„Dr. Frey hat die Fragen geschickt“

Franz Alt in den Rechtspostillen „Deutsche Nationalzeitung“ und „Junge Freiheit“

„Wie viel Holocaust-Zweifel sind erlaubt?“, „Was bleibt von Deutschland, wenn Millionen Türken kommen?“ und „Treibt Israel Bush zum Krieg?“ – Fragen auf die die rechtsextreme Deutsche National Zeitung allwöchentlich Antworten gibt. Die Frage „Weltkrieg ums Erdöl?“ darf indes Franz Alt in der Postille von Gerhard Frey, Parteivorsitzender der Deutschen Volksunion (DVU), beantworten.

Unter der Überschrift „Bush ist ein Vertreter der US-Ölwirtschaft“ stellen Alt und Frey in der Ausgabe vom 31. Januar im Gespräch fest, das eben nicht die Bekämpfung der Massenvernichtungswaffen George Bush Motivation ist, sondern das „Streben nach Öl“. Den renommierten Fernsehjournalisten,der das 3sat-Magazin „Grenzenlos“ leitet, scheint die Ausrichtung der DNZ nicht zu stören. „Dr. Frey hat mir die Fragen geschickt“, erklärt Alt auf Nachfrage: „Diese habe ich beantwortet, wie ich das bei jeder Zeitung tue.“ Ob die antisemitischen und rassistischen Positionen der DNZ nicht zu einer anderen Reaktion führen sollten, ließ Alt offen. Trotz weiteren Nachfragens keine Antwort des Ökologen und gelegentlichen taz-Autors.

Neues Alt-Buch

Anlass für das Interview ist Alts neues Buch „Krieg um Öl oder Frieden durch die Sonne“. Mit „großem Interesse“, betont Frey, habe er es gelesen und fragt getreu dessen Botschaft ab: „Werden die Kriege der Zukunft in erster Linie Kriege um Rohstoffe sein?“ – „Eindeutig ja“, antwortet Alt: „Wenn wir nicht […] auf erneuerbare Energiequellen umsteigen, dann taumeln wir wie blind in das größte Gemetzel der Menschheitsgeschichte.“

Wie Frey sieht er auch „die Gefahr eines Kampfes der Kulturen“, betont aber, das ein „Dialog zwischen den Kulturen […] überlebenswichtig“ geworden sei. Doch vor allem die „Vertreter der alten Energiewirtschaft“ und von ihnen „abhängige Politiker“ würden den „Frieden durch die Sonne“ verhindern.

Bereits im vergangenen Oktober hatte Alt für einen Debattenbeitrag in der jungrechten Wochenzeitung Jungen Freiheit zur Verfügung gestanden und sich gegen einen Krieg im Irak ausgesprochen. Im Kampf für „Frieden und Umwelt‘ unterstützte er auch den mittlerweile verstorbenen Ökoreaktionär Herbert Gruhl, der sich vorstellen konnte, gegen die „Masse der Menschen in den Entwicklungsländern“ notfalls die Atombombe einzusetzen. Mehrfach schrieb Alt für die Jahrbücher der 1999 gegründeten Herbert-Gruhl-Gesellschaft, die sich der „Verbreitung des Lebenswerks“ ihres Namensgebers verschrieben hat.

ANDREAS SPEIT