwäche. Denn Geschlechtergerechtigkeit lässt sich nicht so einfach verordnen. Das fängt notwendigerweise bei uns selbst an. Es reicht nicht, dass "jedes Produkt klimagerecht und ohne Ausbeutung produziert" werden soll. Es muss auch umweltgerecht und ohne Ausbeutung (von Frauen) gepflegt und entsorgt werden und diese Fähigkeiten müssen zudem von Generation zu Generation reproduziert werden.
Hannibal Corpse
"Ob vielleicht beides erforderlich ist?"
zum BeitragDa kann ich mich nur anschließen.
Hannibal Corpse
Da ist so oft von "der Linken" die Rede, derweil ist es bereits am Anfang des Textes fraglich, welche Linke denn gemeint ist:
zum Beitrag"Als ich mich das erste Mal intensiver mit Antisemitismus unter dem Deckmantel von Antizionismus befasste, stieß ich auf etwas historisch Bemerkenswertes: Die deutsche Linke trat in den ersten beiden Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg als vehemente Fürsprecherin Israels auf. Man kämpfte etwa für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit dem jüdischen Staat – in einer Zeit, in der die große Mehrheit der deutschen Bevölkerung der Existenz Israels im besten Fall gleichgültig gegenüberstand."
Es ist erfrischend zu sehen, dass auch 30 Jahre nach der Wende auch in der taz immer wieder darauf hingewiesen werden muss, dass die deutsche Geschichte nach 1945 nicht nur aus der westdeutschen Geschichte besteht.
Die SED, die unabweisbar auch ein Teil der deutschen Linken dargestellt hat, war so nationalistisch, antizionistisch und antisemitisch, wie es die MLPD heute noch ist. Im Jom-Kippur-Krieg hat die DDR ein Luftwaffengeschwader bereitgestellt. Bei all ihrem vermeinten Antifaschismus hat sie sich nie von islamofaschistischen Hardlinern distanziert, sondern diese, wie es heute noch bei der MLPD und Marx21 passiert, zu antifaschistischen Kämpfern verklärt (Marx21 ist auch der Grund, warum ich mich nicht in der LINKEN engagiere).
Insofern stellt der Untertitel eine falsche Behauptung auf: Linke Solidarität gegen Islamisten war in Deutschland noch nie eine Selbstverständlichkeit.
Wenn ich mir die Leipziger Linke anschaue, weiß ich allerdings, dass niemand Israel das Existenzrecht absprechen kann, ohne nicht von allen Seiten als Antisemit bezeichnet zu werden.
In der DDR hätte man es derweil besser wissen müssen. Engels' "Anti-Düring" wurde dort wohl zuwenig rezipiert. Sonst hätte man die Parallelen zwischen der "Deutschen Ideologie" und der islamofaschistischen deutlich gesehen.
Hannibal Corpse
[Re]: "Schlicht unverständlich."
zum BeitragAlso wenn der Staat sich der Religion neutral gegenüber verhalten soll, dann können die dem Vollzug seiner Gesetze Unterworfenen in Monogamie oder in Polygamie leben, in wilder Ehe oder als Singles, sie können "fremdgehen" oder "treu sein" - das hat den Staat nicht zu interessieren.
Nun weiss ich nicht, ob der französische Staat Ehen finanziell bevorteilt, wie es der (implizit christliche) deutsche Staat macht. Allerdings widerspricht es klar dem laizistischen Grundsatz, wenn "in Polygamie lebenden Ausländern [...] die Aufenthaltsgenehmigung entzogen werden [kann]".
Hannibal Corpse
"Vereine, die öffentliche Subventionen beziehen, müssen sich vertraglich den Grundwerten der Republik und ihren Symbolen verpflichtet erklären."
zum BeitragDa geht es wohl nicht nur darum, die laizistische Grundhaltung aufzugeben, sondern auch darum, in ein und demselben Streich auch gleich noch eine gehörige Portion Nationalismus autoritär zu verordnen.
Deutschland hat es vorgemacht, mit der Initiative, dass antifaschistisch arbeitende Vereine ihre Verfassungstreue nachweisen sollen (eine Umkehr der Unschuldsvermutung) und dem Gesetz von Olaf "Polizeigewalt" Scholz, dass eingetragene Vereine sich nicht politisch betätigen dürfen. Es sei denn, es dreht sich um sogenannte Arbeitgeberverbände oder den ADAC. Wann wird diesen Vertretern von Partikularinteressen die Allgemeinnützigkeit abgesprochen? Manche sind halt gleicher als andere, mag man da denken.
Hannibal Corpse
"Politisch geht es dabei immer um die Eitelkeiten der Nationen, ihre Ingenieurskunst unter Beweis zu stellen, wissenschaftlich um die ewige Frage: Gibt es außerirdisches Leben?"
zum BeitragElon Musk geht es sicher nicht um die Eitelkeit der Nation, sondern viel eher um seine eigene. Er hatte ja schon die Idee, abertausende Wasserstoffbomben auf dem Mars abzuwerfen, um ihn zu erwärmen und das Wasser in Polnähe zu schmelzen. Dass der Sonnenwind alles Wasser in der Athmosphäre und auf der Oberfläche ins All getragen hat, interessiert ihn nicht weiter. Wasserstoffbomben zu besitzen, ist da schon weit interessanter.
Viel treibender als die Frage, welche Nation den Größten hat, wird die Frage nach der Erschließung der Bodenschätze auf dem Mond, dem Mars und im Asteroidengürtel sein. Es ist nicht umsonst von der "Eroberung des Weltraums", von einer "New Frontier" die Rede. Es ist nicht "die Menschheit", die darauf drängt, irgendwelche öden Felsen im All zu besiedeln, es ist der Kapitalismus. Wer da nicht mitzieht, hat am Ende das Nachsehen. Weder die USA noch die EU haben die Angebote aus China und Russland angenommen, im Rahmen des Weltraumvertrages eine Stationierung von Waffen im Weltraum zu verhindern. Es sind die westlichen Staaten, die hier die Aggression ausübern, ganz im Widerspruch zu dem auch in der taz gepflegten Selbstbild.
"Fiasko" von Stanislaw Lem ist ein Buch zum Thema Wettrüsten im Weltraum, dass sich zu lesen lohnt.
Hannibal Corpse
Die Vokuhila hat schon seit ein paar Jahren Renaissance. Jedenfalls rennen in meiner Bezugsgruppe schon seit einiger Zeit wieder Männer mit Vokuhila rum.
zum BeitragEin Pony ist außerdem kein Vokuhila, denke ich, denn beim Pony sind die Haare oben und an den Seiten lang und nur in der Stirn kurz. Bei der Vokuhila dagegen sind nur die Haare am Hinterkopf lang.
Hannibal Corpse
[Re]: Das ungute Ende ist im Drama meist schon relativ zeitig absehbar. Ein Drama ist schließlich kein Schocker.
zum BeitragHannibal Corpse
Das Virus mutiert ständig. Nicht jede Mutation wird aber als neuer Zweig anerkannt oder identifiziert und dann in der Öffentlichkeit bekannt gemacht.
zum BeitragIst deswegen nicht vielmehr davon auszugehen, dass es fast unmöglich sein wird, in Deutschland ein Virus zu finden, das dem Ursprungsvirus in China exakt gleicht?
Am Untertitelsatz "Mutierte Viren machen bereits 22 Prozent aller Corona-Infektionen in Deutschland aus." sollte also vielleicht noch etwas gefeilt werden.
Hannibal Corpse
[Re]: Danke. Schließe mich an.
zum BeitragHannibal Corpse
[Re]: Dass so viele Menschen im Niedriglohnsektor Drecksarbeiten verrichten müssen liegt nicht daran, dass sie Lust dazu hätten. Das ist politisch so gewollt. Wenn die Menschen im Müllwerk nicht nur den Mindestlohn bekommen würden, sondern so viel wie die bei BMW am Fließband, wäre der Arbeitsprozess dort auch in einem ähnlichen Grad automatisiert. Dann würde der Müll weitestgehend automatisch sortiert werden und es würde viel weniger Drecksarbeit anfallen.
zum BeitragNicht jede:r hat so viel Glück im Leben, die Voraussetzungen für ein Studium zu bekommen. Die Bildungschancen sind in Deutschland so ungleich verteilt wie kaum sonst irgendwo. Kurierfahrer:innen haben auch nicht die Neigung, bei minus zehn grad durch den Schneematsch und über vereiste Straßen zu fahren, oder warum denken Sie, demonstrieren diese Arbeiter:innen, von denen im Artikel die Rede ist.
Hannibal Corpse
[Re]: Tun Sie doch nicht so, als könnten Sie sich die Zähne reparieren oder ihr Auto.
zum BeitragWas Sie aber tun können, ist, vor die Tür zu gehen, wenn es arschkalt ist und sich das Essen selbst abzuholen. Sie können auch ihren Arbeitsplatz selbst sauber halten.
Wenn eine Putzfrau genauso viel verdienen würde wie ein Büroangestellter, würde es sich in der Mehrzahl der Fälle nicht lohnen, das Büro von einer Putzkraft reinigen zu lassen. Denn die zusätzlichen Kosten für den Papierkram und einen Ersatz bei Erkrankung fallen trotzdem an. Im Endeffekt wäre es für ein durchschnittliches Unternehmen also teurer, eine Putzkraft zu mieten, als eigene Angestellte diese Aufgabe übernehmen zu lassen.
Wenn die Menschen in der Lieferbranche einen durchschnittlichen Lohn erhalten würden, würden sich Durchschnittsverdiener:innen viel eher fragen, ob sie sich eine Essenslieferung leisten wollen.
Hannibal Corpse
Wissenschaft lernt genauso viel aus Experimenten, die scheitern, wie aus Experimenten, die gelingen. Wenn politisch mehr Wettbewerb verordnet wird, werden Wissenschaftler:innen für's Scheitern bestraft. Das heißt, sie werden für das Experimentemachen bestraft.
zum BeitragKapitalismus ist auch nicht viel mehr als ein gesellschaftliches Experiment - und eine immer größer werdende Zahl von Wissenschaftler:innen sieht dieses Experiment als gescheitert an.
Eine absurde, antiaufklärerische Politik als, die nicht nur Wisenschaftler:innen dafür bestraft, Wissenschaft zu betreiben, sondern ihnen auch noch verhindert, dass sie bestimmte Experimente vorantreiben, indem sie das kapitalistische Experiment als alternativlos verordnet.
Für das Recht auf Experiment! Wer nicht scheitern kann, bei dem Versuch, es anders zu machen, kann auch nicht zeigen, dass es anders besser geht.
Hannibal Corpse
[Re]: Da haben Sie etwas falsch verstanden.
zum BeitragEs geht, nicht darum, Menschen nach Hautfarbe zu hierarchisieren, sondern darum, nicht so zu tun, als seien wir alle gleich, wo doch Menschen anhand ihrer Hautfarbe und Herkunft strukturell diskriminiert werden. Man kann Differenzen nicht (positiv) aufheben, wenn man so tut, als seien sie nicht da. Wer als Schwarze(r) diskriminiert wird, muss sich als Schwarze(r) wehren.
Es lassen sich auch diejenigen Elemente einer Geschichtserzählung nicht identifizieren und kritisieren, die für eine strukturelle Diskriminierung sorgen, wenn es nicht verschiedene Geschichtserzählungen aus verschiedenen Perspektiven gibt. Dann erst kann man fragen: Warum ist es so - und nicht anders? Warum wird diese Geschichte erzählt - und nicht eine andere? Warum werden Sklavenhalter zu Volkshelden stilisiert und nicht als die Sklavenhalter behandelt, die sie waren? Gäbe es nur eine Geschichtserzählung, die der Herrschenden, hätten die Träume MLK's niemals geäußert werden dürfen, denn die Geschichte, die er erzählt hat, unterschied sich so radikal von der Geschichte, die die herrschende Klasse sich damals erzählte, wie sich die Geschichtserzählungen der Schwarzen amerikanischen Linken heute sich von der Geschichtserzählung der Weißen amerikanischen Rechten unterscheidet.
MLK hat gesagt, er sei Schwarz, weil er als Schwarzer diskriminiert wurde. Er hat nicht behauptet, Hautfarbe spiele keine Rolle. Solange Menschen deswegen diskriminiert werden, spielt sie eine Rolle.
Es ist bezeichnend, dass Sie das beängstigend finden, dass das wieder eine Rolle spielt, denn offensichtlich hatten Sie sich in einer Welt eingerichtet, in der es keine strukturelle Diskriminierung gibt. Dass Sie Angst bekommen, wenn das sich als falsch herausstellt, heißt doch, dass Sie etwas zu verlieren haben, wenn Schwarze darauf hinweisen, dass sie als Schwarze diskriminiert werden und sich deswegen als Schwarze wehren.
Hannibal Corpse
[Re]: Im Artikel steht "Rom" bzw "Roma". Von Sinti oder Sinti*zze ist gar nicht die Rede. Blinde Denunziationswut nenne ich so etwas.
zum BeitragWer hier allerdings die deutsche Sprache zerstört, das ist die Frage:
"Warum verwenden Sie die [die] deutsche Sprache zerstörende Genderschreibweise? Sinti*zze und Rom[a]*nja[,] kann man weder lesen, geschweige denn sprechen. Mit Gleichberechtigung hat so etwas nicht[s] zu tun. Es ist die Ideologie einiger [W]eniger und leider gehö[r]en Sie jetzt auch dazu."
Hannibal Corpse
"Der Kreis stuft den entsprechenden Komplex als Gemeinschaftsunterkunft im Sinne des Aufenthaltsrechts ein und kürzt den dort lebenden alleinstehenden Erwachsenen die monatlichen Bezüge, da gemeinsames Wirtschaften zu Einspareffekten bei der Haushaltsführung führt."
zum BeitragAn dieser Stelle wäre der Konjunktiv angebracht gewesen. Wer in einer WG wohnt, badet nicht nacheinander im selben Wasser, isst dieselbe Kartoffel zweimal oder wischt sich mit demselben Stück Papier zweimal den Hintern ab. Es ist auch nicht weniger Wäsche zu waschen und wenn zwei Leute Dreck machen, muss auch doppelt so oft geputzt werden.
Hannibal Corpse
"Vom bundesweiten Impfchaos, von dem Rennen gegen immer aggressivere Mutanten, das man verlieren kann, redet er nicht."
zum BeitragDie Metapher vom Rennen, das man verlieren kann, setzt voraus, dass die Impfungen eine Ansteckung und eine Übertragung des Virus verhindern.
Die taz hat allerdings schon darüber berichtet, dass es auch unter Geimpften in Altenheimen wieder Ausbrüche der Infektion gab. Allerdings gab es keine schweren Verläufe der Krankheit.
Ich persönlich gehe deswegen davon aus, dass es wohl eher wie bei der Grippe in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen Auffrischungen der Impfungen mit neuen, verbesserten Wirkstoffen geben wird und die Frage, ob es jemals so etwas wie eine Herdenimmunität geben kann, ist offen.
Wer jedenfalls davon ausgeht, mit der Durchimpfung eines großen Teils der Bevölkerung sei die Sache gegessen, kann schwer enttäuscht werden.
Hannibal Corpse
Komischer Titel. Jandls Gedicht ist doch der Inbegriff der Hufeisenideologie.
zum BeitragIst das Provokation oder Unwissenheit?
www.cicero.de/inne...ts-und-rinks/38224
Hannibal Corpse
[Re]: "Ta tut sich keine Seite irgendetwas!"
zum BeitragSie sind anscheinend nicht während der Baseballschlägerjahre im Osten aufgewachsen, sonst wüssten Sie, was Nazis mit "Zecken" tun.
Hannibal Corpse
[Re]: "Wir leben nicht in Zeiten, in denen man sich anonymer, versteckter Methoden bedienen muss."
In Zeiten, in denen wieder Todeslisten in der Rechten kursieren und aller paar Tage wieder ein neuer Fall von Rechtsextremismus in der Polizei bekannt wird, soll es illegitim sein, seine Identität nicht öffentlich bekannt zu machen? Sollen Antifa-Aktivist*innen gleich ihre Adressen an den nächsten AfD-Ortsverband schicken?
zum BeitragHannibal Corpse
Ich lese immer wieder das Wort "Empörung". Ich halte das für keine brauchbare Analysekategorie.
zum BeitragDer Duden beschreibt Empörung als "von starken Emotionen begleitete Entrüstung als Reaktion auf Verstöße gegen moralische Konventionen" und bei Entrüstung steht als Synonym wieder "Empörung". Bleiben die starken Emotionen und die moralischen Konventionen.
Was die Moral angeht, gibt es von der Neurechten bin in die taz immer wieder stark emotionalisierte Texte gegen den "Moralismus" in der Linken. Ist das denn keine Empörung, nur weil man die eigene Moral als Moralbruch inszeniert (unter Moral verstehe ich nicht das Gute, sondern das Prinzipgeleitete)? Wenn Linke allerdings die Moral wirklich einmal hintanstellen ist die öffentliche "Empörung" am größten. Als es in Connewitz oder Stuttgart Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und ein paar Linken oder ein paar Jugendlichen gab wurde das in der konservativen Presse mehr skandalisiert als der Mord an Lübke. Die "Empörung über die Empörung" ist in Deutschland meist weit größer als die Empörung selbst. Somit ist es ein klar nach links gerichteter Vorwurf, sich zu empören - obwohl der Pragmatismus mit genauso starken Emotionen auftreten kann.
Zum anderen bedeuten Worte nicht einfach das, was eine Verfasser*in darunter versteht. Wenn Rezipient*innen bestimmte Worte anders gebrauchen, bedeutet für sie der Text etwas anderes. Wenn Sie schreiben, dass sie sich nicht empören und einklinken wollen, ist nicht eindeutig klar, warum Sie das mit dem Verfassen dieses Textes nicht längst getan haben. Wie die Kommentare zeigen, wird Ihnen sofort wieder unterstellt, sich zu empören.
Wenn sich zudem jemand als höherrangig Anderen gegenüber begreift, wird er:sie jeden Widerspruch degegen notwendig als herabsetzend empfinden, weil ihm:ihr die Höherrangigkeit abgesprochen wird. Inwieweit die Kritiker*in dabei emotional ist oder nicht, spielt keine Rolle. Wer kaum Emotion zeigt, wird dann einfach als arrogant bezeichnet und als elitär.
Hannibal Corpse
Als mir im Grundstudium Philosophie eine Professoren, die im Nationalen Ethikrat saß, sagte, ich wolle doch nicht etwa die Einheit des Subjektes aufgeben, war mein Interesse sofort geweckt. Vielen Dank also an Klaus Theweleit.
zum BeitragAllerdings würde ich mit der Einheit des Subjektes auch die Einheit des Körpers (sowie das Organ und dessen Funktion) aufgeben. Da will ich gern nocheinmal nachfragen, denn es sieht mir so aus, als gingen Sie davon aus, dass die Körpergrenzen dem Körper vorgängig sind.
"Der betroffene Körper besetzt seine Außengrenzen nicht lustvoll; er entwickelt sie nicht als Verbindungsorgane zur Außenwelt, sondern benutzt sie zur Absetzung vom Außen; bildet sie aus als Grenzziehungsgebilde; bildet einen Panzer aus nach außen, aber auch gegen eigene unintegrierte Gefühle."
Auch, wenn von gespaltenen Körpern die Rede ist, wird - ähnlich wie es anhand der Schizophrenie im Text beschrieben ist - die Einheit des Körpers vorausgesetzt.
Wenn ich mich selbst anschaue - einen Menschen dessen Haut eine Neurodermitis ist - dann steht das Selbst in einer doppelten Beziehung zur Haut. Einerseits wird die Körpergrenze durch verschiedene Kulturtechniken immer wieder von neuem gezogen, sonst wird sich die Haut zum Schuppenpanzer. Andererseits beeinflusst das Hautbild das Selbst. In Neurodermitis-Schubphasen geht es mir auch emotional nicht gut. Die "Haut" (als Haut begriffen) ist, mit Foucault, gesprochen ein Dispositum, durch das die Welt sowohl passiv erfahren, als auch aktiv verändert wird.
Ich kenne auch das Gefühl eines gespaltenen Leibes, nach einer Wirbelsäulen-OP fühlte sich mein Unterleib weiblich an. Die Idee, das im Körper zu verorten und nicht im Leib, ist mir jedoch nicht gekommen. Schließlich ist das keine Frage irgeneiner sozialen Vermessbarkeit.
Der Leib bildet eine Einheit in dem Sinne, dass das Nervensystem in sich geschlossen ist. Von dieser Einheit ausgehend, lässt sich auch von einer Spaltung sprechen.
Leider wird der Leib aber weitgehend ignoriert.
Hannibal Corpse
Eine asoziale Gesellschaft. Selbst keine Lust haben, vor die Tür in die Kälte zu gehen, um etwas zu essen zu holen, aber jemand anders soll das für eine*n machen. Dafür gibt es -zig andere Beispiele: Müllsortierer im Müllwerk, Putzkräfte im Büro, Quasi-Sklaven in den globalen Lieferketten.
zum BeitragNach wie vor versteht die Mehrheit der Deutschen "Freiheit" als das Recht auf Untergebene.
Dabei wird die Möglichkeit von Freiheit aber verneint. Denn die eigene Freiheit hört da auf, wo die Freiheit der anderen anfängt.
Hannibal Corpse
[Re]: Bei Proof of Stake kann derjenige Spekulant die meisten "Münzen" minen, der am meisten von ihnen besitzt.
zum BeitragDas ist überflüssig wie ein Kropf.
Da entledigt sich das Kapital der unangenehmen Notwendigkeit, für die Erzeugung der Profite Arbeit ausbeuten zu müssen, fast schon vollständig. Menschen sind für das automatische Subjekt halt nicht wichtig. Bei ausreichender Entwicklung der Produktivkräfte werden Menschen für den Kapitalismus weitestgehend überflüssig.
Hannibal Corpse
[Re]: "Ich erlebe eine seltsame Schere zwischen der tatsächlichen Praxis der Linkspartei dort, wo sie was gestalten kann, und der programmatischen Selbstbeschreibungen"
zum BeitragIch will nicht behaupten, dass alles zu hundert Prozent optimal ist, was die LINKE in Regierungen tut. Aber dabei gilt es auch zu berücksichtigen:
- Die Linke ist in keinem Land so stark, dass sie die Politik ähnlich stark bestimmen kann, wie es etwa die CDU tut. Sie muss sich mit den Grünen und der SPD arrangieren. Das kann sich nur ändern, wenn mehr Leute die Linke wählen.
- In der Bundespolitik hat die Linke nichts zu sagen. Deswegen ist ihre Handlungsfreiheit in den Ländern zusätzlich beschränkt. Damit sich Handlungsspielräume eröffnen, auch dafür müssen mehr Leute die Linke wählen.
- Wenn die Amtsstuben wie in Thüringen deutlich schwarz-braun besetzt sind, braucht es lange Zeit und kulturelle Veränderungen, damit dort ein Personalwechsel stattfinden kann. Deswegen sind gesellschaftspolitisches und kulturelles Engagement sehr wichtig. Wie im Interview richtig gesagt, "wird uns kein linker Minister retten".
Man muss von der Linken viel erwarten, weil viel auf dem Spiel steht. Aber man darf auch nicht zuviel erwarten. Nachhaltige Veränderungen brauchen in einer Demokratie einen langen Atem und sehr viele Beteiligte.
Hannibal Corpse
[Re]: Sonst beschweren Sie sich, dass die LINKE nicht neoliberal genug ist (siehe oben), aber wenn eine Landespolitikerin das 46 Millionen große Haushaltsloch nicht stopfen kann, dass ihr die Bremer Bürgerschaft und die Bundesregierung zumuten, fordern Sie, dass sie ein Wunder vollbringt und das Geld einfach aus dem Hut zaubert.
zum BeitragEin Taschenspielertrick ihrerseits.
Hannibal Corpse
[Re]: Das liegt wohl daran, dass mit der CDU keine Konzepte umgesetzt werden können, die von der LINKEN sind. Seien sie auch noch so durchdacht. Die CDU vertritt schließlich.
zum BeitragDass bisher nur Konzepte vor GRÜNEN umgesetzt worden sind, ist ein Effekt der Annäherung der GRÜNEN an die CDU. Die Ursache dafür ist nicht, dass die Konzepte der Grünen besser wären als sie die der Linken.
Die Effektivität eines Konzeptes läßt sich in der Realität nur im Experiment bestimmen. Solange keine Konzepte der Linken ausprobiert werden, können sie ihre Effektivität nicht unter Beweis stellen.
Unter Blinden ist der Einäugige der König.
Hannibal Corpse
[Re]: Die Frage ist, wie die Geldschöpfung authorisiert und die Transaktionen verifiziert werden.
zum BeitragWenn dazu Kryptotechnologien verwendet werden, also Berechnungen auf Computern laufen müssen, wie bei Bitcoin, ist es ein Wettlauf um die meiste eingesetzte Energie und das meiste eingesetzte Kapital.
Wenn statt dessen ein gewisses Maß an Speicherplatz zur Authentifizierung dient, ist es ein Wettlauf um die meisten Festplatten, also auch ein Wettlauf um die meiste eingesetzte Energie und das meiste eingesetzte Kapital.
Facebook und Co wollen eine eigene Kryptowährung und die Kontrolle darüber direkt übernehmen. Das ist die offenste Art, die staatliche Hoheit über die Währung durch die Hoheit des Kapitals zu ersetzen.
Also sind das alles keine linken Perspektiven.
Bleiben der Staat als Garant der Währungssicherheit und die Banken als Garanten der Transaktionssicherheit. Die haben aber schon ein funktionierendes System zur Herstellung von digitaler Währung per Entertastendruck.
Die brauchen auch kein System, bei der jede Transaktion auf immer und ewig im System gespeichert bleibt und sich der energetische Aufwand des Gesamtsystems bei jeder neuen Transaktion erhöht. Denn irgendwo müssen die alten Transaktionen gespeichert und beständig neu kodiert werden und das kostet jede Menge Energie.
Sinnvoll sind solche Anwendungen höchstens im Mikrobereich, wenn die gesamte Blockchain regelmäßig neu aufgesetzt werden kann, um zu verhindern, dass sie immer größer wird.
Hannibal Corpse
Erinnert mich an Jürgen Schneider.
zum BeitragWie hieß es doch so schön in einem Lied von "Reich und Schön":
"Denn ich bin Unternehmer
und alle bau'n auf mich
und irgendwann, irgendwann
da verschwinde ich."
Hannibal Corpse
[Re]: Solange es Menschen gibt, die ihr ganzes Leben gearbeitet haben und trotzdem nur die Mindestrente "verdienen" konnten, ist es müßig darauf hinzuweisen, dass es wohl in jeder Gesellschaft Menschen gibt, die es vorziehen, sich ohne Arbeit durchzuschlagen. Einfach haben die es auch nicht und Respekt haben sie schon deswegen verdient, weil sie als Prügelknaben und Sündenböcke dafür herhalten müssen, was in der Gesellschaft so alles schief läuft.
zum BeitragHannibal Corpse
[Re]: Auch wenn man 60+ ist, muss man sich ein Überwintern auf La-Gomera leisten können. Die Mindestrenter*innen, die bei der Tafel anstehen, gehören da nicht dazu. Die müssen hier bleiben und tragen ein höheres Risiko, angesteckt zu werden, weil selbst 1000 Tote pro Tag nicht genug sind, um die Produktion von nicht lebenswichtigen Gütern für ein, zwei Monate einzustellen.
zum BeitragHannibal Corpse
[Re]: Ich muss ehrlich sagen, dass ich linke Ansätze bei Querfront-Ideologen nicht finden kann. Weder geht es um die Klasse, noch gegen den Kapitalismus.
zum BeitragHistorisch gesehen war die Querfront ein antikommunistisches Bündnis von Nationalliberalen, Konservativen und Zentristen mit der NSDAP.
Schaut man sich Querfrontideologen heute an, hat sich weder etwas an der völkischen Grundhaltung, noch am Antikommunismus etwas geändert. Das ist auch bei der "Querdenker"-Bewegung der Fall, die vielsagende historische Parallelen zur "Schwarzen Front" der "Nationalbolschewisten" aufweist, einer antimarxistischen völkischen Vorfeldorganisation, die nichts mit Bolschewismus zu tun hatte.
Wobei ich aber nicht leugnen will, dass es problematische Organisationen wie die MLPD gibt, die Nationalismus mit der Klassenfrage verbinden. Die ist aber aufgrund dessen, dass sie die Klassenfrage stellt, zu isoliert, als dass man sie als Teil einer Querfront bezeichnen könnte.
Den einzigen Ansatz zu einer Querfront in Ihrem Sinne gibt es wohl im BDS, wo die Hamas als antikolonialistische Organisation verklärt wird. Der Antisemitismus eint dann doch wieder Deutsche von links bis rechts. Die Mitte ist da aber nicht ausgenommen, wie der Text von Georg Meggle in der telepolis zeigt, der keinen Antisemitismus darin sehen will, Israel das Existenzrecht abzuerkennen. Das sei ja bloß Antizionismus.
Insofern ist die Charakterisierung von "Querfront" als einer Verquickung von linken und rechten Ideen falsch. Linke Ideen gibt es nur am ganz linken Rand diese Denkens, der Hauptteil ist "deutsche Ideologie", wie sie im gleichnamigen Buche steht.
Hannibal Corpse
[Re]: Das ist die Logik des unbegrenzten Wachstums. Die globalen Wachstumsgrenzen sind aber längst überschritten. Der Kuchen wird nicht mehr größer, sondern kleiner.
zum BeitragDie Effekte dessen werden lediglich zeitversetzt spürbar. Wir können die Natur nur solange über ihre Grenzen belasten, bis sie zusammenbricht.
Wenn das, was es zu verteilen gibt, nicht mehr zunimmt, sondern mitunter sogar ab, dann führt eine steigende Vermögensungleichheit nicht mehr zu fallender absoluter Armut, sondern zu steigender absoluter Armut.
China ist im Übrigen ein gelenkter Staatskapitalismus, der laut KP-Ideologie dazu dient, die Volkswirtschaft auf das Niveau westlicher Staaten zu entwickeln und er soll dann, beim Erreichen der Wachstumsgrenzen, nach sozialistischen Prinzipien umgestaltet werden. China wäre wohl zumindest als einziges Land der Welt groß und mächtig genug, eine moderne sozialistische Kreislaufwirtschaft aufzubauen, die weitestgehend unabhängig vom Wohlwollen der kapitalistischen Staaten funktioniert. Die Volksrepublik also jetzt schon als kapitalistisches Projekt abzuschreiben, ist womöglich zu voreilig.
Hannibal Corpse
[Re]: Dass Menschenrechte in der Lieferkette gelten sollten, halte ich für eine Selbstverständlichkeit. Das Gesetz dazu halte ich allerdings für nicht mehr als ein Feigenblatt.
zum BeitragDie Widersprüche des Kapitalismus setzt das außerdem nicht außer Kraft. Sollten Schokolade und Kaffee tatsächlich dadurch teurer werden, wird die Nachfrage sinken und ein Teil der Menschen in der Lieferkette wird seine Arbeit verlieren.
Fair-Trade-Produkte orientieren sich zudem am Weltmarktpreis. "Fair-Trade" bedeutet die Garantie, dass den Herstellern mindestens der Weltmarktpreis gezahlt wird. Der Weltmarktpreis wiederum wird durch die Nachfrage und die Spekulation sowie durch Zölle und Sanktionen bestimmt. Wenn alles "fair" auf dem Weltmarkt importiert wird, werden dadurch, dass der Markt die Preise diktiert, Billiglöhne langfristig festgeschrieben. Das ist ein Deadlock: Bewegst du dich nicht, dann bewege ich mich auch nicht.
Die Konsument*innen in Deutschland müssten dazu bereit und finanzkräftig genug sein, soviel zu zahlen, dass in der deutschen Lieferkette eine Anhebung der Löhne auf deutsches Niveau stattfindet. Damit sich die Armen in Deutschland dann noch eine menschenwürdige Teilhabe an der Gesellschaft leisten könnten, müsste das klassenförmige Wirtschaften überwunden werden und der Lebensstandard der Deutschen würde auf oder - aufgrund eventueller US-Sanktionen - unter ein globales Durchnittsniveau sinken.
In den letzten 20 Jahren war die Mehrzahl der deutschen Wähler bereit, eine fünf- bis sechsstellige Zahl Menschen im Mittelmeer und in der Sahara sterben zu lassen, um zu verhindern, dass das passiert.
Das ist nicht negativ, sondern nur analytisch. Um mich zuversichtlich zu stimmen, muss allerdings anderes geschehen.
Hannibal Corpse
Viel Polemik, aber wenig Geschichtsbewusstsein.
Einen Krieg allein an dadurch zu rechtfertigen, dass es darum ginge, einen Krieg (wie bei Irakkrieg I) oder einen Völkermord zuverhindern, unterschlägt eines: Die historische Rolle, die die kriegführenden Staaten bei der Entstehung der Krisenherde gehabt haben.
zum Beitrag- Das deutsche Feulleton hat mit Parolen vom "Völkergrab Jugoslawien" (FAZ) hat über Jahrzehnte hinweg den Vielvölkerstaat mit völkisch-nationalistischer Propaganda angegriffen. Die deutsche Politik und die der NATO-Staaten allgemein hat dies auf diplomatischem und wirtschaftlichem Gebiet getan. Als diese völkisch-nationalistische Politik dahin führte, wo völkisch-nationalistische Politik nun mal hinführt, haben sich dieselben Staaten als Retter in der Not dargestellt.
- In Afghanistan wurden die Mudschaheddin von der CIA bewaffnet und ausgebildet, damit sie gegen die sozialistische Regierung kämpfen. Diese war gezungen, die sowjetische Armee zur Hilfe zu rufen und der Plan aus dem Weißen Haus ging auf, der Sowjetunion ihr eigenes Vietnam zu bereiten. Als die ehemaligen islamistischen Proxytruppen später die Hand bissen, die sie gefüttert hatte, schwor Gerhard Schröder den USA die "bedingungslose Solidarität".
- Im Iran stiftete der CIA einen kommunistischen Aufstand an, der keine Chance auf Erfolg hatte. Dann wurde der Schah bearbeitet, den sozialdemokratischen Präsidenten abzusetzen. Der Schah wurde kurz darauf fallengelassen, statt dessen wurde mit Chomeini verhandelt. Nach dessen Revolution wurde der Irak mit US-Waffen- und Geld für den Krieg aufgebaut und deutsche Firmen lieferten (Komponenten für) das Giftgas. Als Hussein aber einen islamistischen Geschäftspartner überfiel, war die UN immerhin noch dazu gut, zur Abwechslung einen Krieg mit Erlaubnis zu führen und eigenes abgeschriebenes Kriegsgerät zu zerstören.
Bei denjenigen Staaten, die einen Stellvertreterkrieg angezettelt haben, sollte man dann doch fragen, ob sie die richtigen sind, ihn zu beenden.
Hannibal Corpse
"dass sich keynesianische und konservative Ökonomen gelegentlich einig sind."
zum BeitragViele Konservative würden sicher bestreiten, dass ein neoliberaler Ökonom wie Hans-Werner Sinn eine konservative Ökonomie vertritt.
Sei's drum.
Unter Keynesianismus wird die Theorie verstanden, dass der Staat in der kapitalistischen Krise Kredite aufnehmen muss, um in die Wirtschaft und die Infrastruktur zu investieren. Dazu kann er hauptsächlich öffentliche Aufträge ausschreiben und durch die Zentralbank billige Kredite an Privatbanken vergeben. Wenn das zu Aufschwung geführt hat, sollen dann durch Steuererhöhungen diese Kredite zurückgezahlt werden.
Da gibt es sehr viele Gemeinsamkeiten mit einer neoliberalen oder liberal-konservativen Theorie.
- Es wird übersehen, dass die (steigenden) Profite, die zur Überwindung der Krise notwendig sind, von jemandem erarbeitet werden müssen. Daraus folgt, dass die Verteilung der Vermögen sich zugunsten derjenigen ändert, die eine relevante Menge Eigentum an den Produktionsmitteln besitzen.
- Wenn Keynesianer*innen, wie es Piketti gemacht hat, einen nationalökonomischen Ansatz verfolgen, berücksichtigen sie nicht, dass ein auf die Konkurrenzfähigkeit der Nationalökonomie ausgerichteter Staat eine Politik macht, die zur Externalisierung der Krisenfolgen beiträgt. Die riesigen Transfers von "sozialem" und "wirklichen" Kapital aus dem globalen Süden in den Norden bleiben sowohl im Keynesianismus, als auch im Neoliberalismus und im Liberal-Konservativismus unberücksichtigt. Von diesen Kapitaltransfers profitiert auch die so genannte deutsche Arbeiteraristokratie.
- Das Auseinanderdriften der Vermögen in den 60ern hat im Norden eingesetzt, als die Emanzipationsbewegungen im Süden Fahrt aufgenommen haben. Die Kapitaltransfers aus dem Süden konnten die Profitraten im Norden nicht mehr kompensieren. Zur Verteidung der Privilegien wurden die Kapitalsteuern gesenkt. Das wird in allen drei ökomischen Schulen verkannt.
Liege ich da irgendwo falsch?
Hannibal Corpse
[Re]: Kritik ist in ihrer "Kommunikationsblase" anscheinend ein "No-Go". Es geht schließlich in dem Artikel nicht darum GNTM zu verbieten, sondern eine Kulturkritik zu üben. Dass mensch es trotzdem aushalten muss, dass es in einer kapitalistischen Medienlandschaft solche Formate gibt, ist eine demokratische Selbstverständlichkeit. Basisdemokratisch organisierte Medien würden zwar viel weniger solche Formate bringen, Verbote wären da aber auch nicht angebracht.
zum BeitragWer eine Sendung wie GNTM macht, muss die Kulturkritik nunmal aushalten. Fangen Sie also bei sich selbst an, bevor Sie anderen Menschen das Aushaltenmüssen nahelegen. Denn eines heißt Toleranz eben gerade nicht, das haben Sie selbst geschrieben: Dass mensch dass, was er/sie für moralisch falsch hält, akzeptieren muss und keine Kritik üben darf. Die Kritik im Namen der Toleranz unterbinden zu wollen, zeugt vor allem von einem: Intoleranz.
Hannibal Corpse
[Re]: Wäre zumindest ein Gedanke, aber das würde den Plattformen eine Überwachung des Nutzerverhaltens noch einfacher machen. Da müsste also zuerst einmal die personalisierte Werbung verboten werden, sonst würde das zum Ausschluss all derer führen, die sich momentan noch mit entsprechenden Apps oder Browsererweiterungen gegen das Tracking wehren. Niemals würde ich diesem Facebook, wie es jetzt ist, meinen bürgerlichen Namen verraten und meine Adresse.
zum BeitragAbgesehen davon müsste die entsprechende Sicherheitsarchitektur gegeben sein, was praktisch ein großes Problem ist. Wenn auf einmal millionenfach Ausweiskopien über das Netz gesendet werden, ist das ein gefundenes Fressen für Identitätsdiebe.
Es gibt Zweifaktorauthentifizierungsverfahren wie ID4Me, aber auch da sind keine Ausweiskopien hinterlegt. Es ließe sich aber denken, auf dem Bürgeramt eine derartige vom Staat eingerichtete Authentifizierung für eine Person einzurichten und dabei keine Ausweiskopie herumzusenden. Die Software müsste dann sicherstellen, dass das Nutzerverhalten nicht geloggt wird und die Identität nur mit Gerichtsbeschluss abgefragt werden kann.
Ich vertraue den Sicherheitsbehörden aber nicht in der Hinsicht, dass sie nicht versuchen würden, dass zur Überwachung zu benutzen. Zumal in den geheimen G10-Verträgen, die Verfassungsrang haben, der gesetzliche Anspruch auf Schutz vor Bespitzelung durch ausländische Dienste aufgehoben wird und der Verfassungsschutz immer wieder "Amtshilfe" durch US-Geheimdienste erhält, die besser wissen, was in Deutschland so los, als es der deutsche Inlandsgeheimdienst tut.
Hannibal Corpse
[Re]: Der Pressekodex gibt dazu eine Anleitung. Die BLÖD darf sich nicht mehr "Zeitung" nennen, weil sie zuoft dagegen verstoßen hat und verstößt. Ob man Menschen, die nicht für eine Zeitung schreibung, jedenfalls nicht für ein Medium tätig sind, dass im Sinne des Presskodex tätig ist, als "Journalist*innen" bezeichnen muss? Ich glaube das nicht. Kollegialität brauchen jene, die sich diese Bezeichnung verdienen, da jedenfalls nicht verspüren.
zum BeitragIn Bezug auf diesen Fall sind folgende Punkte aus dem Presskodex zu beachten:
Ziffer 1 - Wahrhaftigkeit und Achtung der Menschenwürde
Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde (!) und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse.
Ziffer 8 – Schutz der Persönlichkeit
Die Presse achtet das Privatleben des Menschen und seine informationelle Selbstbestimmung. Ist aber sein Verhalten von öffentlichem Interesse, so kann es in der Presse erörtert werden. Bei einer identifizierenden Berichterstattung muss das Informationsinteresse der Öffentlichkeit die schutzwürdigen Interessen von Betroffenen überwiegen; bloße Sensationsinteressen rechtfertigen keine identifizierende Berichterstattung.
Sprich: Das Privatleben eines Menschen ohne dessen Zustimmung an die Öffentlichkeit zu zerren und ohne dass es um Tatsachen ginge, die von öffentlichem Interesse sind, verletzt den Pressekodex.
Ärzt*innen, die sich vorsätzlich oder fahrlässig nicht an ihre ärztlichen Pflichten halten riskieren, besonders wenn dies wiederholt passiert, ein Berufsverbot. Wenn eine Gastronom*in wiederholt bei der eklatanten Verletzung der Hygienevorschriften erwischt wird, kann ihr das Betreiben einer Gaststätte ganz untersagt werden.
Nun kann das Recht auf freie Meinungsäußerung zurecht nicht derartig eingeschränkt werden. Wenn aber die BLÖD sich nicht "Zeitung" nennen darf, ist es doch das mindeste, bei ihren Angestellten nicht von "Journalist*innen" zu reden.
Hannibal Corpse
[Re]: "Milch, z. B. ist halt als Euter- und Eier als Nichtsäuger-Wirbeltier-Menstruationsprodukt definiert."
zum BeitragIch habe letztens erst wieder einen wilden Überraschungseivogel gesehen. Der nimmt soviel Mikroplastik mit der Nahrung auf, dass man das Eigelb leider nicht essen kann.
Insofern denke ich schon, dass man den Konsument*innen zutrauen kann, dass sie wissen, dass Hafermilch nicht aus dem Euter des weiblichen Hafertiers kommt.