RWO droht der Bundesliga

Zweitligist Rot-Weiß Oberhausen festigt nach der Nullnummer gegen Mainz 05 seinen Aufstiegsplatz. Wirklich bundesligatauglich ist bislang nur Trainer Jörn Andersen

Mainz-Trainer Jürgen Klopp fragte sich hinterher warum das Spiel überhaupt stattgefunden hatte

aus OBERHAUSEN HOLGER PAULER

Besucher des CentrO, die sich am Mittwochabend zufällig ins Oberhausener Niederrheinstadion verirrten, dürften kaum geglaubt haben, dass dort zwei Anwärter auf einen Platz im Fußballoberhaus am Werke waren – allzu gemächlich ging es beim Zweitligaspiel Rot-Weiß Oberhausen gegen den FSV Mainz 05 zu. Die Konsequenz des Gekickes: Ein torloses Unentschieden vor über 7.000 kälte-durchnässten Zuschauern. Immerhin konnte Oberhausen den dritten Platz manifestieren – mit vier Punkten Vorsprung auf Verfolger Mainz 05. „Mit dem Unentschieden sind wir mal zufrieden“, sagte Mainz-Coach Jürgen Klopp, der wie sein Gegenüber Jörn Andersen ein „gutes Spiel“ gesehen hatte. Mit der Meinung blieben sie allein.

Im Schatten des Gasometers wird also weiter leise vom Aufstieg geträumt. Und Jörn Andersen ist wohl der einzige Grund dafür. Seine seltsam wirkende Aura hat Einiges bewegt – zumindest im sportlichen Bereich. Die Gemütlichkeit, mit der die Ordner ihren Dienst verrichten, erinnert nach wie vor eher an ein Ortsvereinfest der SPD: „Von welchem Verein sind Sie?“, fragt ein älterer, grauhaariger Herr. „taz, tageszeitung!“ „Mal sehn: vom Bruch, Schalke... ...nee ham wa nicht... ...Dubski, Funkel.“ Nach fünf Minuten werden die Karten dann doch noch ausgehändigt. Es gibt noch Einiges zu tun.

Auch auf dem Platz. Der Oberhausener spielt keinen schönen Fußball. Das „dirty dozen“, wie Kollege Schurian die Mannschaft nennt, besteht aus abgehalfterten Wandervögeln wie Mike Riepietsch oder Frank Scharpenberg und gänzlich unbeschriebenen Spielern wie Adrian Aliaj und Gauthier Remacle. Sie sind erfolgreich mit einer Spieleröffnung, die zumeist dem Zufall geschuldet ist: Lange Bälle auf die kleinen wendigen Stürmer. Ganz anders die Spielanlage der Mainzer Gäste. Ballsicherung und schnelles Kurzpass-Spiel. Trotzdem hatte man nie das Gefühl, dass sie das Spiel gewinnen können. Nach zwei „last-minute“ verpassten Aufstiegen ist ihnen die Leichtigkeit abhanden gekommen. Es macht sich das Hessen-Kassel-Syndrom breit.

Die größten Chancen vergibt dann auch Oberhausen. Der eingewechselte Tibor Tokody scheitert in den letzten Minuten zwei Mal freistehend. „Die muss er nutzen“, sagt Andersen, „ich mache ihm aber keinen Vorwurf.“ Andersen beherrscht die Dialektik. Auch bei der Beurteilung seines Mittelfeldspielers David Montero, der sich in der letzten Szene des Spiels die rote Karte abholt. „Ein böses Foul“, sagt Andersen, „aber Gelb wäre auch okay gewesen.“ Zwei gestreckte Beine gegen Christoph Babbatz, der darauf vom Platz getragen wird. Verdacht auf Bruch. Jürgen Klopp hofft und Jörn Andersen weiß, „dass es nur eine Prellung ist“. Immerhin befreit das Foul das Oberhausener Publikum aus seiner Lethargie. Schiedsrichter Franz Xaver Wack wird nach dem Schlusspfiff gnadenlos ausgepfiffen und mit Bierbechern beworfen. Während des Spiels bleiben Gefühlsausbrüche aus. „Mit dem Spann muss er den neben“, wird die beste Chance der ersten Halbzeit unaufgeregt kommentiert.

Sollte den Oberhausenern tatsächlich der Aufstieg gelingen, könnte vielleicht gerade diese Apathie zur größten Waffe werden. Keine 10.000 Zuschauer in einem kleinen Laufbahn-Stadion ohne Atmosphäre. Unattraktiver Defensiv-Fußball ist hier erfolgreich zu hause. Gerade potentiell chancenlose Mannschaften haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie so Klasse halten konnten: Unterhaching, Cottbus sogar der MSV Duisburg in der alten Wedau. Friedhelm Funkel hatte seine Freude am Spiel.

Mainz-Trainer Jürgen Klopp fragte sich hinterher warum das Spiel überhaupt stattgefunden hätte, nachdem es vor zwei Wochen abgesagt worden sei. Klopp blickt in ratlose Gesichter, um resigniert festzustellen: „Ich glaub. die Leute wollen nach hause“ – stimmt. Und Jörn Andersen lächelte wissend.