„Man kriegt ein düsteres Bild“

Jean Griffin Borho leitet die Berliner Dependance der Galerie für zeitgenössische indische Kunst, Bodhi Art. Sie wird nun wegen der Krise am Kunstmarkt geschlossen

taz: Frau Griffin Borho, Sie haben mir erst kürzlich ein Interview gegeben. Ein paar Tage später teilten Sie mir mit, dass die von Ihnen geführte Galerie für zeitgenössische indische Kunst, Bodhi Art Berlin, schließen wird.

Jean Griffin Borho: Ich habe am 16. Januar die Nachricht erhalten, dass der Besitzer von Bodhi Art, Amit Judge, sich entschieden hat, die Galerie zu schließen. Diese Entscheidung hatte ausschließlich finanzielle Gründe, denn durch die Krise auf dem Finanzmarkt ist es zu einer Stagnation auf dem zeitgenössischen Kunstmarkt gekommen, insbesondere aber auf dem asiatischen Kunstmarkt. Deswegen hat Amit Judge beschlossen, vier der fünf Bodhi-Art-Galerien zu schließen und nur die in Mumbai künftig weiterzubetreiben. Mumbai hält er für den besten Ort, weiterhin zeitgenössische indische Kunst zu repräsentieren. Wir waren alle sehr überrascht von seiner Entscheidung, denn wir haben hier in Berlin ein großes Publikum erreicht, und es gibt viel Interesse an unseren Aktivitäten.

Bodhi Art Berlin gab es also nicht mal ein ganzes Jahr lang?

Nein, die Galerie wurde im April 2008 gegründet und im Mai eröffnet. Wir hatten also nur neun Monate geöffnet. Unsere letzte Vernissage wird am 4. Februar stattfinden: „Images, Recollected“. Die Ausstellung läuft in Zusammenarbeit mit der Berlinale. Es freut uns sehr, dass wir noch einmal mit der Berlinale zusammenarbeiten können, und wir glauben, dass das eine sehr schöne Ausstellung wird, leider unsere letzte. Am 16. Februar werden sich unsere Türen dann für immer schließen.

Hat Amit Judge Geld am Finanzmarkt verloren, oder ist das Galeriegeschäft so schlecht gelaufen, dass ihm die Puste ausging?

Wenn man sich die Perspektiven des Kunstmarktes, insbesondere die für zeitgenössische Kunst anguckt, dann kriegt man ein recht düsteres Bild. Ich denke, er versucht den sichersten Weg zu gehen, sowohl für seine Künstler als auch für seine Firma Bodhi Art. Die Verkäufe haben seit September 2008 abgenommen, und deshalb hat er wohl seine schwierige Entscheidung getroffen und sie uns Mitte Januar mitgeteilt.

Sie haben ein großes Publikum für zeitgenössische indische Kunst in Berlin erwähnt. Schließt das Sammler mit ein, haben Sie Arbeiten verkauft, oder gab es einfach nur eine interessierte Öffentlichkeit?

Wir haben europäischen Sammlern Kunst verkauft, allerdings keine größeren Werke an Berliner Sammler veräußert. Es ist schwierig, in den deutschen Kunstmarkt zu kommen, insbesondere mit neuer Kunst. Es gab aber auch hier großes Interesse. Viele wichtige Sammler sind zu den Vernissagen gekommen und haben sich in unseren Verteiler eingetragen. Deutsche Sammler recherchieren gründlich, bevor sie neue Kunst kaufen, sie kaufen nicht impulsiv. Ich denke, dass wir es mit der Zeit in die besseren deutschen und Berliner Sammlungen geschafft hätten. Leider haben wir diese Zeit nicht gehabt.

Es bleibt allerdings noch eine weitere Galerie für indische Kunst in Berlin, die eine etwaige Nachfrage bedienen kann.

Ja, die Galerie Nature Morte. Ich nehme an, dass sie weiterbestehen wird.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?

Ich will weiterhin im zeitgenössischen Kunstmarkt arbeiten und befinde mich in Gesprächen, um auch in Zukunft zeitgenössische indische Kunst in Berlin vertreten zu können. Ich hoffe, dass ich da meine Sachkenntnis nutzen kann. Ansonsten wende ich mich meiner kleinen Firma JGB Berlin zu, mit der ich vor allem für Amerikaner und Leute, die zum ersten Mal nach Berlin kommen, Kunstberatung betreibe. Berlin ist eine Stadt, in der man, aufgrund ihrer Größe und der verschiedenen Gebiete, in denen man Kunst finden kann, einen Führer braucht, ansonsten kann die Stadt für den Neuankömmling überwältigend sein.

Sie werden weiterhin mit indischen Künstlern arbeiten?

Das hoffe und beabsichtige ich. Die Berliner Bodhi-Art-Kuratorin Jamila Adeli und ich haben ein sehr gutes Verhältnis mit den indischen Künstlern. Die sind sehr traurig, dass die Berliner Galerie schließt. Sie wissen aber auch, dass die Entscheidung in Indien und nicht in Berlin getroffen wurde. INTERVIEW JAN KAGE