: Eine alte Weggefährtin als Nachfolgerin
Ingeborg Junge-Reyer (SPD) soll Strieder im Senat ersetzen. Mit ihm arbeitete sie schon 1992 im Bezirk zusammen
Ingeborg Junge-Reyer gehört in die Kategorie derer, von denen es heißt: Die war aber auch mal an der Reihe. Die 57-Jährige, die das Abgeordnetenhaus am Monatsende zur Stadtentwicklungssenatorin wählen soll, gilt schon länger als mögliche Ressortchefin. Erst vergangene Woche vertrat sie Strieder souverän im Plenum des Abgeordnetenhauses.
So richtet sich auch die prompte Kritik der CDU-Fraktion an der Ernennung nicht gegen ihre Kompetenz. Junge-Reyer sei fachlich sicherlich in der Lage, das Amt zu übernehmen, räumt Fraktionschef Nicolas Zimmer ein. Er wünscht sich aber frischen Wind im Stadtentwicklungsressort, nennt ihre Nominierung einen Schnellschuss.
Tatsächlich ist Junge-Reyer eine alte Weggefährtin von Strieder und länger als er selbst hauptamtlich in der Berliner Politik: Als Strieder 1992 Bürgermeister von Kreuzberg wurde, war sie dort schon drei Jahre Stadträtin. 1999 wurde sie Vizebürgermeisterin und noch im gleichen Jahr Staatssekretärin im Ressort Arbeit, Soziales und Frauen, 2002 wechselte sie ins Ressort Stadtentwicklung.
Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) sprach ihr „langjährige Erfahrung im politischen Bereich“ und hohe Kompetenz zu. „Eine ausgezeichnete Wahl“, urteilte PDS-Landes- und Fraktionschef Stefan Liebich. Junge-Reyer selbst sprach von einer „Herausforderung, die ich gerne annehme“.
Der Vorschlag Junge-Reyer lag offenbar schon griffbereit in der Schublade und war mit Partei und Fraktion zumindest in groben Zügen abgestimmt. Denn der Unterschied zum Rücktritt Gregor Gysis 2002 ist überdeutlich. Die PDS brauchte damals fünf Tage, bis sie die Nachfolge klärte. Zwischen Strieders Rücktrittserklärung und Junge-Reyers Nominierung hingegen lagen kaum zwei Stunden. „So sind wir eben“, kommentierte Wowereit lapidar. STEFAN ALBERTI