: Dem Stadtteil zu Liebe
Neuer Gesamtschulstreit in Steilshoop: CDU-Ortsverband behauptet, Eltern hätten kein Vertrauen in diese Schulform. Elternrat weist diese Behauptung als Vertrauen zerstörend zurück. Anmeldezahlen und Geburtenprognosen zudem positiv
von KAIJA KUTTER
Im Ortsausschuss Barmbek-Uhlenhorst wollen Eltern der Gesamtschule Steilshoop morgen zahlreich erscheinen und über Pisa diskutieren. Anlass ist ein Artikel im Bramfelder Wochenblatt, in dem der CDU-Politiker Andreas Ernst erklärte, die Gesamtschule Steilhoop habe seit Jahren sinkende Anmeldezahlen, weil die Eltern „kein Vertrauen zur Arbeit der Integrierten Gesamtschule haben“. Die einzige Möglichkeit, die Schließung der Schule zu verhindern, sei deren „Umwandlung in eine kooperative Gesamtschule“.
„Dieses Vorgehen ist empörend“, sagt der Elternratsvorsitzende Martin Kersting. „Wenn so etwas systematisch verkündet wird, dann haben Eltern auch kein Vertrauen.“ Die örtliche CDU hatte schon im Bürgerschaftswahlkampf diese These aufgestellt. Die Stadtteilkonferenz verfasste deshalb bereits im Februar eine Resolution, in der die „kooperative“ Gesamtschule als „Mogelpackung“ abgelehnt wird, weil dort wie seit jeher die Kinder in den Klassen „fein säuberlich nach Haupt- und Realschülern getrennt“ unterrichtet werden. In der integrierten Gesamtschule jedoch wird, wie bei den Pisa-Siegern Skandinaviens, der Bildungsweg bis zur zehnten Klasse offen gehalten. Kersting: „Wir haben einen sozial angeschlagenen Stadtteil. Eine andere Schulform ändert daran nichts.“ Zudem sei die integrierte Schulform am besten in der Lage, diesen Kindern Bildung zu vermitteln.
„Wir wollen hier keine ideologische Debatte führen. Es geht uns um den Stadtteil Steilshoop“, verteidigt Andreas Ernst seinen Vorstoß. Fakt sei, dass die einst auf 2.500 Schüler ausgelegte Schule heute „keine 500 Leute mehr“ habe und seit Jahren rückläufige Anmeldezahlen. Weil die Attraktivität der Schule für den Stadtteil „nicht vermittelbar“ sei, würden viele auf benachbarte Schulen wie das Gymnasium Bramfeld ausweichen. Die Umwandlung in eine kooperative Gesamtschule könnte den Schulstandort „stützen“, da die Eltern die spezialisierten Schulen „besser finden“.
Eine kooperative Gesamtschule hatte vor zwei Jahren im nahen Barmbek am Benzenbergweg eröffnet. „Eine Nachfrage nach kooperativen Plätzen könnte über dortige Anmeldeüberhänge nachgewiesen werden“, erklärt der SPD-Abgeordnete Gerd Lein. „Die haben wir aber nicht.“ Der Steilshooper Schulleiter Dieter Maibaum weiß zu berichten, dass „die Anziehungskraft dieser Schulform wieder nachlässt“. Die Eltern registrierten, dass die Durchlässigkeit von unten nach oben dort „relativ gering“ sei.
Maibaum hat der aufgeregten Debatte allerhand positive Zahlen beizufügen. So konnte seine Schule im Sommer 2003 tatsächlich nur zwei fünfte Klassen einrichten, was laut Schulgesetz eine zu wenig ist. Doch dank intensiver Werbung mit Schulprogramm und Ganztagsschulangebot ist die Anmeldezahl nun auf 72 gestiegen, womit die Dreizügigkeit wieder erreicht wird.
Maibaum führt den Einbruch auf die Geburtenzahl zurück. So hatten 1990 beide Grundschulen im Stadtteil doppelt so viele Schüler wie heute. In einem Jahr aber steige deren Zahl wieder an, so dass ab 2009 auch für die IGS-Steilhoop wieder an Vierzügigkeit gedacht werden könne. Die Planzahl von 2.500 Schülern sei „30 Jahre alt“ und nie erreicht worden. Weil dies die Schulplaner erkannten, zog bereits 1986 eine Handelsschule in die übrigen Räume ein.