: Kein grüner „Umfaller“
betr.: „Von Münster nach Kabul“, taz vom 6. 1. 03
Im Februar übernimmt der Stab des I. Deutsch-Niederländischen Korps aus Münster die Führung der Isaf-Schutztruppe in Kabul. Das begrüße ich, weil Isaf eine unverzichtbare Schlüsselrolle für den Friedensprozess in Afghanistan spielt und die Bundeswehr dabei vorbildlich agiert.
Die taz behauptet, ich wolle mich von den Münsteraner Friedensgruppen „ungern daran erinnern lassen, dass er selbst noch Anfang der 1980er-Jahre gegen das I. Korps und die Münsteraner Tradition als Militärstandort demonstriert hat“. Damit wird das Bild eines grünen „Umfallers“ nahe gelegt.
Die oben genannte Behauptung ist falsch und erfolgt wider besseres Wissen. In meiner schriftlichen Antwort auf die taz-Anfrage betonte ich ausdrücklich die Richtigkeit und Notwendigkeit unseres damaligen Protestes gegen die „potenziell selbst- und massenmörderische Politik atomarer Abschreckung“ und die Einbeziehung des I. Korps in diese. Ich bin stolz, zu diesen und vielen anderen Friedensdemonstrationen in den 80- und 90er-Jahren beigetragen und viele Flugblätter verfasst zu haben. Allerdings habe ich mich immer um konkrete Militäranalyse und -kritik bemüht und bloße Ferndiagnosen vermieden. Und dann werden Unterschiede zwischen damals und heute – eben der von mir angesprochene „teilweise Funktionswandel von Militär“ Richtung VN- und Friedensunterstützung – unübersehbar. Dass Militär nichtsdestoweniger ein besonders teures, riskantes und bei Gewalteinsatz zerstörerisches und tückisches Mittel ist, gilt selbstverständlich weiter. WINNI NACHTWEI, MdB Bündnis 90/Die Grünen, Münster, sicherheitspolitischer Sprecher